Nach fast 100 Jahren des Bestehen des Freistaat Irlands und der Abtrennung der Provinz Ulster im Norden von den anderen drei Provinzen (Connaught im Westen, Munster im Süden und Leinster im Osten), aus denen später die heutige Republik Irland entstand, hat zum ersten Mal die katholisch-republikanische Sinn Féin (SF) die Wahl zur Northern Ireland Assembly, dem nordirischen Parlament, gewonnen. Das offizielle Endergebnis weist für die SF 27 der insgesamt 90 Plätze im Stormont, dem Parlamentsgebäude, aus. Die bisher stärkste Partei, die pro-britische DUP, kommt nur noch auf 25 Plätze. Überraschend stark abgeschnitten hat die unabhängige Allianz, die auf 17 Sitze kommt.

Ergänzt wird das Parlament durch eine weitere pro-britische Partei, die UUP (9 Sitze), den pro-irischen Sozial-Nationalisten SDLP (8 Sitze) und je einem Vertreter der TUV (pro-britische Splitterpartei) und der kommunistischen PBC sowie zwei unabhängigen Kandidaten.

Einfach wird die Regierungsbildung für Michelle O´Neill allerdings nicht. Aufgrund des Karfreitag-Abkommens, mit denen die gewaltsamen Feindlichkeiten zwischen Republikanern und Unionisten in Nordirland beendet wurden, muss die Regierung aus mindestens je einer republikanischen und einer unionistischen Partei gebildet werden. Anhand der Sitzverteilung läge eine Regierung aus SF und DUP nahe. Aber das starke Abschneiden der unabhängigen Allianz bietet plötzlich ganz neue Optionen.

Michelle O´Neill jedenfalls will an ihrem vor der Wahl verkündeten Fahrplan festhalten: sie hat bereits jetzt ein Referendum über den Beitritt Ulsters zur Republik Irland innerhalb der kommenden fünf Jahre angekündigt. Dass große Ziel der Sinn Féin ist die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Irlands, frei und unabhängig von London.