Theoretisch ja, praktisch hakt es wieder einmal

Unbürokratische(?) Hilfe in der Corona-Krise

Die Merkel-Regierung und viele Landesregierungen haben vollmundig unbürokratische und schnelle Hilfen für die Betroffenen in der Corona-Krise versprochen. Theoretisch ja, praktisch aber bleiben viele Anträge wegen bürokratischer Hemmnisse liegen.

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Im Grunde genommen klingt es ganz einfach: Kleinstunternehmer aus allen Wirtschaftsbereichen sowie Soloselbstständige und Angehörige der freien Berufe sollen finanzielle Soforthilfe bekommen können, um die Folgen der Corona-Krise weitestmöglich abfedern zu können. Jeder Freiberufler und selbstständige Unternehmer mit bis zu zehn Mitarbeitern respektive zehn Vollzeitäquivalenten hat theoretisch Anspruch auf diese Einmalzahlungen, die zwischen 9.000 und 15.000 Euro pro Monat für zunächst drei Monate betragen sollen und nicht zurückgezahlt werden müssen. Die Verlängerung um zwei weitere Monate soll bei Bedarf möglich sein. Verrechnet werden soll der Zuschuss bei der Steuererklärung 2021.

So weit die Theorie.

Geprüft wird, ob der Betrieb bereits vor der Corona-Krise in wirtschaftlicher Schräglage war. Stichtag ist hier der 11. März 2020. Zudem muss bei der Antragstellung detailliert erklärt werden, wofür der Zuschuss verwendet werden soll. Alle Verwendungszwecke müssen stichhaltig dokumentiert werden, eine pauschale Bezuschussung wird es nicht geben. Wer zum Beispiel einen Zuschuss für die Miete und für Mitarbeiter beantragt, muss sowohl die Mietkosten wie auch die Personalkosten detailliert belegen können. Für jeden einzelnen Posten gibt es einen separaten Bescheid.

Und das sind die Spielregeln bei Zuschüssen vom Bund.

Bei Zuschüssen, die man beim Land beantragt, gelten wieder andere Regeln. Dort gilt das Zuschussprogramm nämlich nur für Freiberufler, Soloselbstständige und Unternehmer mit bis zu fünf Personen. Der Zuschuss (in Berlin) wird für Einzelpersonen maximal 5.000 Euro betragen, für Betriebe mit bis zu fünf Mitarbeitern maximal 9.000 Euro. Bei der Beantragung müssen, natürlich, wieder jegliche Kosten im Detail definiert und nachweislich belegt werden. Für jeden einzelnen Posten gibt es wieder einen separaten Bescheid.

In anderen Bundesländern gibt es selbstverständlich andere Bestimmungen. In Brandenburg können sogar Unternehmen mit bis zu 100 beschäftigten Personen um Zuschüsse nachsuchen, für sie gibt es bis zu 60.000 Euro - sofern detailliert beantragt und nachgewiesen.

Dann gibt es noh die Möglichkeit der Steuerstundung oder der erlassenen Vorauszahlungen. Oder das Kurzarbeitergeld. Oder KfW-Kredite. Und natürlich Darlehen der Länder. Manche dieser Zuschüsse sind miteinander kombinierbar, manche aber nicht. Und für alles braucht man jede Menge Formulare, die auszufüllen und fristgerecht einzureichen sind.

Das ist »unbürokratische Hilfe«, wie sich die Merkel-Regierung sie definiert.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Manni

Die Corona Krise wird teuer,sehr teuer für jeden einzelnen von uns,die da oben haben nix zu verschenken.Die angekündigte Teuerungsrate in Sachen Energie wird sich verdoppeln wenn nicht verdreifachen.Haubtsache die Welt retten.Wie war das noch?Das Geld muss weg,raus aus Deutschland egal wie-nur raus.

Gravatar: Frank

Ich bin Alleinverdiener in meiner Familie. Quasi auch ein Solounternehmer. Ich muss meine Familie mit meiner Hände Arbeit, ernähren, ihre Zukunft sichern, sie beschützen. Ich bin Handwerker!!!! Ich bin in diesem Hilfs-Programm nur soweit berücksichtigt, indem ich dieses Programm mit meiner Arbeit und der sichereren Erhöhung des Renteneintrittsalters bezahlen werden MUSS. Ich darf jetzt mehr als 48 Std. in der Woche arbeiten, und wenn ich keine Arbeit mehr habe bekomme ICH nachdem ich meinen ganzen Urlaub genommen habe, noch lächerliche 60% meines Gehaltes (ein Jahr Kurzarbeit oder Arbeitslosengeld) und dann Hartz4. Muss in dieser Zeit von meinem Ersparten leben. Warum müssen das nicht die, die in diesem Programm ohne Prüfung ihrer Vermögensverhältnisse, berücksichtigt werden???? Hat das was mit den nächsten Wahlen zu tun?

Gravatar: Gero Pischke

Kann ich nicht bestätigen:

In Berlin über die IBB ging es sehr einfach und sehr schnell. Seit Freitag, 27.3. um 13 Uhr wurde das ganze Wochenende je 16 Stunden durchgearbeitet. Die Anträge verlangten nur plausible Angaben und einige Zusicherungen für eventuelle spätere Prüfung.

Heute morgen kurz nach 9 Uhr wurde der 163.000ste Antrag eines Geschäftspartners verarbeitet.

Wir sind beides Kleinunternehmer, die Antrag auf die 5.000 Euro (Land Berlin) und die folgenden konkret berechneten laufenden betrieblichen Fixkosten bis max. 9.000 Euro (Bund) beantragt haben.

Erhaltene Leistungen sind als Betriebseinnahmen zu verbuchen und steuerpflichtig. Das Vorliegen der Fördervoraussetzungen kann durch Rechnungshof (vermutlich auch durch Steuerprüfer) überprüft werden.

Gravatar: Frank

Also lasse ich es doch lieber und bleibe auf den Verlusten sitzen ehe ich mich dem ausliefere.

Die Mitarbeiter sitzen zu Hause und betreuen ihre Kinder, ich ertrage die Mehrarbeit und habe keine Zeit für mein Kind, bin aber Lohnfortzahlungsverpflichtet. Kunden sagen Aufträge ab aus "Angst" vor Ansteckung.

Sollen sich ihren Quatsch sonstwohin schieben die Allerwertesten Hochwohlvergorenen!

Danke für die Info!

Gravatar: hans

Was glaubt ihr, wie schnell das Geld (Almosen) wieder in den "richtigen" Händen ist? Einfache Mathematik und Vergleiche. Sie erkaufen sich sehr billig die Verlängerung ihrer Macht!

Gravatar: Delegro

Es ist ganz einfach. Die ganze staatliche Hilfe (neben der Kurzarbeit) ist in erster Linie ein Placebo für`s dumme Volk.
Das Geld wird (wie immer) von den großen Konzernen abgeschöpft werden. Diese zahlen gerne ein paar hunderttausend € für Berater, die die Anträge stellen und natürlich auch für eine ein Genehmigung sorgen. Der Mittelstand in Deutschland schaut mal wieder in die Röhre. Weiterhin wird der "ehrliche" Unternehmen bestraft werden und ggfls. vom Markt verschwinden und der unehrliche am besten durch die Kriese kommen. Es geht nur noch um die Frage, wer bereit ist welches Haftungsrisiko auf sich zu nehmen. Es gibt jetzt schon genügend Firmen, die Ihre Jahresabschlüsse (sofern noch nicht abgeschlossen und veröffentlicht) noch mal "tunen" um an die Förderungen zu gelangen.

Gravatar: Werner

Die Merkel-Regierung versagt auf der ganzen Linie, warum soll es in dieser Situation anders sein. Die Merkel hat nur die EU im Kopf, die Deutschen sind für sie nicht wichtig.

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