Offene Lügen stehen im Raum

Tim Walzs »60 Minutes«-Interview: Eine Schau aus Täuschung und Ablenkung

Als er nach möglichen Meinungsverschiedenheiten mit Harris gefragt wurde, gab Walz eine ausweichende Antwort, wonach Harris ihm möglicherweise geraten habe, mit seinen Aussagen vorsichtiger zu sein.

Bild: Boston Globe, Ausschnitt
Veröffentlicht:
von

Die jüngsten Interviews von Vizepräsidentin Kamala Harris und dem Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, in »60 Minutes« haben scharfe Kritik auf sich gezogen, und das zu Recht. Beide Interviews offenbarten besorgniserregende Lücken in ihrem Verständnis von Politik und Wahrheitstreue. Während Harris bei der Diskussion über ihre Kehrtwenden in der Politik und die Grenzsituation ins Straucheln geriet, fiel besonders Tim Walz durch seine Ausflüchte und Unwahrheiten auf.

Als er nach möglichen Meinungsverschiedenheiten mit Harris gefragt wurde, gab Walz eine ausweichende Antwort, wonach Harris ihm möglicherweise geraten habe, mit seinen Aussagen vorsichtiger zu sein. Es ist ein aufschlussreicher Moment – er offenbart ein tieferes Problem der Vertrauenswürdigkeit. Harris‘ mögliche Kritik deutet darauf hin, dass selbst sie Walz‘ Neigung, die Wahrheit zu dehnen, erkennen könnte.

Schon bald richtete sich der Fokus des Gesprächs auf einen kritischen Punkt: Walz‘ Geschichte des Übertreibens oder der offenen Lügen über seinen Militärdienst und seine Reisen nach Asien. Gastgeber Bill Whitaker schreckte nicht davor zurück, das Thema direkt anzusprechen, und stellte die Frage, ob Walz‘ Geschichte der falschen Darstellungen einfach als Missverständnisse oder Übertreibungen abgetan werden könne. Walz versuchte, seine Unwahrheiten als einfache Fehler beim Geschichtenerzählen oder als emotionale Ausdrücke abzutun. Doch diese Verteidigung klingt hohl. Zu versuchen, ernsthafte Fragen zu seiner Integrität abzulenken, indem er auf den ehemaligen Präsidenten Trump verweist, zeigte nur, dass er nicht in der Lage ist, sich seinen eigenen Mängeln zu stellen.

Whitakers scharfe Kritik traf ins Schwarze – es geht hier nicht nur um Daten oder Erzählstile; es geht um Vertrauen. Können die Wähler glauben, was Walz sagt? Seine gleichgültige Antwort »Ich denke, ich kann es« weckt kaum Vertrauen, wenn die Beweise für das Gegenteil immer weiter zunehmen.

Ein besonders anschauliches Beispiel hierfür lieferte Walz innerhalb des Interviews selbst. Als Whitaker ihn über Trumps Charakterisierung als »radikale Linke« und darüber, ob er den Kontakt zum Mainstream-Amerika verloren habe, fragte, machte Walz eine kühne Behauptung: Er erklärte, dass die Familien- und Krankenurlaubspolitik seiner Regierung »von der Geschäftswelt gefördert« wurde. Doch diese Aussage zerfiel schnell unter genauerer Betrachtung.

Tatsächlich haben sich zwei der größten Unternehmensgruppen in Minnesota – die Minnesota Chamber of Commerce und andere führende Organisationen – öffentlich gegen die Politik ausgesprochen, sowohl bei ihrer Einführung als auch weiterhin. Tom Hauser, Senior Political Reporter von KSTP, deckte Walz‘ Falschdarstellung auf und wies darauf hin, dass der Gouverneur tausende Briefe von Unternehmen erhalten hatte, die ihn zur Überprüfung aufforderten. Diese waren keine Ausdrücke der Unterstützung; es waren deutliche Einwände, die er bewusst ignorierte und in einem nationalen Fernsehinterview falsch darstellte.

Dies ist nicht nur eine Frage der persönlichen Übertreibung; es geht darum, bedeutende Rückmeldungen von Unternehmen in Minnesota zu verdrehen und Opposition als Unterstützung darzustellen. Ein solches Verhalten zeigt eine beunruhigende Missachtung der Anliegen seiner Wähler und eine Bereitschaft, die Realität zu seinen Gunsten umzudeuten.

Walz‘ Auftritt in »60 Minutes« sollte die Wähler aufhorchen lassen. Es ist eine Sache, sich zu versprechen oder ein Detail falsch zu benennen; es ist etwas ganz anderes, die Opposition aktiv in Unterstützung umzudeuten. Die verbleibende Frage ist, ob die Wähler in Minnesota bereit sind, dieses Muster der Unehrlichkeit zu akzeptieren. Wenn es eine Eigenschaft gibt, die einen Anführer disqualifiziert, dann ist es die wiederholte Unfähigkeit, die Wahrheit zu sagen – selbst angesichts klarer gegenteiliger Beweise.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Karl Biehler

Eine weitere Figur der Finsternis.

Gravatar: Hajo

Für ihn eine unerschöpfliche Geldquelle ohne Risiko und das hat übergegriffen auf einen großen Teil der linken Gesellschaft, wo man nur mit ihnen heulen muß um dabei reicht und vermögend zu werden, für einen Judaslohn und Gesinnung gegenüber den Mitmenschen keine Rolle spielt, wenn man selbst dem Irrsinn erlegen ist und jede vernunftsbegabte Betrachtung außen vor bleibt.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Whitakers scharfe Kritik traf ins Schwarze – es geht hier nicht nur um Daten oder Erzählstile; es geht um Vertrauen. Können die Wähler glauben, was Walz sagt? Seine gleichgültige Antwort »Ich denke, ich kann es« weckt kaum Vertrauen, wenn die Beweise für das Gegenteil immer weiter zunehmen.“ ...

Ja mei: „Im Wahlkampf machen Politiker gerne Versprechen. Hat das schon als Lüge zu gelten? Nein, sagt die Philosophin Simone Dietz. Die Äußerung von Absichten und Prognosen im Wahlkampf sei oft nur Geplänkel und daher „nicht belastbar“.“
https://www.deutschlandfunkkultur.de/luegen-in-der-politik-der-zweck-heiligt-nicht-die-mittel-100.html

Tatsächlich???

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang