Ideologische Verklärung eines nationalen Mythos

Walt Disney und der amerikanische Geist: Mythos oder Verklärung?

Walt Disney prägte das amerikanische Bewusstsein wie kaum ein anderer. Doch hinter der glanzvollen Fassade seiner Werke verbirgt sich eine tiefere, oft idealisierte Sicht auf Kultur und Geschichte.

Bild: CC Wikicommons
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Walt Disney ist für viele das Sinnbild amerikanischer Kreativität, Optimismus und Fortschritt. Doch was sich hinter dieser schillernden Fassade verbirgt, ist laut Charles A. Coulombe auch eine Verklärung der amerikanischen Kultur und Geschichte. Disney schuf eine Welt, in der historische Komplexitäten und moralische Fragen oft vereinfacht und romantisiert werden, um ein breites Publikum zu erreichen.

Die Romantik, die Disney in seinen Filmen und Themenparks darstellt, ist tief in der amerikanischen Kultur verwurzelt. Coulombe betont, dass der Einfluss von Schriftstellern wie Edgar Allan Poe und Nathaniel Hawthorne unverkennbar ist. Diese Autoren nutzten sowohl europäische als auch amerikanische Mythen, um Geschichten zu erzählen, die das Publikum fesselten. Disney griff diese Tradition auf und schuf Filme, die auf Legenden wie Robin Hood, Zorro oder Davey Crockett basieren. Die Popularität dieser Werke zeigt, wie sehr die Amerikaner nach einer Verbindung zu ihrer Geschichte suchen – auch wenn diese oft stark idealisiert ist.

Ein besonders anschauliches Beispiel für Disneys Einfluss auf das amerikanische Bewusstsein ist sein Themenpark Disneyland, der 1955 eröffnet wurde. Dort vermischt sich Nostalgie mit einer optimistischen Zukunftsvision. Besucher betreten »Main Street, U.S.A.«, eine idealisierte Version einer amerikanischen Kleinstadt, die auf Disneys eigenen Kindheitserinnerungen basiert. Coulombe weist darauf hin, dass diese Darstellung ein nostalgisches Bild einer Vergangenheit vermittelt, die in der Realität oft komplizierter und weniger idyllisch war.

Aber nicht nur die Vergangenheit wird von Disney verklärt, auch die Zukunft wird auf optimistische Weise präsentiert. »Tomorrowland« zeigt eine Welt, in der technologische Innovationen und Fortschritt gefeiert werden. Coulombe hebt hervor, dass Disney hier den amerikanischen Glauben an das unaufhaltsame Voranschreiten der Technik verkörpert – eine Vision, die jedoch selten die damit verbundenen Risiken und Herausforderungen thematisiert.

Trotz der scheinbar harmlosen Unterhaltung, die Disney bietet, bleibt die Frage, ob seine Werke und Parks nicht eine allzu glatte und unkritische Sicht auf die amerikanische Kultur fördern. Die Romantisierung der Geschichte, die in »Frontierland« und »New Orleans Square« zum Ausdruck kommt, blendet die dunklen Seiten der amerikanischen Vergangenheit aus, wie etwa den Umgang mit den Ureinwohnern oder die Folgen der Kolonialisierung.

Disney schuf eine Vision Amerikas, die auf den ersten Blick ansprechend und verführerisch ist. Doch wie Coulombe betont, ist es wichtig, die Widersprüche zwischen dieser idealisierten Version und der Realität zu erkennen. Die »Disneyfizierung« von Geschichten und historischen Ereignissen mag unterhaltsam sein, aber sie trägt auch zur Verklärung einer nationalen Identität bei, die oft komplexer und ambivalenter ist, als sie dargestellt wird.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gert

Disney. Heute = Pädophilen Versammlung

Gravatar: Peter Faethe

Zum Ende der Römischen Republik bedurfte es einen neuen Gründungs-Mythos - Vergil.

Gravatar: Else Schrammen

Die Ansichten vin Coulombe finde ich doch recht übertrieben. Natürlich hat Disney in seinen (alten) Filmen und Parks eine Welt geschaffen, die nicht der Realität entspricjt. Wir Europäer haben die Gebrüder Grimm, einen Tolkien, Michael Ebde.und viele mehr, die Amerikaner haben Disney. Sie alle haben zauberhafte, Welten geschaffen, manchmal auch düster. Ganz gleich, ob Film oder Buch, immer kämpft das Gute gegen das Böse und gewinnt den Kampf - "Happy End". Und ob es nun das Knsusperhaus der Hexe oder Dornröschens Schloss im Disney-Park ist, für eine kurze Zeit können die Erwachsenen in Nostalgie schwelgen, und die Phantasie der Kinder kennt keine Grenzen. Aber, und jetzt kommt das große ABER, Coulombe verkennt eins: Wir lesen nicht 24/7 Märchenbücher oder sehen Disney-Filme, wir tummeln uns auch nicht 24/7 im Disney-Park. Aber für ein paar Stunden darf man die Realität getrost hinter sich lassen und muss nicht "böses Vergangenes" hinter jedem Baum suchen. Die Realität holt uns schnell genug wieder ein, und die ist beileibe nicht immer rosig!

Gravatar: KW

Als ich einen Urlaub in den uSA verbracht hatte, war ich mir mit meiner Familie einig, dorthin nie wieder zu fahren. Das Land ist ohne Geschichte. Wie gern sind wir durch die kleinen Städtchen in Frankreich gefahren, haben die kIrchen besucht, ebenso in Rom, eine Stadt, die Geschichte atmet. Hier haben die Kreise, die in den uSA das Sagen haben, den befehl zur Bombardierung unserer Innenstädte gegeben. Die Nachkriegsgeneration hat diese nicht wiedererrichtet, sondern mit Würfelhusten verschandelt. Das sind die Kreise, die am lautesten schreien, wenn über die häßliche Wippe vor dem Berliner Schloß diskutiert wird oder mit viel und lautem Einsatz gegen die Wiedererrichtung der Potsdamer Garnisonskirche gegröhlt wird.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Walt Disney prägte das amerikanische Bewusstsein wie kaum ein anderer. Doch hinter der glanzvollen Fassade seiner Werke verbirgt sich eine tiefere, oft idealisierte Sicht auf Kultur und Geschichte.“ ...

Weil die Bürger auch in den USA grundsätzlich falsch wählen
https://www.youtube.com/watch?v=kSY7HwIEKYw,
da die US-Regierungen nach wie vor von mächtigen Elitegruppierungen beherrscht werden, "die Politik zum eigenen Vorteil betreiben"?!
https://www.ipg-journal.de/regionen/nordamerika/artikel/politischer-verfall-4938/

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