Pflaster aus DDR-Zeiten in Nationalfarben soll an Kriegsgräberstätte weichen

Streit um einen schwarz-rot-goldenen Weg

Die Gedenkstätte auf den Seelower Höhen mit unzähligen sowjetrussischen und deutschen Soldatengräbern wurde aufwendig saniert. Jetzt gibt es Empörung über einen schwarz-rot-goldenen Gehweg, wie er 1972 zu DDR-Zeiten entstand.

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Im brandenburgischen Seelow mahnt eine weithin bekannte Gedenkstätte an die gefallenen Soldaten des 2. Weltkrieges. Mindestens 33.000 Sowjetrussen und 12.344 Deutsche fanden bei der Schlacht an den Seelower Höhen unweit der Oder den Tod. An beide Seiten wird verbunden mit Soldatengräbern erinnert, unterhalb der Monumentalstatue eines sowjetischen Soldaten.

Der Landkreis Märkisch-Oderland als Eigentümer der Gedenkstätte ließ dort umfassende Sanierungsarbeiten durchführen. Nachdem diese vollzogen sind, gibt es jetzt über das Ergebnis Streit, denn die denkmalgeschützte Anlage wurde in der ursprünglichen Form der Gestaltung von 1972 wiederhergestellt.

Dazu gehört den Weg zu den deutschen Soldatengräbern in seiner ursprünglichen farblichen Gestaltung anzulegen. Und der leuchtet jetzt in den deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold, die in der Zeit des Nationalsozialismus' wohlgemerkt als Farben der Demokratiebewegung des 19. Jahrhunderts verpönt waren. Es gab nur Schwarz-Weiß-Rot und das Hakenkreuz.

Jetzt müssen sich Behörden kraft der schwarz-rot-goldenen Färbung des Weges mit Vorwürfen auseinander setzen, wie es dazu kommen konnte. Zum einen von politischen Kräften, die eine deutsch-nationalistische Provokation gegen Russen vermuten, zum anderen aber vom brandenburgischen Landesdenkmalamt.

Mittlerweile lässt der Landrat von Märkisch Oderland, Gernot Schmidt (SPD), pflichtschuldig mitteilen, dass es am Dienstagvormittag ein klärendes Gespräch zwischen beiden Seiten gegeben habe. Es gebe mehrere Lösungsmöglichkeiten seitens des Landeskonservators, um denkmalgerecht »diesen Zustand«zu  beenden.

Schmidt erklärte dabei, dass er sich keinesfalls mit dem Landeskonservator »verkämpfen« wolle. Mit denkmalrechtlicher Erlaubnis wurde nämlich der Nebenweg restauriert. Das beauftragte Bauunternehmen hatte zunächst den Bestand dokumentiert und dabei festgestellt, dass die alten Gehwegplatten ursprünglich Schwarz-Rot-Gold waren.

Landrat Schmidt (SPD) widerspricht der ganzen Aufregung um den neuen Weg. »Denn der Weg sieht farblich nun aus, wie er im Original war«, sagte er. Das habe nur niemand mehr gesehen, weil die alten Betonplatten ausgewaschen waren und keine Farbe mehr erkennbar war.

Ohne Rücksprachen und fachliche Beratung des Landesdenkmalamts soll der Bauträger dann den Weg auch wieder so hergestellt haben, wie er sich in der DDR präsentierte, bis halt die Gehwegplatten ausblichen und größtenteils auch zu bröseln anfingen. Zu sozialistischen Zeiten störte sich niemand an den Nationalfarben.

Während das Landratsamt davon ausging, dass bei einem Denkmal wie allgemein üblich die ursprüngliche Fassung wiederherzustellen ist, beklagt der Landeskonservator Drachenberg dass man mit ihm die erfolgte Lösung nicht weiter besprochen haben. Durch die Farbigkeit bekomme der eigentliche Nebenweg jetzt optisch eine ungeheure Bedeutung.

Drachenberg  empfiehlt für den Nebenweg zu den deutschen Gräbern graue Platten, um dem Nebenweg »seine ursprüngliche ruhige Wirkung zurück zu geben«. Die denkmalrechtliche Erlaubnis für die Sanierung beziehe sich auf den Erhalt des Bestandes, nicht auf dessen Nachbau in der Ursprungsfassung nachdem die alten Gehwegplatten zu stark zerbröselt waren.

Die jetzt ausgeführte Neupflasterung des Weges würde der Vorgabe wiedersprechen, dass die Instandsetzung mit vorhandenem Material zu erfolgen habe. Daher solle man wieder zur letzten Fassung zurück. Die bestand aber aus Gehwegplatten, die über die Zeit fast vollkommen verwittert waren.

»Die aus unserer Sicht abwegige Idee, den Nebenweg mit neuen Gehwegplatten zu versehen, die eine Deutschlandfahne nachbilden, ist völlig unverständlich und muss dringend korrigiert werden«, erklärt trotzig der Landeskonservator. Einige zeigen sich daneben auch verwundert, dass 1972 zu DDR-Zeiten Schwarz-Rot-Gold ohne DDR-Symbol verwendet wurde.

Der Sprecher des Landkreises, Thomas Berendt, hält entgegen, dass der Bau des Nebenweges im Jahr 1972 erfolgte und dabei die Pflastersteine in den Farben Schwarz-Rot-Gold verlegt wurden, als Symbol der deutsch-sowjetischen Freundschaft – und nicht etwa aus Gründen eines deutschen Nationalismus.

Berendt verweist darauf, dass die Sanierung des Weges von drei Spendern mit insgesamt 45.000 Euro finanziert wurde. »Aber wenn der Landeskonservator eine andere Gestaltung anordnet, werden wir uns dem fügen«, so Berendt. Die erneute Umgestaltung muss dann wohl der Steuerzahler finanzieren.

Mehr dazu unter berliner-zeitung.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Erich

Die Farben sind entweder Zufall oder zeigten die an, die gedenken. Sie bleiben also, wie sie sind und waren!

Der Eifer beim Symbolefinden ist lächerlich. Vogelig sagte unsere Mutter zu dergleichen.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

Die Aufregung auch in diesem Falle ist mir unerklärlich!!!

Beantwortet der Denkmalschutz in Deutschland gerade die Frage, ob ein unter entsprechendem Schutz stehendes Objekt verändert werden darf, nicht eindeutig:
„Veränderungen sind möglich und oft sogar notwendig, denn der Eigentümer ist verpflichtet, im Rahmen des Zumutbaren das Denkmal zu erhalten.“

Wurde diese Gedenkstätte etwa nicht auch von den Sowjets und der DDR gebaut? Hat sie zumindest „für die Bundesregierung“ deshalb den Anspruch verloren, im ursprünglichen Zustand erhalten zu werden???

Weil scheinbar ein weiterer Krieg gegen Russland – diesmal von der v. d. L. im Namen dieser Engelhaften(?) unter Nato-Oberbefehl geführt – aus welchem sich die USA und Präsident Trump natürlich heraushalten(?) – im Geheimen scheinbar schon beschlossene Sache ist???

Gravatar: Jan Trenk

Es sind doch gar nicht "die Russen", die ein Problem mit dem schwarz-rot-goldenen Weg haben. Es ist der oberste Denkmalschützer des Landes Brandenburg, der ein Problem mit den deutschen Nationalfarben hat. Er möge seine - mit Verlaub - borniert wirkende Gesinnung in dieser Frage hintanstellen und seine Genehmigung zur Gestaltung des Weges mit den Nationalfarben nachträglich erteilen, wenn er wirklich der Auffassung ist, daß seine ursprünglich erteilte Genehmigung diese Gestaltung nicht deckt. Es ist nicht ersichtlich, daß er an einer solchen nachträglichen Genehmigung gehindert wäre, weil es sich bei der Neugestaltung nicht um eine Neukreation, sondern, wie er nicht in Abrede stellt, um eine Herstellung des urprünglichen Zustands, wenn auch mit neuen Materialien, handelt. Warum ihm das Festhalten an den alten, verwitterten Materialien so wichtig ist, begründet er nicht. Offensichtlich sind diese Materialien infolge ihres Verwitterungszustandes auch gar nicht mehr für eine Instandsetzung geeignet. Also geht seine Forderung auf etwas, das unmöglich im Sinne von "nicht machbar" ist. Im übrigen wurde die Sanierung des Weges von privaten Spendern finanziert. Es wäre eine nicht hinzunehmende Verschwendung von Steuerngeldern, wenn der Weg jetzt mit Steuergeldern noch einmal saniert werden müßte, weil es - nochmals mit Verlaub - der Laune des obersten Denkmalschützers gefällt

Gravatar: H.von Bugenhagen

Die Steine mit den Türkischen Farben anmalen und Erdogan zur Eröffnung einladen.
Der Beginn der End- Deutschung ???

Gravatar: Duffy

@ Karin Weber: Denkmalschutz hat mehrere Aufgaben, günstigen Wohnraum zu schaffen gehört nicht primär dazu.
Denkmalgerecht sanierte Bauwerke zeigen uns, wie man in vor-industriellen Zeiten, als Arbeitskraft billig und Baumaterial teuer war, seine Umgebung gestaltete. Es wurde haltbar, praktisch und klimagerecht gebaut, ohne z.B. moderne Dämmstoffe, welche später als Sondermüll entsorgt werden müssen.
Denkmalschutz dient der Erinnerung, was unsereins mit seiner Hãnde Arbeit zu leisten imstande war. Es geht um Identität und Ästhetik, um Handwerkskunst und Nachhaltigkeit. Wenn damals etws kaputt ging, konnte man es meist selbst reparieren. Kastenfenster aus Holz sehen nicht nur gut aus, sondern verhindern Zugluft. Die geteilten Scheiben muß man auch nicht so oft putzen wie große Glasflächen. Marmor ist nicht nur schön, sondern auch pflegeleicht und haltbar. Lehmputz und Holztäfelung dienen dem Raumklima.
Dagegen haben Plattenbauten in kaltem Klima dieselbe Funktion wie Favelas aus Wellblechhütten in warmen Gebieten: einfach ein Dach überm Kopf und sich mit dem Notwendigsten zufrieden geben.

Gravatar: Karin Weber

Wir haben in Leipzig auch solche Denkmalpfeifen. Jahrelang haben die sich mit den Geldern der Hauseigentürmer ausgetobt und nun wundert sich alles, dass es keinen bezahlbaren Wohnraum gibt.Ob´s da einen kausalen Zusammenhang gibt? Teure Marmorierungen in Hausfluren, an deren Wänden eh bloss Fahrräder landen, aufwendig aufgearbeitete Vorgartenzäune, die eigentlich Schrott waren ... historische Holzfenster, die aufwendig erhalten werden müssen, um nur mal einiges an Wahnsinn zu nennen. Ach ja, und wenn am Dienstag Behördentag ist, dann essen im Leipziger Rathaus von denen im Vorfeld einige Knoblauch, damit man ja schnell wieder verschwindet. Soviel zum Referat "Denkmalschutz" .....

Gravatar: Johanna Berens

Landeskonservator Drachenberg..

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Der LandesKONSERVATOR will eine politische Auslegung der KONSERVIERUNG.

Wie weit sind wir gekommen? Offene Geschichtsfälschung und ALLE schauen zu?

Landrat Hr. Schmidt und Sprecher Hr. Berendt werden sich dem 'fügen'. Ach ja, SPD. Wie konnten die nur einfach das Original herstellen? Neugestaltung, Kosten? Egal! Sind nur Steuergelder....

Wem sind die Verwaltungen in D eigenlich verpflichtet? Gesetz und Bürger oder ihren Parteien?

AN IHREN TATEN SOLLT IHR SIE ERKENNEN.

Gravatar: Rietz

Ich habe gedacht, dass in der DDR nur Deutschlandhasser das Sagen hatten, aber nun ist das noch weitaus schlimmer ! Überall sitzen inzwischen nur noch Kräfte in den Ämtern und Behörden, die diesen Staat, der sie ernährt...durch uns, abschaffen möchten !....Es muß endlich mit einem eisernen Besen durch Ämter und Behörden durchgefegt werden....oder das Volk muss dort durchfegen gehen, wie 1989 in der Stasizentrale in der Normannenstraße in Berlin !!!
Die Ämter und Behörden sind die wahren Tyrannen in diesem Land !!!
,, Die Arroganz der Ämter und Behörden muss gemäßigt und kontrolliert werden " Zitat von Marcus Tillius Cicero (106 vor Chr. bis 43 vor Chr.) , römischer Politiker, Anwalt, Philosoph und Konsul......vor mehr als 2000 Jahren wußten das schon die Bürger und Politiker !!!
Räumen wir endlich in den Ämtern und Behörden auf !!!

Gravatar: Mittelradikal

Hoffentlich erinnert die Form des Weges nicht auch an irgendwelche Symbole. Das sollte vorher unbedingt überprüft werden. ;-)

Gravatar: karlheinz gampe

Orginalzustand ist doch Ok ! Der Landeskonservator ist sofort zu entlassen und wegen versuchter Veruntreuung von Steuergeldern anzuklagen. Es bedarf keines unfähigen Beamten, der zu Schaden der steuerzahlenden Bürger arbeitet , weil er mit den deutschen Nationalfarben nicht klar kommt. Solche Beamte stehen der Bundesrepublik Deutschland feindlich gegenüber. Weg damit !

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