Suzi Gabliks Buch »Has Modernism Failed?« ist ein scharfsinniger Blick auf die Katastrophe, die der Modernismus in der Kunst hinterlassen hat. Ursprünglich 1984 veröffentlicht, bleibt das Buch auch heute noch ein prägnanter Angriff auf die destruktiven Auswirkungen der modernen Kunstbewegung und die gesellschaftlichen und ideologischen Kräfte, die sie vorangetrieben haben. Gablik deckt die spirituelle und ästhetische Leere auf, die die Kunstwelt ergriffen hat, und fordert uns heraus, die Bedeutung von Schönheit und Tradition wieder zu erkennen.
Gabliks zentraler Punkt ist, dass der Modernismus in der Kunst die tiefe Verbindung zwischen dem Kunstwerk und der menschlichen Erfahrung verloren hat. Ihre Kritik richtet sich gegen den Abkehr von der Schönheit und Transzendenz, die Kunst ursprünglich auszeichneten. Stattdessen hat der Modernismus Kunst zu einem Spiel der Individualität und Provokation gemacht, ohne Rücksicht auf die tiefere Bedeutung, die wahre Kunst dem Leben und der Kultur vermitteln kann. Die Werke von Künstlern wie Marcel Duchamp und Andy Warhol, die einst als revolutionär gefeiert wurden, werden von Gablik als Symptome einer Kultur verstanden, die sich von ihren spirituellen und ästhetischen Wurzeln entfremdet hat.
Gablik bezieht sich auf die »anxious objects«, die viele Künstler des 20. Jahrhunderts geschaffen haben, um die moralischen und wirtschaftlichen Strukturen der westlichen Gesellschaft herauszufordern. Doch diese Objekte, so Gablik, spiegeln nicht mehr die Menschlichkeit wider, sondern die zunehmende Isolation und Entfremdung der Individuen, die von einer Gesellschaft geprägt sind, die den Glauben an wahre Werte verloren hat. »Wenn Kunst alles sein kann, was der Künstler sagt, wird sie auch niemals mehr sein als das«, zitiert Gablik den marxistischen Kritiker Peter Fuller und unterstreicht damit die Leere des künstlerischen Relativismus, der den Modernismus beherrscht.
Die Ursachen für den Scheitern des Modernismus liegen, so Gablik, tief in den großen Modernisierungsideologien des 20. Jahrhunderts. Sekularismus, Individualismus und Pluralismus haben den Raum für wahre Kunst und kulturelle Kohärenz zerstört. Gablik beschreibt die Kunst der Moderne als Ausdruck eines tiefen spirituellen Verlusts. Der Verlust einer verbindlichen Wertebasis, der das künstlerische Schaffen ursprünglich anleitete, hat die westliche Zivilisation an den Rand einer existenziellen Krise geführt. Die Idee, dass die Kunst in einer Welt ohne gemeinsame spirituelle Grundlagen gedeihen kann, erscheint heute geradezu absurd.
Doch Gabliks Lösung bleibt unausgereift. Ihre Sehnsucht nach einer Rückkehr des Künstlers als »Schamanen«, der den Zugang zur »heiligen Quelle« der Kunst wiederherstellt, klingt nostalgisch, aber kaum praktikabel. Ihr Wunsch, den Modernismus durch einen neuen »heiligen« Künstler zu ersetzen, der die moderne Gesellschaft transformiert, bleibt ein romantisches Ideal, das der heutigen Realität der westlichen Kultur nicht gerecht wird. Gablik zeigt sich hier in ihrer eigenen Entfremdung von der Tradition, die sie zu rekonstruieren sucht.
Eines der größten Versäumnisse Gabliks ist ihre Unfähigkeit, die Rolle der Schönheit in der Kunst und Kultur zu erkennen. Die Ablehnung der Schönheit, die im Modernismus und in den Avantgarde-Bewegungen einen so prominenten Platz einnimmt, wird von Gablik nur am Rande thematisiert. Sie überschattet jedoch alle Versuche, Kunst als eine Form der Transzendenz zu begreifen. Die Schönheit, die für die alten Philosophen wie Aristoteles und Thomas von Aquin untrennbar mit der Gerechtigkeit und dem Guten verbunden war, wird im Modernismus als belanglos abgetan. Doch wie der britische Philosoph Roger Scruton in seinem Werk »Why Beauty Matters« betont, ist es die Schönheit, die uns jenseits des banalen Konsums und der ideologischen Auswüchse von Kunst führt. Kunst ohne Schönheit verliert ihre spirituelle Dimension und wird zum bloßen Produkt von egoistischen Selbstdarstellungen.
Das Erbe des Modernismus ist ein gespaltenes, zerrissenes Bild von Kunst und Kultur. Gablik fordert, dass wir uns von den Verführungen des individualistischen Relativismus befreien und die wahre Funktion von Kunst wiederentdecken – als ein Mittel, das uns mit dem Transzendenten verbindet und eine gemeinsame spirituelle und kulturelle Grundlage bietet. Doch der Weg dorthin verlangt mehr als die einfache Nostalgie nach vergangenen Zeiten. Es ist ein radikales Umdenken notwendig, das die Kunst wieder zu ihrem ursprünglichen Ziel zurückführt: Die Förderung des Guten, Wahren und Schönen in einer Welt, die zunehmend den Kontakt zu diesen Werten verliert.
Der Modernismus mag seine Macht und Einfluss auf die Kunstwelt ausgeübt haben, doch wie Gablik eindrucksvoll zeigt, hat er die Kunst in eine Sackgasse geführt. Die wahre Kunst kann nur durch die Rückkehr zu ihren spirituellen und ästhetischen Wurzeln gedeihen. Es ist an der Zeit, den Einfluss des Modernismus zu überwinden und eine neue Ära der Kunst einzuleiten – eine Kunst, die uns nicht nur verführt, sondern uns in die Tiefe der menschlichen Erfahrung und Spiritualität führt. Die Kunst kann und sollte wieder ein Spiegelbild der Schönheit und der Wahrheit werden, die über die flachen, oberflächlichen Ideologien des heutigen Zeitalters hinausgehen.
Kommentare zum Artikel
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"....als Symptome einer Kultur verstanden, die sich von ihren spirituellen und ästhetischen Wurzeln entfremdet hat..."
KLIMAKLEBER!
Kunstwerke besprühen,vernichten....
Nihilismus-war nicht gut genug, ( politisch betrachtet ) Surrealismus folgte, dann kam der Hedonismus und jetzt ist Ära - Interituismus.
Alles muss vernichtet werden ( Bücher verbrennen ) damit die Wahrheit verschwindet und die Lüge herrscht.
Egal welcher Aspekt.
Ob Musik,Architektur,Malerei oder Schrift.
Warum die Modernismus gescheitert ist ?
-Wir haben es zugelassen.
Wir haben es gesehen und wir haben NICHT früh genug reagiert.....
Leider.
"...
Die Ursachen für den Scheitern des Modernismus liegen, so Gablik, tief in den großen Modernisierungsideologien des 20. Jahrhunderts. Sekularismus, Individualismus und Pluralismus haben den Raum für wahre Kunst und kulturelle Kohärenz zerstört. ...."
Richtig. Zerstört. Die Ära der Zerstörer!
Wenn Minusseelen sich an die Spitze der amerikanischen Gesellschaft geschlichen haben, kommen eben die USA heraus. Ein zusammengewürfeltes Volk, das zu keiner Kultur fand, gibt global den Kunstgeschmack vor. Da kann doch etwas nicht stimmen? Ich merke es auch an der Art der Architektur. Furchtbar!
Wichtig sind auch Veränderungen in der Musik. Empfehlenswert ist z. B. "Eblouie par la nuit" in Instrumental-Versionen.
https://theosophie343.wordpress.de
... „Der Modernismus hat sich als unzureichend erwiesen, um die Herausforderungen des zeitgenössischen Lebens zu bewältigen, und verlangt nach einer Rückbesinnung auf traditionelle Werte.“ ...
Ganz besonders aber – und das bemerkele ich als im Ruhestand befindlicher Holzfäller ganz besonders deutlich – nach „Bildung“!
Wurde von den Göttlichen(?) aus der CDU dies bzgl. nicht auch deshalb ´entsprechend` vorgesorgt???
https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/wegen-fluechtlingskindern-de-maiziere-kuendigt-senkung-von-bildungsstandards-an/
Der Modernismus ist offenkundig gescheitert, denn unter US - Kuratel ist "die westliche Wertegemeinschaft" und besonders Deutschland längst beherrscht von Postmodernismus ...
https://www.youtube.com/watch?v=TaAA_jkkkpU&t=111s .