Zuwanderung nach Europa

Deutschland ist kein Einwanderungsland wie Amerika

Deutschland ist ein gesuchter Zufluchtsort. Deutschland ist aber kein attraktives Einwandererland für hochqualifizierte Fachkräfte aus Übersee. In Nordamerika und Australien ist das umgekehrt.

Foto: Bwag / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0
Veröffentlicht:
von

Die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Australien und Neuseeland gelten als klassische Einwanderungsländer. Lange Zeit waren sie der Zufluchtsort für Menschen insbesondere aus Europa, die in ihrer Heimat keine Zukunft mehr sahen. Doch heute ist die Situation anders. Die genannten Staaten lassen längst nicht mehr jeden ins Land. Sie treffen eine Auswahl, stellen Bedingungen.

Doch lassen sich deren Verhältnisse einst und jetzt auf Staaten wie die Bundesrepublik Deutschland übertragen? Wird die Europäische Union ein Einwanderungsgebiet wie die genannten angelsächsischen Beispiele? Und wenn ja, wie die USA einst oder wie die USA heute? Oder das kanadische Modell? Oder schwedisches Modell?

Momentan ist die Lage klar: Es ist wesentlich leichter, in die Europäische Union auszuwandern als nach Kanada oder Australien – wenn man aus armen wirtschaftlichen Verhältnissen kommt oder über eine mangelnde Schul- und Ausbildung verfügt. Doch wenn man einen begehrten Beruf hat und über ein gewisses Vermögen verfügt, ist es einfacher nach Kanada oder Australien auszuwandern.

Überspitzt man das Bild, das sich aus der Beobachtung ergibt, bekommt man den Eindruck, dass die angelsächsischen Länder tendenziell die Einwanderer anziehen, die wirtschaftlich zur Volkswirtschaft effizient beitragen können. Europa dagegen, wie insbesondere das schwedische Modell zeigt, nimmt sich derer an, die es schwer hätten, in Kanada oder Australien aufgenommen zu werden.

Der Kern des Unterschieds scheint darin zu liegen, dass Staaten wie Kanada und Australien die Einwanderung primär nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten ausrichten. Länder wie Deutschland und Schweden scheinen dagegen ideologischen und politischen Gründen den Vorrang zu geben.

Was dabei herauskommt, ist ein gigantisches gesellschaftliches und historisches Experiment. Welche Länder werden in Zukunft von der Einwanderung mehr profitieren, Kanada und Australien oder Deutschland und Schweden?

Harvard-Professor: „Eine Million sind zu viel“

In einem Interview mit der FAZ hat der Wirtschaftswissenschaftler, Migrationsforscher und Harvard-Professor George Borjas die Vorstellung zurechtgerückt, dass Deutschland einfach so eine Million Flüchtlinge pro Jahr integrieren könnte: „Eine Million Flüchtlinge sind zu viel für Deutschland“. Der Artikel wurde auch auf Focus-Online besprochen.

Die Auswanderer seien nicht immer nützlich für ihre neue Heimat. Dies sei ein Mythos, meinte Borjas. So hätten beispielsweise die besten Köpfe aus dem Hochsteuerland Dänemark vielleicht einen Anreiz, in die USA auszuwandern, weil sie dort besser verdienen. Doch in vielen Schwellenländern würden die Eliten bleiben, weil es ihnen dort gut gehe. Diejenigen, welche von dort auswandern wollten, seien die Armen. Die Idee, dass Gastarbeiter wieder in ihre Heimat zurückgehen würden, sei eine Illusion.

Dabei würde es eine Rolle spielen, aus welchem Kulturkreis die Einwanderer kämen, wie beispielsweise die Zuwanderer aus islamischen Ländern nach Deutschland. Während früher die Assimilation von Einwanderern in die Kultur der neuen Heimat eine Selbstverständlichkeit gewesen sei und niemand multikulturelles Leben als etwas Erstrebenswertes erachtet hätte, gäbe es heute das Phänomen, dass der türkische Präsident Erdogan seinen Landsleuten in Deutschland sagt, Assimilation sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Die Situation Deutschlands, argumentiert der Harvard-Professor, könne man nicht mit jener Amerikas vor hundert Jahren vergleichen. In den USA war damals eine riesige Industrie am Entstehen, die dringend Arbeitskräfte brauchte. Durch die Erhöhung der Löhne und gewerkschaftliche Arbeit konnten die Arbeiter ihre Situation wesentlich verbessern. Die Einwandererarbeiter konnten in die Mittelschicht aufsteigen. Doch das war vor hundert Jahren. Heute sei diese Entwicklung in den USA nicht mehr wiederholbar, stellte Borjas klar. Außerdem habe es in den 1920er bis 1950er Jahren dort kaum Zuwanderung gegeben.

Professor Borjas behauptete zudem in diesem Interview, dass in der Politik und in den Medien Aussagen verbreitet würden,  Immigration sei gut für alle, und dass diese durch manipulierte Daten untermauert würden. Außerdem konstatierte er eine Tendenz, „unbequeme Fakten zu verheimlichen“. Hierzu würde er gerade an einer aktuellen Studie arbeiten.

Die Frage, ob die Bevölkerung Migration gut heiße oder ablehne, so argumentierte Borjas sinngemäß, hinge auch davon ab, ob man das Gefühl habe, die Regierung habe alles unter Kontrolle. In den USA stimmten deshalb so viele Menschen den Aussagen eines Donald Trump zu, weil sie das Gefühl hätten, dass die Regierung die Situation bezüglich der illegalen Einwanderer nicht mehr im Griff habe. Immerhin seien rund eine Million Gastarbeiter in den USA geblieben, obwohl ihr Aufenthaltsvisum abgelaufen sei.

In Bezug auf die Situation in Deutschland sagte Borjas: „Deutschland hat die Kontrolle über seine Grenzen verloren, ganz Europa hat die Kontrolle verloren. Das ist ein Teil des Problems.” Und er fügte hinzu, dass eine Million gewiss zu viel sei. Sicherlich sei es klar, dass Flüchtlinge Hilfe bräuchten. Doch müsse man auch dafür sensibilisieren, dass die Einwanderung Folgen habe. Sein abschließendes Statement: „Bevor man sich Gedanken über die beste Integrationspolitik macht, muss man die Zuwanderung unter Kontrolle bekommen. Wenn Deutschland das nicht in Griff bekommt, muss sich das Land statt über eine Million nächstes Jahr über zwei oder drei Millionen Flüchtlinge Gedanken machen. Damit wäre das Land überfordert.”

( Schlagwort: GeoAußenPolitik )

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Karin Weber

Deutschland wird lediglich zur Asyloptimierung genutzt. Es scheint weltweit kein anderes Land zu geben, dass derartig Anreize zum kostenlosen Daueraufenthalt bietet. Herr Sarazzin spricht mittlerweile von einem Billionen-Betrag, den uns das kosten wird. Statt Schuldenabbau spielt diese Regierung das Weltsozialamt. Ich nenne das schlichtweg ein Verbrechen an uns nachfolgenden Generationen.

Das Schlimmste daran ist, dass man in dieser festgefahrenen Demokratie kein legitimes Mittel hat, um diesen Irrsinn zu stoppen. Keine Demo, keine Petition, keine Brandbriefe ... alles bringt nichts. Es wird nicht lange dauern bis die Bürger begreifen, dass es nur eine Lösung gibt. Ich finde das nicht gut, aber es lässt sich wohl nicht mehr umgehen.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang