Israelischer Militärhistoriker Creveld analysiert Putins Ziele und Aussichten:

Welche militärischen und politischen Erfolgsaussichten hat Putin noch?

In einer Analyse beschreibt der Militärtheoretiker Martin van Creveld die Lage der russischen Militärs in der Ukraine und die politische Zukunft.

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Der Israeli Martin van Creveld gilt aktuell als einer der führenden unabhängigen Militärtheoretiker. In einer Analyse für die Welt beschreibt er die Erfolgsaussichten für den russischen Präsidenten im Ukrainekrieg. Creveld, der erst vor kurzem ein Buch über Stalin herausgebracht hat, benennt sechs Ziele Putins: (1) Den Donbass, (2) Eroberung einer Landbrücke zur Krim, (3) die politische Kontrolle der ukrainischen Regierung, (4) eine imperial Sicherheitszone im Umfeld Russlands, (5) die Anerkennung Russland und (6) die Sicherung eines Platzes für Putin in der Geschichte.

Creveld hält die Erreichung des ersten Ziels, die Eroberung des Donbass, für am wahrscheinlichsten. Dabei beurteilt Creveld die völkerrechtswidrige Einverleibung des Donbass allein nach militärischen Aspekten.

Auch bei der Schaffung einer Landverbindung zur Krim ist Creveld im Sinne Putins optimistisch. Allerdings formuliert Creveld seine Einschätzung nach den Niederlagen der Russen vor Kiew und Charkiv verständlich, sehr vorsichtig: »Ich halte es für gerade so möglich, dass Putin dieses Ziel erreicht.«

Das an dritter Stelle genannte Ziel einer politischen Kontrolle der Ukraine hält Creveld für nicht mehr erreichbar, da die Kontrolle der Hauptstadt Kiew nicht erreicht wurde und die Einrichtung von Militärstützpunkten in der Ukraine kaum möglich sein dürfte.

Bezüglich der imperialen Interessen Russlands schreibt Creveld: »Vergessen Sie nie, dass Russland ohne die Ukraine ein Land ist, mit der Ukraine aber ein Imperium.« Damit ist aber wegen der nicht mehr erreichbaren Kontrolle der Ukraine klar: »Auch sein viertes Ziel wird Putin beinahe sicher nicht erreichen.«

Auch das fünfte Ziel Putins, »die Anerkennung, die Russland aufgrund seiner Größe und Macht und Entwicklung und Kultur zu verdienen glaubt« hält Creveld für nicht erreichbar. Eine Begründung formuliert der Militärhistoriker allerdings nicht.

Das sechste und letzte in seiner Liste von Zielen Putins ist ein besonders heikler Punkt, weil er eine persönliche Ebene in ein politisch-militärisches Umfeld einfügt. Vladimir Putin, glaubt Creveld – und vieles spricht dafür, dass diese Einschätzung korrekt ist –, sieht sich als »Erbe von Alexander Newski, Iwan dem Strengen (nicht dem Schrecklichen, wurde mir erklärt), Peter dem Großen, Katharina der Großen und Stalin.« Von letzterem, »weil die Sowjetunion unter seiner Herrschaft den Zenit ihrer Macht erreichte und der Rest der Welt vor ihr zitterte.« Doch gerade dieses persönliche Ziel ist es, das Putin, so der israelische Militärtheoretiker, »mit größter Sicherheit nicht erreicht.«

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Violence

@ "Yes, America Is "The Greatest Country In The World". It Is The Greatest Purveyor Of Violende In The World Today. 07.04.2022 - 22:46"

... muss heißen ...

Yes, America Is "The Greatest Country In The World". It Is The Greatest Purveyor Of Violence In The World Today.

Gravatar: Gerd Heimann

Welche politischen Erfolgsaussichten im Rahmen des Great Resets hat Putin noch?
Na, volle Punktzahl! Alle Maßnahmen, die Baerbock, Habeck sowie das WEF wollten werden nun durchgesetzt. Das bedeutet natürlich, dass das zum Spiel gehört und das die Russische Operation in der Ukraine von den WEF- Fanatikern geplant war. Natürlich kaum vorstellbar!

Gravatar: Hans von Atzigen

Die eingliederung des Donbass macht für Russland sicher Sinn, ebenfalls eine Landbrücke zur Krim.Dazu ein Gebiet aus dem die natürliche Wasserversorgung der Krim gespeist wird.Möglicherweise wird auch eine Umsiedelung ,,versprengter'' Russischer Minderheiten in die Ostukraine
resp.Landbrücke angestrebt.
Und logo das NATO Beitrittsvebot oder eine erhebliche Pufferzone.
Alles weitere wie eingliederung der ganzen Ukraine dauerbesetzung und Regierungssturz macht für Russland kaum Sinn.
Auf alles weitere dürfte Russland verzichten.Eine dauerbesetzung wäre für Russland sehr teuer, zum einen bliebe die Ukraine eine Dauerunruheherd zum anderen der Wiederaufbau der Ukraine wird ein teueres unterfangen, das möchte sich Russland sehr wahrscheinlich ersparen und der EU überlassen.

Gravatar: Yes, America Is

Eigentlich habe ich mir nicht vorstellen können, dass mir jemand wie Putin leid tun könnte; auch dann nicht, wenn es Dekaden der Lüge, der Provokation, der Denunziation und der Gewalt sind, auf die er in aller Verzweiflung schließlich und endlich physisch mit kriegerischen Angriffen reagiert mit vielen Toten und getöteten Zivilisten als Folge, wie in der Ukraine.

Und doch ist es jetzt so weit. Putin und seine Soldaten, sie tun mir leid ...

https://t.me/voenacher/14106 .

Es wären besser die US - AmerikanerInnen(und außen),
diese Orchideen unter den Menschen ...

https://www.youtube.com/watch?v=MCToMDEaefo&t=2074s

https://www.youtube.com/watch?v=BtInXIHfxeM&t=704s ,

... diese kriechenden FaschistInnen(und außen)

https://www.youtube.com/watch?v=Oj_HiQSKtrw&t=56s ,

... die spurlos verschwinden würden, da sie den Rest der Welt längst spalten, krank machen, terrorisieren, zersetzen und zerstören mit Postmodernismus und mit Humanrassismus, "evil reigns" und "self - hatred". In Wirklichkeit sind sie selbst das "Krebsgeschwür" der Menschheit ...

https://www.youtube.com/watch?v=bIpKfw17-yY

https://www.youtube.com/watch?v=BtInXIHfxeM&t=704s

https://www.youtube.com/watch?v=QlMsEmpdC0E&t=2315s

https://www.youtube.com/watch?v=8wLCmDtCDAM&t=212s

https://www.youtube.com/watch?v=Cf2nqmQIfxc&t=14s

https://www.youtube.com/watch?v=laSK7Pxh0_8&t=2097s .

Gravatar: henry paul

Herr von Creveldt hat ja so recht. Aber seiner Beurteilung mangelt es an dem Wichtigsten: einer kritischen Begründung seiner Urteile- Meinungen kann jeder von sich geben. Mit Begründungen und logischen Schlüssen ist das schon schwieriger.

Er ist weder unabhängig noch inforniert, ein Israeli im Sold der USA, Neo-Cons--- nochwas?

Gravatar: Cantacuzene

Im Prinzip hat Rußland seine selbstverkündeten Ziele (Befreiung des Donbas, Sicherung der Krim, Entwaffnung der Ukraine) schon erreicht. Rußlands Problem ist, daß die Ukraine keinen Frieden schließt, den Krieg künstlich mit westlicher Unterstützung am Leben erhält. Das ist sicher nicht im Interesse des ukrainischen Volkes, aber natürlich als Taktik des Selenski-Regimes legitim. Dies könnte allerdings Rußland erst Recht zu einem echten Kriegseinsatz zwingen, den Putin bis heute aus guten Gründen vermieden hat. Deshalb ist die militärische Unterstützung der Ukraine durch den Westen so fatal, weil sie eine weitere Eskalation bewirkt. Leider schwimmen Frankreich und Deutschland total im Fahrwasser des militärisch-industriellen Komplexes der USA, anstatt eine eigene europäische Aussenpolitik zu praktizieren.

Gravatar: siggi

wenn Putin nicht dumm ist, dann weiß er das er mit 100 000 Mann nicht das zweitgrößte Land Europas besetzen kann. Es sah nach einer wilden Fahrt nach Kiew aus, und nun zurück an den Donbass. Hätte er Ukraine teilen wollen, hätte er Weißrussland gebraucht. Was die gerne gemacht hätten. Fakt ist nun, viele Zerstörungen, die Ukrainer jahrzehntelang aufbauen werden müssen. Das wird sie in die Realität zurückholen, trau nicht dem Westen. Sie gucken zu, tun aber nichts. Psychologisch ist die Aktion das wert.

Gravatar: caesar

M.van Creveld weiß anscheinend mehr als Putin selbst.Die ersten beiden Punkte hat Putin selbst öffentlich benannt.Darüberhinaus gibt es nur die Vermutungen des Hr.Creveld.Putin hat darüberhinaus nur die Zerstörung von Nazis genannt.Wer damit gemeint ist ,ist unklar.Die Azow Regimenter sind nur ausführende Organe.Die Macht dahinter muß man wohl beim tiefen Staat suchen und da fürchte ich wird Putin scheitern.Er wird sich mit dem Donbass und dem Zugang zur Krim begnügen müssen.

Gravatar: Hajo

Diesem Miltitärtheoretiker würde ich gerne widersprechen.

Der Rückzug aus dem Norden hat etwas mit dem Umstand der falschen Militärstrategie zu tun und ist zumindest derzeit kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Kurskorrektur und soll die Intervention vom Süden und Osten kommend neu begünstigen, was auch weit besser wäre um sich über so eine lange Frontlinie mit vergleichsweise wenig Soldaten zu beweisen,

Das war keine Meisterleistung der russischen Generalität und der Angriff von unten her nach oben dürfte besser im Blick sein und somit wäre dann das Endziel die Einnahme Kiews, was alle anderen in Schlachten vorher auch gemacht haben, zuerst eine konzentrierte Fläche und dann der Angriff auf das Zentrum des Gegners, was eigentlich am sichersten wäre.

Der einzige Umstand, daß sie die Waffen aus dem Westen ungestört hereinlassen, könnte etwas stutzig machen, wobei man derzeit nicht weiß ist das mit einkalkuliert und wird man mit ungeheurerlicher Schlagkraft zum zweiten Angriff in den nächsten Tagen übergehen oder will man nur den Süden als Bollwerk, das ganze ist zumindest in dieser Hinsicht etwas nebulös und warten wir es ab was kommt, oder es finden schon interne Machtkämpfe statt, von denen niemand derzeit etwas weiß, auszuschließen ist garnichts mehr.

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