Low Carb? LowFat? Quatsch!

Alle Diäten sind gleich … unwirksam

Sie wollen abnehmen? Bloß nicht! Damit schaden Sie nur ihrer Gesundheit und sorgen für einen frühen Tod. Das ist der einzige Schluss, den die Ernährungswissenschaft aus zahlreichen Studien ziehen kann.

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Inzwischen herrscht wissenschaftlicher Konsens, dass alle Diäten gleich unwirksam sind – egal welcher neuen Marketingtricks sich die Verkäufer bedienen. Nichtsdestotrotz erscheinen immer wieder Studien auf der Medienbildfläche, die vermeintliche Vorteile bestimmter Diätformen kolportieren. So wollte jüngst eine Untersuchung der Tulane University (New Orleans) weismachen, dass man mit LowCarb mehr abnimmt als mit LowFat und gleichzeitig auch noch sein Herz-Kreislaufsystem schützt.

Doch Ernährungswissenschaftler Uwe Knop hat da seine Zweifel: »Auch wenn die Autoren den derzeit populären LowCarb-Trend nähren – die Originalarbeit lässt diese Schlussfolgerungen nicht im Geringsten zu, ganz im Gegenteil«, sagt er. Auch der wissenschaftliche Leiter des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (EU.L.E. e.V.) Udo Pollmer hält von der Studie nichts: »Das Paper ist unterstes wissenschaftliches Niveau und derart voller Ungereimtheiten, statistischer Tricksereien und fehlender Daten, so dass es in der kalten Jahreszeit nur eine Verwendung dafür gibt: ab in den Kamin zur kalorischen Verwertung.«

Die Autoren brennen in der Originalarbeit ein Feuerwerk an Täuschungsmanövern ab, das seinesgleichen sucht – und in der Ernährungswissenschaft, das will etwas heißen! Hier werden unter anderem Erhebungsfehler vertuscht, Daten massiert und die Gesetze der Ernährungsphysik außer Kraft gesetzt. »Allein die Tatsache, dass die Teilnehmer gemäß Studiendaten etwa 35 Kilogramm in 12 Monaten hätten abnehmen müssen, es aber tatsächlich nur zwischen 1,8 und 5,3 Kilogramm waren, zeigt, dass es sich nicht um Wissenschaft, sondern um Hexenwerk handelt«, meint Knop. Und Pollmer ergänzt: »Es würde der absolut unterirdischen Qualität dieses Papers nicht gerecht, wenn in diesem ›Ernährungsunsinn‹ nur auf die wesentlichen Fehler der Studie hingewiesen würde. Daher empfehlen wir den ausführlichen Hintergrundbericht, um das ganze Ausmaß der pseudo-wissenschaftlichen Abgründe in seiner Fülle zu genießen.«

Die Studie zeigt im Grunde nur, dass beide Diäten für Menschen europäischer Abstammung sinnlos sind. Wer sich bewusst fettarm ernährt, hat zwar eine echte Herausforderung im Leben, aber er verlängert dieses nicht. Der geringfügige Nutzen einer kohlenhydratarmen Diät ist offenbar kein physiologisches sondern ein statistisches Phänomen. Sofern es überhaupt zu einem Absinken der »Risikofaktoren« gekommen ist, hat dies keineswegs eine allgemeine Besserung des Gesundheitszustandes zur Folge. Die Frage, ob fett- oder kohlehydratarme Diät, spielt offensichtlich eine untergeordnete Rolle beide sind kaum erfolgsversprechend. Die üblichen Theorien zur Energiebilanz des Körpers werden von der Studie widerlegt. Kalorientabellen sind ein ideales Fälscherwerkzeug; die bisher verbreiteten Theorien zu den negativen Folgen des Übergewichts sind falsch. Gesamtfazit: Ab in den Müll! Diäten gefährden Ihre Gesundheit.

Fazit: Bei George Orwells »Farm der Diäten« hätte es geheißen: »Alle Diäten sind gleich – aber manche sind gleicher als andere.« Nämlich gleich(er) sinn- und wirkungslos. Bei dieser Studie setzte der JoJo-Effekt sogar schon während der Diät ein …

Randnotiz: Zwei aktuelle Studien in den renommierten internationalen Medizinjournals JAMA und The Lancet bestätigen die »Gleichgesinnung« der nutzlosen Abspeckkuren. Alle Diäten sind gleich2, und egal, ob schnell oder langsam abgespeckt wird: Die Kilos kommen wieder – der JoJo-Effekt lässt grüßen3.

Übrigens: Abspecken bringt vielleicht gar früher ins Grab, denn »Dicke leben länger«, wie eine sehenswerte Doku auf 3sat vom 23. Oktober 2014 heißt.

Quellen:

1. Bazzano et al.: Effects of Low-Carbohydrate and Low-Fat Diets: A Randomized Trial; Annals of Internal Medicine 2014; 161: 309-318

2. Johnston et al.: Comparison of Weight Loss Among Named Diet Programs in Overweight and Obese Adults; A Meta-analysis; JAMA. 2014; 312: 923-933

3. Purcell et al.: The effect of rate of weight loss on long-term weight management: a randomised controlled trial; The Lancet Diabetes & Endocrinology, Early Online Publication, 16 October 2014

Quelle: EU.L.E. e. V.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: HeikoS

Wer ernsthaft abzunehmen versucht muss unbedingt geeignetes Hintergrundwissen haben. Sonst wird das nicht dauerhaft funktionieren und die JoJo-Effekte schaden der Gesundheit mehr als die kurzfristigen Erfolge.
"Wie Übergewicht entsteht ... und wie man es wieder los wird" (von Peter Mersch) ist ein Buchtipp dazu; keine Diätanleitung, sondern echtes, wissenschaftliches Grundlagenwissen, ohne dass man eine Diät erst gar nicht beginnen sollte.
Nach der Lektüre ist man dann selbst in der Lage zu beurteilen, ob man überhaupt noch und ggf., wie man vorgehen möchte um "Pfunde" nachhaltig zu eliminieren.
Persönlicher Tipp: Diät-Tage einschieben. D.h. konkret: min. 12 Stunden auf Essen verzichten und mit der Zeit auf 24 Stunden steigern. Z.B. Freitag nach dem Mittagessen ist Schluß und erst am Samstag gibt es wieder Frühstück oder besser erst Mittagessen.
Kalorienhaltige Getränke sind praktisch immer zu vermeiden - reine Gewohnt, die man ablegen kann.

Gravatar: Klinikarzt

Zum Artikel habe ich zwei Anmerkungen:
Als Klinikarzt sehe ich sehr viele arg beleibte Patienten. Diese haben oft in jungen Jahren schon eine Batterie an Medikamenten einzunehmen und haben viel häufiger problematische Verläufe. Es fällt mir schwer zu glauben, dass morbid adipöse Patienten nicht vom Abnehmen profitieren sollen.
Im Übrigen ist Lebenszeitverlängerung das geringste aller Motive zum Abnehmen. Im Vordergrund steht das Selbstbild und die subjektive Lebensqualität.
Das ist zugegebenermaßen alles datenfrei, was ich hier behaupte, aber Meinungen muss man ja nicht belegen, gesunder Menschenverstand führt einen meist in die richtige Richtung.
Der Tenor des Artikel ist aus meiner Sicht ein Ausschlag ins andere Extrem.

Gravatar: Wolfgang Bretschneider

Ich habe den Eindruck, dass die "Wissenschaft" immer mehr zur Interessenvertretung einiger Gruppen verkommt. In meiner Jugend (vor 80 Jahren) war Diabetes II eine Krankheit sehr alter Menschen. Heute ist sie eine Erkrankung von Kindern. Ursache - natürlich die Klimaerwärmung. Früher hatten die meisten Menschen eine normale körperliche Gestalt, fette, kaum noch gehfähige Figuren, waren eine Seltenheit. Aber die Pharmaindustrie wird es heute schon richten. Nur wer bezahlt das alles? Das die persönliche Lebensgestaltung ( vernünftige Ernährung und Körperliche Aktivität) einen großen Einfluss für das eigene Leben haben ist eine bekannte Lebenserfahrung sehr vieler Menschen - nur nicht bestimmter Kreise! Das versaut ja ihr Geschäft!

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