Nach Anerkennung der unabhängigen Ost-Ukraine

Umfrage in Russland: Nicht einmal die Hälfte der Russen unterstützt Putin

Anders als der Annexion der Krim, hat der russische Präsident für den Einmarsch in die Ukraine keine Mehrheit in Russland.

premier.gov.ru; CC BY 4.0
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Natürlich ist es schwierig, ein Stimmungsbild aus einem Land zu erfahren, dessen Presse weder frei und nur in wenigen Fällen unabhängig ist. Die Propaganda überzieht das Land und will womöglich einen anderen Eindruck erzeugen, als er vorherrschend ist.

Das unabhängige Umfrageinstituts Lewada hat nun in Russland zu ermitteln versucht, wie die Bevölkerung zur Anerkennung der beiden ostukrainischen Provinzen Luhansk und Donezk durch Präsident Putin steht. Das Resultat ist überraschend.

Während 2014, bei der Annexion der Krim, die Unterstützung der Regierung noch bei 90 Prozent lag, liegt sie nunmehr bei lediglich 45 Prozent, berichtet die Welt. Und dabei ging es bei der Fragestellung nur um die Anerkennung der abtrünnigen Gebiete und nicht einmal um einen großen Krieg gegen die Ukraine.

Die Skepsis hat im wesentlichen zwei Gründe: Auch in Russland herrscht die Angst vor einem großen Krieg. Zwar gehört der Sieg von 1945 zu den Narrativen des Landes und wird entsprechend jedes Jahr im Mai von neuem gefeiert – aber im kollektiven Gedächtnis ruht auch die Katastrophe eines überrollten Landes aus dem Jahr 1941.

Als zweiter Grund werden vom wissenschaftlichen Leiter Lewadas, Lew Gudkow, die drohenden Sanktionen und die ersten Folgen der Anerkennung genannt. Dabei waren die Einbrüche auf dem Aktienmarkt und der Absturz des Rubel am Dienstag dieser Woche noch mäßig, verglichen mit dem, was nach dem Einmarsch der russischen Truppe in die Ukraine geschah: Nach Einbrüchen von 13,5 und 10,5 Prozent folgte ein weiterer Einbruch. Die Börse brach noch einmal um 40 Prozent ein und der Rubel fiel laut FAZ auf ein historisches Tief. Die Aktie des Arbeitgebers von Ex-Kanzler Gerhard Schröder, Gazprom, verlor über 37 Prozent ihres Wertes. Dagegen muten die Verluste an den europäischen Börsen von im Schnitt 4 Prozent fast marginal an.

Zwar wird auch der Westen für die verhängten Sanktionen einen wirtschaftlichen Preis zahlen müssen – aber der Preis, den die russische Bevölkerung zahlt, dürfte ungleich höher ausfallen. Und das bei einem Ausgangspunkt, der deutlich unter dem Europas und der USA liegt. Daher stimmt es eben nur halb, dass die Sanktionen »die Russen« kalt lassen werden. Sie mögen die Elite und ihren Präsidenten vorerst nicht berühren – aber die Bevölkerung wird bald murren. Und auf deren Unterstützung ist Präsident Putin angewiesen, wenn er nicht enden will wie die letzten sowjetischen Kaiser. Als Geheimdienstmann wird er das wissen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Jabber

@Angermann 25.02 /12.12

Das ist gut, dass Sie das Thema Stiftungen hier bringen. Denn dasselbe Problem hat die Ukraine. Westliche Stiftungen, noch und nöcher.

Gravatar: Maik Schneider

"Die russ. Armee hat sich in den letzten Jahren sehr stark modernisiert."

Aber nicht gegen Guerilla-Kämpfer. Die ukrainische Guerilla hat bis in die 50er Jahre Widerstand gegen Stalinisten geleistet. Mal abwarten ob die russischen Krawallpatrioten immer noch jubeln wenn bald die ersten Stalinisten ohne Beine heimkehren.

Gravatar: Manni

Putin bleibe deiner Linie treu und der Laden wird laufen.Vor allem:Lasse dich nicht weiter verarschen vor allem nicht von den Medien des Auslandes.Auch die Russische Bevölkerung sieht ganz genau diese Osterweiterung auf sich zukommen mit all seinem Elend des Westens.Diese fragt sich zurecht:Was will der Deutsche und USA mit Nato an unseren Grenzen?Was wollen die?-------Ganz einfach----die wollen Russland.Osterweiterung nennt man das.Einfach nicht?.

Gravatar: Rita Kubier

Vielleicht liegt der Grund für Putins derzeit angeblich schlechte Umfrageergebnis darin, dass die Russen Angst haben, die Anerkennung der beiden ostukrainischen Provinzen würde oder könnte ihnen, dem russischen Volk, hohe Kosten aufbürden und daher Putins Zuspruch gemindert haben? Es handelt sich ja um arme Gebiete, deren Angliederung und Versorgung sicher immense Kosten verursacht. Und wie immer und überall muss auch für soetwas das Volk aufkommen. Die Russen werden dafür also zahlen müssen! Von daher wäre es nachvollziehbar, wenn nun das russische Volk davon und somit von Putin weniger begeistert ist.
Wir Deutschen, zumindest eine große Anzahl, sind schließlich auch alles andere als begeistert, dass insbesondere seit 2015 Millionen armer, uns, das Volk aussaugender Migranten, die fast zu 100% Schma***** sind, hereingelassen bzw. von der Merkel- wie auch (weiterhin) von der Scholz-Regierung hereingeholt wurden und werden.
Allerdings gibt es darin zu Putin und Russland einen gravierenden Unterschied. Putin duldet keine ******** in seinem Land - und das zu Recht. Denn ********* schwächen ein Land und lassen es verarmen. In Russland muss JEDER, der dort lebt, arbeiten und seinen Lebensunterhalt selbst finanzieren. Dort gibt es nur minimale staatliche/finanzielle Unterstützung. Von daher wird das russische Volk für die Neuaufnahme nicht so derart bluten müssen, wie wir Deutschen das unter anderem(!!) für ********** in und außerhalb unseres Landes tun müssen.

Gravatar: Karl Napp

Es war, meine ich, war der kluge K. Adenauer, der sagte: "Ich glaube nur an Meinungsumfragen, die ich selbst gefälscht habe".

Gravatar: Klaus Reichel

Also, was Umfragen angeht, da dachte ich beim Lesen des ersten Absatzes unwillkürlich, damit wäre die BRD gemeint.

Gravatar: Angermann

Das Lewada-Zentrum ist Mitglied in den internationalen Gemeinschaften, Mitarbeiter das Lewada-Zentrum sind ständige Mitglieder in den Konferenzen und Rundtischgesprächen Fond für die „Liberale Mission“, das Moskauer Carnegie-Zentrum, die Menschenrechtsorganisation Memorial, die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und die Heinrich-Böll-Stiftung.
Am 5. September 2016 wurde das Meinungsforschungsinstitut durch russische Behörden als sogenannter „ausländischer Agent“ eingestuft. Nach der offiziellen Begründung erhalte das Lewada-Zentrum Gelder aus dem Ausland, vornehmlich aus den Vereinigten Staaten. Die Einstufung erfolgte auf Bitte der Bewegung „Anti-Maidan“, die dem Lewada-Zentrum vorwarf, über den Kontakt mit der University of Wisconsin–Madison im Auftrag der Vereinigten Staaten zu agieren.
Quelle: Wikipedia

Ich denke, das sagt mehr als genug über die „Unabhängigkeit“ dieses Instituts

Gravatar: Hajo

Das ist aber eine merkwürdige Einschätzung und sowjetische Kaiser gab es noch nie, wie kann man denn nur auf so eine Bemerkung kommen.

Jeder Initiative geht unter normaler Vorausetzung ein Denkprozeß voraus und da werden dann alle Möglichkeiten und Eventualitäten mit einbezogen und das ist nicht nur Angelegenheit einer Person, da sind viele Mächtige daran beteiligt und die haben sich nun mal dazu entschlossen, das Problem auf ihre Art zu lösen und das herbei reden von zusätzlichen Möglichkeiten ist nichts anderes als Feindpropaganda, denn niemand in der verantwortlichen Hierarchie wird wesentliche Punkte übersehen, auch nicht die innenpolitischen Auswirkungen.

Das gehört alles zu einer gründlichen Offensive dazu und man sollte nicht davon ausgehen, daß dann Dinge übersehen werden, die das Ganze gefährden könnten. was ja mehr als naiv wäre, wenn man von dieser Annahme ausgeht.

Interressant ist aber schon die Feststellung wie nun die Ansichten politischer Lager plötzlich kreuz und quer verlaufen, was wiederrum ein Zeichen der Ohnmacht ist und Putin ist in der Ukrainefrage nicht angetreten um seinen Niedergang einzuleiten, er sieht sich als Retter Rußlands und das kann ihm niemand nehmen, es sei denn alles spricht plötzlich gegen ihn, was aber nicht zu erwarten sein dürfte, bei seinen Fähigkeiten, die man nicht unterschätzen sollte.

Daß nun der Westen aufheult war zu erwarten, aber viele werden nach erfolgter Aktion noch weinen, denn die werden zur Verantwortung gezogen und das könnte weh tun, was sie zu einem großen Teil selbst zu verantworten haben.

Gravatar: Freichrist343

Die russische Opposition verdient höchste Bewunderung. Viele Oppositionelle riskieren Gefängnis oder gar den Tod.
Mittelfristig erlebt Russland eine demografische Katastrophe. Dann setzt sich die öko-konservative Bewegung durch. Bitte googeln: Manifest Natura Christiana

Gravatar: Müller

und aus diesem Grunde ist es für Putin sehr wichtig, einen äußerst schnellen und effektiven sprich mit wenigen Verlusten erreichten militärischen Sie einzufahren. Die russ. Armee hat sich in den letzten Jahren sehr stark modernisiert.

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