Linksnationalisten erstmals stärkste Partei

Sinn Féin gewinnt Wahl in Irland

Die linksnationalistische Sinn Féin hat erstmals in der fast 100-jährigen Geschichte des Irischen Freistaats beziehungsweise der Republik Irland die Parlamentswahl gewonnen. Sie profitiert von den schwächelnden Sozialdemokraten.

Foto: Tommy Kavanagh / CC BY-SA 3.0 / Wikimedia
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Ganz ausgezählt sind die Stimmen der Parlamentswahl in Irland noch nicht, doch bereits jetzt steht fest, dass die Sinn Féin (SF) die Wahl gewonnen haben wird. Die Linksnationalisten werden damit erstmals nach der Gründung des Irischen Freistaats, dem Vorgänger der jetzigen Republik Irland, am 06. Dezember 1921 die stärkste Fraktion im Parlament, Dáil Éireann, stellen. Planmäßig hätten die Wahlen erst im kommenden Jahr stattfinden sollen, doch der Rückhalt für den derzeitigen Regierungschef (A Thaoisigh) Leo Varadkar bröckelte in den vergangenen Wochen und Monaten dermaßen, dass er offensichtlich keine Rückendeckung mehr im Parlament hatte. Selbst die eigene Partei ging in einigen Bereichen auf den homosexuellen Varadkar, der sich massiv für die Legalisierung der Abtreibung in Irland eingesetzt hatte.

Mit dem Sieg der Sinn Féin, der in erster Linie auf Verlusten der Altparteien beruht, wird die Regierungsbildung allerdings alles andere als einfach. Ganz oben auf der Agenda der Linksnationalen steht die Wiedervereinigung mit den nördlichen Provinzen. Diese Forderung ist aus Dicht der SF nicht verhandelbar, potenzielle Koalitionspartner aber haben diesen Aspekt in ihrer eigenen Agenda nicht ganz oben stehen. Zudem gilt die SF immer noch als der politische Arm der militanten Irish Republican Army (IRA), die während der Hochzeit des Nordirlandkonfliktes (Na Trioblóidí) durch Anschläge massiv an dem dort gezahlten hohen Blutzoll beteiligt war.

Die SF ist die einzige Partei, die in beiden Parlamenten auf der Grünen Insel, also sowohl in der Republik wie auch im Norden, vertreten ist. In beiden Parlamenten vertritt sie die gleichen Ziele, dieser Spagat dürfte für die anderen potenziellen Partner Fianna Fáil und Fine Gael derzeit noch zu groß sein.

Grüne, Labour-Party und Sozialdemokraten wie auch Sozialisten werden nach aktuellem Stand der Auszählungen massiv abgestraft und spielen für die künftige Regierung in Irland keine Rolle.

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