Der Weg in die Knechtschaft einer monetären Planwirtschaft

Gastbeitrag von Norbert F. Tofall

Wenn sich Regierungen weigern, die Regeln einzuhalten, zu denen sie durch Recht und Gesetz verpflichtet sind und die sie als Exekutive laut Amtseid unparteiisch auszuführen haben, dann ist etwas faul im Staate Dänemark. Und das Handeln und die Ankündigungen unserer europäischen Staats- und Regierungschefs und der EU-Kommission im Zuge der Griechenlandkrise offenbaren, dass sich dieses von Shakespeare beschriebene, literarische Dänemark zur realen europäischen Krankheit entwickelt hat.

Veröffentlicht:
von

Erst verabreden sich unsere Staats- und Regierungschef am 11. Februar 2010 zum kollektiven Rechtsbruch, indem sie die No-Bail-out-Klausel der EU-Verträge für den Fall außer Kraft setzen wollen, dass es Griechenland nicht gelingt, sich im April und Mai diesen Jahres zu refinanzieren. Dann soll dieser Rechtsbruch durch die Gründung eines Europäischen Währungsfonds (EWF); den die F.A.Z. zurecht Europäischen Schuldenfonds nennt, institutionali-siert und nachträglich legalisiert werden. Und obendrein greifen die EU-Kommission sowie Kanzlerin Merkel, Staatspräsident Sarkozy und der Luxemburger Jean-Claude Juncker die Freiheit der Finanzmärkte frontal mit der Begründung an, man müsse Währungsspekulationen eindämmen. Der Weg in die Knechtschaft einer monetären Planwirtschaft wird hierdurch vorgezeichnet. Die Regierenden wollen durch monetäre Planwirtschaft verhindern, dass die Märkte, also wir Bürger, die Konsequenzen aus der fatalen Finanz-, Haushalts- und Geldpolitik der Regierungen ziehen und aus dem staatlichen Geld abwandern.

Die gewollte monetäre Planwirtschaft wird von unseren Staats- und Regierungschefs natürlich nicht beim Namen genannt. Stattdessen ist verschleiernd von Koordinierung der europäischen Wirtschafts- und Finanzpolitik und einem europäischen Ordnungsrahmen die Rede. Ein Ordnungsrahmen ist im Sinne der Väter unserer Sozialen Marktwirtschaft aber nur dann ein Ordnungsrahmen, wenn er mehr Freiheit für die einzelnen Bürger ermöglicht. Es geht dabei eben nicht um mehr Handlungsmöglichkeiten für Regierungen. Die Einführung von planwirtschaftlichen Elementen als Ordnungsrahmen zu bezeichnen, erinnert deshalb an die Sprachre-gelungen im Roman 1984 von George Orwell. Auf der weißen Front des Wahrheitsministeriums steht der Satz: „Freiheit ist Sklaverei.“ Die Neusprache unserer europäischen Staats- und Regierungschefs  folgt dem gleichen Muster. Der von den Märkten, also von uns freien Bürgern, ausgeübte Zwang auf Griechenland, seinen Haushalt zu sanieren, wird von der griechischen Regierung als Sklaverei empfunden, die zu bekämpfen ist. Natürlich wollen unsere europäischen Staats- und Regierungschefs auch, dass Griechenland seinen Haushalt saniert. Aber dass wir freien Bürger durch freies Handeln auf dem Finanzmarkt Griechenland dazu zwingen, seinen Haushalt zu sanieren, kann von unseren Staats- und Regierungschefs nicht geduldet werden. Das ist Spekulation von verantwortungslosen, geldgierigen Menschen: Währungsspekulation! Das müssen die europäischen Staats- und Regierungschefs unterbinden. Es geht nicht um die Freiheit der freien Bürger Europas, sondern um die erweiterten Handlungsmöglichkeiten von Regierungen, die sich bereits im Zuge des Lissabon-Vertrages Schritt für Schritt von ihren nationalen Parlamenten und Bürgern emanzipieren, um endlich mal ungehindert regieren zu können. Denn Freiheit der Bürger ist Sklaverei für die Regierungen. Deshalb muß man dem Bürger einreden, dass seine Freiheit, vor allem die auf den Fi-nanzmärkten, Sklaverei sei, eine Sklaverei, von der die europäischen Staats- und Regierungschefs Europa befreien müssen.

Dass unsere Staats- und Regierungschefs dabei nicht die Lösung der Probleme, die die weltweite Finanzkrise offengelegt hat, im Auge haben, kommt noch erschwerend hinzu. Anstatt über die tieferen Ursachen der Finanzkrise zu reden, die in unserem Geldsystem und dem staatlichen Papiergeldmonopol liegen, in dem Geld und Kredit aus dem Nichts geschöpft werden, macht man die Freiheit auf den Finanzmärkten für dieses Staatsversagen verantwortlich, obwohl gerade die Finanzmärkte der am stärksten vom Staat regulierte Wirtschaftsbereich sind. Unsere europäischen Staats- und Regierungschefs wollen nicht darüber diskutieren, dass unser staatliches Geldsystem ein Schneeballsystem aus ungedeckten, zukünftigen Zahlungsverpflichtungen ist, das wie jedes Schnellballsystem früher oder später zusammenbrechen wird. Mit dem Einstieg in die monetäre Planwirtschaft soll dieser Zusammenbruch möglichst weit in die Zukunft verschoben werden, damit man nicht über mögliche Alternativen nachdenken muß. Die Regierungen vermuten zurecht, dass diese Alternativen die Handlungsmöglichkeiten der Regierungen beschränken würden, was aus Sicht der Regierungen um jeden Preis, auch um den Preis der Freiheit der einzelnen Bürger, verhindert werden muß. Denn die Alternative zur derzeitigen staatsmonopolistischen Geldordnung besteht in einer marktwirtschaftlichen Geldordnung und der Zulassung eines allumfassenden Währungswettbewerbs.

In einer marktwirtschaftlichen Geldordnung, die wir leider nicht haben, hätte jeder Bürger die Freiheit, zwischen staatlichem und anderen Geld zu wählen. Dazu müsste das staatliche Geldmonopol fallen und zugelassen werden, dass sich in dezentralen Entdeckungsverfahren parallel zum staatlichen Zahlungsmittel alternative Währungen entwickeln können. Da niemand freiwillig schlechtes Geld hält, wird der sich entwickelnde Währungswettbewerb die privaten, aber auch die staatlichen Geldproduzenten dazu anhalten, besseres Geld zu produzieren. Die Produktion von schlechtem Geld und die Verschlechterung von gutem Geld wird von den Menschen aufgrund ihrer freien Wahlmöglichkeit zwischen unterscheidbaren privaten und staatlichen Währungen, also aufgrund ihrer Konsumentenfreiheit, sofort durch Abwanderung zu konkurrierendem Geld bestraft werden. Der Staat müsste bei gesunkener Kaufkraft seiner Währung  - zum Beispiel aufgrund einer zu hohen Staatsverschuldung - zur Deckung seiner Ausgaben entweder die Steuern erhöhen, Ausgaben senken oder neue Kredite aufnehmen. Sollten diese Darlehen in der eigenen staatlichen Währung aufgenommen werden und aus purer Geldschöpfung bestehen, wird erneut die private Nachfrage nach der Währung und somit ihr Wert sinken. Dieser Entwicklung könnte dann nur durch höhere Zinsen für das staatliche Geld entgegengewirkt werden, weil die Investoren sich das erhöhte Risiko zahlen lassen oder eben in eine andere Währung wechseln würden. Höhere Zinsen verteuern jedoch  gleichzeitig die Rückzahlung der Kredite für den Staat. Ein Staat würde folglich durch die Zulassung von konkurrierenden Privatwährungen und eines allumfassenden Währungswettbewerbs gezwungen, eine nachhaltigere Haushaltspolitik zu verfolgen. Die Zulassung von konkurrierenden Privatwährungen und eines Wettbewerbs unterschiedlicher Währungen wären deshalb eine weit wirksamere Schuldenbremse als es heute die Grenzwerte des europäischen Stabilitätspaktes sind.

Diese Alternative scheinen die europäischen Staats- und Regierungschefs jedoch zu scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Anstatt mehr Währungswettbewerb zu ermöglichen, diskreditieren sie den ohnehin höchst eingeschränkten und durch das staatliche Geldmonopol beherrschten Wettbewerb auf den Finanzmärkten als gemeinwohlgefährdende Spekulation und betreiben den Einstieg in die monetäre Planwirtschaft. Unsere europäischen Staats- und Regierungschefs verlängern dadurch die Finanzkrise genauso wie die Weltwirtschaftskrise von 1929 durch den New Deal verlängert wurde. Und durch ihre Verabredung zum kollektiven Rechtsbruch vom 11. Februar 2010 stellen sie nicht nur unsere freiheitliche Wirtschaftsverfassung in Frage. Sie gefährden durch ihre Neusprache „Freiheit ist Sklaverei“ und durch den geplanten Rechtsbruch das vereinte Europa und den freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat. Aber wie so häufig in der Geschichte sind nicht die Regierungen schuld, sondern das internationale Finanzkapital.

(Foto: Margot Kessler/pixelio.de)

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Kritikus

Im Beitrag wird der "Amtseid" bemüht. Offensichtlich ist hier eine Aufklärung erforderlich:

"Leserbrief vom 13.07.2004 an die Neue Presse Coburg

Amtseide sind „Augenwischerei“

Letzte Woche leistete der neue Bundespräsident Horst Köhler seinen Amtseid ab. Es ist der Gleiche, den auch der Kanzler und seine Minister bei Amtsantritt gemäß Artikel 56 Grundgesetz leisten müssen. Der Eid lautet: „Ich schwöre, dass ich Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widme, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wende, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“

Ob mit oder ohne Gottesbezug, man muss diesen Eid leider als Augenwischerei betrachten. Bereits im Jahr 2002 erkundigte ich mich beim Deutschen Bundestag nach der rechtlichen Bedeutung des Amtseides. Die Antwort war ernüchternd, erklärt aber so manchen Missstand in dieser Republik: „Die Ableistung des Amtseides zieht keine rechtlichen Konsequenzen nach sich: weder kommt eine strafrechtliche Verfolgung bei Verletzung einer durch den Eid übernommenen Verpflichtung in Frage, noch hat die Vereidigung Auswirkungen auf die Begründung oder Ausgestaltung des Amtes. Sie dient allein der Feierlichkeit und Öffentlichkeit des Versprechens.“
Auf gut Deutsch heißt das: Die Amtsinhaber können machen, was sie wollen, sind an ihr Amtsversprechen nicht gebunden und können bei Verstoß auch nicht belangt werden. Es wird nur deshalb geleistet, damit das Volk glaubt, die Amtsinhaber müssten in unser aller Interesse handeln. Welchen verbindlichen Wert also hat dieser so wortgewaltige Eid, der beliebig gebrochen werden kann? Er ist Augenwischerei, mehr nicht. Weiß man das, braucht man sich über manche Handlungen unserer Volksvertreter nicht mehr zu wundern. Aufwachen, deutscher Michel!..."


Martin B. (Namen und Adresse bekannt) "

Da kann man nur staunen und wieder einmal resignieren. Unsere Abgeordnete können eben tun und lassen, was sie wollen.

Gravatar: Mike Holloway

Sollten die Geruechte einer Sozialistischen Verschwoerung doch wahr sein?
Indem sich Europa weiter an den Euro klammert wird es immer tiefer in den Sumpf gerissen, Polen hat es vor gemacht, ohne Euro kann jeder in einem
fairen Wettbewerb seine Wirtschaft regulieren, mit Euro nicht - denn was fuer den einen gut ist koennte fuer den anderen toedlich sein!

Gravatar: Franz Glock

Wenn man Geld als komplett eigenständiges, handelbares Gut betrachtet, ist ein freier Markt vermutlich erstrebenswert, aus den oben angeführten Gründen. Somit wäre Geld in diesem Sinne tendentiell ein weiteres Finanzprodukt, welches mit Angebot&Nachfrage, resultierend aus verschiedensten Faktoren, starke Volatilitäten aufweist. Diese Funktion wird jedoch bei privaten Anbietern bereits von Aktien, Optionsscheinen udgl. übernommen, ein parallel verwendetes Spekulationsmedium wäre redundant, zumal es Raum für Missbrauch und Eskalation bietet, weil die absolute Basis, der nominelle Geldwert fehlt. Die Rolle von Geld als Hilfsmedium an den Schnittstellen zu Produktmärkten verlangt jedoch stabile Wertverhältnisse, langfristige Verringerung der Komplexität des Geldwesens sowie Universalität. Ich denke, man sollte dem Geld endlich wieder die Rolle geben, für die es ursprünglich gedacht war: leicht transportables, größtenteils wertstabiles und verlässliches Universalsymbol für den Wert von Produkten und Arbeit, Tendenz zur Weltwährung. Insofern stimme ich zu, dass Geld der staatlichen Kontrolle entzogen gehört, jedoch im Sinne einer staatenübergreifenden bis globalen Währung.

Gravatar: Freigeist

Hallo,
das Treiben der Banken, die am derzeitigen Finanzdebakel verantwortlich sind, war schon eine Art von Privatwährung und ist in sich kläglich zusammengebrochen.

Gravatar: Student

Wissen Sie was mich aber zuversichtlich stimmt?
In wenigen Jahren werden die Zinsen für Schulden und jährlichen Ausgaben die Einnahmen derart übersteigen, dass die Steuerlast nahezu explodieren wird.
Spätestens dann, wird meine junge Generation aufwachen und den Verantwortlichen die Pistole auf die Brust setzen.
Die Leistungsträger können dieses auswuchernde System verlassen und damit stürzen. Damit haben Sie auf lange Sicht den Hebel in der Hand.

Nur, wie lange lässt sich der Motor der Gesellschaft noch weiter wiederstandslos ausbeuten?

Die Frage ist nicht ob unser System schonungslos auf die Realität prallt, sondern wann.
Ich freue mich schon auf die flächendeckende Umstellung von Kameralistik auf die doppelte Buchführung.

Gravatar: Christoph Rebner

Tyrannei ist eine Regierungsform in der mindestens zwei der drei Gewalten im Staat zusammenfallen.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang