Gastbeitrag von Robert Royal

Was muss ein Papst mitbringen, um sich den Herausforderungen der Kirche und der Welt zu stellen?

Das Papsttum von einst und seine Zukunft: Wir wird es mit Franziskus und nach Franziskus weitergehen?

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Von Robert Royal

Soweit wir wissen, ist Papst Franziskus bei einigermaßen guter Gesundheit und wird noch für einige Zeit das Oberhaupt der Kirche bleiben. Ein schlimmer Fall der Grippe Anfang dieses Jahres – von der einige befürchteten, dass sie COVID-19 gewesen sei, ziemlich gefährlich für einen älteren Mann mit nur einer halben Lunge – scheint ihn nur geringfügig gebremst zu haben.

Vor kurzem sind drei Bücher erschienen, die – wenn auch nur, um uns von unserer Besessenheit von Viren, Rasse, Unruhen, umstürzenden Statuen und Politik abzulenken – etwas Aufmerksamkeit verdienen: Russell Shaws Acht Päpste und die Krise der Moderne; Edward Pentins Der nächste Papst: Die führenden Kardinalskandidaten; und George Weigels Der nächste Papst: Das Amt des Petrus und eine Kirche in Mission. Die große Tugend eines jeden von ihnen besteht nicht darin, einfache Lösungen oder Vorhersagen anzubieten. Sie versuchen vielmehr, die gegenwärtige Situation und die Rolle zu verstehen, die die Kirche in einer Welt zu spielen hat, die, noch mehr als sonst, verrückt geworden ist.

In einer prägnanten und reichhaltigen Abhandlung lässt Shaw praktisch die gesamte päpstliche Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts von Pius X. bis Johannes Paul II. Revue passieren. Die »Krise der Moderne« in seinem Titel setzt sich bis in die Postmoderne fort: »In der für diese Ära des Blutvergießens und des Aufruhrs typischen Weise verlief die Moderne nicht ruhig, aber zweifellos verlief sie. Jetzt leben wir in einer Zeit des Übergangs, die als ‚Postmoderne‘ bezeichnet wird – ein unscheinbares Wort, ein Lückenfüller, bis ein Begriff auftaucht, der den besonderen Charakter dieses neuen Zeitalters einfängt, was immer das auch sein mag.«

Acht Päpste – und man könnte Leos XIII. frühere thomistische Wiederbelebung und Einführung des modernen katholischen Sozialdenkens hinzufügen – versuchten verschiedene Wege, mit der Krise umzugehen, ja, mit mehreren Krisen nicht nur weltlicher sondern auch kirchlicher Natur. Die Ergebnisse waren, um es vorsichtig auszudrücken, gemischt; selbst Päpste mit einem klaren Verständnis der Situation, mit Mut und dem Willen, sie anzugehen, waren nicht in der Lage, den Lauf der Dinge wesentlich zu ändern: Die Rolle Johannes Pauls II. beim Sturz des Kommunismus war die große Ausnahme. Aber der Marxismus ist nicht verschwunden, auch nicht in den Nationen, die die Sowjets besiegt haben, was die tieferen Kämpfe über die Natur der Welt und des menschlichen Lebens widerspiegelt, die noch zu führen sind.

Shaw taucht mit ruhiger und vorsichtiger Stimme in die päpstliche Geschichte ein – und der Leser, der einfache Lösungen für das sucht, was die Kirche und die Welt plagt, wird sie hier nicht finden. Aber das Buch vermittelt doch etwas Wertvolles: eine zuverlässige Aufzeichnung darüber, wo mehrere Päpste auf verschiedene Weise erfolgreich waren – und wo sie versagt haben. Angesichts der großen historischen Fragen, vor denen wir heute in der Postmoderne stehen, ist dieser Ansatz nützlicher als das, was direkter und beruhigender erscheinen mag.

Shaw zitiert den britischen Historiker Lord Macauley in einem Nachwort: »[Die katholische Kirche] sah den Aufstieg aller Regierungen und aller kirchlichen Einrichtungen, die es heute in der Welt gibt; und wir spüren keine Gewissheit, dass sie nicht dazu bestimmt ist, das Ende von ihnen allen zu sehen«. Zweifellos wahr, vor allem für einen Katholiken, der glaubt, dass die Pforten der Hölle sich nicht durchsetzen werden, auch wenn unsere gegenwärtige Erneuerung vielleicht lange dauern wird.

Im Gegensatz dazu konzentriert sich Edward Pentins Der nächste Papst auf die unmittelbare Zukunft. Er bietet neunzehn aussagekräftige Porträts der – wie man es nennen könnte – plausibleren Kandidaten. Und das ist nicht nur für Katholiken und andere am Papsttum interessierte Laien von nicht geringem Wert, sondern für das gesamte Kardinalskollegium. Gewöhnlich lernen sich die Kardinäle der Welt bei verschiedenen Veranstaltungen im Vatikan kennen, insbesondere in den Konsistorien, wenn neue Kardinäle ernannt werden. Papst Franziskus hat sich entschieden, die Kardinäle seit Anfang 2014 nicht mehr als Kollegium einzuberufen – manche sagen, aus Angst, dass sie sich zusammenschließen und sich gegen ihn stellen könnten.

In jedem Fall ist Pentin ein klarer und nützlicher Leitfaden. Einige der Figuren stehen auf fast jeder Liste: Die Kardinäle Tagle, Parolin, Bagnasco und Ouellet; andere sind stark, aber unwahrscheinlich – Burke, Mueller, Sarah; wieder andere scheinen weit hergeholt – O‘Malley, Ravasi, Turkson und Zuppi. Pentin kann auf eine lange Erfahrung in Rom zurückblicken und gibt Einblicke in die Geschichte und den Charakter der einzelnen Personen. Aber es ist immer gut, sich an das alte römische Sprichwort zu erinnern, dass derjenige, der das Konklave als papstbar (»pope-able«) betritt, es als Kardinal verlässt.

George Weigel ist ehrgeizig in seiner eigenen relativ kurzen Beschreibung dessen, was im nächsten Papst gebraucht wird. Es gibt nicht die geringste Andeutung, wer diese Anforderungen erfüllen könnte, was die Analyse eher mehr als weniger relevant macht. wer auch immer der nächste Papst sein mag.

An erster Stelle steht für den nächsten Papst die persönliche Heiligkeit und die Fähigkeit, der Welt zu zeigen, dass ihr Heil und ihre Hoffnung nur in Jesus liegt – dem ganzen Jesus, nicht nur dem »netten« Jesus, den die Menschen, sogar einige Katholiken, seit der Aufklärung erfunden habe. Weigel argumentiert auch, dass der nächste Papst es zu einem zentralen Bestandteil seines Papsttums machen müsse, die »Form« der Kirche in ewiger »Mission« sein solle.

Dazu gehört ein erneuertes und neu ausgerichtetes Engagement eines Papstes, der das Petrusamt in Verbindung mit Bischöfen, Priestern und Laien versteht und der die Neuevangelisierung, den christlichen Humanismus und das moralische Zeugnis der Kirche in Weltangelegenheiten neu beleben wird. In der letzten Kategorie rät Weigel dem Vatikan zu Recht, sich nicht zu so vielen politischen Fragen zu äußern, in denen er wenig Sachkenntnis besitzt, eine Gewohnheit, die ihre Wirkung mindert, wenn sie sich bei öffentlichen Fragen äußert, in denen die Kirche tatsächliche moralische Kompetenz besitzt.

Es ist natürlich gut, wenn das alles gesagt wird. Das Scheitern der Neuevangelisierung – verstanden als ein Versuch, ehemals christliche Nationen neu zu evangelisieren – legt jedoch nahe, dass eine Welt, in der Materialismus und Wissenschaftsglaube vorherrschen, eine radikalere und grundlegendere Erziehungsanstrengung benötigt, die scheinbar die Kirche heutzutage selbst in grundlegenden spirituellen und moralischen Wahrheiten braucht. Erst dann werden die großen Ideen überhaupt Gehör finden. Keine leichte Aufgabe wenn man sich das Wesen von Bildungseinrichtungen anschaut.

Aber Gott ist von Bedeutung, und er handelt. Unser langer geistlicher Niedergang bereitet etwas zum Teil Unvorhersehbares vor, aber eine unvermeidliche Wiedergeburt, die nicht nur die Mission des nächsten Papstes, sondern auch der seiner Nachfolger sein wird.

(jb)

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