Gastbeitrag von Helmut Zilliken, Dipl. Soz.Päd.

Sozialisation unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise

Hier soll nicht über die Flücht­lings­kri­se und/​oder zuneh­men­de Migran­ten­kri­mi­na­li­tät dis­ku­tiert wer­den. Sie wer­den schlicht als gege­ben ange­nom­men. Hier soll jedoch dar­über nach­ge­dacht wer­den, wie Men­schen – z.T. äußerst ver­schie­den sozia­li­siert – zuein­an­der­pas­sen, pas­sen kön­nen oder auch nicht.

Foto: Gémes Sándor/ SzomSzed/ CC BY-SA 3.0
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Hier soll nicht über die Flücht­lings­kri­se und/​oder zuneh­men­de Migran­ten­kri­mi­na­li­tät dis­ku­tiert wer­den. Sie wer­den schlicht als gege­ben ange­nom­men. Hier soll jedoch dar­über nach­ge­dacht wer­den, wie Men­schen – z.T. äußerst ver­schie­den sozia­li­siert – zuein­an­der­pas­sen, pas­sen kön­nen oder auch nicht. Was ist mit Sozia­li­sa­ti­on gemeint?

  1. Eine kur­ze und ver­ständ­li­che Defi­ni­ti­on fin­det sich im Wirt­schafts­le­xi­kon: „Pro­zess der Ein­glie­de­rung bzw. Anpas­sung des her­an­wach­sen­den Men­schen in die ihn umge­ben­de Gesell­schaft und Kul­tur. Da der Mensch nicht über Instink­te ver­fügt, die sein Han­deln steu­ern, muss er im Pro­zess der Sozia­li­sa­ti­on sozia­le Nor­men, Ver­hal­tens­stan­dards und Rol­len erler­nen, um ein im jewei­li­gen sozia­len Kon­text hand­lungs­fä­hi­ges und ver­hal­tens­si­che­res sozia­les Wesen zu wer­den und sei­ne sozio­kul­tu­rel­le Per­sön­lich­keit zu ent­wickeln.“ (Quel­le)
  2. Aus päd­ago­gi­scher Sicht, aber auch im Kon­text mit der Pro­ble­ma­tik bzgl. der jun­gen Flücht­lin­ge, ist die fol­gen­de Beschrei­bung von Bedeu­tung: „Die­se Ent­wick­lung des Men­schen fin­det in allen Kul­tu­ren statt, natür­lich in ande­ren Aus­for­mun­gen, aber jede Kul­tur schafft es, ihren sozia­li­sier­ten Men­schen her­vor­zu­brin­gen. (Stangl, 2018).“ (Quel­le)
  3. Die reli­giö­se Sozia­li­sa­ti­on: Reli­giö­se Sozia­li­sa­ti­on, Ent­wick­lung reli­giö­ser Über­zeu­gun­gen, Hal­tun­gen und Hand­lun­gen im Kon­text der all­ge­mei­nen Sozia­li­sa­ti­on. Sozia­li­sa­ti­ons­in­hal­te und -zie­le kön­nen sein: 1) Inter­es­se und posi­ti­ve Grund­hal­tung gegen­über reli­giö­sen Fra­gen und The­men, 2) posi­ti­ve Grund­hal­tung gegen­über einem bestimm­ten reli­giö­sen Glau­bens­sy­stem oder einer bestimm­ten Glau­bens­ge­mein­schaft (z.B. Kir­che), 3) Erwerb von Wis­sen und kogni­ti­ve Akzep­tanz von inhalt­li­chen Annah­men, Glau­bens­über­zeu­gun­gen oder Dog­men, 4) Ent­wick­lung des “reli­giö­sen Urteils” im Sin­ne eines struk­tur­ge­ne­ti­schen Pro­zes­ses (Reli­gi­ons­psy­cho­lo­gie). … Reli­giö­se Sozia­li­sa­ti­on basiert auf einer akti­ven kogni­ti­ven und emo­tio­na­len Ver­ar­bei­tung und (Re-) Kon­struk­ti­on von reli­giö­sen Ange­bo­ten und per­sön­li­chen Erfah­run­gen. Bei den reli­giö­sen Sozia­li­sa­ti­ons­er­fah­run­gen in der Fami­lie sind v.a. das all­ge­mei­ne Fami­li­en­kli­ma, Erfah­run­gen mit reli­giö­ser Pro­blem­be­wäl­ti­gung und reli­giö­ser Dis­kurs bedeut­sam. (Quel­le)
  4. Zu guter Letzt: Sexu­el­le Sozia­li­sti­on „Die sexu­el­le Indi­vi­dua­li­tät und sexu­el­le Iden­ti­tät bil­den sich inner­halb gesell­schaft­lich vor­ge­ge­be­ner Berei­che aus. … Der sexu­el­le Lern­pro­zess ist beson­ders durch frü­he Erfah­run­gen in der Bezie­hung zur Bezugs­per­son und durch Befrie­di­gung und Ver­sa­gung kind­li­cher Bedürf­nis­se bestimmt. Die­se frü­hen aber fun­da­men­ta­len Erfah­run­gen kön­nen den Umgang mit Sexua­li­tät beein­flus­sen – das gesam­te phy­sisch-psy­chi­sche Wohl­be­fin­den des Kin­des ist ent­schei­dend. So prä­gen frü­he Erfah­run­gen mit den eng­sten Bezugs­per­so­nen die Fähig­keit eines Men­schen, sexu­el­le Bezie­hun­gen ein­zu­ge­hen.“ (Master­ar­beit Chri­sti­na Maria Zei­chen).

 

Fast man zusam­men, so ist Sozia­li­sa­ti­on einen Pro­zess der Ein­glie­de­rung, die dif­fe­ren­zier­te Aus­prä­gung bedingt durch unter­schied­li­che kul­tu­rel­le Hin­ter­grün­de und der Erwerb von Glau­bens­über­zeu­gun­gen und Dog­men unter Ein­be­zie­hung von fami­liä­ren Hin­ter­grün­den. Sozia­li­sa­ti­on und Inte­gra­ti­on Die pri­mä­re Sozia­li­sa­ti­on ist grund­le­gend abge­schlos­sen mit dem Ende der Jugend­zeit (Quel­le). Danach sind Sozia­li­sa­ti­ons­pro­zes­se nur noch bedingt umkehr- oder änder­bar. Dies bedeu­tet für die Migran­ten­zu­gän­ge der Neu­zeit: Sie kom­men mit einem völ­lig ande­ren Kul­tur- und Reli­gi­ons­ver­ständ­nis nach Euro­pa, des­sen Wer­te sie nicht ken­nen. Ver­hal­tens­wei­sen, wie Euro­pä­er sie gewohnt sind bzgl. Reli­gi­on, Mann-Frau-Ver­hält­nis, Bil­dungs­an­sprü­che und der Tren­nung von Staat und Kir­che, sind ihnen unbe­kannt und bereits aus­so­zia­li­siert. Die Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gie sagt dazu ein­deu­tig: „Bei “erfolg­rei­chem” Ver­lauf des Sozia­li­sa­ti­ons­pro­zes­ses in Sin­ne des jewei­li­gen Umfelds, wer­den sozia­le Nor­men, Wer­te und Reprä­sen­ta­tio­nen einer kul­tu­rel­len und sozia­len Umwelt vom Indi­vi­du­um ver­in­ner­licht und zwar so, dass das Kom­pe­tenz­ge­fäl­le zwi­schen Alt und Jung auf­ge­ho­ben wird. Auf­grund die­ser Beschrei­bung, kön­nen sich Sozia­li­sa­ti­ons­pro­zes­se somit auch gra­vie­rend von­ein­an­der unter­schei­den.“ (Quel­le).

  • Nor­men und Wer­te sind ver­in­ner­licht
  • Kul­tu­rel­le und sozia­le Ver­hal­tens­wei­sen sind ver­in­ner­licht
  • Jun­ge und Alte ste­hen in einem direk­ten Erzie­hungs- und Gestal­tungs­pro­zess zuein­an­der und mit­ein­an­der

 

Nimmt man für den Inte­gra­ti­ons­pro­zess in eine frem­de Umgebung/​Kultur an, dass die­ser mit einer gewal­ti­gen Umstel­lung des bereits fest aus­ge­präg­ten Sozia­li­sa­ti­ons­pro­zes­ses ver­bun­den ist, erge­ben sich für Migran­ten immense Pro­ble­me. Sie müs­sen Wer­te und kul­tu­rel­le Vor­stel­lun­gen über den Hau­fen wer­fen und sich neu sozia­li­sie­ren. Ein schier unüber­wind­li­ches Hin­der­nis. Sisy­phos lässt grü­ßen! Die Uni-Kas­sel schreibt dazu tref­fend: „Inte­gra­ti­on beschreibt den Pro­zess der Ein­glie­de­rung von Indi­vi­du­en, Grup­pen oder Tei­len der Gesell­schaft in das Gefü­ge von Wer­ten und Nor­men von Grup­pen, Gemein­schaf­ten oder Gesell­schaf­ten.“ (Quel­le) Ein Appell an die Poli­tik kann also nur hei­ßen:

  1. Inte­gra­ti­ons­be­mü­hun­gen ein­schrän­ken, statt­des­sen ein Beloh­nungs­sy­stem für erfolg­rei­che Inte­gra­ti­on ent­wickeln (Nach­weis des Sprach­er­werbs, Nach­weis von selbst­stän­dig auf­ge­nom­me­ner Arbeit, zeit­lich begrenz­te staat­li­che Hil­fen, kri­mi­na­li­täts­lo­se Lebens­füh­rung…)
  2. Migra­ti­on nur und aus­schließ­lich über ein Ein­wan­de­rungs­ge­setz mit strik­ten Regeln.
  3. Kon­se­quen­te Ein­hal­tung und Durch­füh­rung der unter 1. und 2. genann­ten und unab­ding­ba­ren Rege­lun­gen.

 

Hel­mut Zil­li­ken – Dipl.SozPäd. 

Zuerst erschienen auf Wertewandelblog.de, dort weitere Quellenabgaben.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Unmensch

Das Ziel der multikulturellen Gesellschaft ist allerdings ein ganz anderes. Es bedeutet, dass unterschiedliche Kulturen nebeineinander stehen. Es bedeutet auch (ungesagt bzw. bestritten) dass es ein Ringen um Vorherrschaft zwischen den Kulturen gibt. Und der Islam ist jene Kultur, welche sich genau darauf spezialisiert hat.

Gravatar: Hans von Atzigen

Den Ausführungen kann man nur Zustimmen.
Das Ganze ist jedoch noch deutlich umfangreicher,
direkt angesprochen werden NUR religiöse Aspekte, die nach der Abendländischen Aufklärung- Liberalisierung zu recht deutlich an Gewicht verloren haben.
Da ist noch das weite Feld an weiteren gesellschaftlichen, Verhaltensnormen, existenziel im Bereich Wirtschaft, Bildung, allgemeinem Arbeitsleben und diesbezüglichem ,,Sozialverhalten,,.
Keine Frage auch Kulturen haben ein Recht auf freie Entwicklung und Gestaltung, jedoch auch immer die Pflicht das Ergebnis selbst zu verantworten.
Genetisch bedingt ist nur wenig bis fast nix vorgegeben.
Der entscheidende Faktor ist die Kulturelle Basis, das Kulturelle Umfeld. Hier entscheidet es sich ob ein
Kulturkreis ZB. Wohlstand generiert und damit verknüpft ein dem Individuum zuträgliches Leben bietet und kann.
Eine Archaische Kultur, kann nur ein Archaisches
Ergebnis generieren.
Wie erwähnt, es gilt auch für Kulturen das Recht der
freien Gestaltung, und Selbstbestimmung.
Entwicklung ist vor allem eine Frage des gemeinschaftlichen Willens.
Freiheit und Verantwortung sind die untrennbaren Seiten EINER, Medalie.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Hier soll jedoch darüber nachgedacht werden, wie Menschen – z. T. äußerst verschieden sozialisiert – zueinander passen, passen können oder auch nicht.“ ...

Nachdem die Göttin(?) sich relativ präzise ausdrückte, als sie sagte, „dass Deutschland aufgrund des NATO-Bündnisfalls militärisch in Afghanistan aktiv sei, um die Interessen der USA zu verteidigen“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=48892,
dies angeblich aber auch bei allen anderen Kriegen – an denen sich die Bundeswehr beteiligt – so ist, entwickelte sich dieses Merkel auch m. E. zur „Anführerin in Abseits“!
https://www.nachdenkseiten.de/?p=45095

Um uns diese Göttin(?) allerdings ´als Mensch` noch einige Tage zu erhalten:

Wäre es nicht angebracht, zunächst ´sie` „unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise“ zu sozialisieren?

Besteht sonst nicht auch die akute Gefahr, dass wir Deutschen wegen ihres Handelns gegen uns, schon wieder tiefer in die Tasche greifen müssen??? https://www.journalistenwatch.com/2019/02/05/sauerei-ab-april/

Gravatar: Klingler

Leide schrillen bei den wenigsten Leuten alle Alarmglocken. Das "Ding" ist nicht lösbar. Das bedeutet, es ist Krieg und es wird Krieg. Welche Form von Krieg, kann ich nicht sagen.

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