Europa wird zur Peripherie, doch die EU hat kein Gegenmittel parat

Der pazifische Raum wird das neue Zentrum des Welthandels

Zwischen Ostasien, Australien und Nordamerika verdichtet sich das Handelsnetz. Der pazifische Raum wird zum neuen Mittelmeer. Europa gerät zunehmend ins Abseits. Die EU hat kein Gegenmittel und vertraut auf den wachsenden EU-Zentralismus. So werden Chancen vergeben.

Quelle: en.kremlin.ru
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Europas wirtschaftliche Bedeutung nimmt ab. Der pazifische Raum – von Asien bis Nordamerika – nimmt an Bedeutung zu. Die EU weiß nichts dagegen zu unternehmen. Die einzigen Ideen, die Angela Merkel, Emmanuel Macron, Jean-Claude Juncker und anderen EU-Vorkämpfern dazu einfallen, drehen sich um die Vision eines verstärkten EU-Zentralismus, um auf der weltpolitischen Bühne mit einer Stimme sprechen zu können. Doch das ändert nichts an der wirtschaftlichen Randlage Europas.


Eine tatsächlich Alternative für Europa wäre es, die russischen und chinesischen Pläne für eine eurasische Handelszone und eine neue Seidenstraße aufzunehmen und sich für Handelsrouten durch Zentralasien stark zu machen. Doch das kann die EU nicht, weil die USA und die NATO die europäischen Staaten gegen Russland ideologisch und sicherheitspolitisch mobilisieren. So vergibt Europa eine historische Chance. Es stellt sich die Frage, ob Merkel und Macron sich überhaupt bewusst sind, welch historische Fehlentscheidungen sie treffen. Diese Fehlentscheidungen werden womöglich den Kurs Europas für die nächsten hundert Jahre bestimmen. Aus Treue zu den USA lässt sich die EU freiwillig in die Peripherie drängen.


Der pazifische Raum hat Europa in seiner Bedeutung längst abgelöst


Mehr als 80 Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes wird im pazifischen Raum erwirtschaftet. China hat nicht nur die großen Wirtschaftsnationen Deutschland und Japan weit überholt, sondern wird sogar die gesamte EU bald einholen. Das Bruttoinlandsprodukt der EU betrug 2016 grob 16 Billionen US-Dollar, Chinas Bruttoinlandsprodukt betrugt 2016 rund 11 Billionen US-Dollar. Zum Vergleich: Um 1980 lag das Gesamtbruttoinlandsprodukt Chinas nicht nur deutlich hinter dem der USA, sondern auch hinter dem der UdSSR, Japans, Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs und Italiens. Nun schaffen es diese Länder nicht einmal zusammengenommen, es mit China aufzunehmen. Nur die USA sind noch führend.


Die USA haben immer noch ein höheres Bruttoinlandsprodukt als die EU. 2016 lag es bei circa 18 Billionen US-Dollar. Wenn man die jährlichen Wachstumsraten in Betracht zieht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis China sowohl die EU als auch die USA überholt hat.


Damit verlagert sich auch der wirtschaftliche Schwerpunkt. Der Pazifik-Handel hat den Atlantik-Handel in seiner Bedeutung längst abgelöst. Der Pazifik wird das Mittelmeer der Zukunft. Davon wollen Chinesen und Amerikaner gleichermaßen profitieren. Aber auch Staaten wie Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea, Taiwan, Philippinen Kanada und Chile werden davon profitieren. Mit der wirtschaftlichen Kraft wächst die politische Bedeutung dieses Raumes.


Kalifornien und der Westen Kanadas richten ihre Blick auf den Pazifischen Ozean und nach Asien. Besonders in der Bay Area um San Francisco, im Silicon Valley, in Seattle und in Vancouver sind die Asiaten stark vertreten. An den US-Elite-Universitäten in Stanford und Berkeley geben die asiatischen Studenten das Tempo vor. In San Francisco und Vancouver dominieren die Chinesen den Handel. Viele US-amerikanische und kanadische Chinesen pflegen gute Beziehungen zu ihren Landsleuten in der Volksrepublik China, inklusive Hongkong und Macau, in Singapur und Taiwan. Auf Hawaii und in Kalifornien leben zudem zahlreich Asiaten mit koreanischen und japanischen Wurzeln. Sie alle nutzen ihre Beziehungen in die Heimatländer, um Netzwerke aufzubauen, die sie anschließend ökonomisch nutzen.


China ist offen für beide Perspektiven


China hat kann aus beiden möglichen Entwicklungen Vorteile gewinnen. Sowohl im Trans-Pazifik-Handel als auch im eurasischen Handel nimmt das Reich der Mitte eine Schlüsselposition ein. Für Europa sieht das anders aus. Nur der eurasische Handel kann die EU näher an China und Ostasien binden. Wenn sich der Schwerpunkt zunehmend auf den Trans-Pazifik-Handel verschiebt, bleibt Europa im Abseits.


Die EU-Funktionäre sind sich der Tragweite ihrer Fehlentscheidungen nicht bewusst


Es ist bezeichnend, dass die EU-Politiker und Funktionäre die Bedeutung des eurasischen Handels scheinbar nicht richtig erfassen können. Die Eindämmung Russlands dient nur den USA, nicht Europa. Europa könnte von einer Kooperation mit Russland, mit den zentralasiatischen Staaten und – auf diesem Wege über Land – mit China enorm profitieren. Straßen, schnelle Bahnverbindungen, eine mögliche Magnetschwebebahn – all das ist bei den Chinesen bereits angedacht. Für all diese Ideen gibt es bereits ausgearbeitete Pläne. Allein der politische Wille in Brüssel, Paris und Berlin fehlt. Man tut lieber, was Washington vorgibt.


Auf diese Weise wird wieder deutlich, dass Angela Merkel und ihre europäischen Kollegen in Paris und Brüssel weniger auf eine Verbesserung der wirtschaftlich-strategischen Lage Europas abzielen, als vielmehr einer globalen Agenda bestimmter finanzpolitischer Partikularinteressen dienen und sich zudem den geostrategischen Interessen der USA unterwerfen.



[ Stichwort: GeoAußenPolitik ]

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karl

Diese Vasallen der Amis, nichts anderes sind diese EU-Kasperle ,verpennen wirklich alles was uns vorranbringen würde. Diese geostrategischen interessen der Amis bringen uns eh nur Krieg und Elend, genötigterweise, denn nichts als eine florierende Waffenindustrie die es am laufen zu halten gilt, sowie deren sogenannte Schutzversicherung die sie sich teuerst bezahlen lassen. Zudem diese infame False Flag lügen um irgendwelche Kriege anfachen zu müssen, alles zum Wohle der Amerikanischen Rüstungsindustrie...

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