Provokation unterhalb NATO-Partnern im Anti-IS-Kampf

Türkei veröffentlicht geheime US-Militärbasen in Syrien

Die USA sind verärgert über den NATO-Partner Türkei, nachdem dort eine Karte mit zehn geheimen US-Militärbasen im Norden Syriens veröffentlicht wurde. Hintergrund ist, dass der Pentagon im Anti-IS-Kampf verstärkt auf die zuverlässigeren Kurden setzt.

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Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu hat in einem Bericht die Standorte von zehn geheimen US-Militärbasen im Norden Syriens veröffentlicht und damit deren Sicherheit gefährdet. Auf einer Karte wurde deren ungefähre Lage gezeigt und aufgelistet, wie viele Soldaten dort aktuell stationiert sind. Dabei war auch zu erfahren, dass in zwei Stützpunkten bei Kobane und Raqqa französische Spezialeinheiten präsent sind. 

Die Veröffentlichung der Karte fand mit einem deutlichen Seitenhieb auf die kurdischen Kämpfer in der Anti-IS-Allianz unter der Überschrift "Die USA vermehrt die Stützpunkte zur Unterstützung von YPG/PKK" statt. Der Bericht merkt polemisierend an, dass die aufgeführten Stützpunkte sich allesamt in den von den syrischen Kurden kontrollierten Gebieten befinden, geheim angelegt und schwer zu finden sind. 

Dem NATO-Mitglied Türkei missfällt die enge Kooperation der US-Streitkräfte mit den kurdischen YPG- bzw. SDF-Kämpfern im Kampf gegen die IS-Terrormiliz und legt nach dem Streit mit Deutschland, welches seine Lufwaffe aus Incirlik abzieht, sich jetzt auch mit den USA an. Ankara setzt die YPG mit der PKK gleich und bezeichnet sämtliche kurdischen Kämpfer in Syrien ebenfalls wie die PKK als Terroristen.

Zudem ist Ankara sauer, dass sie in der inzwischen beendeten Operation Euphrat-Schild auf Druck der USA nicht mit ihren Truppenverbänden die bis dahin vom IS kontrollierten Stadt Manbidsch zurückerobern durften. Die Türken erhofften sich einen offenen Korridor inmitten der kurdischen Gebieten, um die selber unterstützten Islamisten-Gruppen und Assad-Gegner dahinter versorgen und über sie den Einfluss in Syrien sichern zu können. 

Die US-Regierung lehnte es dann ebenso ab, die Kurden bei der nachfolgenden Offensive auf Raqqa fallenzulassen und diese stattdessen mit türkischen Truppen auszuführen, so dass sich der Konflikt zwischen den NATO-Mitgliedsländern weiter verstärkte. Unterdessen gibt es immer wieder gezielte Angriffe mit Toten auf die kurdisch-syrische Enklave Afrin, welche die Türkei darüber unter ihre Kontrolle bringen will. 

Recep Tayyip Erdogan fühlt sich in seinem Streben bedrängt, die Türkei zur Regionalmacht zu erheben. Die Annäherung an den Iran ist längst Geschichte, im Irak sind die Türken beiseite gedrängt, die irakisch-kurdische Regionalregierung in Erbil plant ein Referendum zur Unabhängigkeit durchführen, und die Beziehungen zu den Golfstaaten haben sich verschlechtert, insbesondere seit der türkische Präsident sich auf die Seite von Katar stellte. 

Die USA sorgen sich mittlerweile darum, dass Erdogan völlig irrational handeln könnte, um vermeintliche eigene Interessen zu wahren. Vom Pentagon gab es bereits Warnungen, dass bei Angriffen auf die syrischen Kurden durchaus auch sich gerade  dort aufhaltende US-Truppen zur Zielscheibe werden könnten. Die Veröffentlichung der Stützpunkte durch die staatliche Agentur Anadolu ist zumindest da eine weitere Provokation.

Damit wird sich aber die Entwicklung verstärken, dass die Türkei von Erdogan weiter an Einfluss in der Region verliert und die USA hingegen in Syrien ihre militärische Präsenz ausbaut, sich dann vor allem auf die syrischen Kurden stützt. Pentagon-Sprecher Adrian Rankine-Galloway beklagte, dass die Veröffentlichung wichtiger militärischer Informationen die Koalition unnötigen Risiken aussetze und die Anti-IS-Operationen gefährden könnte. 

Man sei sehr besorgt, "wenn Angehörige eines NATO-Verbündeten absichtlich unsere Truppen gefährden, indem sie geheime Informationen veröffentlichen". Der Sprecher forderte schließlich alle Parteien dazu auf, sich auf den Kampf gegen den IS zu konzentrieren. Allerdings gelingt es dem auch nicht mehr die zunehmend widerstreitenden Interessen zu kaschieren.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans von Atzigen

Das können nur noch ,,Blinde,, übersehen.
Der sog. Kampf gegen den IS hat innzwischen eine etwas andere Dimension.
Der IS existiert vor Ort sehr wahrscheinlich nur noch als Restkraft. Denn grossteil haben die Russen inzwischen mit erheblicher Effizienz mit ihrer Lufwaffe vernichtet, insbesondere einen grossteil der Infrastruktur.
Da könnte etwas entstehen das noch verheerender wirken könnte.
Ein schleichendes aneinander geraten, Aussersyrischer
Mächte, Kämpfer und Armeen.
Oi oi dann wird das erst recht Chaotisch und verheerend.

Gravatar: Florian K.

ich bekomm da grad ganz böse Flashbacks an den Iraq ^^

Erdogan =/= Saddam


jemand sollte dem Erdo Männchen mal Geschichtsunterricht geben was passiert wenn man sein eigenes Volk unterdrückt und nicht mehr zuverlässig am Rockzipfel der USA hängt......

Gravatar: Ich

Die Kurden sind und waren immer Spielball fremder Interessen. Im übrigen gilt für die Todesmaschinerie der Amis.

AMI GO HOME!

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

Dass die Amis im Bürger(?)krieg Syriens auch unter Präsident Trump "geheime" Militärbasen „zur Selbstverteidigung“(?) https://de.sputniknews.com/politik/20170623316292480-nyt-usa-ist-eng-in-syrien/
in einem von Friedennobelpreisträger komplett völkerrechtswidrig angezettelten Krieg unterhalten, braucht wohl keiner weiteren Worte!

Dass dort aber auch französische Spezialeinheiten präsent sind, macht dies die Geschichte wohl schon deshalb deutlich, weil die Franzosen gewissen Teile Syrien scheinbar noch immer der Grande Nation zugehörig glauben – was selbstverständlich(?) von der deutschen Göttin(?) unterstützt wird! https://www.welt.de/geschichte/article149555835/Frankreich-hat-seine-ganz-eigenen-Ziele-in-Syrien.html

Dass sich der Nato-Partner Türkei aber nicht nur gegenüber der Bundesregierung so unkooperativ verhält:

Sollte das etwa daran liegen, dass dieser Gülen der Türkei mit Zustimmung der Merkel schon deshalb nicht ausgeliefert wird, weil auch Trump sowie die Kanzlerin & Co. noch immer hoffen, ihn – nachdem man mit Erdogan ebenso umging wie mit Saddam Hussein – tatsächlich noch als Nachfolger des aktuellen türkischen Präsidenten präsentieren und einsetzen können???

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