Die Gefährlichkeit wird unterschätzt

Sprachvorschriften aus Hannover in der Kritik

Die Initiative aus Hannover ist überwiegend verurteilt worden. Selbst von prominenten Verfechtern der feministischen Sprache wie von Luise F. Pusch und Anatol Stefanowitsch kamen kritische und sogar ablehnende Töne. Im Internet wird gespottet und gewitzelt. Doch es ist nicht zum Lachen. Die Gefahr, die darin liegt, wird unterschätzt.

Hannover Pixabay
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Auf freie welt wurde berichtet, dass Hannover vorangeht und die Gender-Sprache verbindlich machen will. Nun hat auch die Stadt Augsburg – Bild dazu: »Gender-Gaga jetzt auch in Augsburg« – einen Leitfaden für »geschlechtsumfassende Formulierungen« herausgegeben, allerdings ohne den Gender-Stern zu berücksichtigen.

Ja, wie denn nun?, möchte man fragen. Einerseits wird moralischer Druck aufgebaut und es soll generell eine Geschlechtergerechtigkeit eingeführt werden, aber dann weiß niemand, wie genau das aussehen soll.

Die Initiativen von Hannover und Augsburg sind bundesweit auf Kritik gestoßen. Auch in der Schweiz. Stellvertretend sei aus der Neuen Zürcher Zeitung zitiert, die »sprachlich eine Schlampigkeit« feststellt, die angestrebte Umstellung »undemokratisch« nennt und vor allem beklagt, dass sich eine »Kluft zwischen politischen Eliten und der Bevölkerung« auftut. »Der Eingriff in den Sprachgebrauch gehört ins Repertoire autoritärer Regime«, heißt es, »nicht in das einer liberalen Gesellschaft«.

In der Zeit wird erklärt, wie das Unglück entstanden ist und worin die Gefahr besteht. Bedeutend ist der Leitfaden aus Hannover, » ... weil es der erste Leitfaden ist, der sich in seiner Begründung auf das im Dezember 2018 geänderte Personenstandsgesetz beruft.«

Dann folgt ein Satz, den man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte: »Diese gesetzliche Anerkennung eines dritten Geschlechts muss nun in der Sprache der öffentlichen Verwaltung einen Niederschlag finden«.

Ja? Muss sie das wirklich? Ist das wirklich so in dem Gesetz vorgesehen? Haben sich das die Beteiligten von Anfang an klar gemacht?

Bemerkenswert ist die folgende Begründung: » … nach jahrzehntelangem Druck der Frauenbewegung ist es ja inzwischen üblich, Frauen ausdrücklich mit anzusprechen, statt sie nur mitzumeinen. Wenn man es aber zwei von drei Geschlechtern zugesteht, sich in der Verwaltungssprache wiederzufinden, kann man es dem dritten kaum verweigern.«

Es war also der jahrzehntelange Druck der Frauenbewegung, der zu der so genannten gerechten Sprache geführt hat. Auch wenn sich einige inzwischen daran gewöhnt haben – diese Sprachregelungen waren von Anfang an Murks, sie waren in sich unstimmig und die Begründungen, die zur Rechtfertigung vorgebracht wurden, waren unwahrhaftig. Nun haben wir den Salat. Mit dem dritten Geschlecht ist dem Modell der geschlechtergerechten Sprache die Grundlage entzogen.

Was wollen sie denn? Erst wollten die Frauen nicht bloß mitgemeint sein und die weibliche Form hervorheben, nun wollen sie unbedingt eine neutrale Form, bei der sie nur mitgemeint sind. Erst wurde »Studenten« durch »Studentinnen und Studenten« ersetzt, nun soll es durch »Studierende« ersetzt werden.

Der folgerichtige Schritt wäre nun, das Scheitern einzugestehen und den Versuch abzublasen, Geschlechterpolitik über die Umgestaltung der Grammatik zu regeln. Richtig wäre es. Doch dann müsste man einräumen, dass die Frauenbewegung jahrzehntelang ein unsinniges Projekt verfolgt hat. Das wird nicht geschehen. Eher wird ein geschlechtsneutrales Kamel durch ein Nadelöhr gehen.

Was aber geschehen wird, ist folgendes: Es wird Strafen geben. »Es ist weiterhin interessant«, heißt es in der Zeit, »dass der Leitfaden nicht als unverbindliche Empfehlung an die Bediensteten der Stadt Hannover verschickt wurde. Stattdessen wurde er … durch ein Personalrundschreiben bekannt gegeben, das "über eine Selbstverpflichtung hinaus(gehe)". Er dürfte damit den Status einer Dienstanweisung haben, sodass Bedienstete mit Sanktionen rechnen müssten, wenn sie den Empfehlungen nicht folgen.«

Bisher wurde man lediglich durch soziale Ächtung gestraft und musste sich den Vorwurf gefallen lassen, ein »Rechter« zu sein, wenn man nicht »gendern« wollte, was schlimme Konsequenzen haben kann. Nun könnten die Bediensteten in Hannover die Ersten sein, die mit weitergehenden Sanktionen rechnen müssen.

Es ist nicht schwer vorauszusehen, dass sie nicht die Letzten sein werden. Bei aller Kritik, die laut geworden ist, es gibt deutliche Signale, dass andere Bundesländer nachziehen und die gender-gerechte Sprache einführen wollen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Unmensch

Logisch folgerichtig ist dieser Schritt, und "Studierende" ist auch besser als "Student*innen" o.ä.
Allerdings stellt sich mir eine ganz andere Frage: haben die etwa nichts besseres zu tun?

Gravatar: E. Ludwig

@Ulli P.
Zitat: "Willst Du ein Volk beherrschen, musst Du zuerst seine Sprache verändern." I

Der Psychiater Joost Merloo sagte: Wenn du die
Menschen steuern willst, steuere zuerst die Sprache. Wörter sind Waffen. Sie machen in diesem Sinne beträchtliche Anstrengungen.

Sprachsteuerung: Man denkt in der Sprache.

Man denkt in seiner vertrauten Muttersprache und spricht in ihr zu sich selbst.
Wenn man das steuern kann, hat man eine weite Strecke Richtung Kontrolle zurückgelegt

Gravatar: mah

Dürfen eigentlich Bürger die amtlichen Schreiben
wegen Unleserlichkeit zurückweisen?
Welche rechtlichen Folgen hat das?

Amtssprache ist Deutsch und da gibt es keine Sternchen mitten im Wort.

Gravatar: Zyniker

Mal im Ernst, muss man jeder linksgrünen Sau die durchs Dorf getrieben wird nachlaufen?

Ich muss das nicht mitmachen, sollte mich jemand aus dem dortigen Rathaus korrigieren wollen werde ich ihm mitteilen müssen, dass ich mir nicht von linksgrünversifften Gutmenschen mein Vokabular vorschreiben lasse. Ich benutze meist das generische Maskulinum und wer damit geistig ein Problem hat sollte lieber mit seinem ehemaligen Deutschlehrer schimpfen als mit mir.

Generell muss man mit solchen Deppen nix zu tun haben, man kann sich der Idiologie (oder Idiotie,... eigentlich egal) auch einfach entziehen.

Und als dortiger Bschäftigter bräuchte ich erstmal nen intensiven Deutschkurs... das ist einfach nicht zum kapieren ;)

Gravatar: karlheinz gampe

Die rote CDU, SPD Murkselregierung macht nur noch Murks !

Gravatar: Ulli P.

"Willst Du ein Volk beherrschen, musst Du zuerst seine Sprache verändern." Ich weiß nicht, von wem dieser kluge Satz stammt, aber so ähnlich kann man es schon bei George Orwell - "1984", geschrieben bereits 1948 - lesen. Jetzt könnte man sagen, die Behördensprache war schon immer unverständlich, und lehnt sich beruhigt zurück. Aber, wie im Artikel angedeutet, so geht es los in totalitären Staaten. Eines Tages wird es zur Vorschrift für alle. Man stelle sich vor, unsere (regimehörigen) Medien handeln dann ebenfalls nach diesem Muster, die Schulen … Freiheit ade!

Wenn man sich dann fragt, ob Städte wie Hannover oder Augsburg (andere werden beflissen folgen!) keine anderen, nämlich ernsthaften Probleme haben, kommt man ganz schnell zu der Frage: Cui bono - wem nützt das - , was steckt dahinter?

Wenn wir alle nicht den Mut haben, die derzeitigen "Eliten" auf demokratische Weise aus ihren Ämtern zu vertreiben, werden wir in der nächsten Diktatur aufwachen. Und dann will es wieder keiner gewusst haben oder gewesen sein!

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Die Initiativen von Hannover und Augsburg sind bundesweit auf Kritik gestoßen. Auch in der Schweiz. Stellvertretend sei aus der Neuen Zürcher Zeitung zitiert, die »sprachlich eine Schlampigkeit« feststellt, die angestrebte Umstellung »undemokratisch« nennt und vor allem beklagt, dass sich eine »Kluft zwischen politischen Eliten und der Bevölkerung« auftut. »Der Eingriff in den Sprachgebrauch gehört ins Repertoire autoritärer Regime«, heißt es, »nicht in das einer liberalen Gesellschaft« ...

Was hätte wohl unser aller Johann Wolfgang Goethe zu diesem auch aus meiner Sicht vollkommenen Blödsinn gesagt?

Wird dies nicht auch von unserer(?) Göttin(?) gefördert, weil sie etwa davon ausgeht und dies besonders auf ihre(?) Deutschen bezieht:

„Der Mensch hat sich bis dato wie ein Lemming verhalten. Er bevölkert die Erde, ohne sich groß darum zu sorgen.“ ... „Der letzte macht das Licht aus“? https://www.rubikon.news/artikel/vor-der-ausloschung

Anstatt ihrer Göttin(?) aber den Mittelfinger zu zeigen, verlassen immer mehr Deutsche – die schon länger hier sind – ihre Heimat!!!
https://www.watergate.tv/abwanderung-von-deutschen-ins-ausland-nimmt-sprunghaft-zu/

Jedoch: Sind sie im Ausland vor dem Zugriff der Allmächtigen(?) sicher?

Da auch ich zunächst aus Protest zum AfD-Wähler wurde, von dieser Partei allerdings längst vollkommen überzeugt bin, könnte dies der Grund für das in mir immer häufiger auftretende ´Gefühl` sein, dass mir zumindest aus den Reihen der Gro Ko-Parteien & Co. ´ein gewisser` Missmut begegnet!
https://www.rubikon.news/artikel/die-schatten-regierung

Allerdings konnte ich mich zumindest innerlich längst von derartig „selbstaufgelegter(?) Tyrannei“ befreien!!! https://www.rubikon.news/artikel/unbeliebt-na-und

Muss deshalb auch ich mich nun in ein „Rattenloch“ verkriechen???
https://www.journalistenwatch.com/2019/01/27/afd-waehler-rattenloch/

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