Inmitten der komplexen sozialen und politischen Landschaft des heutigen Iran erlebt der Zoroastrismus, eine der ältesten monotheistischen Religionen der Welt, ein unerwartetes Revival. Diese alte persische Religion, die vor über 3.500 Jahren von dem Propheten Zarathustra gegründet wurde, prägte einst das kulturelle und spirituelle Leben des Landes, bevor der Islam im 7. Jahrhundert die Oberhand gewann.
Heute zeigt sich, besonders unter säkularen jungen Iranern, ein wachsendes Interesse an dieser vorislamischen Tradition – ein Phänomen, das sowohl kulturellen Stolz als auch Widerstand gegen das aktuelle Regime widerspiegelt.
Historische Bedeutung des Zoroastrismus
Der Zoroastrismus, auch bekannt als Mazdaismus, war über Jahrhunderte die Staatsreligion der großen persischen Reiche, insbesondere unter den Achämeniden, Parthern und Sassaniden. Bis zur arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert war er zentral für die Identität des iranischen Volkes, mit seinen Lehren von Ahura Mazda, dem allweisen Schöpfer, und dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse.
Rituale wie die Verehrung des Feuers und Feste wie Nouruz, das persische Neujahrsfest, wurden tief in die Kultur eingebettet und überdauerten selbst die Islamisierung. Unter den Sassaniden erlebte die Religion ihre Blütezeit, doch nach der muslimischen Eroberung wurde sie marginalisiert, viele Anhänger wanderten aus – etwa nach Indien, wo sie als Parsen bekannt wurden – und die Zahl der Gläubigen schrumpfte auf heute etwa 15.000 bis 25.000.
Dennoch blieb der Zoroastrismus ein Symbol des vorislamischen Erbes. Werke wie das Schāhnāme von Ferdosi bewahrten zoroastrische Erzählungen, und Elemente wie der Faravahar, ein geflügelter Diskus, der die unsterbliche Seele darstellt, sind bis heute in der iranischen Kunst präsent. Diese historische Verbindung macht die Religion zu einem Ankerpunkt für die nationale Identität, besonders in Zeiten politischer Repression.
Neue Hinwendung der Jugend
In den letzten Jahrzehnten zeigen immer mehr junge, oft säkulare Iraner Interesse am Zoroastrismus und der alten persischen Kultur. Dieses Revival ist kein reiner Glaubenswechsel, sondern ein kulturelles und politisches Statement. Viele Jugendliche tragen den Faravahar als Schmuck oder Tattoo, feiern Nouruz mit neuer Inbrunst und distanzieren sich damit vom schiitischen Islam, der unter dem Regime der Islamischen Republik zunehmend als Zwang wahrgenommen wird. Berichte deuten darauf hin, dass bis zu acht Prozent der jungen Generation sich kulturell mit dem Zoroastrismus identifizieren, obwohl die tatsächliche Zahl aktiver Gläubiger gering bleibt.
Zarathustras Lehren : »gut denken, gut sprechen, gut handeln«
Dieser Trend wird durch den Zugang zu Informationstechnologie und sozialen Medien verstärkt, die es den Jugendlichen ermöglichen, ihre vorislamische Geschichte zu erkunden. Gleichzeitig dient die Rückbesinnung auf Zarathustras Lehren – »gut denken, gut sprechen, gut handeln« – als stiller Protest gegen die Mullahs. Experten sehen darin einen Ausdruck von Freiheitssehnsucht und kulturellem Stolz, der sich gegen die staatliche Ideologie richtet. Doch die genaue Ausmaß dieser Bewegung bleibt schwer zu bestimmen, da staatliche Kontrollen und soziale Tabus offene Bekenntnisse erschweren.
Herausforderungen und Zukunft
Trotz des wachsenden Interesses steht der Zoroastrismus vor Herausforderungen. Das iranische Regime toleriert die Religion als anerkannte Minderheit, doch Diskriminierung im Alltag und Einschränkungen bei der Religionsausübung sind weiterhin Realität.
Viele junge Menschen, die sich mit dem Zoroastrismus verbinden, praktizieren ihn eher symbolisch denn religiös, was die Frage aufwirft, ob es sich um eine dauerhafte Renaissance oder einen vorübergehenden Trend handelt.
Was bleibt, ist die Faszination für eine Zeit, in der Persien eine kulturelle Großmacht war. Ob diese Bewegung die iranische Gesellschaft langfristig verändern wird, hängt von der Bereitschaft der Jugend ab, ihre Wurzeln aktiv zu bewahren – und von der Reaktion des Regimes darauf.
Für viele ist der Zoroastrismus mehr als eine Religion: Er ist ein Ruf nach Freiheit und ein Blick zurück auf eine stolze Vergangenheit.
Kommentare zum Artikel
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"Gut denken, gut sprechen und gutes tun" fehlt überall in der Welt und ist heute leider kaum durchsetzbar.
Die Menschen sind egoistischer und schlechter geworden.
Leider sehen wir das täglich und meisten kommt, wie beim Fisch von oben der Gestank.