Erdogan weist Vorwürfe aus den USA und Deutschland zurück

Türkische Militäroffensive: Erdogan schließt Waffenstillstand in Syrien aus

Recep Tayyip Erdogan weist Kritik von Trump und Maas schroff zurück. Es werde keine Waffenruhe geben. Die Türkei werde ihre Militärintervention in Syrien fortsetzen. Außerdem droht er indirekt Deutschland.

Foto: European Union
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Fast alle EU-Regierungen, auch Außenminister Heiko Maas, haben das militärische Vorgehen der türkischen Streitkräfte mit klaren Worten kritisiert. Maas hatte am Wochenende angekündigt, dass keine Rüstungsexporte in Türkei mehr genehmigt werden, die in Syrien eingesetzt werden könnten. Erdogan reagierte erbost und bezeichnete Maas als »arroganten Mann« [siehe Bericht »Welt«].

Maas würde nichts von Politik verstehen, erklärte Erdogan. Deutschland werde »Verlierer« und die Türkei »Gewinner« sein. Ist das eine Drohung? Meint er damit etwa die Öffnung aller Grenzen, um Europa eine neue Flüchtlingswelle zu bescheren?

Noch deutlicher war Donald Trump, der einen Rückzug der türkischen Truppen aus Syrien forderte. Im Gegensatz zu Maas und der Bundesregierung hat er auch effektivere Mittel, um Erdogan in die Knie zu zwingen. Er sprach bereits von harten Wirtschaftssanktionen.

Doch bis jetzt zeigt sich Recep Tayyip Erdogan von den Drohungen und Mahnungen aus dem Westen unbeeindruckt. Er setzt unbeirrt seine Militärintervention in Syrien fort. Dabei scheint er Unterstützung von einem großen Teil der türkischen Bevölkerung zu erhalten. Die Gegensätze zwischen Türken und Kurden sind nach wie vor omnipräsent.

Erdogan plant eine rund 30 Kilometer breite Sicherheitszone auf syrischem Territorium, die von türkischen Truppen kontrolliert werden soll. Damit soll eine Kooperation der kurdischen YPG in Syrien mit der kurdischen AKP in Anatolien verhindert werden.

Das Problem dabei ist, dass er damit die Souveränität Syriens massiv verletzt. Das veranlasst den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad seine Truppen ebenfalls in die Region zu schicken. Die Kurden haben sich bereits mit Assad verbündet — ein ungewöhnliches Bündnis.

Der Westen hatte lange Zeit die Kurden in Syrien als tapfere Unabhängigkeitskämpfer und Bollwerk gegen die Terroristen des sogenannten »Islamischen Staates« (ISIS/IS/DEASH) gefeiert. Wenn man sie nun Erdogan opfert, würde der Westen sein Gesicht verlieren.

Die Regierung in Syrien hatte nach dem Zusammenbruch der IS-Milizen ihr Momentum, die Kontrolle über das Land zurückzubekommen. Assad wird sich diese Kontrolle von Erdogan nicht nehmen lassen. Dazu hat er auch einen zu starken Verbündeten: Wladimir Putin. Die russischen Truppen könnten in Syrien jederzeit wieder aufgestockt werden.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Kevin

Mal ein Gedankenspiel:

Aus der Türkei, einem Mitgliedsstaat der NATO, wird eine Atomrakete auf das Territorium Rußlands abgefeuert. Daraus erkennen die Abwehrsysteme der russischen Atomstreitkräfte einen Angriff der NATO auf Rußland und führen einen begrenzten Atomschlag gegen die USA mit mehreren Atomsprengköpfen auf land- und seegestützten Interkontinentalraketen.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

„Erdogan weist Vorwürfe aus den USA und Deutschland zurück
Türkische Militäroffensive: Erdogan schließt Waffenstillstand in Syrien aus“ ...

Kann man dies u. U. sogar verstehen, wenn man bedenkt, dass „Putin, Erdogan und Ruhani schon anno 2017 einen Plan für Syriens Zukunft schmiedeten, weil die ´Friedenmacht Nato` - um Assad zu erziehen - Syrien scheinbar ´total zerstören` wollte???
https://www.welt.de/politik/article170866812/Putin-Erdogan-und-Ruhani-haben-einen-Plan-fuer-Syrien.html

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