Wie mit dem Begriff »Courage« Stimmung gemacht werden soll

Skandal beim Wettbewerb junger Poeten

In Speyer wollten sich besonders brave Schüler selbst beweihräuchern und sich als »couragierte« Kulturschaffende, die gegen »Rassismus« kämpfen, in Szene setzen. Es kam anders als erwartet. Der Poetry-Slam wurde zu einer Schlammschlacht der besonderen Art – und schlug Wellen, die weit über Speyer hinausreichten.

Screenshot youtube
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Ein Poetry-Slam ist eigentlich eine feine Sache: Es ist ein grundsätzlich offener Dichterwettbewerb, bei dem sich jeder dem Urteil des Publikums stellen kann – ein Veranstaltungstyp, der sich großer Beliebtheit erfreut und der nicht für Propagandazwecke instrumentalisiert werden sollte.

In Speyer hatte es nun doch einen unerwarteten Skandal gegeben. Eine vierzehnjährige Slammerin (so nennt man die Teilnehmer an solchen Veranstaltungen) hatte Texte vorgetragen, die beim Publikum besonders gut ankamen. Sie wurde allerdings von der Preisverleihung ausgeschlossen. Warum?

Der Jugendstadtrat und die Initiative »Speyer ohne Rassismus – Speyer mit Courage« hatte die Poetry-Slam-Show veranstaltet und ihr ein Motto mitgegeben, aus dem ersichtlich sein sollte, was für Texte zu erwarten wären: »Zivilcourage«.

Aufgetreten waren die jungen Wettbewerber unter dem Banner »Speyer ohne Rassismus. Speyer mit Courage«. Das ist ungewöhnlich; denn damit legt ein Veranstalter die Inhalte fest und schreibt vor, welche Tendenz die Texte haben sollen. Das widerstrebt einem echten Poetry-Slammer, der sich künstlerisch frei fühlen und seine tatsächlichen Ansichten zum Ausdruck bringen will. Es rächte sich dann auch.

Es gehört nun wirklich keine Courage dazu, mit Texten aufzutreten, die genauso vom Veranstalter (und womöglich auch vom Publikum?) erwartet werden. Es konnte also nur eine langweile Show werden mit vorhersehbaren Textbeiträgen. Es kam anders.

Ida-Marie Müller trug Texte in Gebetform vor, die neben lateinischen Passagen Formulierungen enthielten wie »Multikulti tralala, hurra, die ganze Welt ist da« und »Seht im Spiegel die Heuchler und liebt euren Nächsten, den Meuchler«. Aus den Reihen der rund 100 Zuschauer gab es daraufhin lauten Jubel.

Andere Teilnehmer – so berichtet Der Rheinpfalz – erhielten für ihre Beiträge »weit weniger« Applaus, obwohl sie genau der vorgegebenen Linie entsprachen und beispielsweise die Geschichte einer 14-jährigen Geflüchteten aus dem Sudan zum Thema hatten oder Eindrücke von einer Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.

Dann ging es richtig heiß her. Müller eröffnete in der zweiten Runde mit den Worten »Der Neger ist kein Neger mehr, Zigeuner kann man auch nicht sagen. Rassistisch ist das beides sehr, so hört man’s an allen Tagen. Wer es trotzdem wagt, wird ausgebuht«. Als sie schließlich das Motto der Veranstaltung direkt ansprach und den ungewöhnlichen Reim »Courage« auf »für’n Arsch« riskierte, schaltete der Veranstalter den Lautsprecher ab.

Die Veranstalter schlossen Müller von der Preisverleihung aus und sprachen den ersten Platz dem Text über das Flüchtlingskind aus dem Sudan zu, auch wenn er nicht so gut angekommen war. Dies wiederum »quittierten einige Zuschauer mit lautem Protest, um danach die Veranstalter wütend zu kritisieren«, wie es im Pressebericht heißt. »Mitglieder des Jugendstadtrats reagierten darauf sichtlich geschockt, mehrere Jugendliche begannen sogar zu weinen.«

Der Dichterwettbewerb hatte ein Nachspiel. Darüber berichtet bento: »Eigentlich sollte es bei einem Poetry Slam in Speyer um Zivilcourage gehen – stattdessen sorgte eine 14-Jährige mit rassistischen Sprüchen für Aufregung«.

Barbara Fresenius, Pressesprecherin der Stadt Speyer, sagte, die Beiträge seien »nicht unter dem Thema "Zivilcourage" zu verbuchen, sondern eher dem Kapitel "Geistige Brandstifter schüren Ängste" zuzuordnen.« Müller wurde von der Preisverleihung ausgeschlossen »… weil sie in ihren Texten Zivilcourage ins Lächerliche gezogen habe.«

Die 14-jährige Slammerin ist nämlich – das betonen die Berichte immer wieder – die Tochter des AfD-Bundestagsmitglieds Nicole Höchst. Die wiederum postete die Gedichte ihrer Tochter auf ihrer Facebookseite. Da wurden sie sofort gelöscht, weil sie, wie es solchen Fällen heißt, gegen die »Gemeinschaftsstandards zu Hassrede« verstoßen.

Auf youtube kann man sich das Programm ansehen. Der Ton ist allerdings schlecht. Es ist eben keine professionelle Veranstaltung gewesen. Doch nun ist sie berühmt und hat die Welt der Slam-Poetry und all derjenigen, die sich für couragiert halten und das gerne stolz verkünden wollen, aufgebracht.

»Andere Slammer reagieren darauf jetzt – und haben ein Preisgeld gegen Rechts ausgerufen«, heißt es bei bento. Gestartet wurde der Wettbewerb mit einem Preisgeld von 200 Euro. Doch seitdem haben mehrere seiner Kolleginnen und Kollegen ordentlich draufgelegt. Mittlerweile liegt das Preisgeld bei mehr als 1.700 Euro.

Das ist natürlich eine verlockende Summe für Nachwuchspoeten. Doch man muss schon sehr couragiert sein, wenn man es wagen will, daran teilzunehmen.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Manni 2

Wer in diesem Land sagt was er denkt ist im Sinne ala DDR Volksfeind,dieser muss verfolgt und niedergemacht werden.Was ist daran neu?Nix.Jeder hat halt die Konsequenzen zu tragen so ist das halt in der Diktatur.

Gravatar: Sophia

Meinungsfreiheit gibts heutzutage nicht mehr, wenn von allen Seiten Zensur gebrüllt wird. Traurig aber was erwartet man sich von Heuchlern.

Gravatar: Ercan Aslan

Also ich respektiere den Mut (die "Courage") der 14-Jährigen! Hut ab und Respekt!!

Nur weil ALLE etwas machen, oder ALLE etwas gut finden, muss es noch lange nicht richtig sein!

Immer genau dann, wenn ALLE etwas machen, müssten eigentlich die Alarmglocken läuten!
In der Geschichte hat sich tragisch offenbart, was passiert, wenn ALLE etwas machen und ALLE irgendwem oder irgendetwas blind nachfolgen.

Nur weil beispielsweise ALLE bei der Steuererklärung betrügen und man als dumm gilt, wenn man dies nicht tut, heißt das noch lange nicht, dass es richtig ist!!
Und das ist noch ein sehr harmloses Beispiel!

Eigentlich müsste man für dieses Mädchen noch viel viel mehr sammeln und ihr als Ersatzpreisgeld übergeben.

Eine Demokratie, in der Meinungsfreiheit herrscht, muss dies aushalten, ansonsten ist es eine Mogelpackung!

Gravatar: Di Dago

BRAVO junge Frau!!! Meine Bewunderung haben Sie!
Sie hat die Eier die dem deutschen Mann fehlen, alles Weicheier und Heulsusen!
Die Frauen haben DE in den 50ern wieder aufgebaut, und es sieht so aus als müssten die deutschen Frauen DE wieder retten, der deutschen Mann kann das offensichtlich nicht!
Die Nazis! Sie sind wieder da, sie nennen sich heut Antifa!!!

Gravatar: Werner

Den sogenannten Kulturschaffenden, Comedian, Moderatoren, Schauspieler, Bänkelschlagersänger, Kulturvernichter und Volksverarscher, sollte man eine Schaufel und einen Besen in die Hand drücken, um die Kultur sauber zu halten.

Gravatar: karlheinz gampe

Keine Freiheit der Kunst und keine Meinungsfreiheit mehr in Deutschland unter den roten Stalinisten von CDU und SPD mit ihrer Führerin, der verlogenen Kriminellen, der CDU DDR Betonkopp Merkel. Wenn jemand über das untere Mittelmaß dieser roten Protagonisten hinaus reicht wird er mundtot gemacht (Ton abgedreht) und vom Wettbewerb ausgeschlossen. Es ist CDUs + SPDs rotes DDR 2.0 Stasi Deutschland halt.

Gravatar: Hannes

Und da beklagen sich linksgrüne gutmenschen, dass man ihnen nur noch Verachtung entgegen bringt?

Wer so die Gegenseite versucht mundtot zu machen und jegliche Diskussion bereits im Ansatz erstickt ist einfach nur verachtenswert... (das gilt auch für die ekd)

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