Schönheit rettet die Ordnung:

Warum Ästhetik kein Luxus, sondern ein Fundament der Zivilisation ist

Schönheit rettet die Ordnung: Warum Ästhetik kein Luxus, sondern ein Fundament der Zivilisation ist: Beim Danube Institute in Budapest sprach Dr. Jan C. Bentz über die Rolle von Schönheit in einer fragmentierten Kultur – und lieferte eine Diagnose, die tiefer geht als jede Parteipolitik.

Bild: Jan Bentz, Danube Institute
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Die Konferenz »Family Formation and the Future« des Danube Institute in Budapest griff ein Thema auf, das den Kern jeder stabilen Gesellschaft betrifft: Wie kann eine Zivilisation überleben, wenn sie die Familie, das Leben – und die Schönheit – verlernt hat?

In diesem Rahmen sprach Dr. Jan C. Bentz über die »Rolle der Ästhetik im öffentlichen Leben« – doch wer eine kunsthistorische Randbetrachtung erwartete, wurde eines Besseren belehrt. In seinem Vortrag mit dem Titel Beauty and the Polis: The Public Role of Aesthetics in an Age of Cultural Fragmentation seziert Bentz die moderne Zerrüttung der Kultur mit chirurgischer Schärfe – und ruft zur ästhetischen Umkehr.

»Schönheit ist nicht Zierde, sondern Offenbarung«, so Bentz. In der klassischen Philosophie sei sie die sinnlich wahrnehmbare Form des Guten, der Glanz der Wahrheit – nicht bloß Geschmackssache oder bourgeoiser Überbau. Doch die Moderne habe Schönheit entmachtet, ins Subjektive abgeschoben und damit die Tür zur Hässlichkeit weit aufgestoßen.

Die Folge: ein öffentlicher Raum, der fragmentiert, laut und geistlos geworden ist. Betonwüsten, grelle Bildschirme und algorithmisch erzeugte Unterhaltung ersetzen die gewachsene Ordnung des Schönen. »Wo früher ein Gesamtkunstwerk alle Sinne in eine höhere Ordnung einband, herrscht heute zersetzte Fragmentierung«, erklärte Bentz – ein Erbe der ästhetischen Subversion der 68er.

Denn, so der Philosoph: Die kulturelle Linke wusste, was sie tat. Herbert Marcuse und die Frankfurter Schule wollten nicht nur Politik oder Wirtschaft verändern, sondern die Wahrnehmung selbst. Schönheit wurde zum Feind erklärt – weil sie Ordnung suggeriert, und Ordnung wiederum auf ein höheres Sein verweist.

»Die Seele hat keine Leiter mehr, um aufzusteigen«, so Bentz.

Doch es gibt Hoffnung: eine »Rückkehr zur Form«. Diese beginnt mit dem Bekenntnis, dass Schönheit objektive Maßstäbe kennt – Einheit, Proportion, Glanz – und dass diese Ausdruck einer geordneten Wirklichkeit sind, die im dreifaltigen Gott selbst gründet.

»Kunst ist keine expressive Nabelschau, sondern Zeugenschaft für das Wahre«, so Bentz. Er fordert eine neue Kultur des Mäzenatentums, die Wiederentdeckung handwerklicher Traditionen, die Wiederverzauberung der Bildung – und nicht zuletzt eine Baukultur, die wieder den Menschen erhebt, statt ihn zu erniedrigen.

»Die Schönheit«, sagte Dostojewski, »wird die Welt retten.« Dr. Bentz ergänzt: »Aber nur, wenn wir sie wieder zu sehen lernen.«

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: KW

Alles Häßliche der Neuzeit ist ein Angriff auf unsere Seele in ihrem Krieg gegen uns.

Gravatar: S. Reicht

Der Mann spricht mir aus der Seele! Vielen Dank für diesen Artikel!

Gravatar: Roland

Der Mann spricht mir aus der Seele.

Schönheit ist die Perfektion des Seins.

Diese erreicht man aber nur durch innere Schönheit, die sich äußerlich ihre Form sucht.

Die h-moll Messe Johann Sebastian Bachs ist solch ein bravoröses Beispiel, für die Ewigkeit geschrieben.
https://youtu.be/ZnIDTOR9EkM?feature=shared
Hier verbindet sich die Schönheit der Musik mit derer des Gesangs, der Instrumentalkunst und der Schönheit der Kirche.
Dito:
https://youtu.be/4OGk679VGQo?feature=shared

Die ehemalige Schönheit deutscher Städte, die von Sadisten in Schutt und Asche gelegt wurden, findet man nur noch auf alten Postkarten, oder die grandiosen Bauten Schinkels in Gemälden in der "Neue Pinakothek" München.

In der Glyptothek am Königsplatz kann man die Schönheit antiker Statuen und Keramiken bewundern.

Schönheit ist ein Wunder der Natur.

Der Mensch eifert dieser nach, zum Zwecke der inneren Erbauung.

Jetzt ist wieder Frühling. Überall wachsen die schönsten Blumen, scheinbar aus dem Nichts.
Wenn aber aus dem Nichts Schönheit erwachsen kann, warum sollte dann der Mensch Schönheit in Nichts verwandeln ? So wie es seit geraumer Zeit skupellose, korrupte und unfähige Politiker tun.
Nicht jeder Mensch ist mit äußerer Schönheit gesegnet, oder verliert diese im Alter wieder.
Die Schönheit der Seele aber ist unvergänglich.
Es liegt an uns diese zu erbauen und ein Leben lang zu pflegen.

Schöne Seelen führen keine Kriege.

In diesem Sinne,
schöne Grüße an die freie Welt !

Gravatar: Wahrheitsfinder

Der beste und schönste (!) Artikel, den ich bis jetzt hier je zu lesen bekommen habe ! :-)

»Schönheit ist nicht Zierde, sondern Offenbarung«, so Bentz.
Und auch MOTIVATION - sage ich mal noch dazu !

Ja und die heutige Baukultur ist einfach nur noch schrecklich, und vor allen Dingen charakterlos.
Als Wohnhäuser z. B., werden in den Städten immer nur noch diese “Lego-Häuser“ ohne Dach gebaut.
Einfach schrecklich !

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