Bevölkerungsentwicklung und Ressourcen

Globale Demographie: Die Zeitbombe tickt!

Das weltweite Bevölkerungswachstum sorgt für Beunruhigung. Problematischer ist jedoch die asymmetrische Verteilung der demographischen Ballungsräume und Ressourcen. Das Ringen um Rohstoffe wird durch den steigenden Konsumbedarf der wachsenden Mittelschichten in den Schwellenländern verschärft.

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Bereits vor zweihundert Jahren wurde vor den Konsequenzen des ungebremsten Bevölkerungswachstums gewarnt. Wenn die Bevölkerung schneller wachse als die Produktion der Nahrungsmittel, schlussfolgerte der britische Ökonom Thomas Malthus (1766-1834), werde die Natur durch Elend, Epidemien und Hungertod das Gleichgewicht wieder herstellen.

Zurzeit leben mehr als sieben Milliarden Menschen auf der Erde. In den letzten dreißig Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt. Allerdings ist im selbigen Zeitraum die Geburtenrate pro Jahr leicht zurückgegangen. Dieser Rückgang ist sowohl auf moderne Kontrazeptionsmethoden und individuelle Lebensentwürfe in den Industrieländern als auch auf die Einkindpolitik in China zurückzuführen.

Nach optimistischen Prognosen wird noch im 21. Jahrhundert der Peak erreicht sein. Dann, so hofft man, wird die Bevölkerungszahl wieder sinken. Vorrausetzung für diese optimistischen Prognosen ist jedoch, dass in sich in Afrika und Südasien eine moderne Familienplanungskultur durchsetzt.

Nach pessimistischen Prognosen wird das Wachstum erst durch Nahrungsmittel- und Rohstoffverknappungen eingedämmt werden, die zu Hungersnöten, Kriegen um Ressourcen und humanitären Katastrophen im Sinne der Theorie von Thomas Malthus führen.

Industrialisierung der Landwirtschaft reduziert Hungerkrisen

Es gibt Wissenschafter, die den Katastrophenwarnungen widersprechen. Sie verweisen auf die technischen Errungenschaften der industriell organisierten Nahrungsmittelproduktion. Die moderne Landwirtschaft und weltweite Logistik zur Verteilung der Nahrungsmittel seien effizienter als jemals zuvor.

Die Zahl der Hungernden sei im jungen 21. Jahrhundert prozentual geringer gewesen als in allen vergangenen Jahrhunderten. Über Jahrtausende hätten Hungersnöte und Epidemien die Menschen geplagt, obwohl die Bevölkerung viel kleiner war als heute. Somit widerspreche diese Entwicklung der Theorie von Thomas Malthus in Bezug auf unsere heutige Zeit.

Asymmetrien in der demographischen Entwicklung sind Besorgnis erregender als der Bevölkerungsanstieg insgesamt

Während in Europa und Japan ein Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen ist, der auf die Überalterung der Gesellschaft zurückzuführen ist, steigt in vielen Entwicklungsländern die Einwohnerzahl weiterhin expotential an.

Wie ungleich hierbei Ressourcen und Bevölkerung verteilt sind, zeigt sich am Bespiel Bangladeschs. In dem kleinen Land leben mehr als 160 Millionen Menschen. Damit hat Bangladesch mehr Einwohner als das 116mal größere Russland. Doch im Gegensatz zu Russland ist Bangladesch nicht nur flächenmäßig winzig, sondern auch rohstoffarm, und die landwirtschaftlich nutzbare Fläche ist durch den Anstieg des Meeresspiegels, Flussüberschwemmungen und starke Monsunregen bedroht.

Das Bevölkerungswachstum in Bangladesch ist symptomatisch für die Situation in Südasien. Schon heute leben in den Ländern des indischen Subkontinents mehr als 1,5 Milliarden Menschen. Da im Gegensatz zu China keine rigorose Familienplanungspolitik umgesetzt wurde, wird das Bevölkerungswachstum in diesem Erdteil noch für Jahrzehnte auf hohem Niveau bleiben.

Politische und gesellschaftliche Verwerfungen durch „youth bulge“

Vor zehn Jahren veröffentlichte Graham E. Fuller, Fellow am „Institute for Social Policy and Understanding“ und Ex-CIA-Berater, ein Papier, in dem er vor den Gefahren der demographischen Entwicklungen in den islamischen Ländern Vorderasiens und Nordafrikas warnte.

Die geburtenstarken Jahrgänge würden den Anteil der jungen Generation überproportional anwachsen lassen. Deren Bedürfnissen könne die Gesellschaft nicht nachkommen. Soziale, ökonomische und politische Krisen seien die Folge. Die Konsequenzen seien nicht absehbar.

Tatsächlich wuchs die Bevölkerung in Ländern wie Ägypten, Syrien, Jemen, Algerien, Iran oder Pakistan in den letzten Jahrzehnten besonders schnell. Die hohe Geburtenrate hat zum „youth bulge“ geführt: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist unter 25-30 Jahre alt.

Die jungen Menschen fordern von ihrer Gesellschaft Zukunftschancen, Ausbildungsmöglichkeiten, Jobs und Perspektiven zur Familiengründung. Ihre Erwartungen werden angesichts der wirtschaftlich katastrophalen Lage zwangsläufig enttäuscht werden.

Mit den Revolutionen des arabischen Frühlings, der grünen Revolution im Iran und den Unruhen in Pakistan wurden Fullers Warnungen bestätigt. Vermutlich ist dies erst der Anfang.

Derweil birgt der wirtschaftliche Aufschwung vieler Schwellenländer Asiens und Lateinamerikas ein weiteres Problem: Die neuen Mittelschichten orientieren sich am westlichen Lebensstandard. Doch der ressourcenverschwenderische Lebensstil der Europäer und Nordamerikaner ist ein denkbar schlechtes Vorbild.

China ist ein Beispiel für die Wucht der aufstrebenden Mittelschicht in den Schwellenländern

Elizabeth C. Economy und Michael Levi vom “Council of Foreign Relations” haben in ihrem neuesten Buch („By All Means Necessary – How China’s Resource Quest Is Changing the World”: Oxford University Press 2014) analysiert, wie der Rohstoffhunger Chinas die Weltwirtschaft beeinflusst.

Hunderte Millionen Chinesen der wachsenden Mittelschicht streben nach mehr Konsum und westlichem Lebensstandard. Dazu gehören technische Geräte, Automobile, regelmäßiger Fleischkonsum und Urlaubsreisen. Nur permanentes Wirtschaftswachstum auf hohem Niveau kann den aufstrebenden Bevölkerungsschichten die gewünschten Zukunftsperspektiven ermöglichen. Doch für dieses Wirtschaftswachstum braucht China mehr Rohstoffe.

War zu früheren Zeiten China größtenteils autark, so ist es heute mehr denn je in die Weltmärkte eingebunden. Die landeseigenen Rohstoffreserven und Nahrungsmittelproduktion können den steigenden Bedarf nicht decken. China braucht Erze, Öl, Wasser und Agrarland. Deshalb sucht das Reich der Mitte zunehmend nach Rohstoffen in Asien, Lateinamerika und Afrika.

Chinas Griff nach Afrika

Die höchsten Bevölkerungszuwachsraten und das jüngste Medianalter sind in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara zu verzeichnen. Nirgendwo sonst auf der Welt wächst die Bevölkerung so schnell.

Doch ausgerechnet in Afrika bemüht sich China, die Rohstoff- und Nahrungsmittelbedürfnisse seiner wachsenden Mittelschicht zu sichern. Hier treffen die Bedürfnisse eines bevölkerungsreichen Schwellenlandes und einer verarmten Entwicklungsregion aufeinander.

Hunderte chinesische Firmen und Konzerne haben bereits Niederlassungen in Afrika gegründet. Hunderttausende Chinesen leben und arbeiten dort. Die Chinesen kommen weder als Entwicklungshelfer noch als Kolonisten. Sie kommen als Wirtschaftspartner. Sie investieren, bauen Straßen, verlegen Infrastruktur und liefern chinesische Industriegüter. Im Gegenzug importiert China aus Afrika Nahrungsmittel und Rohstoffe.

Die entscheidende Frage bei dieser Entwicklung bleibt, ob der Nahrungsmittelanbau und Rohstoffabbau auf dem afrikanischen Kontinent schnell genug wächst, um gleichzeitig Chinas und Afrikas Bedürfnisse zu decken. Was passiert, wenn auch die Mittelschichten in den afrikanischen Großstädten einen größeren Konsumbedarf entwickeln?

Inzwischen versucht Japan, den Chinesen im Afrikaengagement nachzueifern. Andere asiatische Staaten dürften folgen. Afrika fällt in dieser Konstellation die Rolle eines Rohstofflieferanten zu, der Fertigprodukte importieren muss und somit am Tropf der Industrienationen und Schwellenländer hängen bleibt.

Wettlauf mit der Zeit

Vielleicht haben die Optimisten recht, wenn sie auf den wachsenden Welthandel und den technischen Fortschritt vertrauen. Doch beim Anblick der Slums in Lagos, Nairobi, Kairo, Mumbai und Kalkutta fällt es schwer, daran zu glauben.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: luxlimbus

Oh Gott - Sie haben ja so recht! Wie der Westen Saudi-Arabien, Kuwait und Quatar ausbeutet ist ganz großes Kolonialkino.

Der böse Westen trägt auch die Schuld durch Fortschritt und Preisgabe seiner Techniken die mehrheitlich mohammedanischen Völker zur Vermehrung statt zur Steigerung ihres Wohlstands, der Kultur und Sitten getrieben zu haben. Hätte er nicht wissen müssen daß weltanschaulich bereits dort das Maximum durch den Islam erreicht worden ist?!

Gravatar: Acharn37

Es widerspricht ja keiner wenn man abwegige Beispiele nennt. Wie beispielgebend sind Laender, hier Bangladesh, wo ca. 50% der Bevoelkerung (Frauen) nicht am taeglichen Leben teilnehmen koennen . Und wie steht es mit dem Beispiel Indien, welches als 'bevoelkerungsstaerkste Demokratie' es bisher nicht fertig gebracht hat, das Kastenwesen zu ueberwinden. Wie waere es mit einem schoenen weiteren Thema - Verunglimpfung der urbanen Mittelschichten . Diese sind ja, wie der Autor schreibt, so gefaehrlich. Thailand 'bashing ' ist gerade so in Mode und wuerde sich doch hier anbierten, oder?! Ich warte auf den naechsten 'doomsday' Beitrag in dieser Richtung.

Gravatar: philosoph

Na da wird wieder Angst betrieben. Es gibt keine Überbevölkerung wer das glaubt soll was tun und bei sich anfangen. Die Welt ist so groß würde man alle Menschen auf einen Kontinent platzieren Australien wäre nicht mal zur hälfte gefüllt alles lüge, das Problem ist die Nahrungsverteilung währen wir hier tonnen täglich wegschmeißen haben andere nichts, ihnen wird ja nichtmal geholfen man könnte Maschinen liefern Technik zu bebauung von Land das wird aber nicht gemacht man beutet lieber aus wie in der Kolonialzeit selbe Chema-

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