"Das Geheimnis von Armageddon" - TV-Serie im Iran hetzt gegen Derwische

von Dr. Seyed Mostafa Azmayesh, Vertreter des Nematollah Gonabadi Ordens

Die Zahl der Hinrichtungen und Menschenrechtsverletzungen im Iran ist in den letzten Wochen sprunghaft angestiegen. Die Tageszeitung Kayhan meldete vor kurzem, dass es im Iran Arbeitslager gibt. Laut Statistiken von Amnesty International werden zur Zeit  durchschnittlich 21 Personen pro Woche durch den Strang hingerichtet.

Das Regime der Mullahs zeigt sein wahres Gesicht und seine wahre Natur.  In diesem Umfeld von Unterdrückung und Folter durch das Regime, stehen die Sufis an vorderster Front, obwohl sie nichts mit Politik zu tun haben und keiner Partei angehören.

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Vor einigen Wochen (am 3. Januar) verschafften sich Geheimdienstmitarbeiter um Mitternacht gewaltsamen Zugang zum Haus eines Sufi-Meisters in Poulad Shadr, Isfahan. Sie setzten Pfefferspray ein und schlugen anwesende Besucher und Bewohner des Hauses. Der Hausbesitzer, sein Sohn und weitere Männer wurden zusammen mit dem 70 jährigen Weisheitslehrer abgeführt. Die Verhafteten brachte man in das Dastgherd Gefängnis, einem Vorort von Isfahan.

Ähnliche Vorfälle ereigneten sich in Khoramabad und in Alashtar, beides Städte in Luristan,  wo man Sufis willkürlich festnahm. In Alashtar wurden 7 Sufis vor Gericht gestellt.

Auf der Insel Kish und in Neka, Nordiran wurden Anwälte zu 7 Monate Haft verurteilt, weil sie ihre Mandanten verteidigten, die Derwische sind. Farshid Yadollahi und Amir Eslami sind Mitglieder der Menschenrechtskommission in der Iranischen Anwaltsvereinigung und Mostafa Daneshjou sowie Omid Behrouzi sind aus dem gleichen Grund die Lizenzen entzogen worden.

Im Februar 2009[1] (18.Februar 2009 / 30. Bahman 1387)rückten kurz nach Mitternacht in Isfahan massive Sicherheitskräfte mit Baggern an und zerstörten das Gebetshaus des Nematollah Gonabadi Ordens. Drei Tage später (21.Februar / 3. Esfand 1387)[2]  versammelten sich mehr als 60.000 Derwische aus verschiedenen Landesteilen vor dem Parlament in Teheran[3], um gegen die anhaltenden Zerstörungen ihrer Versammlungshäuser zu protestieren. Zu jener Zeit war es eine ungewohnte und sehr hohe Zahl von Menschen, die sich nicht staatlich organisiert auf der Straße eingefunden haben, um gegen das Regime zu protestieren. Wir betrachten dieses Ereignis als erste Bürgerbewegung, die sich traut gegen das System aufzustehen. Dieser Protest war sicherlich ein Beitrag zur Ermutigung der vielen Menschen, die im Sommer 2009 nach den gefälschten Wahlen auf die Straßen gingen.

Seit dem 13. Azar 1389 (4.Dezember 2010) strahlt Shabakeh Khabar, ein staatlicher TV-Sender, jeden Tag um 19:00 Uhr eine Serie mit dem Titel Armageddon-istha[4] aus, "Das Geheimnis von Armageddon".

Ziel dieser Serie ist es eine Hasskampagne gegen Sufi Orden im Allgemeinen zu schüren und sie als Marionetten des Westens darzustellen. Die TV-Serie handelt von "falscher Mystik". Die Produzenten der Serie richten die Scheinwerfer ihrer negativen Propaganda auf den Nematollah Gonabadi Orden. Man behauptet darin, dieser Orden sei lediglich eine Schöpfung der internationalen Zionisten und werde von der sogenannten "Westlichen Kultur NATO" unterstützt, um die Stabilität der Islamischen Republik Iran zu untergraben. Der Produzent des Programms heißt Mostaghasi. Autor des Programms ist kein geringerer als Payam Fazlinedjad, der mit Shaffi Sarvestani und anderen kooperiert. Payam Fazlinedjad schreibt für Kayhan und steht Hossein Shariatmadari nahe. Er hat das Buch "Ritter der kulturellen NATO" geschrieben. Ein Blick ins Internet zeigt uns eine sehr starke Zunahme von Anti-Sufi Weblogs und Webseiten, die entweder in Verbindung mit dem Ministerium für islamische Führung und Kultur, dem Geheimdienstministerium oder den Revolutionsgarden(Pasdaran) stehen.

Auf der Internetseite Jahan News (unter der Verantwortung von Alireza Zakani, einem Pasdaran, der als Bassidschi im Parlament sitzt) findet man ein Interview mit einem alten Mullah namens Madani aus Khorasan aus dem August 2010. Mullah Madani sagt: "Sufis sind Ungeziefer. Man sollte sie vergiften und gänzlich auslöschen." Dieser Mullah Madani ist ein bekannter Anti-Sufi Kleriker, der schon zuvor Bücher gegen den Gonabadi Orden geschrieben hat. Er beschuldigt die Sufis "Sklaven" fremder Staaten zu sein und mit Geheimgesellschaften des Westens zusammenzuarbeiten.

Der Gonabadi Orden ist nicht der einzige Sufi-Zweig, der sich starkem Druck von Seiten der Regierung im Iran ausgesetzt findet. Einer von weiteren Sufi-Zweigen, gegen die das Regime vorgeht sind die "12-Wege-Ahl-e-hagh" aus Kurdistan, Kermanshahan and Luristan, drei Provinzen im Westiran. Scheich Nassredin Heydari und Herr Nezamoddin Mosha`sha`I, Führungspersönlichkeiten verschiedener Ahl-e-hagh Zweige stehen seit Jahren unter Hausarrest und sind einem Reiseverbot unterworfen, das sie von ihren Heiligtümern und ihren Studenten trennt. Viele wichtige Heilige Stätten, Schreine und Grabmale der Ahl-e-hagh sind von Sicherheitskräften des Mullahregimes in Kurdistan zerstört worden. Unzählige Bücher und Webseiten werden herausgegeben, um Sufi-Orden wie Ahl-e-hagh und Gonabadi in Verruf zu bringen und durch fortwährende Unterstellungen in ein schlechtes Licht zu rücken.

Das von den Mullahs errichtete System hat absolut keinen Respekt vor den Sufis und betreibt Anti-Sufi Politik, obwohl sehr viele Menschen den Pfad der Sufis in unterschiedlichen Regionen Irans, wie Kurdistan, Luristan, Kermanshahan, Baluchistan, Turkmansahra, Kerman, Azerbaijan, Khorasan, Isfahan, Fars, Teehran, etc. gehen. Besucher Irans fonden in den entlegensten Winkeln des Landes Spuren von Sufi Lehrern, ihren Schreinen und ihren Gedenkstätten. Die Grabstätten von Schah Nematollah Vali in Kerman, Safioddin Ardebili in Azerbaijan, von Sa’di und Hafez in Shiraz, etc sind ein deutliches Zeichen von dem starken Einfluss der Sufis in der Geschichte, Kultur und Zivilisation Irans.

Bei den Präsidentschaftswahlen 2009 wählten die allermeisten Mitglieder der Ahl-e-hagh und Gonabadi Sufi-Orden aufgrund schriftlicher Empfehlungen ihrer Leiter,  Herrn Mosh’sha’I und Herrn Dr Tabandeh, für Mehdi Karroubi. Viele Mitglieder anderer Sufi-Orden wählten auch so. Sie haben Karroubi unterstützt, weil er über die vergangenen 6 Jahre hinweg mutig Sufis und Sufi-Orden verteidigt und jede Zerstörung von Gebetsstätten der Gonabadi Sufis, wie in  Qom, Boroujerd, Isfahan, etc.öffentlich angeprangert hat. Dank Karroubi’s beherztem Einsatz für die Rechte der Sufis, begannen auch andere religiöse Autoritäten im Iran sich durch Rechtsgutachten für die Sufis einzusetzen. Ayatollah Montazeri, Ayatollah Bayat Zanjani, Ayatollah Dastghayb Shirazi, Ayatollah Sadeghi Tehrani und die Vereinigung der religiösen Lehrer und Forscher von Qom erließen zum Beispiel Erklärungen, in denen sie die Gonabadi Sufis unterstützten.

Die Angelegenheit um den Gonabadi Orden und seine Behandlung durch das Regime, bildete eine Art Konsens zwischen den moderat gesinnten Geistlichen und entfremdete sie von den fundamentalistisch gesinnten Mullahs in Qom.

Ali Khamenei würde am Liebsten die Anführer der Grünen Bewegung, wie Mousavi und Karoubi, verhaften und vor Gericht stellen. Was er aber fürchtet ist eine breitflächige Reaktion der Bürger, die eine große soziale Erhebung zur Folge haben könnte. Khamenei ist sich im Klaren über die Proteste und den Widerstand, den er von den Sufis ernten würde, die geschlossen hinter Karroubi stehen. Das ist auch einer der Gründe, warum die Mullahs versuchen einen Generalangriff auf die Sufis, insbesondere gegen die Gonabadi-Derwische vorzunehmen.

Im September 2010 veranstaltete Mohammad Ali Ramin, der inzwischen geschasste Vizeminister für Islamische Führung und Kultur eine Ausstellung im Ministerium über das "Böse in der Welt" bzw. Satanismus.[5] Verschiedene Abbildungen wurden in einigen Räumen gezeigt, die unterschiedliche Gruppierungen der Iraner darstellten.

Eine Gruppe wurde zusammengefasst als die "Führer der Unruhestifter im Iran" und zeigte Bilder von Moussavi, Kadivar, Mohajerani, Ganji. Eine andere Gruppe umfasste moderate Geistliche, wie Ayatollah Boroujerdi und andere bekannte Persönlichkeiten Irans. Ein weiterer Raum widmete sich religiösen Minderheiten wie den Bahai, den Yogis, Osho, Sai Baba und den Christen. In diesem Raum waren auch Abbildungen bekannter Persönlichkeiten des Ahl é hagh[6] Ordens und des Nematollahi Gonabadi Ordens. Alle diese Leute auf den Abbildungen wurden als Satanisten bezeichnet. Diese sogenannten Satanisten wurden in der Ausstellung in zwei Kategorien unterteilt:

1.Die Gruppe derer, die unmittelbare Schüler und Untergebene Satans seien, die andere verleiten den rechten Pfad zu verlassen.

2.Die Gruppe derer, die sich vom Satan verführen lassen, weil sie naiv und unwissend seien.

Gleich am Eingang der Ausstellung sah man sich einer riesigen Abbildung gegenüber. Darauf war Satan abgebildet. Er stand überlebensgroß mit einem geöffneten Mantel und gab den Blick auf seine Anhänger frei, die scheinbar unter seinen Fittichen agieren. Der erste, der darauf zu erkennen war, war der Leiter des Gonabadi Ordens, Dr. Tabandeh. Satan stand in dieser Ausstellung stellvertretend für die gesamte Westliche Gesellschaft, die sich in ihren Grundsätzen an Menschenrechten, Bürgerschaft, Säkularismus und Demokratie orientiert.

Die Ausstellungsmacher versuchten klar zu machen, dass jeder, der im Iran Menschenrechte für wertvoll erachtet und nicht ein Anhänger des totalitären Mullah Systems Velayat-e-faghi ist, als Satanist zu betrachten sei. Gleichzeitig behaupten die Ausstellungsmacher, dass der Satan der Westlichen Zivilisation Zugang in die Iranische Gesellschaft durch Dr. Tabandeh hat. Ziel sei es die Einheit der Iranischen Muslimischen Gesellschaft zu zerstören und die Einheit der Muslime hinter Ali Khamenei aufzubrechen. So bleibt am Ende der Ausstellung der Eindruck, dass Sufis beschuldigt werden die Islamische Republik mit einer "westlichen Krankheit" zu infizieren. Diese Krankheit definieren die Ausstellungsmacher als Trennung von Politik und Religion. Der Untertitel der oben geschilderten TV-Serie gegen die Sufis lautet: "säkulare Sufis".

veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von "mehriran.de"

Quellen:


[1]www.rferl.org/content/Iranian_Authorities_Destroy_Holy_Sufi_Site_In_Isfahan/1495342.html

[2]www.rferl.org/content/Iranian_Dervishes_Detained_Following_Isfahan_Clashes/1496737.html

[3] www.cbsnews.com/8301-503543_162-4826933-503543.html

[4] www.dailymotion.com/video/xae71p_the-secret-of-armageddon-a-document_news

[5] www.mehriran.de/artikel-berichte/f/

insideofiran.com/en/archive/42-important-news/5969-khamenie-sees-all-opposition-as-impure-malignant-life-forms-ranging-from-domestic-rats-to-political-microbes.html

[6] historicaliran.blogspot.com/2009/12/baba-yadegar-shrine.html

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Rudi Gems

Wenn man den "Linken" traut, hat man auf Sand gebaut!

Auch Ajatholla Khomeini, war eine "Linke Bewegung". Auch er verstand es, die Massen zu bewegen, wie vorher Robbespiere, Chromwell, Hitler oder Lenin. Leider, hatten sie alle etwas gemeinsam. Erst, versuchten sie mit flotten Sprüchen, die Massen zu ködern, um dann, im fortgeschrittenen Stadium der "Revolution", von eben dieser "Revolution, ihre Kinder fressen zu lassen". Genau das, passiert heute im Iran. Also, im Prinzip nichts Besonderes.

Wenn auch nicht alle "Linken", eine solche brutale Entwicklung nehmen, insbesondere wenn sie in einem demokratischen Rechtsstaat fest eingebunden sind, sind sie fast immer, durchaus in der Lage, ihre Ziele zu verraten. Für wen hat denn eine SPD, unter Herrn Schröder und Nachfolger, Politik gemacht? Für die Arbeiter, Rentner, Schwachen und Kranken? Oder stand da nicht das Große Kapital, Banken, Versicherungen und Vermögende, eher im Vordergrund?

Nun gut, im Iran war 1978 bis 1980, noch kein gut funktionierender demokratischer Rechtsstaat. Hier hatte es ein Despot, genauso einfach, wie damals 1933, ein Herr Hitler.

Wenn man das Regime, im Iran, heute auch noch nicht, mit einem Herrn Hitler vergleichen kann, so muss man doch resigniert feststellen, das daran gearbeitet wird.

Es wundert also den erfahrenen Zeitgenossen kein wenig, wenn es nun Progrome gegen Andersdenkende gibt, und Arbeitslager. Mit der Atombombe auf Israel, könnte ein 3. Weltkrieg ausgelöst werden, der dann, allerdings, ziemlich einseitig gegen Iran geführt würde. Die Steigerung des 2. Weltkrieges könnte allerdings darin liegen, das zum ersten Mal, Atombombe mit Atombombe vergolten würde.

Als ich damals, das Buch gelesen hatte, "Mina Ahadi "Ich habe abgeschworen"", war mir völlig klar, wohin die Reise, im Iran geht. Das Traurige daran ist, das es in vielen Dingen, genau das ist, was im Alten Testament steht, oder in den 5 Büchern Moses. Der einzige Unterschied, zum Islam, ist nämlich nur, das die Figuren im Alten Testament, im Islam, andere Namen haben. Der kritische Zeitgenosse, ist also gut beraten, nicht nur auf den Islam zu starren, sondern sich auch genau, seine Brüder und Schwestern anzusehen, die das Christentum oder das Judentum vertreten. Im Judentum ist es offensichtlich, wie die 5 Bücher Moses, fröhliche Urständ, in weiten Teilen der Gesellschaft feiern. Aber auch das Christentum, hat bis heute, immer noch eine "Light Version" des Alten Testamentes, in seinem Gemüt oder Sinn. Wer als Christ oder Jude, mit dem Finger auf den Iran zeigt, sollte nie vergessen, das 3 Finger auf ihn selber zeigen?

Grüße, Rudi

Grüße, Rudi Gems

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