Freie Welt: Herr von Storch, Sie haben die Regierung bereits mehrfach zur Beendigung des Lockdowns aufgerufen. Vergangene Woche haben Sie eine Kampagne mit dem Titel »Lockdown jetzt beenden – Zurück zur Normalität« ins Leben gerufen und eine Petition auf der Online-Plattform »Civil Petition« gestartet. Was hat Sie dazu bewogen?

Sven von Storch: Es war höchste Zeit. Das Maß war schon lange voll. Anfangs gab es noch Unsicherheiten bezüglich der Gefährlichkeit des Virus und wie sich die Lage entwickeln wird. Doch dann wurde schnell klar, dass die Gefahr des Virus überschätzt und die negativen Folgen der Corona-Maßnahmen unterschätzt wurden.

Hier hätte die Regierung schon vor Wochen nachkorrigieren müssen. Doch sie klebte an den Worten des RKI, der Virologen und der WHO und hat nur gebannt auf das Virus geschaut. Dabei hat sie den Blick für das Ganze verloren. Dieser Tunnelblick hat uns in die derzeitige Krise geführt.

Das RKI hat mit irreführenden Zahlen hantiert, immer nur die Gesamtsumme der getesteten Infizierten angegeben, ohne sie ins Verhältnis zu den durchgeführten Tests zu setzen. Solche Zahlen sind wissenschaftlich wertlos und verursachen nur Panik. Das meint beispielsweise der Gesundheitswissenschaftler Professor Gerd Glaeske. Außerdem hat man zu wenig pathologisch untersucht, wie viele der offiziellen COVID-19-Toten tatsächlich am Virus gestorben sind. Das RKI wollte anfangs sogar auf die Obduktionen der Verstorbenen ganz verzichten. Dies hat auch der Hamburger Pathologe Professor Klaus Püschel kritisiert, der dann selbst für Hamburg die Obduktionen durchgeführt hat. Und man hätte mehr Stichproben in der breiten Bevölkerung durchführen müssen, wie beispielsweise Professor Matthias Schrappe anmahnt. Außerdem stellt sich die Frage, warum das RKI erst nach dem Lockdown bekanntgegeben hat, dass die Ansteckungsrate schon zwei Tage vor Beginn des Lockdowns unter eins gefallen war.

Trotzdem hat sich die Regierung nahezu ausschließlich an den Berichten des RKI orientiert und entsprechend die Maßnahmen eingeleitet, bis hin zum Lockdown mit all seinen Folgen. Das Handeln der Regierung Merkel ist für die gesamte Gesellschaft verantwortungslos.

Freie Welt: Meinen Sie die Bundesregierung oder die Länderregierungen?

Sven von Storch: Beide natürlich! Die Länder und der Bund haben sich ja einen richtigen Wettlauf um die strengsten Maßnahmen geliefert. Allen voran Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.

Freie Welt: Jetzt stehen die Menschen auf und protestieren dagegen. Bundesweit gab es Demonstrationen.

Sven von Storch: Das ist völlig verständlich. Die Bürger wurden ihrer elementarsten Grundrechte beraubt. Familien in eine tiefe Krise gestürzt. Außerdem wurden durch die Regierung und die Mainstream-Medien Kritiker des Lockdowns denunziert und von den Sozialen Medien zensiert, selbst wenn es sich um renommierte Ärzte und Professoren handelt. Ein solches Vorgehen gegen die Grundrechte der Bürger kannte man in Deutschland zuletzt aus der DDR.

Darüber hinaus haben die Corona-Maßnahmen vielen Bürgern die wirtschaftliche Existenzgrundlage entzogen. Millionen Bürger stehen kurz vor der Pleite. Hunderttausende haben ihren Arbeitsplatz verloren. Firmen, Betriebe und Unternehmen sind in finanzielle Schieflage geraten. Davon erholt sich die Wirtschaft nicht so schnell. Auch die gigantische Schuldenaufnahme wird uns noch lange belasten. Die Summen sind EU-weit größer als zurzeit der Finanzkrise. Die Familien in Deutschland werden ruiniert, wenn wir so weiter machen.

Freie Welt: Was fordern Sie jetzt genau von der Merkel-Regierung und den Ländern?

Sven von Storch: Der Lockdown muss aufgehoben werden. Die Wirtschaft muss wieder in Gang kommen, damit der Schaden halbwegs begrenzt werden kann. Jeder einzelne für sich und jede Familie für sich muss das Leben wieder in Freiheit in die eigene Hand nehmen können. Was den Schutz der Mitbürger vor dem Virus angeht, fordern wir von der Regierung, den Schutz auf diejenigen zu konzentrieren, die wirklich geschützt werden müssen, wie beispielsweise die Vorerkrankten und die Älteren. Diese Mitbürger muss man immer schützen, auch bei jeder Grippewelle oder Erkältungswelle. Aber deshalb darf man nicht die ganze Wirtschaft und die ganze Gesellschaft lahmlegen und Millionen Menschen ihrer Lebensgrundlage und ihrer Grundrechte berauben.