Huldigungen westeuropäischer Politiker auf den verstorbenen Fidel Castro

Wenn gar Juncker einen Diktator zum »Helden« verklärt

Trotz einer seit fast sechs Jahrzehnten in Kuba währenden Familien-Diktatur mit unzähligen Inhaftierten und Toten entblößten sich hierzulande einige Politiker, den verstorbenen Fidel Castro als »Revolutionär« und »Helden« zu würdigen.

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Am Sonnabend verstarb der langjährige kubanische Diktator Fidel Castro im Alter von 89 Jahren (nicht wie fälschlich anhand seiner gefälschten Geburtsurkunde oft berichtet mit 90 Jahre), der von 1959 bis zur allmählichen Übertragung der Amtsgeschäfte an seinen jüngeren Bruder Raúl Castro fast fünf Jahrzehnte 2006 absolut das Land regierte.

Auffällig ist der laxe Umgang im Westen mit Castro, obwohl er dem kubanischen Volk in Form einer familiengeführten Alleinherrschaft wesentliche demokratische Grundrechte entzog, unzählige Menschen verhaften, in Arbeitslagern demütigen ließ, teils wegen banaler Vorwürfe. Selbst Homosexualität reichte in Castros Kuba aus, um eingesperrt zu werden.

Das alles wird in den Nachrufen fast ausnahmslos ausgeblendet. Wie auch Zehntausende Hinrichtungen aus politischen Gründen. Manchmal aufgrund unbelegter Verdächtigungen. Trotz der schrecklichen Bilanz meinen westliche Politiker den verstorbenen Diktator huldigen zu müssen.

Gewohnt ist man das von Katja Kipping, Bundesvorsitzende der SED-Nachfolgerin Linkspartei, die pathetisch Castro auf Twitter würdigte: »Revolutionär, Sozialist & eine große Stimme der Unabhängigkeit des Südens gegen den reichen Norden. ¡Hasta siempre comandante!«

Die Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Sahra Wagenknecht, kondolierte ebenso im sozialen Netzwerk: »Ein Kämpfer kann sterben - nicht aber seine Ideen. Adios, Fidel!«

Ebenso in die Schar der Diktatoren-Verehrer hat sich der Grünen-Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele eingereiht. »Fidel Castro und Che erfolgreiche Revolutionäre viele Jahre Hoffnungsträger unserer Generation nicht nur in Lateinamerika«.

Da stößt auf, dass sich Ströbele aktuell noch medial einen Heiligenschein verpassen, in dem der 77-jährige noch einmal für den Bundestag kandidiere, um AfD-Vize Alexander Gauland (75) als Alterspräsidenten zu verhindern.

Obwohl er nicht mal der Älteste unter  chancenreichen Bundestagskandidaten ist, da bereits der noch ältere Hermann Otto Solms (FDP) antritt. Gauland und Solms haben jedenfalls noch keinen langjährigen Diktator als Hoffnungsträger gewürdigt.

Doch selbst in Reihen der europäischen Christdemokraten geht man mit Castro locker um. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte blumig: »Fidel Castro war eine der historischen Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts und die Verkörperung der kubanischen Revolution.«

Juncker schickt nach, dass mit seinem Tod die Welt einen Mann verloren habe, der für viele ein Held gewesen sei. Daher gelte sein Beileid dem kubanischen Volk. Dass es auch Kubaner gibt, die dieses als Chance auf ein besseres Leben in ihrer Heimat sehen, wird ausgeblendet.

Fidel Castro hätte seine über ein halbes Jahrhundert währende Herrschaft aber nie aufbauen können, hätten ihn nicht schon damals bürgerliche Kräfte unterstützt, die seinen Versprechungen auf ein demokratisches Kuba folgten, denn sein revolutionäres Trüppchen war bescheiden klein.

Es war die Hoffnung, dass man den Diktator Batista beseitigen können, der sogar seine erste Herrschaft mit Hilfe der kubanischen Kommunisten antrat, dann aber allzu gefällig sich den US-amerikanischen Interessen auslieferte und dann sogar die Verfassung aushebelte.

Die Revolution in Kuba gelang nur, weil das Bürgertum sich endlich eine Demokratie erhoffte, so machten Sozialdemokraten, Liberale, gemäßigt Konservative und andere in dem Kampf gegen das Batista-Regime mit, waren auch in der ersten Übergangsregierung Castros dabei.

Kein halbes Jahr später sagte Castro den Wahltermin ab, schmiss die Minister anderer Parteien aus dem Kabinett und verbot verbunden mit Massenverhaftungen alternative Parteien, während er voll den kommunistischen Kurs einschlug. Ein Fünftel der Kubaner verließ das Land. Für diese Politik gibt es keine Rechtfertigung, auch nicht aufgrund der anhaltenden imperialen Bestrebungen von nördlich der Insel.

Eine Ausnahme unter den Reaktionen war der künftige US-Präsident Donald Trump. Während selbst Barack Obama gefällige Worte fand, schrieb Trump, seine Regierung werde alles tun, um nach Castros Tod Freiheit und Wohlstand für das kubanische Volk zu fördern.

Trump endete mit den Worten: »Castros Vermächtnis ist eines von Schießkommandos, Diebstahl, unvorstellbarem Leid, Armut und der Verweigerung fundamentaler Menschenrechte«.

Mehr dazu unter huffingtonpost.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gisela Glatz

Da kann man mal sehen, wes Geistes Kind der Junker ist. Er lobt die sozialistischen Menschentreiber und Ausbeuter in den höchsten Tönen , dabei haben die sich doch am Volke bereichert und die Menschen , wie in der DDR, eingesperrt und dumm gelassen. Jetzt loben die Kapitalisten diese Ausbeuter und sagen dies auch noch öffentlich. Der Junker gehört ebenso zu diesen Ausbeutern und Geldräubern, wie die gesamte EU. Da hilft nur abschaffen, abschaffen und noch mal abschaffen !!!

Gravatar: Reiner Schöne

Ja die verklärten Linken. Keiner davon sagt, das Castro Sohn eines reichen Großgrundbesitzers war mit vielen armen Angestellten. 75 000 Tote hat er zu verantworten, ebenso wie der zweite Massenmörder Che Guevara, dem 216 Tote namentlich erwiesen wurden, ein ehemaliger Angehöriger des von Guevara geführten Tribunals geht von 400 Totes aus. Klar solche Menschen brauchen die Linken

Gravatar: Peter

Die größte Lüge der kubanischen Regierung und der Castro-Fans in Deutschland ist, dass Kuba ein angeblich so tolles "kostenloses" Bildungs- und Gesundheitssystem habe.

Tatsächlich verfügen andere südamerikanische Länder wie Kolumbien, Argentinien und Brasilien über ähnlich gute bzw. sogar noch bessere staatlich finanzierte Bildungs- und Gesundheitssysteme (neben denen es noch bessere private Angebote gibt). Warum? Weil die marktwirtschaftliche Wirtschaftskraft dieser Länder das erlaubt.

Kuba war dagegen immer von fremden Subventionen abhängig: Erst die Sowjetunion, dann die zähneknirschende Öffnung für Touristen und deren Devisen, schließlich Chávez mit seinen Ölmilliarden.

Hätte Castro wenigstens teilweise Marktwirtschaft wie in Vietnam oder China zugelassen wäre es dem Land erheblich besser gegangen, zumindest wirtschaftlich.

Gravatar: Hans von Atzigen

Auf zdf.info lief da eine recht sachlich aufgemachte
Doku zum Thema.
Zwischendurch konnte man sich ein Lachen nicht verkneifen.
Reinstes Glück resp. Pech für die Kubaner das dieser
Komandante zum ,,Helden,, wurde.
Das ganze vermengt mit der damaligen Weltpolitischen
Lage die die Welt an den Rand eines Nuklearkrieges getrieben hat.
Der Mensch ist nun einmal Götzen, Helden süchtig.
Ob das tatsächlich echte Helden waren oder sind,
interessiert da nur wenig.
Hauptsache der ,,Götze,, befriedigt das eigene Weltbild.
Grins, müsste Logo sein, das lässt Rückschlüsse auf
das Weltbild der ,,Götzenanbeter,, zu, so im Grobraster.
Funktioniert die Welt heute anders?
Ne, da wirken einfach andere Umstände, Zufälle, Glück oder Pech, nix neues unter der Sonne.
Auch unsere Zeit hat und kennt so einiges an ,,Götzen,,.
Dem kann man nur durch das Bemühen um möglichst rationales Analysieren und Denken bestmöglich entgegenwirken, eine ewige Aufgabe.

Gravatar: Donald Ganter

Meist wird die Existenz eines Extrems, der kommunistische Diktatur, mit dem Bestehen eines Anderen, dem Kapitalismus in Reinkultur gerechtfertigt. Der Vergleich hinkt aber gewaltig. Abgesehen davon, dass es einen Kapitalismus in dieser Form nirgends mehr gibt, ist zu konstatieren, dass der einzelne Mensch in einem Systemen kapitalistischen Einschlags, wie z.B. dem der USA, zumindest immer die Möglichkeit hat mit Sack und Pack das Land jederzeit zu verlassen. Die tatsächlichen Fluchtbewegungen zielen aber ganz überwiegend in die andere Richtung, besonders auch im Fall Kuba. Das Einsperren von Menschen gegen deren Willen in einer wie auch immer gearteten Diktatur ist daher – neben einer Vielzahl weiterer Untaten, ein besonderes Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Daher sind die aktuellen Kommentare so mancher Journalistendarsteller in den Medien, mehr als nur verstörend. Von Mitgliedern der ewig Gestrigen Linken ist nichts anderes zu erwarten. Für die war ja selbst bei Stalin, Pol Pot oder Mao nicht alles schlecht. Bezüglich unserer selbsternannten Politdarstellern und Qualitätsmedien kann man aber wieder mal sehen, wie ideologisch verblendet und realitätsverweigernd eine Vielzahl dieser angeblich so demokratischen und menschenrechtsbewahrenden Politiker und Medienvertreter nach wie vor sind. Sie sind aus ihrer kindlichen Verklärung einzelner Revoluzzer nie herausgewachsen. Das an deren Händen auch das Blut Unschuldiger klebt, egal. Die unzähligen Opfer solcher Despoten gehen ihnen offensichtlich am A..... vorbei. Der typische Gutmensch von heute eben.

Gravatar: Ulli P.

@Gerd Müller: Bitte keine Verallgemeinerungen über die "Menschen aus der westlichen Welt ..."

Auch unter diesen hat es immer kritische Zeitgeister gegeben, die die pausenlose Gehirnwäsche nicht so einfach geschluckt haben; übrigens genauso wie die Menschen im Osten nicht alle den Verheißungen des staatlich verordneten Gesellschaftsexperiments gefolgt sind! Ganz bestimmt hatten und haben letztere eine empfindlichere "Antenne" für totalitäre Strömungen.

Wenn wir uns schon wieder auseinanderdividieren lassen, dann haben die heutigen "Eliten" wieder alles erreicht!

Gravatar: Werner Olles

Was Katja Kipping, die unbedarfteste aller Parteivorsitzenden, zwitscherte,könnte man ja zur Not noch durchgehen lassen. Der Hammer ist aber das grenzdebile Statement von Ströbele. Che Guevara war in der Tat wohl der erfolgloseste Revolutionär aller Zeiten, dazu voller Verachtung gegenüber dem kubanischen Volk und vor allem den Schwarzen. Während Castro immerhin die Mühen der politischen Mcht auf sich nahm, abenteuerte Che notorisch erfolglos durch die Weltgeschichte, nachdem er zuvor die Wirtschaft Kubas vollends zugunde gerichtet hatte, und mehr oder weniger von Fidel genötigt wurde, sein Glück woanders zu suchen. De bolivianischen Bauern, denen er sich aufdrängte, verrieten ihn schließlich an die Ármee, die ihn auf Geheiß der CIA erschießen ließ. Castro wird vermutlich aufgeatmet haben, daß er ihn endlich los war.

Gravatar: Gerd Müller

Wir älteren Menschen aus dem Osten, die in den 70iger Jahren die Möglichkeit hatten, mit Kubanern (die im Osten als Fremdarbeit eingeführt wurden) zu sprechen, ist ganz klar was dieser Castro war, nämlich einer der den Diktator Batista stürzte um dann sein eigenes Schreckenssystem zu errichten,
bis zum heutigen Tage ........

Nur Menschen aus der westlichen Welt, denen es seit kleinster Kindheit an nichts mangelte und die deshalb die Welt aus ihren verklärten Augen sehen, können da etwas anderes hinein Interpretieren !

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