Dagmar Dörings Pädophilie-Text

Weil sie 1980 einen Pädo-Text veröffentlichte, hat Dagmar Döring ihre Kandidatur zurückgezogen. Döring ist nicht pädophil, aber der Zeitgeist war den Pädophilen wohlgesonnen. Und der Zeitgeist war grün.

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Am 10. August 2013 hat Dagmar Döring (FDP) ihre Kandidatur für den Bundestag im Wahlkreis 179 (Wiesbaden) zurückgezogen. Vorangegangen war die Enthüllung, dass sie 1980 einen Artikel veröffentlicht hatte, in dem sie von einer sexuellen Beziehung zu einem 9-jährigen Mädchen berichtet. Zur Begründung schrieb sie: »Als verheiratete Frau und Mutter von drei Kindern sind mir meine damaligen unreifen Gedanken heute unvorstellbar peinlich – vor allem vor meiner Familie und vor meinen heutigen Weggefährten.«

Der zweiseitige Text erschien 1980 in dem von Joachim S. Hohmann herausgegebenen Buch »Pädophilie heute. Berichte, Meinungen und Interviews zur sexuellen Befreiung des Kindes«. Der Herausgeber schrieb, das Buch sei »die Frucht einer im besten Sinne sammlerischen Bemühung um das Problemfeld ›Pädophilie – Kindersexualität – Sexualunterdrückung‹.« Es sei »als populärwissenschaftliches, als Sachbuch gedacht«, das unter anderem »vor allem Hoffnung, Zuversicht, moralische Entlastung und Lebensmut für sie, die Pädophilen« vermitteln solle.

Dörings Beitrag ist nicht wissenschaftlich, nicht einmal populärwissenschaftlich, sondern es handelt sich eigenem Bekunden zufolge um einen Erfahrungsbericht. Die 19-Jährige schreibt, wie sie in ihrem 17. Lebensjahr begonnen habe, sich mit ihrer Sexualität auseinanderzusetzen und entdeckt habe, dass sie pädophil sei. »Vor drei Jahren arbeitete ich auf einer Kinderstation, auf der sie [das oben erwähnte 9-jährige Mädchen] auch lag. Eines abends, ich hatte Spätdienst, kam sie zu mir, nahm meine Hand, deutete an, ich solle mich setzen. Sie setzte sich schließlich selbst auf meinen Schoß, sprach ganz lieb und brachte auch ihre sexuellen Wünsche zum Ausdruck. Ich war wie betäubt von ihr, so verliebt in ihre Art, ihr Aussehen, ihre Gefühlswelt. Von da an begann ich ein schreckliches Doppelleben, bis ich meine Pädophilie für mich akzeptieren und ausleben konnte.«

Das Coming-of-Age der jungen Döring führte sie also dazu, ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse zu erkennen und zu akzeptieren. Wichtiger aber war wohl der politische Reifungsprozess, der sie dazu brachte zu erkennen, wie »entsetzlich [es war], meine Gefühle zu Kindern nicht positiv akzeptieren zu können, weil sie gesellschaftlich verurteilt werden.« Ihre Schlussfolgerung aus dieser dramatischen Einsicht: »Heute habe ich Angst vor den Gesetzen, die Liebe zwischen Erwachsenen und Kindern immer noch bestraft, wie ich es bei meinem Freund erlebt habe, dessen tiefe Beziehung zu einem 13jährigen Jungen durch Zufall entdeckt und dann gewaltsam, brutal zerschlagen wurde. Davor habe ich Angst, ich verstehe es auch nicht, daher will ich, und hoffentlich nicht nur ich, alles tun, damit sich jene Gesetze ändern.«

Der Vorwurf, der gegen Döring in der Presse kolportiert wird, ist vermutlich unrichtig. Es ist wenig wahrscheinlich, dass sie im Alter von 18, 19 Jahren pädophile Beziehungen zu Mädchen hatte. Schwerer wiegt ein anderer Vorwurf, der ihr bezeichnenderweise aber nicht gemacht wurde: Sie hat sich von der Pädophilenbewegung einspannen lassen und mit dem durchaus emotionalen – fiktionalen – persönlichen Bericht Stimmung für deren Anliegen gemacht. Auch wenn sie erst 19 Jahre alt war und ihr Reifungsprozess mit Sicherheit nicht abgeschlossen war, man den Text also als »Jugendsünde« bezeichnen könnte – das war ihr eigentliches Vergehen.

Darüber hinaus wagt – was ebenfalls bezeichnend ist – niemand die Frage zu stellen, wie es dazu kommen konnte, dass sich eine 19-Jährige für die Päderasten einsetzt, auch wenn sie selbst nicht so veranlagt ist. Das heißt doch, dass sie deren Anliegen als legitim angesehen hat und die Gesetze, die sexuelle Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen unter Strafe stellen, nicht. Und sie muss angenommen haben, dass ihr Umfeld – das ja wohl nicht ausschließlich aus Pädophilen bestanden haben wird – dieses Engagement zumindest nicht vollständig ablehnt. Der Fall Döring zeigt sehr deutlich, dass das Klima für die Pädophilen in der Bundesrepublik in den siebziger und achtziger Jahren sehr wohlwollend war. Und das wurde geprägt von der alternativen Bewegung, aus der die Partei der Grünen hervorgegangen ist. Walters und Klechas Versuch, mit ihrem Hinweis auf Döring die Aufmerksamkeit von den Grünen wegzulenken, hat sich als Bumerang entpuppt.

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