Ein Gastbeitrag von Dushan Wegner

Warum ich kein Linker sein kann

Ich kann kein Grüner sein. Ich kann kein 'Linker' sein im heutigen Sinne. Der Grund: Ich halte die Würde des Menschen für das höchste politische Gut. Keine Ideologie und kein politisches Ziel rechtfertigen es, einen Menschen zum bloßen Mittel eines vermeintlich höheren Ziels zu machen.

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Ich sehe, wie Grüne und gewisse Linke ihre Gegner angreifen, unter Missachtung allen Anstandes als Demokraten oder auch nur als Menschen, und mir wird klar: Das bin nicht ich, das kann und will ich nicht sein. Ich will über einen aktuellen Fall in Frankfurt sprechen.

Das Ereignis

Die politische Stimmung in Deutschland heizt sich unter Merkel wöchentlich stärker auf. Man will ja Gemeinsames sehen und Brücken bauen, doch der Graben wird nicht wirklich kleiner. Die Wegschauer stehen vs. die Hinschauer, die Traumtänzer vs. die Realisten, die Selbsthasser vs. die Bewahrer, suizidale Ideologen vs. die Einfach-nur-leben-Woller.

Für die Seite, die sich traditionell „links“ nennt, zählt die Würde des Einzelnen in letzter Zeit wieder erschreckend wenig. Einzelne Verirrte gibt es überall, die Verirrten auf linker Seite allerdings finden erschreckend viel Unterstützung „von oben“.

Jüngstes Beispiel ist der Fall der Frankfurter Grünen Kreisgeschäftsführerin (also mehr als nur „einfaches Mitglied“) Daniela Cappelluti.

Vergangenes Wochenende errang der Fußball-Verein Eintracht Frankfurt den Sieg DFB-Pokal. In der Frankfurter Altstadt tummelten sich Frankfurter im Siegesrausch. Die Grüne Cappelluti war mit im Sieg-Rausch. Doch etwas verdarb ihre Sieg-Stimmung.

Sie traf den AfD-Vorsitzenden Gauland. Sie sah ihn, wie er eine Treppe hinaufging. Der ältere Herr Gauland hatte eine weibliche Begleitung dabei, welche an Stöcken ging. Die Grüne griff zu ihrem Handy und begann zu filmen, doch sie filmte nicht nur, sie zeterte auch los.

Auf dem Video sehen wir, wie Gauland und Begleitung kurz zu Feiernden über einen Zaun schauen, und sich dann aufmachen, die Treppe hoch zu steigen. Mit gemächlichem Tempo, wie ältere Leute es tun. Die Grüne filmte und man hört ihre Stimme: „Ich würde Sie bitten, die Altstadt Frankfurt zu verlassen.“ Wir haben den besten Präsidenten …“. Die Begleitung ermahnt sie: „Schreien Sie mal nicht rum…“ – Die Herrschaften gehen weiter, die Grüne scheint empört darüber, weitgehend ignoriert zu werden, und ihre Stimme überschlägt sich. Andere stimmen ein: „Werft ihn raus, werft ihn raus.“

Sie stellt ihr Filmchen in die Sozialen Medien, mit dem Kommentar, sie habe Gauland erfolgreich aus der Altstadt vertrieben. Später soll sie behauptet haben: „Dieser Arsch darf heute nicht dabei sein.“

Die Grünen-Funktionärin erhielt reichlich Social-Media-Applaus für die öffentliche Demütigung eines älteren Politikers und seiner Begleitung. Ihre Partei aber sagt, solches Verhalten entspreche nicht grüner „Streitkultur“, doch so richtig distanzieren will man sich auch nicht. Die Grünen-Funktionärin habe als „Privatperson“ und im „Überschwang der Gefühle gehandelt“. (Wir alle wissen, wie wenig Verständnis man für „Überschwang der Gefühle“ hätte, wenn ein Merkelkritiker gegen einen Merkelfan gepöbelt hätte.)

Es erinnert an die wenig glaubwürdigen Äußerungen des ZDF zu den Nazi-Methoden ihres Star-Moderators Böhmermann, die angeblich „privat“ sind, aber im TV beworben werden. Es erinnert an die „Künstler“, welche das Wohnhaus eines Oppositions-Politikers belagern und dessen Familie einschüchtern. Es erinnert an „Aktivisten“, die das private Haus eines Polizisten belagern, in dem sich nur seine Frau und Kinder befinden.

„Linke“ dienen sich Milliardären als Propagandisten an

Als „links“ noch „auf der Seite der Schwächeren“ bedeutete, wäre ich links gewesen. Heute bedeute „links“ das Gegenteil: Sogenannte „Linke“ dienen sich Milliardären als Propagandisten an. Linke bedrohen Andersdenkende und ihr Familien. Linke prügeln auf Demonstranten ein, die es wagen, ihr demokratisches Grundrecht auszuüben und gegen diese Regierung zu sein.

Ich könnte heute nicht links sein. Grüner könnte ich schon gar nicht sein, denn die politische Richtung der Grünen ist heute schlicht der totalitäre Infantilismus. Für heutige Linke sind Grundgesetz und Würde nur der Zug, auf den sie aufspringen, bis sie am Ziel sind: die Unterwerfung aller Andersdenkenden, der totale Gehorsam.

Ich mag Gehorsam als erste Motivation wirklich, wirklich nicht. Gehorsam ist eine Eigenschaft, die selbst ein Stein kopieren kann, wenn er ins Tal rollt, zerstörend und zermalmend, und doch dabei den Naturgesetzen „gehorsam“.

Wenn ich den anderen in seinem Verhalten kritisiere, kritisiere ich auch mich. Indem ich die Würde des anderen Menschen aufrecht erhalte, hoffe ich, auch meine eigene Würde intakt zu lassen.

Ich glaube daran, dass jeder Mensch, dem ich begegne, auf eine (von mir aus: „spirituelle“) Art auch ich selbst ist.

Ich ringe, Text um Text, mit der Frage, wie wir als Gesellschaft zusammenkommen. Die Fragen der Zukunft sind zu brennend, als dass wir uns mit läppischen grünen Hass-Videos aufhalten sollten.

Heute ist mein Vorschlag dieser: Greift das Verhalten und die Ideologie des Anderen an – am Tag, in der Nacht und durch die Dämmerung hindurch! Doch – und da sind wir bei Jesus – behandelt ihn nie, wie ihr nicht selbst behandelt werden wollt.

Das ist also, warum ich kein Grüner und kein Linker sein kann: Ich gebe mein Bestes, meinen Nächsten zu lieben, auch aus dem Verdacht heraus, dass er auf eine esoterische Art ich ist.

Oder, kürzer: Liebe deinen Nächsten, denn er ist du.

Der vollständige Artikel erschien zuerst bei Dushan Wegner.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Werner N.

@Teresa – Es ist richtig, dass über „linke“ oder „rechte“ Nazis widersprüchliche Meinungen bestehen. Leider waren sie „Rechte“ und das ist insbesondere für die „Neue Rechte“ der West–BRD ein Klotz am Bein. Man muss dabei auch METHODEN und IDEOLOGIE unterscheiden. Natürlich benutzt die »Antifa« „SA“–Methoden, ihre politische Ideologie jedoch ist antifaschistisch. An dieser verunklarten Einschätzung haben auch Historiker Schuld – von J. Fest über S. Haffner bis hin sogar zu E. Nolte. Sie kannten den ideologischen Gehalt von links vs. rechts offenbar nicht. Selbst Willy Brandt stufte die Nazis als sozialistisch ein, erklärte aber nie, warum er 1936 vor seinen „Gleichgesinnten“ fliehen musste. Auch in der Politik gibt es Konvertiten; Mussolini war Kommunist bevor er Faschist wurde und er gilt als Vorbild des „Ade“.

Wie J. Fest berichtet, zog A.H. schon als Nobody in seinen ersten Münchner Reden gegen die Räterepublik zu Felde und die war wohl eine linke Sache. ..“Fortan befand Hitler sich im Bunde mit der etablierten konservativen Macht, der er sich als Vorhut im Kampf gegen den gemeinsamen marxistischen Gegner empfohlen hatte“ (S.195 ff). Später koalierte er nicht mit Sozialdemokraten oder gar Kommunisten, sondern mit A. Hugenberg (»Deutschnationale Volkspartei«). Dessen Haupanliegen war: ..“Die `Sozialistische Republik` zugrunde zu richten“.. (S. 369). Schwer nachvollziehbar ist ebenfalls, dass sich im 2. Weltkrieg mit Bolschewisten und Nationalsozialisten zwei „Gesinnungsgenossen“ erbittert bekämpften und die gegenseitige Ausrottung forderten. Zu weiteren wissenschaftlichen Fehlleistungen gehört, dass Historiker, Philosophen und Soziologen den Parteiphilosophen der Nazi`s, Fr. Nietzsche, außen vor lassen, insbesondere dessen weitsichtige Kritik am Sozialismus und Marxismus. Dies nur als unvollständige Beispiele.

@Lutz Schnelle. Stimme Ihrer Einschätzung weitgehend zu. Strategisch scheint mir die „Neue Rechte“ hierzulande schwächer als die „Neue Linke“. Diese hat keine Scheu, sich nach den millionenfachen Morden an Regimegegnern und den sozialistischen Bankrotten 1989/90 sowie dem Scheitern des orthodoxen Marxismus als solche zu bezeichnen. Statt vorwiegend das Konservative zu betonen oder an der „Erinnerungskultur“ zu schrauben, sollte die „Neue Rechte“ der BRD ihre erheblichen Unterschiede zum 3. Reich aufzeigen. Es gibt kein Gesetz, das Linken ewige Vorherrschaft einräumt.

Gravatar: Lutz Schnelle

@ Teresa

Das waren keine Linken, das waren Rechte.

Die Verwirrung beginnt da, wo Unklarheit über die Typisierung herrscht und es scheint auch von keinem Interesse zu sein, eine Typisierung zu treffen.

Dabei ist das ganz einfach: Links ist die verstaatlichung, Rechts die Privatisierung, Links der Antikapitalismus, Rechts der Kapitalismus.
Das Etikett ist mehr oder weniger von Karl Marx entworfen worden mit der Kapitalismuskritik "Das Kapital".

Hitler war superreich, er gab sich nur in der Öffentlichkeit volksnah, als wohnte er in einer Arbeitersiedlung. Die NSDAP wollte auch nichts verstaatlichen, die Verstaatlichung war das Schreckenbild des Großkapitals und das hat Hitler aufgebaut.

Das Sozilistisch in NSDAP war eine perfide Idee Hitlers selber. Die Monarchisten und das Großkapital fand in der Weimarer Republik nach dem Kriege keinen Zuspruch mehr. Die Arbeiter schlossen sich den Marxisten an und die marschierten auf mit Rumtata, Symbolen, Parolen und roten Fahnen. Das beeindruckte Hitler und er immitierte genau das, rotes Fahnenmeer mit schwarzem Symbol, monarchistische Symbole, Parolen und man gab sich als "sozialistisch"), als wollte man die Industrie verstaatlichen und die Arbeiterräte einführen, um die Arbeiter zu ködern.

Ergo kann die EU nicht links sein, sondern nur stramm rechts.
Die EU war ja auch eine Erfindung der Nazis, und es ist schon erstaunlich, wie abderitisch sich die AfD gibt, die Definition und die Großraumwirtschaft zu vertuschen.

@Ayslan

Nazi ist nur ein Kurzwort für Narziß. Wie Ego für Egoist.
Das 3. Reich war eine autoritäre Anarchie und selbst in der NSDAP galten die als Nazis, welche besonders skrupellose Karrieristen waren.

Wer die Literatur des und über das 3. Reich kennt, weiß auch, daß das Endziel nicht Hitlers nicht in eine Rassenherrschaft war, sondern die einer Elite. Das Volk sollte verblöden, Wissen sollte wie im Mittelalter wieder nur wenigen Eingeweihten (Elite) zugänglich sein.
Und das Netz mit seinen einfältigen Tagesmeldungen ist wie geschaffen, die Geschichte aus den Augen zu verlieren und die Tagesmeldung für Geschichte zu halten.

Der AfD werfe ich ein desolates Image vor, welches auch von Gauland kolportiert wird. Das Image ist das des Ulkotte, neoliberal und zusammengeflickt aus Teppichresten, die kein vernünftiger Mensch haben will. Nicht das, was gesagt wird (was schon desaströs und dumpfbacken genug ist) ist dabei wichtig, viel mehr, was nicht gesagt wird.

Die AfD benutzt genau die Schlagworte, welche schon die V-Mann-NPD verwendet hat (Sozialismus, keine Verfassung, nicht souverän usw.). Damit trifft sie genau den Nerv, die Republik in eine Empörungsorgie zu stürzen.

Der Aufstieg der AfD ist nur die Schwäche der anderen Parteien.

Gravatar: Catilina

@ Karl: Schopenhauer hätte ein paar Jahre in anderen Ländern verbringen müssen, dann wäre sein Urteil nicht so hart ausgefallen. Sowohl "la grande nation" mit ihren naiven Vulgär-Intellektuellen, als auch GB mit seiner krankhaften Angst, daß Deutsche letztendlich doch mehr auf der Pfanne haben könnten als sie selber, hätten den alten Schopi zur Verzweiflung gebracht. Am Besten wäre er nach Amerika ausgewandert, um dort allein durch seine Präsenz den Durchschnitt-IQ um mindestens einen Prozentpunkt zu heben.

Gravatar: Thomas Rießler

Dann können Sie Gott dafür danken, dass er Sie davor bewahrt hat, sich diesem zeitgeistigen Pöbel anzuschließen. Die Welt hält aber noch genügend andere Versuchungen bereit.

Gravatar: Eberhardt

Wenn diese Frau mir über den Weg läuft, muss ich ihr zwangsweise die Nase verbiegen. DieseFrau ist kein Mensch , sie ist ein liderliches Etwas!

Gravatar: Teresa

Ich meine, der größte Fehler ist, dass wir uns dimmer noch einreden lassen, dass die Nationalsozialisten "Rechte" waren. Wenn Sie "rechts" waren, dann waren Sie das nur innerhalb eines "linken" Paradigmas. Die Nazis waren genetisch Linke und nur phänotypisch "rechts". Das war, wie Hitler selbst sagte, der Tatsache geschuldet, dass mit den Deutschen keine marxistische Revolution zu machen war. Der Bismarksche Sozialstaat hatte das verhindert. Da musste eben etwas anderes her als Klassenkampf, um das nötige revolutionäre Ressentiment zu schüren: Der Rassenkampf. Diese Meta-Linke aus globalen und nationalen Sozialisten hat eine gemeinsame Wurzel: Den Darwinismus. Wobei Darwin selbst gar kein wirklich überzeugter Darwinist war. Er hatte ein Hypothese geformt, die er von einer weiteren Entwicklung der Forschung abhängig gemacht hat, die bisher nicht eingetroffen ist. Die "missing links" fehlen immer noch, obwohl wir inzwischen die Erdkruste komplett untersucht haben. Aber die Sozialisten haben sich Darwins Evolutionstheorie zu Eigen gemacht: Der Mensch ist ein intelligentes Tier nicht mehr das Abbild Gottes. Und daraus erklärt sich fast alles, was wir heute erleben: Es gibt in diesem Weltbild keine absolute Tugend, keine wirklichen Individuen. Ein Tier kann nicht wirklich schuldig werden, es muss deshalb auch keine Verantwortung übernehmen. Alles ist verhandelbar, alles kann dekonstruiert werden. Nicht nur Geschlechter, nicht nur Nation und Heimat, nicht nur die Ehe, auch die Psyche, alle Begriffe. Jetzt herrscht nicht mehr Gott über den Menschen, sondern Menschen, die Gott ersetzen. Es entspricht zwar nicht der christlichen Überlieferung, aber man darf sich schon fragen, warum der "Antichrist" in der Apokalypse als "System" auftaucht, dass alles verschlingt: Ein Drache mit sieben Köpfen und zehn Kronen, dass aus "dem Meer" (= Chaos) auftaucht...

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

Warum auch ich kein Linker sein kann:

Weil ich zur Bundestagswahl letzten Jahren als gut erzogener Atheist dann statt der Afd eine Göttin(?) hätte wählen müssen?

Dabei war doch nicht erst kurz vor der Bundestagswahl 2013 allgemein bekannt:

„Merkel schadet dem nationalen Interesse“!!!
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-09/angela-merkel-umfragehoch-gastbeitrag-gesine-schwan

Wurde dieses Angielein nicht besonders deshalb wenige Tage nach hier von mir verlinkten ZEIT-Veröffentlichung als Kanzlerin wieder gewählt(?) und allein durch ihre Vasallen schon 2018 erneut im Amt bestätigt???

Weil ihr Interesse an der Würde ihres(?) Volkes so groß ist, dass bedürftige Inländer sich sogar „das Essen nehmen dürfen, was ihnen bedürftige Flüchtlinge an Essen übrig lassen“? https://kenfm.de/tagesdosis-28-2-2018-was-merkel-nicht-wahrhaben-will/

Gravatar: Karl

Warum ich eigentlich kein Deutscher mehr sein kann hatt Arthur Schopenhauer schon treffend kommentiert:
»Ich lege hier für den Fall meines Todes das Bekenntnis ab, dass ich die deutsche Nation wegen ihrer überschwänglichen Dummheit verachte und mich schäme, ihr anzugehören.«
ob der den Grün-Roten Sumpf schon damals vorhersah??

Gravatar: DTKB

Die Grünen-Funktionärin habe als „Privatperson“ und im „Überschwang der Gefühle gehandelt“, sagt die Partei.
.........................
Eine Grüne, die überschwänglich den Gewinn eines Fußballtitels feiert, ist so von Hass zerfressen, dass nicht einmal diese überschwängliche Freude eine emotionale Normalität dem Andersdenkenden gegenüber zulässt.
Alle AfD-Sympathisanten, die ich kenne, hätten in solcher Situation sogar Claudia Roth umarmt und gesagt: "Heute ist alles egal, wir sind einfach nur glücklich."
Das ist der Unterschied: der Hass.

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