Palmyra in Syrien

IS-Terroristen verminen UNESCO-Weltkulturerbe

Ihre Zerstörungswut kennt keine Grenzen. Die religiösen Fanatiker und Terror-Milizen des IS in Syrien und im Irak setzten ihr Vernichtungswerk fort. Nun ist das antike Palmyra in Gefahr.

Veröffentlicht:
von

Nach Berichten der Tagesschau und des Spiegel haben die Terror-Truppen des selbsternannten Islamischen Staates die bedeutenden antiken Ruinen von Palmyra in Zentral-Syrien vermint. Der Direktor der syrischen Altertümer-Verwaltung soll die Vermutungen bestätig haben. Demnach haben die Terroristen Minen beziehungsweise Sprengsätze an den Ruinen und Gebäuden angebracht. Unklar scheint zu sein, ob es sich um Minen handelt, um sich in den Ruinen zu verschanzen oder um andere davon abzuhalten, das Gebiet zu betreten, oder um Sprengsätze mit dem Ziel, das UNESCO-Weltkulturerbe zu zerstören.

Die radikal-sunnitischen Terrortruppen des IS (vormals ISIS) und der Al-Nusra-Front haben in den vergangen Monaten zahlreiche Baudenkmäler, historische Stätten aber auch Kirchen, Klöster und schiitische Moscheen zerstört. Auch im Museum von Mossul haben sie gewütet und zahlreiche wertvolle Statuen aus den Epochen der Assyrer und Parther zerstört. In Palmyra hatten sie bereits die Zerstörung aller Bildwerke angekündigt.

Fanatischer Bildersturm

Der religiös oder ideologisch motivierte Bildersturm hat eine lange Geschichte. Im Altertum, im alten Ägypten und Mesopotamien etwa, wurden im Zuge der Kriege Tempel und Götterstatuen zerstört, die Bilder gehasster Herrscher vernichtet. Auch im Christentum gab es immer wieder Phasen des Bildersturms. Der bedeutendste zur Zeit der Reformation in Europa.

Als die Muslime im 7. und 8. Jahrhundert große Teile des Vorderen Orients und Nordafrikas eroberten, waren sie anfangs zumeist tolerant gegenüber den anderen Religionen. Doch im Verlaufe der Zeit gab es immer wieder Herrscher, die die Zerstörung der Kirchen und Klöster der Christen veranlasst hatten, wie etwa der Fatimiden-Kalif Al-Hakim, der die Zerstörung der Grabeskirche in Jerusalem verantwortete.

Es wäre falsch, den Bilder- und Zerstörungswahn einer bestimmten Religion zuzuordnen. Man muss sich in diesem Zusammenhang nur an die Zerstörungen der Kulturdenkmäler während vieler kommunistischer Diktaturen vorstellen, wie etwa während der Kulturrevolution in China unter Mao Zedong, als zehntausende Klöster und Tempel, Bibliotheken und Paläste dem Erdboden gleichgemacht wurden. Noch heute lassen sich in China die Spuren der Kulturrevolution erkennen.

Doch die neuerlichen Zerstörungen der IS-Terroristen zeigen ein Höchstmaß an zugleich Grausamkeit und Professionalität. Es scheint, wie bei der Zerstörung der Buddha-Statuen in Afghanistan durch die Taliban, um bewusste Provokationen der restlichen Welt zu gehen, ebenso wie bei den grausamen Tötungen der Zivilbevölkerung. Erst kürzlich wurden in Tadmor bei Palmyra Anhänger der Regierungspartei öffentlich enthauptet. Alles wird mit der Kamera dokumentiert und dreist der Weltöffentlichkeit präsentiert. Die Zerstörungen sind kein Kollateralschaden wie bei den US-Luftangriffen auf den Irak. Vielmehr soll der Welt die Entschlossenheit der „Gotteskrieger“ unter Beweis gestellt werden. Die Botschaft: Man handelt kompromisslos. Alles oder nichts.

Palmyra ist doppelt gefährdet

Das einmalige Weltkulturerbe der monumentalen Ruinen von Palmyra ist doppelt gefährdet. Zum einen ist es der Willkür der fanatischen Bilderstürmer ausgeliefert. Zum anderen wird in der nahe gelegenen Ortschaft Tadmor seit Wochen gekämpft. Es gibt immer wieder Luftangriffe der Regierungstruppen. Die Ruinenfelder könnten zum Kampfgebiet werden, in dem sich die Terroristen verschanzt halten, und durch die Minen den Feind abzuhalten.

Die radikalen Terroristen in Syrien und im Irak überschreiten alle Grenzen des Hinnehmbaren. Eigentlich wäre ein entschlossenes Handeln gegen sie längst überfällig. Doch es scheint, dass man von allen Seiten nur zaghaft und territorial begrenzt gegen sie vorgeht. Die Türkei beispielsweise hält sich dezent zurück. Es ist schwer, sich des Eindrucks zu erwehren, dass der IS in Teilen geduldet wird, um eine Gegenkraft zum Regime des Baschar al-Assad aufrecht zu erhalten. Denn keine oppositionelle Bürgerkriegspartei ist so erfolgreich und konsequent wie die radikalen Terrormilizen des IS.

Palmyra war bereits in der Jungsteinzeit und Bronzezeit besiedelt. Sie ist bereits in Keilschrifttexten des 2. Jahrtausends v. Chr. erwähnt. Lange Zeit war sie ein wichtiger Umschlagplatz für den Karawanen-Handel zwischen Persien und Mesopotamien einerseits sowie dem Libanon, Syrien und Palästina andererseits.

Ihre Blütezeit erlebte Palmyra in den ersten drei Jahrhunderten n. Chr., als sie vom Handel zwischen dem Römischen Reich und dem Perserreich der Sassaniden profitierte. Berühmt war Palmyras Königin Zenobia, die das Römischen Reich herausforderte und dessen Ostprovinzen angriff, ja sogar teilweise über Syrien hinaus Palästina und Nordägypten erobern konnte, bis der römische Kaiser Aurelian ihr im Jahre 271 . Chr. das Handwerk legen konnte. Ein Jahr später zogen die römischen Legionäre in Palmyra ein. Ein weiteres Jahr später wurde Palmyra als Antwort auf einen antirömischen Aufstand von den Römern zerstört.

Berühmt sind die Säulenkolonnaden, die Tempel, die Nekropolen und die Burgruine von Palmyra. Wegen ihrer pittoresken Lage in der Wüste, gilt die Ruinenstadt von Palmyra, neben Petra in Jordanien, als eine der sehenswertesten archäologischen Stätten des Nahen Ostens.

( Schlagwort: GeoAußenPolitik )

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Dr.H.Dümling

wann wurden die figürlichen Darstellungen in Petra zerstört

Gravatar: H.von Bugenhagen

Na ist denn das..

Lasst sie doch,irgend etwas müssen sie doch mit ihrem Sprengstoff machen.Nur vom Ala hu Akbar schreien werden sie bald heiser und möchten es mal wieder knallen hören,große Kinder die einen Knall haben.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang