Schottisches Parlament lehnt Brexit-Vereinbarung ab

Unabhängigkeitsreferendum in Schottland rückt näher

Das schottische Parlament (Pàrlamaid na h-Alba) hat das Brexit-Folgeabkommen abgelehnt. Nur 30 Abgeordnete stimmten für das Abkommen, 92 hingegen lehnten das Abkommen ab. Die Unabhängigkeit sei die einzige Möglichkeit für die Zukunft Schottlands.

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Die Schotten haben keine Lust mehr, sich von der Zentralregierung Großbritanniens in London auf der Nase herumtanzen zu lassen. Seit 1707, nachdem die Königreiche von England und Schottland zwangsvereint wurden, sehnt man sich in Edinburgh, Glasgow, Inverness und den anderen Städten des Landes nach einer vollständigen Autonomie, nach einer Loslösung von London. Die Abstimmung des Brexit, die sich hinziehenden Verhandlungen, das Brexit-Abkommen und das jetzt abgeschlossene Brexit-Folgeabkommen haben diesen Wunsch nach Unabhängigkeit extrem gefördert. Ein Unabhängigkeitsreferendum rückt näher, dieses Mal mit großen Erfolgsaussichten.

Das schottische Parlament (Sturgeon, schottisch: Pàrlamaid na h-Alba) hat das Brexit-Folgeabkommen mit 92 gegen 30 Stimmen abgelehnt. Es brächte dem Land »keine Vorteile, nur massive Nachteile«, schreibt Landeschefin Nicola Sturgeon. Ihre Partei wird sich nicht mitschuldig daran machen, wie »Schottlands ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen ernsthafter Schaden« zugefügt werde.

Im September 2014, also vor mehr als sechs Jahren, hielt Schottland das bisher letzte Unabhängigkeitsreferendum ab. Damals zeichnete sich nicht einmal am Horizont auch nur schwach ein Brexit ab. Dennoch erhielten die Befürworter der Unabhängigkeit damals fast schon die Hälfte der Stimmen. Glasgow mit seinen 600.000 Einwohnern (von 5,5 Millionen in ganz Schottland) stimmte schon damals mit knapp 60 Prozent für die Unabhängigkeit. Ein neues solches Referendum würde - so die Prognose von Experten - eine überwältigende Mehrheit für die Loslösung von London ergeben. Für Nicola Sturgeon und ihre SNP stellt sich nun die Frage, ob sie das wirklich wollen.

Kleine Anekdote am Rande: auch das Parlament in Nordirland in Stormont hat das Brexit-Folgeabkommen abgelehnt. Die Abgeordneten der pro-irisch katholischen Sinn-Féin stimmten gemeinsam mit den Abgeordneten der ultra-protestantischen Ulster Unionists gegen das Abkommen. Vor wenigen Jahren mordeten sich Anhänger beider Parteien noch auf offener Straße.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hajo

Da wäre ich mir nicht so sicher, daß die schottische Regierung gut beraten ist einen Sonderweg zu starten.

Man darf bei allem Verdruß nicht die Geschichte innerhalb Großbritanniens aus den Augen verlieren und der Gedanke des Separatismus wird in London nur äußerst ungern betrachtet und vermutlich als Hochverrat an der Krone gesehen und wie rabiat sie dabei sein können, haben sie ja schon des öfteren in den letzten Jahrhunderten bewiesen.

So dürfte dieser Gedanke von der schottischen Regierung ausgehend nichts anderes sein, als der Versuch die eigene Befindlichkeit zu glätten, aber im Ergebnis nichts bringen wird, will man sich nicht der Gefahr aussetzen das Land verlassen zu müssen oder gar schlimmeres, denn es gibt genug Beispiele in Europa, wo ähnliche Ansinnen niedergeschlagen wurden und das jüngste Beispiel ist Katalonien und deshalb abwarten, denn sie werden entsprechend geknetet werden und wenn das nicht hilft könnten auch härtere Maßnahmen ergriffen werden, was im übrigen andere auch machen würden, kämen sie als Land in die gleiche Situation.

Gravatar: karlheinz gampe

Dann kann der Boris doch noch die Grenze nach Norden in Richtung Irland abriegeln ohne neuen EU Vertrag und ganz einfach Zoll kassieren Bei der Ausreise aus England in Richtung Norden,

Gravatar: Roland Brehm

So einfach ist das nicht. Die Engländer müssten dem zustimmen, was sie, wie bereits angekündigt, nicht tun werden. Es ist eher ein taktischer Schritt um London dazu zu bewegen Schottland und Nordirland bessere Bedingungen zu geben. Es fließt einfach zu viel Geld welches in den anderen Königreichen produziert wird in die Hauptstadt.

Gravatar: Ulrich Müller

In der Schlacht von Culloden haben die Schotten im Kampf um ihre Unabhängigkeit eine ganze Generation junger Männer verloren und kamen durch diese Niederlage völlig unter die englische Herrschaft. 2014 hätten die Nachgeborenen lediglich ein Kreuz auf einem Wahlzettel machen müssen und hätten ihre Unabhängigkeit bekommen. Doch dazu waren sie zu offenbar zu ängstlich (oder zu zögerlich...oder zu verweichlicht...) . Ich war gerne und oft in Schottland und (vor 2014) auch ein großer Sympatisant der staatlichen schottischen Unabhängigkeit, doch jetzt sage ich: ihr hattet 2014 Eure Chance. Jetzt alle paar Jahre das Thema neu aufkochen und jetzt plötzlich doch wieder in eine niedergehende EU überzuwechseln zu wollen, bringt doch irgendwie nichts. Es war klug vom UK, die EU rechtzeitig zu verlassen und ich denke es wäre klüger für die Schotten, jetzt erstma weiter bei England zu bleiben.

Gravatar: D.Eppendorfer

Obwohl es viele gute Gründe geben mag, aus der EU auszusteigen, beweist der Sonderweg der British Snobs, wie solch eine Extrawurstbraterei zu Durchfall führen kann.

Das einst weltweite Empire schrumpft aktuell auf eine kümmerliches Restprovinz zusammen, die außer dubiosen Finanztransaktionen in London City nix zu bieten hat. Oder kennt jemand besondere englische Spezialitäten, von der andere Völker profitieren können?

Der laute Brexit mutiert zum leise stöhnenden Brechreiz, denn langsam dämmert den distinguierten Briten, was sie an Vorteilen verspielt haben, um ihre oft skurrilen Besonderheiten zu zelebrieren.

Sie hätten drin bleiben sollen und dort Einfluss nehmen sollen.

Gravatar: Alfred

Den Schotten geht höchstwahrscheinlich das Geld aus. Zu viele Ausländer fressen den Staat auf.
Die EU bezahlt jeden Schei* . Denn die EU ist ein Senioren-Heim für abgehalfterte, gescheitete Politiker, die dort lediglich abgestellt worden sind, um national nicht im Wege zu stehen.
Da halten die Schotten lieber die Hand auf statt selbst mal das Gehirn in Anspruch zu nehmen. Fällt Sozialisten grundsätzlich schwer!

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Das schottische Parlament (Pàrlamaid na h-Alba) hat das Brexit-Folgeabkommen abgelehnt. Nur 30 Abgeordnete stimmten für das Abkommen, 92 hingegen lehnten das Abkommen ab. Die Unabhängigkeit sei die einzige Möglichkeit für die Zukunft Schottlands.“ ...

Um sich nach dem Austritt aus dem UK Brüssel – besonders aber Berlin – unterordnen zu ´müssen`???

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