Prof. Wilhelm Hankel Wirtschaftswissenschaftler

EU braucht keine gemeinsame Währung - Interview mit Prof. Hankel

Prof. Wilhelm Hankel ist Wirtschaftswissenschaftler und Währungsspezialist. 1997 gehörte er mit zu den Klägern, die beim Bundesverfassungsgericht die Einführung des Euro verhindern wollten. Seine Kritik an der Währungsunion der EU-Staaten hat er in mehreren Büchern dargelegt. Hankel fordert wegen der derzeitigen Griechenland-Krise in einem offenen Brief auf seiner Internetseite, die Bundeskanzlerin auf, Deutschland aus dem Euro ausscheiden zu lassen. FreieWelt.net sprach mit Prof. Hankel über den Euro, seine Zukunft und mögliche Alternativen.

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FreieWelt.net: Was stört Sie am Euro?

Wilhelm Hankel: Dass er zur "Schädige-Deinen Nachbar"-Politik einlädt. Die ehemaligen Schwachwährungsländer haben sich nach Aufnahme in den Euro-Club nicht an dessen Spielregeln gehalten. Sie haben sich hemmungslos verschuldet, nachdem sie in den Genuss billiger Zinsen kamen und keine Abwertungen mehr befürchteten. Mit dem Euro wird das Währungsrisiko sozialisiert und der Währungsmissbrauch honoriert.

FreieWelt.net: Ist der Austritt eines Staates aus der europäischen Währungsunion nicht vollkommen unrealistisch?

Wilhelm Hankel: Keine Währungsunion der Geschichte hat je ihre erste große Krise überlebt. Danach gab es die Rückkehr zu nationalen Währungen und realistischen Wechselkursen. Die meisten der früher aus einer Währungsunion ausgetrenen Währungen leben noch heute: die skandinavischen Währungen oder die der Lateinischen Münzunion.

FreieWelt.net: Immerhin ist die Europäische Union einer der größten und wichtigsten Wirtschaftsräume der Welt.  Ist da nicht auch eine gemeinsame Währung vonnöten?

Wilhelm Hankel: Die Europäische Union braucht keine gemeinsame Währung ,sondern eine starke. Eine von inneren Konflikten zerrissene Währung bleibt nie stark - das sehen wir heute. Jetzt rächt sich die Vermessenheit europäischer Politiker, die glaubten (und ihren Völkern einredeten);man könne ökonomische Zwänge und Gesetze missachten.

FreieWelt.net: Was wird passieren, wenn deutsches oder europäisches Steuergeld zur Sanierung des griechischen Staatshaushaltes verwendet wird?

Wilhelm Hankel: Dafür ist die Zustimmung der nationalen Parlamente erforderlich. Sollte diese erteilt werdsen, werden empörte Bürger (meine drei Kollegen und ich sind solche) vor dem Verfassungsgericht dagegen  klagen, dass Steuergeld zur Belohnung von Rechtsbrüchen eingesetzt wird.

FreieWelt.net: Was schlagen Sie stattdessen vor?

Wilhelm Hankel: Dass Länder, die mit dem Euro nicht umgehen können (oder wollen); die Währungsunion wieder verlassen. Das sehen die Verträge sogar indirekt vor. Im Euro-Vorzimmer (dem sog. WKM) kann man sich ohne Zeitdruck und mit aktiver und legaler Hilfe durch die EU und den IWF auf die Euro-Reife vorbereiten. Alle Mitglieder des WKM weisen derzeit eine bessere performance (eine geringere Verschuldung und Hilfe-Abhängigkeit) aus als die meisten Eurostaaten.

FreieWelt.net:Wie ließe sich Ihrer Ansicht nach eine langfristige Eurostabilität garantieren?

Wilhelm Hankel: Nur dadurch, dass sich Länder mit annährend gleichen Strukturen, Zielen und Problemen zu einer Währungsunion zusammenschliessen. Ein Euro der gleichstarken und -stabilen EU-Länder wäre nicht gefährdet und hätte die Chance, den US-Dollar als Weltwährung abzulösen. Die Euroländer sind dabei, diese historische Chance zu verspielen.

Dr-Hankel.de

Foto: geralt/photoopia

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Beppo

An xRatio,

sparen Sie sich Ihre dümmlichen Beleidigungen. Hankel gehört zu den erfahrensten Volkswirtschaftlern dieses Landes. Als Sie (vermutlich) noch flüssig waren, leitete er bereits die Abteilung Geld und Währung im Wirtschaftsministerium unter Karl Schiller. Er war Chefökonom der KfW und hatte Gastprofessuren an vielen hochangesehenen Universitäten der Welt. Als der Euro eingeführt wurde, sagte er die Krise, in der wir uns jetzt befinden, voraus.

Gravatar: frank

Naja, dann sind wir alle gespannt, was mit Griechenland letzändlich geschieht.

Gravatar: Rudi

Zum Kommentar und den Angriff Prof. Hankel von xRatio;
Ihnen kann ich nur soviel sagen:Wenn ihr Eure Augen nicht gebraucht um zu sehen,
werdet ihr sie brauchen um zu weinen....
oder wer bezahlt Sie für so einen hanebüchenden Blödsinn ?
Rudi

Gravatar: Richard

Kaese brauchen die Menschen in der EU auch nicht, Kartoffeln auch nicht, aber trotzdem entscheiden sich Menschen dafuer gewiise Dinge zu haben. Menschen haben sich fuer den Euro entschieden, also hat man den Euro. Das die EU kein Euro braucht ist wirklich kein Argument. 200 km auf der Autobahn zu fahren, braucht man auch nicht, aber die Deutschen haben es so entschieden, also ist die Realitaet da ...,

Gravatar: xRatio

Uralte Litanei, längst widerlegter Blödsinn, den Hankel hier ungeachtet aller Kritik mal wieder unverdrossen zum Besten gibt.

Wenn mein Nachbar mehr Euros ausgibt als er hat, juckt das doch den Euro nicht.

Ob ich den Pleitier dann aus der Patsche helfe oder nicht, ist wieder eine ganz andere Frage.

Juckt den Euro aber ebenfalls nicht.

Heiße mein Nachbar Müller, Maier oder Griechenland - piepegal.

xRatio

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