Hayek-Tage 2013

Foto: Friedrich A. Hayek Gesellschaft / Facebook
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Vielfältig präsentierten sich die Hayek-Tage 2013 in Göttingen. Am 21. und 22. Juni des Jahres trafen sich 80 Mitglieder der Friedrich A. von Hayek Gesellschaft und Interessenten, um die Vorträge internationaler Referenten zu hören und zu diskutieren. Als Höhepunkt der Veranstaltung wurde die Friedrich A. von Hayek-Medaille während eines festlichen Abendessens an Prof. Dr. Jesus Huerta de Soto und Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Christian Kirchner verliehen.

Freitag

Nach der obligatorischen Mitgliederversammlung am Freitag Vormittag begann der öffentliche Teil der Veranstaltung mit einer Tischrede des Gründer der Alternative für Deutschland, Prof. Dr. Bernd Lucke. Lucke betonte, dass die Mehrheit der deutschen Ökonomen seine Kritik am Euro-Projekt teile.

Im anschließenden Nachwuchs-Workshop hatten Talente aus den Reihen der Hayek-Gesellschaft die Möglichkeit, sich vor dem Publikum zu bewähren. Der Moderator Sascha Tamm vom Liberalen Institut nannte das Podium mit Hendrik HagedornEkkehard Köhler, Dagmar Schulze-HeulingDr. Stephan Balling und Prof. Dr. Stefan Kolev einen «Jungbrunnen».

Die Präsentation Hendrik Hagedorns führte zu besonderen Kontroversen; er stellte eine Methode für ökonomische Modelle im Sinne der Österreichischen Schule vor. Diese Modelle integrierten wesentliche Annahmen der Österreichischen Schule und machten im Gegensatz zu neoklassischen Gleichgewichtsmodellen tatsächliche Vorhersagen über die Wirklichkeit möglich.

Habsburger Schule

Anschließend hielt Prof. Dr. Jesus Huerta de Soto von der Universität Rey Juan Carlos die Friedrich A. von Hayek-Vorlesung «The Essence of the Austran School». Der international bekannte Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie streifte Hayek selbst nur oberflächlich. Er konzentrierte sich auf stattdessen das Erbe der scholastischen Schule von Salamanca in der österreichischen Schule.

De Soto wörtlich:

Indeed, I think the greatest merit of the founder of the Austrian school, Carl Menger, was to rediscover and take up this continental Catholic tradition of Spanish Scholastic thought, which was almost forgotten and cut short, due to the very negative influence of Adam Smith and his followers of the British classical school.

In der Tat glaube ich, der größte Verdienst des Gründers der Österreichischen Schule, Carl Menger, war die Wiederentdeckung und Aufnahme dieser kontinentalen katholischen Tradition spanisch-scholastischen Denkens, das fast vergessen und verdrängt war, durch den sehr negativen Einfluß Adam Smiths und seiner Anhänger in der britischen klassischen Schule.

Wie sich der anglophile Agnostiker Friedrich A. von Hayek als bekanntester und wirkungsvollster «Austrian» in diese katholisch-kontinentale Tradition einfügt, ließ de Soto offen.

De Sotos starke Betonung der spanischen Prägung führte zur launigen Bemerkung eines Teilnehmers, man könne die Österreichische Schule dem Referenten zuliebe in «Habsburger Schule» umbenennen; ein Seitenhieb auf den Habsburger Kaiser Karl V., der zur Blütezeit der Schule von Salamanca unter anderem Spanien und Österreich regierte.

Die Medaille

Im Rahmen des festlichen Abendessens erhielten Prof. Dr. Jesus Huerta de Soto und Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Christian Kirchner die Hayek Medaille für ihre wissenschaftlichen Verdienste. In ihren Laudationes betonte die Vorsitzende der Friedrich A. von Hayek Gesellschaft, Dr. Karen Horn, die Notwendigkeit, «ein ganzheitliches intellektuelles Paradigma zu entwickeln.» Dies treffe auf beide Preisträger zu, «die in ihrem Werk wichtige Beiträge zu einer ‹Verfassung der Freiheit› geleistet haben und leisten und dabei den breiten Blick der Inter-, Multi- oder Pandisziplinarität geradezu verkörpern.»

Samstag

Nach de Soto am Freitag war am Samstag mit Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Christian Kirchner von der Humboldt-Universität Berlin mit seiner Vorlesung als Preisträger an der Reihe. Gewohnt methodisch beleuchtete Kirchner, wie neue Rechtsregelungen sich in evolutorischen (Markt-)Prozessen bilden und durchsetzen könnnen. In seinem Resümee sagte er:

Eine Rechtswissenschaft, die sich auf herkömmliche Fragestellungen und juristische Auslegungsmethoden beschränkt, erweist sich für die ökonomischen Fragestellungen als kaum anschlußfähig. Um eine Ökonomik der Evolution rechtlicher Regelungen weiter zu entwickeln, ist es erforderlich, auf die spezifischen juristischen Selektionsprozesse einzugehen. Geschieht dies nicht, entwickelt die Ökonomik Theorie der Evolution rechtlicher Regelungen, die den Anschluß an die tatsächlich stattfindenden Selektionsprozesse verlieren.

Prof. Dr. Peter Graf Kielmannsegg widmete sich im Anschluss der Frage, wie sich die Demokratie weiterentwickeln könne. Nachdem er Vor- und Nachteile verschiedener Wahl- und Entscheidungsfindungsverfahren durchdekliniert hatte, kam er zu dem Ergebnis, «dass repräsentative und direkte Demokratie aus Gründen der systemischen Logik zwar nicht prinzipiell inkompatibel, aber eben auch nicht beliebig kombinierbar sind.»

Liechtenstein im 3. Jahrtausend

www.youtube.com/watch

Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein widmete sich in seiner Tischrede am Samstag dem «Staat im dritten Jahrtausend».  Der Kleinteiligkeit verpflichtet betonte der Fürst, der Staat der Zukunft werde «der Bevölkerung in den einzelnen Gemeinden einen sehr viel höheren Entscheidungsspielraum geben». In der anschließenden Fragerunde bekannte sich Hans-Adam II, zu sozialer Sicherung aus der Gesellschaft – statt dem Staat –  heraus. Er nutzte die Gelegenheit einer kritischen Frage nach Schwarzgeld und Steuerhinterziehung zur Bemerkung, dass dies in Liechtenstein keine Rolle mehr spiele und die Geldwäsche durch Anonymität im US-Bundesstaat Delaware sehr einfach und verbreitet sei. «Wenn Sie Geld waschen wollen, gehen sie in die USA. Das ist die größte Geldwaschanlage der Welt», so Hans-Adam II.

Religion und Freiheit

Das abschließende Symposium stand unter dem Titel  »Religion – für die Freiheit nützlich, schädlich oder unerheblich?». Es diskutierten Prof. Dr. Martin Rhonheimer,Prof. Dr. Erich WeedeDr. Rainer HermannProf. Dr. Bassam TibiProf. Dr. Michael Zöller und Prof. Dr. Helmut Leipold unter der Leitung von Dr. Gerhard Schwarz. Mit Blick auf das Erstarken des Islamismus warnte Tibi: «Politische Religionen gefährden den Frieden zwischen unterschiedlichen Religionsgemeinschaften. Der Westen hat kein politisches Konzept für den Umgang mit diesem neuen Phänomen.»

Nicht nur der Islam stand im Fokus dieser Diskussion. Als Vertreter der Vatikanischen Universität gestand Rhonheimer ein,»die Beziehung zwischen Christentum und Freiheit war immer und bleibt spannungsvoll und paradox». Der absolute Wahrheitsanspruch einer Religion und politische Freiheit seien nicht völlig miteinander zu vereinbaren. Dennoch habe das christliche Menschenbild wesentliche Grundlagen für den modernen Freiheitsbegriff geschaffen. Je unpolitischer eine Religion sei, war sich das Podium einig, desto besser vereinbar sei sie mit einer offenen Gesellschaft. Von entscheidender Bedeutung sei die Sphärentrennung zwischen Religion und Politik.

Die Hayek-Tage 2013 endeten mit Schlussworten von Dr. Karen Horn und Prof. Dr. Gerd Habermann, dem Vorsitzenden der Friedrich A. von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft.

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Zwei Anmerkungen:

Prof. Kolev saß in 2012 im Nachwuchsworksop – heuer nicht.

Prof. Huerta de Soto brauchte nicht zu begründen, weshalb Hayek und die österreichische Schule der Ökonomie zum Erbe der Erbe der scholastischen Schule von Salamanca gehört. Dies hatte Hayek schon selbst besorgt, und zwar z. B. in "Recht, Gesetzgebung und Freiheit" und in seiner Nobel-Preisrede berief Hayek sich explizit auf die Denker der Schule von Salamanca.

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