Jubiläum

25 Jahre Einheit, 25 Jahre Wandel

Der 3. Oktober ist ein Tag zur Freude. Vor 25 Jahren wurde Deutschland wiedervereinigt. Seitdem hat sich das Land grundlegend gewandelt.

Foto: Maik Meid / flickr.com / CC BY-SA 2.0
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Wer hätte sich im Jahre 1988 vorstellen können, dass ein Jahr später die Mauer fällt und ein weiteres Jahr darauf Deutschland wiedervereinigt würde? Der Fall der Mauer und die rasche deutsche Wiedervereinigung sind Beispiele für historischen Wendungen, die man kaum vorausahnen konnte.

Zwar hatte sich lange zuvor angedeutet, dass die Sowjetunion und die DDR in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, weil sie sich über viele Jahre von westlichen Devisen und Krediten abhängig gemacht hatten. Auch der Glasnost-Prozess, der von Michail Gorbatschow angestoßen worden war, hatte früh erkennen lassen, dass ein Wandel ins Haus stand.

Doch mit einer deutschen Wiedervereinigung in Höchstgeschwindigkeit hatte damals niemand gerechnet, zumal sich führenden Politiker wie britische Premierministerin Margaret Thatcher und der französische Präsident François Mitterrand so gar nicht mit der Idee einer deutschen Wiedervereinigung anfreunden konnten.

Es waren vielmehr die Gunst der Stunde, die Beherztheit Helmut Kohls, die Ideen von Wolfgang Schäuble, die Offenheit von Michail Gorbatschow und die Dynamik der Ereignisse, vor allem aber der Wunsch vieler DDR-Bürger nach der D-Mark und westlichem Konsum sowie der Frust über das SED-Regime, die die Wiedervereinigung beschleunigt hatten.

Nach der Wiedervereinigung folgte der eigentliche Wandel

Die Einheit war 1990 offiziell, aber noch nicht praktisch vollendet. In den letzten 25 Jahren hat Deutschland einen langen Weg des Wandels hinter sich gebracht, um die Unterschiede zwischen Ost und West auszugleichen. Deutschland war zu einer Übergangsgesellschaft geworden, wobei nicht allen klar war, in welche Richtung die Reise gehen würde:

Betriebe wurden privatisiert, zum Gewinn Einiger, mit Arbeitsplatzverlust Anderer. Gewaltige finanzielle Transferleistungen von West nach Ost wurden zu bestimmenden Faktoren der deutschen Finanzpolitik. Die Städte wandelten sich im Zeitraffer, ein Bauboom brach aus. Berlin wurde wieder Hauptstadt. Die DDR-Vergangenheit wurde kritisch aufgearbeitet. Deutschland war nicht mehr Frontgebiet des Kalten Krieges, sondern wurde Herzland eines geeinten Europas. Die Sowjetunion verschwand. Die NATO weiterte ihre Grenzen nach Osten aus. Deutschland wurde zum Motor der EU. Auf die Reisefreiheit folgte die europäische Wohnortfreiheit.

Wiedervereinigung oder Beitritt?

Die deutsche Einheit wurde von den Bürgern unterschiedlich empfunden. Für viele ehemalige Bürger der DDR war es der krönende Abschluss der Revolution gegen die SED. Im Herbst 1989 hatte ihr Niedergang mit dem Fall der Mauer eine unumkehrbare Richtung eingeschlagen.

Es gibt allerdings nicht Wenige, die die Wiedervereinigung gerne anders gesehen hätten, vielmehr als Zusammenschluss zweier gleichwertiger Staatsgebilde, bei dem die unterschiedlichen Erfahrungen zu einem neuen Entwurf der Gesellschaft und Politik geführt hätten. Stattdessen gab es einen Anschluss neuer Bundesländer an die alte Bundesrepublik Deutschland. Tatsächlich war es die Idee des damaligen Kanzleramtsministers Wolfang Schäuble, die Wiedervereinigung in Form des Beitritts der neuen Bundesländer zu gestalten. Verbunden war damit der Lockruf der D-Mark, der einen westlichen Lebensstandard für alle versprach.

Im Nachhinein lässt darüber streiten, ob eine andere Form der Wiedervereinigung sinnvoller gewesen wäre. Doch solche Überlegungen bleiben in der Theorie gefangen, weil die Entscheidungen zwischen dem November 1989 und dem Oktober 1990 den sich ständig wandelnden Umständen und aktuellen Ereignissen geschuldet waren.

Berlin und Frankfurt feiern die deutsche Wiedervereinigung mit zahlreichen Aktivitäten

Die deutsche Hauptstadt wird dieses Wochenende wieder zu einer Feststadt werden. Rund um das Brandenburger Tor und vor dem Reichstagsgebäude wird es zahlreiche Veranstaltungen geben.

Der zentrale Festakt findet in Frankfurt am Main statt. Grund hierfür ist nicht nur, dass Frankfurt in der Geschichte der deutschen nationalen Einigung im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle gespielt hatte, sondern vor allem, weil jedes Jahr ein anderes Bundesland mit der Austragung der zentralen Festakte beauftragt wird, und zwar jeweils dasjenige Bundesland, das aktuell den Präsidenten im Bundesrat stellt.

Zum offiziellen Festakt in Frankfurt werden unter anderen der Bundespräsident Joachim Gauck, die Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Bundestagspräsident Norbert Lammert und der EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker erwartet. Michail Gorbatschow und Helmut Kohl werden wohl aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen können.

Dabei sein werden jedoch der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher sowie Bürgerrechtler aus der DDR-Zeit wie zum Beispiel Vera Lengsfeld. Vertreten sind zudem die Ministerpräsidenten der Bundesländer.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Alfred

Wandel?
Wir haben eine SED-Regierung bekommen!
Der Westen ist zu blöde einen eigenen Kanzler und einen Bundespräsidenten zu stellen.
Es kann aber noch schlimmer kommen.
Deutschland wird zum Trauerspiel.

Gravatar: H.Roth

Es ist eine Feier ohne Sonnenschein. Eine Feier unter dunklen, drohenden Gewitterwolken. Aber der Tag steht unausweichlich im Kalender. Der dritte Oktober kann nichts dafür, dass nicht alle in Feierlaune sind. Darum werde auch ich ihm meinen Respekt zeigen, und daran denken, dass der Kampf für die Freiheit nicht vergebens ist. Auch nach 25 Jahren.

Gravatar: Karin Weber

@ Rudi Ehm

Zustimmung, volle Zustimmung. Die Gewaltenteilung selbst ist mutiert zu einen Krebsgeschwür, das andere Menschen zerstört, selbst aber nicht kaputt gehen kann. Schleichend wie ein unsichtbares Gas ist diese Entwicklung in unser Land/Gesellschaft gedrungen und hat sich wie ein grauer Schleier auf den Alltag der Menschen gelegt.

Aber die AFD wird die Fenster aufreißen und den Merkel-Mief nach draußen befördern. Hört euch die letzte Höcke-Rede in Erfurt an! Das hat Profil, das hat intellektuelle Tiefenschärfe, das hat Charisma und es beweist: Es gibt noch Leute, die etwas anpacken können und wollen. Wen wundert es noch, dass man diese Aktivisten nur bei der AFD findet?

Höcke-Rede: https://youtu.be/_kspogoPhOE

PS: Ehe sich einer Augenkrebs beim Lesen der Lügenpresse holt, bitte die Website der AFD Sachsen besuchen. Dort gibts seriöse Informationen aus erster Hand und noch dazu kostenlos!

http://afdsachsen.de/

Gravatar: Karin Weber

Für mich ist das kein Feiertag. Die Chance, ein Deutschland für die deutschen Bürger zu gestalten, wurde uns von den Politkriminellen entrissen.

Schaut nur raus ins Land. Die Bürger sind entzweit. Die Wahlbeteiligungen sinken. Was heute beschlossen wurde, gilt morgen nicht mehr. Man nennt diesen Zustand "indifferent" und es ist die Politik des Merkel-Regimes, die den Bürgern jede Hoffnung auf eine für sie positive Veränderung nimmt. Alles was schlimmer werden konnte, wurde unter dem Merkel-Regime schlimmer. Die Menschen resignieren, aber eines ist sicher: Der angestaute Frust wird sich bald entladen. Genau dann haben wir einen neuen Feiertag.

Wenn wir das Merkel-Regime los sind und Frau v. Storch oder Frau Petry (beide AFD) als Kanzlerin ohne FrauenQuote im Kanzleramt sitzen, dann ist für mich ein Feiertag.

Gravatar: Ralle

Wie sagte Norbert Blüm damals über den 3. Oktober?

"Wer diese Nacht verschläft, ist ein historischer Penner."

Nein, höchstens jemand dem damals schon schwante, dass das kein gutes Ende nehmen wird.

Ich fand damals Bärbel Bohley gut. " ... „die bekannteste Ostdeutsche nach Angela Merkel. Oder besser gesagt: vor Angela Merkel.“, wie Robert Ide einmal sagte.

Heute sieht man, dass wir um die Einheit, es gibt nicht einmal eine Verfassung, diese hätte nach der Vollendung der Einheit vom Volk verabschiedet werden müssen, betrogen wurden. Stattdessen gibt es ein Besatzerstatut, GG genannt, welches den Erfordernissen stetig angepasst werden kann.

Nein, es gibt wahrlich keinen Grund diesen Tag zu feiern.

Gravatar: Rudi Ehm

Also ehrlich, über was soll man sich denn morgen freuen? Über die verlogenen Sonntagsreden und das Mitgefühl für die Stasiopfer, während gleichzeitig Leute wie Kahane, Merkel und Gauck in der ersten Reihe stehen?
keine 25 Jahre hat diese Einheit gedauert und Deutschland schafft sich ab. Das ganze Jahr über liest man, die Ossis, besonders die Sachsen, sind die schlimmsten Dunkeldeutschen und jetzt wird wieder das Zuckerbrot auf den Tisch gelegt. Veralbern kann ich mich selbst. Wie sagte der letzte Sachsenkönig: „Dann macht euern Dreck allene…“
Jeder der da mitmacht, egal in welcher Weise, unterstützt nur unsere politische Klasse bei der Volksverarsche.

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