»Was die Ratten in der Zeit der Pest waren, sind Kinder zurzeit für Covid-19: Wirtstiere«

ZDF-Satiriker Böhmermann setzt Kinder mit Ratten gleich

Der für seine sprachlichen Ausfälligkeiten bekannte Jan Böhmermann hat wieder einmal über die Stränge geschlagen. – Ein Kommentar

Superbass, CC BY-SA 4.0
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Es gehört zu den beliebtesten Übungen der deutschen Journaille, den politischen Gegner mit etwas zu vergleichen, mit dem niemand gleichgesetzt werden will. Da wird hier einer mit einem Sklavenhalter verglichen und dort einer mit einem Rassisten, wieder einer mit einem Antisemiten und, an der Spitze, mit einem National-Sozialisten, meist in der verhetzten Kurzform »Nazi«.

Ich habe einmal eine Bezirksbürgermeisterin der Sozialdenkraten erlebt, wie sie den Fluch »Nazi« so oft in die Gruppe der umstehenden Genossen fauchte, dass mir selber ein Vergleich mit eben jenen »Nazis« durch den Kopf schoss, die ich selber mit ihrem vollen Namen »National-Sozialisten« benenne. Wohl wissend, dass die Frau zwar, wie die meisten Mitglieder der NSDAP, ein Sozialist ist, aber dass dann da eben doch ein Unterschied ist. Sie ist eben kein »Nazi«.

Es ist der Unterschied zwischen Vergleich und Gleichsetzung, der hier zählt: Ich kann zwei Dinge oder Personen vergleichen, aber deshalb sind sie noch lange nicht gleich. Der Vergleich sitzt, wie es scheint, vor der Entscheidung, ob etwas gleich ist. Beide, Vergleich und Gleichsetzung, sind demnach ungleich.

Wenn jetzt der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann in einem Beitrag sagt: »Was die Ratten in der Zeit der Pest waren, sind Kinder zurzeit für Covid-19: Wirtstiere«, dann vergleicht er nicht einfach Ratten mit Kindern – er setzt sie gleich. Es ist zwar richtig und Linguisten würden sicher darauf verweisen, ja vielleicht sogar die Vertreter des Zwangsgeldsenders höchstselbst, dass Böhmermann Kinder nicht mit der Ratte gleichsetzt, sondern nur auf ihre gleiche Funktion bei der Weiterverbreitung eines Virus verweist. Aber auch das gehört zum Vergleich als politische Waffe: Er setzt bereits durch die Fragestellung etwas teilweise gleich.

Wenn nämlich eine Politikerin der SPD seinen politischen Gegner mit einem Nationalsozialisten vergleicht, dann kündigt sie nicht einfach an, darüber nachdenken zu wollen, ob hier Ähnlichkeiten bestehen. Nein, der Vergleich teilt bereits mit: Ich kann die beiden vergleichen, also muss etwas gleich an ihnen sein. Dieser Übergang lässt sich vielleicht nicht formal sprachlich erschließen – aber dafür als Element einer perfiden Rhetorik, wie sie vor allem links-grüne Ideologen beherrschen.

Und genau in diese Kerbe schlägt Jan Böhmermann mit seinem Satz. Also hat er Kinder als Ratten bezeichnet. Mehr noch! Nach der Gleichsetzung heißt es weiter über Kinder: »Ständig infizieren sie sich mit irgendwelchen Viren, und was machen die unverantwortlichen kleinen Halbmenschen dagegen? Nix! Setzen sich jeden Tag in eiskalte Klassenräume.«

»Halbmenschen« ist als Abwandlung von »Untermenschen«, ohne Wenn und Aber eine Bezeichnung aus dem Vokabular der National-Sozialisten. Und Böhmermann setzt das Wort ebenso ein wie die Nazis: Um Kinder als weniger Wert erscheinen zu lassen wie richtige Menschen. Goebbels oder ein Himmler hätten von »Volksschädlingen« gesprochen.

Selbstverständlich hat Herr Böhmermann seine Ausfälligkeiten wieder als Satire getarnt. Aber handelt es sich bei solchen Bösartigkeiten noch um Satire? – Nicht einmal im Ansatz! – Satire richtet sich immer gegen jene, die Macht ausüben können. Das können zwar auch Kinder. Aber gerade in diesem Falle, wenn ihnen die Lebensgrundlagen und das Glück des alltäglichen Lebens von panischen Politikern und systematisch verängstigten Erwachsenen durch Corona-Maßnahmen geraubt werden sollen und geraubt werden, sind sie die Leidtragenden. Und sich über das Leiden die Opfer lustig zu machen, auch das ist Sprache und Haltung von National-Sozialisten. Ihnen dient das höhnische Lachen nur als Vorstufe zur brutalen Gewalttat, die den andren verletzt und verletzen soll.

Die Gewalttaten von damals, die den gehässigen Witzen folgten, sind heute bekannt – die Untat von heute, die der gehässigen Satire von Böhmermann folgt, wird morgen bekannt sein: Die Impfung der Kinder. In diesem Sinne ist die Impfung der Kinder nicht nur mit den Gewalttätigkeiten der National-Sozialisten vergleichbar, sondern beide sind gleich. Wie anders soll man es nennen, wenn an Kindern ein neuer Impfstoff ausprobiert wird, von dem keiner weiß, was er in der Zukunft bewirkt.

Böhmermanns Bemerkungen über die Kinder als Wirtstier des Virus sind lupenreiner Nazi-Jargon. Sie gehören zur gleichen Art Witz, über die die Volksgenossen von damals lachten, bevor sie ihre Gegner zu misshandeln begannen. Und auch damals wurden die Witze über die Medien des Staats verbreitet. Deshalb ist noch lange nicht alles von damals und heute gleich, aber im Fall von Jan Böhmermanns Gleichsetzung von Kindern und Ratten ist es mehr als zu viel.

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