Weil er die Fakten benannte

Zwölf Monate Haft für ehemaligen griechischen Chefstatistiker

Andreas Georgiou war über viele Jahre Griechenlands Chefstatistiker. Weil er aber 2009 über die tatsächliche Haushaltslage des Landes berichtete und nicht die politisch manipulierten Zahlen veröffentlichte, wurde er jetzt zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

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Griechenland, so lautet ein Vorwurf, habe sich den Beitritt zur Euro-Zone mit manipulierten Zahlen verschafft. Auch für die Bereitstellung der diversen Rettungspakete zur Abfederung der Griechenland-Krise seien gefälschte Zahlen von Athen an Brüssel übermittelt worden. Bei einer Überprüfung der Vorgänge aus dem Jahr 2009, also einem Jahr bevor er das Amt des Präsidenten des griechischen Statistikamtes "Elstat" übernahm, stellte Georgiou eine deutliche Abweichung zwischen den publizierten Zahlen und den tatsächlichen Zahlen im Haushaltsdefizit fest. 

Statt 13,6 Prozent, so die veröffentlichte Zahl, betrug das Haushaltsdefizit Griechenlands 2009 tatsächlich 15,4 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt. Dieses betrug in dem Jahr umgerechnet 329,8 Milliarden US-Dollar. Diese Differenz von ungefähr zwei Milliarden US-Dollar machte Georgiou publik und, so schreibt es die "FAZ" in ihrem Bericht, als "betrügerisch" bezeichnet. 

Das Vorgehen Georgious sei, so entschied jetzt ein griechisches Berufungsgericht, ehrabschneidend gewesen. Er hätte eine solche Aussage nicht in der Öffentlichkeit treffen dürfen. Das Resultat seiner Ehrlichkeit: zwölf Monate Haft.

Ob die von Georgiou beanstandeten Zahlen richtig oder falsch sind, wird währenddessen seitens der Gerichte immer noch nicht überprüft. Alles, was vor der Zeit von 2010 an Statistiken "errechnet" wurde, bleibt weiterhin im Halbdunkel. Offenbar ist weder den aktuellen griechischen Behörden noch den alten Seilschaften daran gelegen, Licht in diese Geschichte zu bringen. Die Angst, dass die eingangs erwähnten Vorwürfe zutreffend sind, ist wohl zu groß in Griechenland.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: R. Avis

Ein Fall für Amnesty International oder für den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Gravatar: Gerd Müller

Nun da muß sich die Brüsseler EU solidarisch zeigen und soviel Geld nachschießen, bis die Zahlen wieder stimmen ...
Wenigstens 14 Tage lang oder so !

Die allgemeine EU-Demokratie greift eben um sich, oder mit anderen Worten: wer nicht sagt was genehm ist, ist ein Nazi und muß eingesperrt werden !
.

Gravatar: Dirk S

Zitat:"Offenbar ist weder den aktuellen griechischen Behörden noch den alten Seilschaften daran gelegen, Licht in diese Geschichte zu bringen."

Zumindest was die Behörden betrifft, ist es wahrscheinlicher, dass die gar nicht in der Lage dazu sind. In GR wissen die Behörden eigentlich nur eines ganz genau: Wie hoch der Satz des Fakelaki ist, das sie einstreichen können. Ansonsten sind die noch ahnungsloser als deutsche Sicherheitsbehörden.

Verdunklungsfreie Grüße,

Dirk S

Gravatar: Hoover

Das müßte ein Fall für den EGMR oder den EuGH werden. Ein Land, das Bürger für das Aussprechen der Wahrheit mit Gefängnis bestraft, kann nach meinem Verständnis nicht Teil der EU sein, wenn der Ruf der EU nicht völlig ruiniert werden soll.

Gravatar: karlheinz gampe

Wollte der SPD Maas nicht auch die Aufklärer von Netzpolitik.org wegen Landesverrat anklagen, weil sie die kriminellen Praktiken der Regierenden aufdeckten ? Als die Bevölkerung sich über dieses kriminelle Gebaren aufregte, da musste der Generalbundesanwalt ( Bauernopfer) anstelle von SPD Maas, ist einer der Antifa gut findet, gehen. Man muss nicht die Aufklärer sondern die kriminellen Politiker wegsperren. Man bestraft jenen, der haltet den Dieb rief, den kriminellen Dieb lässt man laufen. So verkommen ist nun Deutschland und die EU durch das SED Politikerpack.

Gravatar: H.von Bugenhagen

Na iss denn dass
In der BRD Finanz GmbH wird ja auch nur noch gemauschelt und Geld verzockt dass eigentlich gar nicht da ist.Es wäre mir eine Freude dafür auch mal jemanden sitzen zu sehen.

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