Nikolaus war in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts der Bischof von Myra, einer christlichen Gemeinde in Lykien, das damals zum oströmischen Reich gehörte. Heute heißt der Ort Demre und gehört zum Staatsgebiet der Türkei. Über das Wirken von Nikolaus gibt es nur wenige zeitgenössische Berichte. Die meisten derartigen Schriftstücke wurden erst lange nach seinem Tod verfasst. Fest steht, dass Nikolaus zum Priester geweiht wurde, später Abt des Klosters Sion unweit von Myra wurde und schließlich der dortige Bischof.
Gegründet wurde seine Legende des unbekannten Heilsbringers durch die Geschichte des verarmten Mannes mit drei Töchtern. Dieser wollte ob der Armut seiner Familie seine Töchter prostituieren, weil er sie mangels der Mitgift (Eltern mussten damals ihre Töchter mit Geld oder erlesenen Waren ausstatten, damit diese geheiratet wurden) nicht standesgemäß verheiraten konnte. Nikolaus erfuhr davon und warf in drei aufeinanderfolgenden Nächten in das Zimmer eines jeden Mädchens ein kleines Goldklümpchen. Das machte die Familie zwar nicht reich, aber verhinderte so doch zumindest die Prostituierung der Mädchen. In der dritten Nacht gelang es dem Vater der Mädchen, Nikolaus zu entdecken und ihm zu danken. Der nahm dem Vater das Versprechen ab, ihn als Spender geheim zu halten. Deshalb werden auch heute noch die kleinen Geschenke so verteilt, dass der Geber möglichst unentdeckt bleibt.
Die Legende von und über Nikolaus hält noch einige andere kleine Geschichten parat. Er soll einen Sturm auf See bezwungen haben, bei einer anderen Gelegenheit riss er einem Scharfrichter kurz vor der Vollstreckung einer Hinrichtung das Henkerschwert aus der Hand, auch soll ihm die Heimführung eines verschleppten Kindes gelungen sein.
Was davon und den anderen Wundern wirklich Wahrheit und was Legende ist, ist wie so oft bei Glaubensfragen eine Frage des eigenen Standpunktes. Fakt ist aber, dass Nikolaus vor allem in der orthodoxen Kirche eine tragende Rolle spielt und dort neben Jesus Christus und der Maria mit Kind die dritte wichtige Ikone auf den Ikonostasen (dreitüriges Wandbild in orthodoxen Kirchen) ist.
Am einem 6. Dezember starb Nikolaus von Myra; allerdings ist man sich über das Jahr seines Todes alles andere als einig. Zu seinem Gedenken und Andenken wird das Nikolausfest auch heute noch begangen. Aber: der Nikolaus trug KEINE roten Kleider! Vermutlich trug er einen weißen Bischofstalar und einem güldenen, mit purpur abgesetzten Überwurf (siehe Bild).
Die rote Kluft, die ihm und dem Weihnachtsmann heutzutage angedichtet wird, entspringt einer Werbeaktion eines US-amerikanischen Brauseherstellers aus den 1930er-Jahren, die ihrerseits das Bild aus der 1863 erschienen Illustration des Weihnachtsmannes in der Zeitschrift »Harpers Weekly« entliehen hat. Der deutsche Auswanderer Thomas Nast hatte dem Weihnachtsmann in dieser Ausgabe einen roten Mantel gezeichnet; das bis dahin verwendete leinen-grau war ihm wohl zu langweilig.
Kommentare zum Artikel
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Herzlichen Dan für diese Aufklärung!
Derart viele Gedanken über den Nikolaus machte ich mir noch nicht einmal in meiner Zeit als Holzfäller - allerdings auch nicht und danach als nun grundgesicherter Rentner!
Ob der Nikolaus auch bei mir einmal vorbeischaut und ein Goldklümpchen in meine Kammer wirft .. damit auch ´ich` mal heiraten kann???