SPD-Politikerin lacht fröhlich bei Terror-Anteilnahme von Martin Schulz

»Stern« frisiert sich Skandal-Video von Eva Högl zurecht

Wie manipulativ Medien vorgehen können, zeigt der Umgang mit einem Skandal-Video. Während Martin Schulz den Terroropfern von Barcelona gedenkt, winkt dahinter die SPD-Abgeordnete Eva Högl fröhlich ins Publikum. Der »Stern« schnitt wesentliche Sequenzen heraus.

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Vor wenigen Tagen sorgte das Video einer Presseerklärung von SPD-Chef Martin Schulz in den sozialen Medien für Empörung. In diesem erklärt der Kanzlerkandidat mit entsprechender Mimik seine tiefe Betroffenheit über den Terroranschlag von Barcelona. Im Hintergrund stehen mehrere Parteigenossen von ihm.

Eine Frau rechts sticht dabei besonders heraus, weil sie sich vollkommen atypisch zum Inhalt der Botschaft benimmt. Die Berliner Bundestagsabgeordnete Eva Högl springt hinter Schulz fröhlich hin und her, grinst, lacht mit aufgerissenem Mund, winkt immer wieder belustigt ins Publikum, danach wirkt sie gelangweilt.

Das Video erreichte in wenigen Tagen über 700.000 Klicks. Massiv kursiert es bei Facebook und anderswo. Die in Berlin-Mitte wieder antretende SPD-Abgeordnete erntete unzählige Protestbekundungen für ihr in dieser Situation unpassendes Verhalten.

Daher kam sie auch nicht umher, sich dafür pflichtschuldig zu entschuldigen. Obwohl sie im Schutz einer Bühne direkt hinter Martin Schulz stand, meint Högl dazu: »Niemand von denen, die bei seinem Pressestatement hinter unserem Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten Martin Schulz standen, konnte zunächst hören, dass er über Barcelona spricht.«

Daher sei sie »entsetzt«, dass wegen des Filmausschnitts »ein falscher Eindruck entsteht« und entschuldige sich »bei allen, die mein Verhalten in diesem Ausschnitt verunsichert hat«. Ihre Bewegungen seien dadurch entstanden, dass sie den Berliner Innensenator Andreas Geisel mit nach vorne holen wollte. Ihr wäre Terror weder egal noch würde sie sich darüber lustig machen.

Interessant ist, dass einzelne Medien unterdessen das Video manipulierten, um Eva Högl dort nicht mehr ganz so schlimm herüber kommen zu lassen. Hier ist beispielweise der »Stern« zu nennen, der zwar über den Fall schreibt, aber die Videosequenzen, wo Högl sich hin und her bewegt, den Mund zum Lachen aufreißt und dann winkt verschwinden lässt.

Man beobachte so etwa das Video der »Bild«-Zeitung, dass die volle Länge darstellt. Ganz anders kommt die SPD-Bundestagsabgeordnete im Video beim »Stern« herüber. Dort lächelt und lacht sie mal zwischendurch, aber die bewegungsintensiven Sequenzen, die ein ganz schlechtes Licht auf sie werfen, sind herausgeschnitten. Dafür sieht man bei genauem Hinschauen jetzt Szenen als Lückenbüßer doppelt.

Unterdessen meldete sich Alexander Wendt zu Wort, der das Video ins Internet eingestellt hat. In einem offenen Brief an Eva Högl beklagt er: »In Ihrer selbstexkulpierenden Erklärung hatten Sie übrigens schon im ersten Absatz etwas über "Hetzer*innen" und die AfD geschrieben. Ich weiß nicht, ob Sie mich damit meinen. Ich gehöre keiner Partei an, und das Posten eines Videos, auf dem Sie herumhampeln, wird man schwerlich als Hetze bezeichnen können.«

Im weiteren rechnet Wendt mit der Politik der Bundesregierung und von Eva Högl im Speziellen ab. Am Ende heißt es: »Genau diese Dinge schießen in dieser Videosesquenz zusammen, in der Sie lachen und quietschen, als würden Sie auf einem Karnevalswagen stehen und Kamelle schmeißen, während der SPD-Chef Sätze ineinanderschachtelt, die auf den Punkt zulaufen: traurig das alles in Barcelona. Aber leider nichts zu machen.

Sie, Eva Högl, sind die Inkarnation der in einer Partei aufgestiegenen Gschaftlhuberin, die unentwegt irgendwo zugegen ist, sich zu Wort meldet, Pressemitteilungen herausgibt, ihr Gesicht in die Kamera hält und ansonsten die Arbeit als Mitglied eines Verfassungsorgans verweigert. Sie sind, das haben Sie mit Ihrem Auftritt geschafft, ein ikonografischer Typus für die spätrömische Phase der bundesdeutschen Demokratie geworden. Dieses Status kann Ihnen keiner mehr nehmen.«

AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel warf unterdessen Högl mangelnde Pietät und forderte den Rücktritt der Bundestagsabgeordneten und Berliner SPD-Spitzenkandidatin.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Apo Long

"Die in Berlin-Mitte wieder antretende SPD-Abgeordnete erntete unzählige Protestbekundungen für ihr in dieser Situation unpassendes Verhalten.

Daher kam sie auch nicht umher, sich dafür pflichtschuldig zu entschuldigen."

Leute - es heißt, sie kam nicht UMHIN...

Mann Oh Mann

Gravatar: Hagenhofer

Nein, er ist nicht weltfremd. Er steht ganz oben, wenn es um die Abschaffung der Völker geht - auch im Gefolge mit "unseren" Politikdarstellern. Alle sind sich einig

Gravatar: P.Schmidt

Übrigens, nicht nur im Stern, auch in der FAZ war ein frisiertes Högl/Schulz Video (im Artikel über den CDU-Generalsekretär C.Tauber) ohne die inkriminierte Stelle zu sehen.

Gravatar: Frank

Jeder, wirklich jeder kann es sehen was in dieser Frau vorgeht. Und sie ist nicht die einzige im Video die sich amüsiert zeigt...

Niemand wird die Leute die da im Video stehen noch ernst nehmen können wenn er seine Augen traut.

Wurdest du heute schon verarscht? Wenn nein, wähle SPD!

So meine rein emotionelle Reaktion. Das Video zeigt genau das was sie immer abstreiten.

Grenzenlose Überheblichkeit, Ignoranz, Desinteresse an allen anderen Menschen und Geheuchel um jeden Preis nur um die gut bezahlte Stelle wieder zu bekommen - sprich wieder gewählt zu werden!

Für dieses Video kann man sich eigentlich nur bedanken.

Wirklich, Danke, Danke, Danke!

Endlich können es auch andere sehen (eure hartnäckigsten Wähler) und ich bin kein Außenseiter/Spinner mehr mit meiner Meinung.

Danke!

Gravatar: Ronald Schroeder

Ich weiß nicht, warum alle annehmen, unsere Politiker seien blöd und geistig minderbemittelt. Sie erhalten nach wenigen Jahren einen unverfallbaren Pensionsanspruch, den ein normaler Arbeitnehmer in vier Jahrzehnten harter Arbeit nicht erreicht - ganz zu schweigen, von den Diäten, die diese "Volksvertreter" während ihrer Abgeordnetenzeit erhalten. Wer ist denn hier eher blöd? Diese Herrschaften oder eher Leute wie ich? Diesen Job aber wollen die Vertreter des Establishments behalten - um jeden Preis. Hat sich mal jemand Gedanken darüber gemacht, für welchen Wahlkreis diese Dame antritt, welche Klientel dort eventuell einen sitzentscheidenden Bevölkerungsanteil stellt und welche Meinung diese Klientel zum Anschlag von Barcelona hat?

Gravatar: Gisela Glatz

Da sind wir wieder bei der LÜGENPRESSE angelangt. Sie können es nicht lassen und verarschen die Bürger weiterhin. Alles wird entschuldigt, nur die Dummheit der Politiker und Bundestagsabgeordneten nicht.

Gravatar: Sigmund Westerwick

Eine Realsatire

Früher, also vor 2 Jahren, war ein Terroranschlag eine staatsgefährdende Angelegenheit, ein Kanzler und Chefsache. Dann wurden sie alltäglich, wahrnehmenswert ab 2-stelligen Opferzahlen.
Jetzt nähern wir uns der Alltäglichkeit, und danach kommt dann die Lächerlichkeit. Im nächsten Jahr werden dann Terroranschläge beworben, dann wird nach jeder Kurznachricht ein Werbespot einer grossen Versicherung reingeschnitten, versichern Sie sich bei uns, wenn sie sich gegen Terror versichern wollen.

Zurück zur Pressekonferenz, wahrscheinlich wusste die Frau Högl gar nicht wo sie war, sie wähnte sich vielleicht bei einem Werbespot der SPD.
Alles nach der Devise: erwünscht ist was den Marktwert steigert, Inhalt sind gleichgültig, und am Staat wollen wir verdienen.

Gravatar: H.Roth

Ich verstehe die Empörung nicht! Der SPD-Werbespot ist doch einwandfrei gelungen!

Gravatar: karlheinz gampe

Die Lügenpresse zeigtt ihre verlogene Berichterstattung für jeden offen kundig. Stern, Bild, FAZ, Welt, Zeit usw. kaufen eh nur Volltrotteln ! Die intellektuell so tief angehaucht sind, dass sie keinerlei Lüge erkennen können ! - Piefkes ohne Verstand.

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