Rundumschlag des Erdogan-Regimes hält an

Türkischer Minister Fikri Isik verdächtigt BND des Putschversuches

BND-Chef Kahl wiedersprach, dass die Gülen-Bewegung hinter dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 stand. Für den Verteidigungsminister Fikiri Isik ist deswegen jetzt der deutsche Geheimdienst ein Drahtzieher der Umsturzpläne.

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Der türkische Verteidigungsminister Fikri Isik verdächtigte Deutschland als ein Drahtzieher hinter den im Juli 2016 erfolgten Putschversuch gegen die AKP-Regierung zu stehen. Demnach mache sich die Bundesrepublik sehr verdächtig mit ihrer skeptischen Haltung gegenüber der Beteiligung der Gülen-Bewegung, erklärte Isik.

Der Verteidigungsminister reagiert damit auf eine Aussage des Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, die Türkei habe »auf verschiedensten Ebenen versucht«, Deutschland von der Urheberschaft der Gülen-Organisation beim Putsch zu überzeugen. Kahl erklärte, dieses sei ihr aber nicht gelungen.

Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass Gülen dahinter stände. Nach seiner Meinung habe die »große Säuberungswelle« der türkischen Regierung das Militär aufgeschreckt, weshalb es revoltierte. Demnach sickerten bereits vor dem Putschversuch umfangreiche Pläne durch, wer alles in Kürze aus führenden Funktionen entfernt werden solle.

Die Türkei sieht in dem islamischen Prediger Fethullah Gülen einen Hauptverantwortlichen des gescheiterten Putsches, bei dem mindestens 290 Menschen und mehr als 2.000 wurden schwer verletzt wurden. Gülen, einst ein enger Verbündeter Erdogans, lebt seit 1999 im Exil in den USA.

Ein Regierungssprecher Erdogans beklagte, Kahls Stellungnahme sei lehrreich mit Blick auf die ausländischen Unterstützer der Gülen-Bewegung. In Europa gebe es demnach eine gezielte Initiative, die von der Türkei als Terrorgruppe eingestufte Bewegung des islamischen Predigers reinzuwaschen. Die Gülen-Bewegung sei ein »Instrument« Deutschlands gegen die Türkei.

Unterdessen hat die türkische Regierung den deutschen Botschafter aufgrund neuerer Äußerungen von BND-Chef Kahl über die Gülen-Bewegung in Reaktion auf Isiks Anschuldigungen ins Außenministerium nach Ankara bestellt.

Kahl widersprach dabei auch der Einschätzung der türkischen Regierung, die Gülen-Bewegung sei islamisch-extremistisch oder gar terroristisch: »Die Gülen-Bewegung ist eine zivile Vereinigung zur religiösen und säkularen Weiterbildung«.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Rotwurst

Fassen wir das Geplänkel mach etwas zusammen:

Es ist durchaus vorstellbar, dass westliche Dienste Monate zuvor versuchten, Erdogan mit dem Putsch von der Macht zu entfernen. Die Gründe sind bekannt. So ein Vorhaben wird in der Regel nicht nur verdeckt, sondern geschickt abgetarnt eingefädelt, damit bei einem Scheitern die wahren Urheber nicht erkennbar sind. Wenn also die Türken jetzt kontern und den BND beschuldigen, dann hat es mit der Aussage Kahls zuvor zu tun, der die Gülenbewegung faktisch von der Putschteilnahme freigesprochen hatte.

Was aber war Kahls Antrieb, diese Bewertung öffentlich abzugeben?

Traf er die Aussage auf Bitten des CIA? Vermutlich, denn der BND selbst wird nur über den CIA Kontakte mit dem Gülenchef* unterhalten (und das Wissen mit dem CIA teilen).

Herr Kahl sollte sich dennoch nicht als Sprachrohr des CIA missbrauchen lassen, denn das verschlechtert nur das Verhältnis zwischen Türken und Deutschen. Für mich ist Kahl nicht tragbar - oder ist der BND mal wieder zu dienen verpflichtet, damit er vom CIA weitere sog. (inszenierte?) `Terrorwarnungen ´ erhält?

* residiert in den USA

Gravatar: Dirk S

Der BND und Putschversuch in der Türkei? Der Witz ist gut. Der BND mag nicht so lausig sein, wie alle denken (im Gegenteil, was die arabische Welt betrifft, gilt der als besser aufgestellt als die CIA), aber einen Putsch inzenieren, das schafft der defintiv nicht. Dafür hat der gar nicht das Fachpersonal. Der BND ist ein Lauscher, kein Umstürzler.
Na ja, vielleicht will man ja auch nur einen Vorwand haben, um im türkischen Inlandsgeheimdienst "aufräumen". Goldstein äh Gülen zieht da derzeit nicht...

Geheimnisfreie Grüße,

Dirk S

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