Dies könnte bald die entscheidende Frage sein:

Sind die Ukraine und Taiwan einen Atomkrieg wert?

Russland bewegt große Heeresmassen an die ukrainische Grenze. Und die VR China probt die Invasion Taiwans. Die USA drohen mit »schrecklichen Konsequenzen«. Doch was soll das bedeuten? Ein Kommentar.

Foto: Screenshot YouTube, CGTN
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Funktioniert das Prinzip der atomaren Abschreckung, wie wir es aus dem Kalten Krieg zwischen dem Warschauer Pakt und der NATO kennen, auch heute noch?

Was könnte Wladimir Putin davon abschrecken, die Ukraine zu annektieren? Was könnte Xi Jinping von einer Invasion Taiwans abhalten?

Die Fragen sind hochaktuell. Putin warnt den Westen davor, die Ukraine weiter in westliche Abhängigkeit zu bringen. Er sehe eine klare »rote Linie«. Doch was passiert, wenn diese »rote Linie« überschritten wird? Die Russische Föderation zieht an der Grenze zur Ukraine ihre Truppen zusammen. Die Satellitenbilder sind eindeutig. Da braut sich etwas zusammen. Wie werden die Amerikaner reagieren?

Im Fernen Osten ein ähnliches Bild: Tausende chinesische Raketen sind auf Taiwan gerichtet. Die chinesische »Volksbefreiungsarmee« probt immer wieder Invasionsszenarien und provoziert Taiwan mit Flugzeugmanövern im taiwanesischen Luftraum.

US-Außenminister Antony Blinken drohte bei einer Übernahme Taiwans durch die Volksrepublik China mit »schrecklichen Konsequenzen«. Was sollen das für Konsequenzen sein?

Die ultimative Frage lautet: Wenn Russland und China zu weit gehen und tatsächlich ihre sogenannten »historischen Ansprüche« auf die Ukraine und Taiwan mit Waffengewalt erzwingen, wäre dann der Westen bereit, mit vollem militärischem Einsatz diese Staaten zu schützen?

Und wer wäre am Ende bereit, Atomwaffen einzusetzen, wenn es zur völligen Eskalation kommt? Eine entsprechende Rhetorik war schon aus Moskau und aus Peking zu vernehmen. Aktuell baut China gerade sein Atomarsenal kräftig aus. Doch wer kann mit Sicherheit sagen, was nur Drohkulisse und was schrecklicher Ernst ist?

Im Westen gibt es Stimmen, die auf die Situation 1938 hinweisen. Österreich damals »wurde heim ins Reich« geholt. Der »Anschluss« wurde mit historischem Verweis auf das »Heilige Römische Reich Deutscher Nation« vollzogen. Manche Historiker sagen, man hätte schon damals Herrn Hitler aus Braunau mit allen Mitteln stoppen müssen. Stattdessen kam »Appeasement«.

Ähnliche Argumente werden heute aufgeführt. Denn Wladimir Putin und Xi Jinping argumentieren ihrerseits mit historischen Banden zwischen Kiew und Moskau, Taipeh und Peking. Das Problem ist nur, dass Russland und China Atommächte sind. Wenn schon Mittelmächte wie das Deutsche Reich und das Kaiserreich Japan die Welt in den Abgrund stürzen konnten, zu was mögen Russland und China in der Lage sein?

Hier hilft nur diplomatisches Geschick. Wenn der Westen sich dumm anstellt und auf die Provokationen falsch reagiert, kann es in einer Katastrophe enden, die niemand gewollt hat.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Horst Schwakowiak

Das einzige was Putin im Moment noch überlegen lässt ob er die Ukraine Angreift ist das die Ukrainische Bevölkerung Kämpfen wird bis zum äußersten und das viele Russische Soldaten in Zinksärgen zurück kommen werden was die Mütter der Soldaten auf die Straßen treibt und Putin dann an Zustimmung in der eigenen Bevölkerung verlieren wird.

Gravatar: Anton Stoeckl

Ich glaube nicht das Putin die Ukraine militaerisch angreift. Die Ukraine ist militaerisch in einem viel besseren Zustand wie sie 2014 war, als Putin mit seinen Gruenen Maennchen ohne Hoheitsabzeichen die Krim uebernehmen liess und seinen militaerisch stark untersuetzten Stellvertreterkrieg im Donbas anzettelte. Die 2 300 toten Soldaten die er aus diesem Krieg hatte liess er in Zinnsaergen getarnt als Cargo 200 nach Russland zurueckueberfuehren und streng heimlich verscharren nachdem die Angehoerigen zur Verschwiegenheit verplichtet wurden

Die Anzahl der Gefallenen in einem Krieg mit der Ukraine waere dieses Mal um ein Vielfaches hoeher und koennte auch nicht mehr geheim gehalten werden was mit Sicherheit zu Unruhen im eigenen Land fuehren wuerde.

Was Putin am Meisten fuerchtet ist das die Millionen von Ukrainern die seit etwa 3 Jahren ohne Visa in die EU reisen koennen und dort hauptsaechlich in Polen aber auch in den restlichen EU Landern arbeiten und den Wohlstand und die demokratischen Freiheiten ohne Korruption nicht nur wahrnehmen sondern zu Hause verbreiten.

Zwischen der Ukraine wie auch mit allen anderen Sovietstaaten gibt es noch enge familiaere und freundschaftliche Verbindungen basierend auf der russischen Sprache. Was Putin fuerchtet ist das westlicher Wohstand und westliche Freiheiten auch in Russland bekannt werden ohne das er das durch Zensur verhindern koennte. Wenn das sich ausgebreitet hat koennte mit grosser Wahrscheinlichkeit eintreten das es zu "Zusammenrottungen und Aufstaenden" kommt die er nicht mehr unter Kontrolle bringt und der Rote Platz in Moskau rot wie Blut wird. Das ist es was er mit seiner agressiven Politik um jeden Preeis verhindern will.
Ich weis wovon ich spreche. Ich habe die Ukraine mit humanitaerer Hilfe seit 1994 mehrmals von der weissrussischen Grenze nach Jalta und von Lemberg nach Dnepropetrovsk durchquert.

Gravatar: Horst  Dopleb

@Hajo 08.12.2021 - 12:19
sehr gut erkannten auch Sie vieles, ergänze noch etwas.
Um 1782 besiegten die Russen die Osmanen, seit dieser Zeit ist die Krim russisch,
als es zu Sowjetzeiten keine Rolle spielte verschenkte sie Chruschtschow an die Ukraine, darf man Menschen verschenken (für andere wäre das Hochverrat) oder müssen die nicht gefragt werden, ob sie das überhaupt wollen, das machte Putin, ca. 80% wollten zurück.
Die Nato regt sich nur auf, weil auf der Krim die russ. Schwarzmeerflotte ist, es geht nicht um die Menschen, sondern um die geopolitische Lage !!!

Vor 1961 stationierte der Ami zuerst Raketen in der Türkei, der Russe fühlte sich bedroht, regierte bei seinem Verbündeten auf Kuba mit Raketen, die um 100 km entfernt von den USA „extrem“ den Ami bedrohten /umgekehrt wohl nicht ????), das es fast zum 3. WK gekommen wäre, was viele nicht wissen, in Geheimverhandlungen wurden sie aus Kuba und der Türkei abgezogen und so der Frieden gerettet.

Kohl kaufte vom Gorbi die Zusage zur d. Wiedervereinigung für ein paar Mrd ab und der leider nur mündlichen Zusage, die Nato rückt nicht weiter nach Osten vor, was machte man ???
Ich bin kein Freund vom ehem. KGB-Mann Putin,
kann Putin aber z.T. verstehen. Als der Russe Krieg in Afghanistan führte waren die Taliban Freiheitskämpfer, bekamen vom westen Waffen / Raketen mit denen später Natosoldaten getötet wurden, der Russe hatte noch besondere Interessen, auf seinem Gebiet leben in Grenznähe viele Gläubige.

Man kann vom Assad halten, was man will, immerhin wurde er gewählt.
Der Russe ist Syriens Verbündeter, nur er, Iran,... wurden um Hilfe gebeten, die anderen führten einen völkerrechtswidrigen Krieg in Syrien, auch da ging es nicht um die Menschen, sondern um die geopolitische Lage, im Nahen Osten.

In Libyen, Irak musste auch die Machthaber gestürzt werden, da ging es ums Öl, das führte zum Chaos und das zur Bildung des IS

Wollen wir hoffen das die Ukraine nicht in die Nato aufgenommen wird, dort direkt an der russ. Grenze Raketen wäre eine Gefahr für den Weltfrieden, den nicht die EU brauchte, sondern das etwa Gleichgewicht USA zum Russen, das wollen einige verändern, die unvorstellbaren russ. Bodenschätze reizen die nimmersatten Kapitalisten extrem.

Gravatar: I. Mayer

Ich glaube Militärisch und in diesen unmöglichen irren Zustand allgemein wäre der Westen nicht in der Lage auch nur ansatzweise zu helfen!!

Gravatar: Lalit C.

Die EU und andere Satellitenstaaten, allerdings nur deren Eliten, sind wie kleine Brüder die glauben sich alles an Frech- und Gemeinheiten heraus nehmen zu können, weil ein größerer Bruder, US-NATO etc., ihn sicherlich beschützen würde. Dieser Glaube erwies sich schon des öfteren als ziemlich dumm und fatal. In den letzten zig Jahrzehnten hat der Westen keinen Krieg so richtig gewinnen können, aber sehr viele Länder und deren Gesellschaften, auch zum erheblichen eigenen Schaden letztlich, platt und ärmer gemacht. Dieser dekadente Popanz beeindruckt weder Russland noch China. Es wird und kann in einer heißen Auseinandersetzung nur Verlierer geben und es ist unerheblich wer am Ende etwas weniger verloren hat.

Sozialisiert im Westen, lehne ich dessen erbärmliche und verlogene Schauspielakte über die richtigen Werte, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit vehement ab. Das heißt aber ganz bestimmt nicht, dass ich die russische und erst Recht nicht die chinesische Oligarchie mit ihren teils widerlicheren Auswüchsen besser finden würde als die zu ihnen in Konkurrenz stehenden westlichen Oligarchien. Allen Menschen auf Erden wird die Hölle auf Erden blühen, sollten sich der größte Teil aller Oligarchien auf Erden einmal einig werden oder sogar vereinen, denn dann wäre wohl klar wer definitiv der Verlierer wäre.

Gravatar: Causa

Steuern wir auf das Ende der Menscheit hin?
Ein Krieg der Supermächte wäre ein weltweiter Atomkrieg.
Und das wäre das Ende der Menschheit.
Alle Wesen der Erde haben eine bestimmte Lebensdauer... und auch die Menschen müssen irgend wann mal abtreten.

Gravatar: Ulrich Müller

"Die ultimative Frage lautet: Wenn Russland und China zu weit gehen und tatsächlich ihre sogenannten »historischen Ansprüche« auf die Ukraine und Taiwan mit Waffengewalt erzwingen, wäre dann der Westen bereit, mit vollem militärischem Einsatz diese Staaten zu schützen?"

Die Frage ist falsch gestellt, sie müsste lauten: wäre der Westen dann überhaupt (geistig, psychologisch und militärisch) IN DER LAGE, diese Staaten zu schützen?

Ich sage dazu immer: jedem, der öffentlich fordert, dass Deutschland sich in Taiwan oder in der Ukraine (oder sonstwo) auf einen echten, heissen und harten Krieg einlassen soll, dem sollte man eine schicke Uniform verpassen und ihn gleich mit den ersten Truppen dort hinfliegen und einsetzen. Vor dem Computer hocken und starke Sprüche raushauen ist einfach....

Gravatar: Unmensch

Diese Frage kann man stellen, allerdings, der "Westen" (USA/NATO) ist eindeutig der Hauptagressor der letzten 50 Jahre, beschönigt als "Weltpolizist", mit einigen Massenmorden auf dem Kerbholz. Man könnte also auch fragen, wer den "Westen" stoppen kann.

Gravatar: Lola Partani

"Hans" hat richtig beschrieben und die nato-osterweiterung wird Krieg oder Frieden bringen, in Taiwan sehe ich das nicht, denn eines Tages kommt der Griff und wir müssen dazu gute Minen machen, Frau Bäri grinzt schon.
Leider deshalb werden sich China und Rußland früher einigen, als wir aufwachen und dann ist es wirklich schon zu spät.
Usa ist keine Weltmacht mehr, nur die letzte Zucken kommen vor und mit Atomwaffenmehrheit gegen den Beiden wird er verlieren.
Bald werden sie bei uns in Büchel stationierten dazu gebrauchen, wir wollen Frieden und zwar sofort.
Unser Gold wollen wir auch zurück haben, darüber ist sehr still geworden, die Ampel wird Geld gebrauchen!

Gravatar: Roland Brehm

Der Vergleich mit dem Anschluß Österreichs hinkt doch stark. Österreich war mal Teil des heiligen Deutschen Reiches römischer Nation und hat sich dann durch interne Streitereien des Adels separiert. Bereits 1919 wollte Österreich sich wieder mit dem deutschen Reich verbinden. Dies wurde von den Alleirten verboten. Dies ist auch der Grund dafür daß die Menschen massenhaft Hitler zujubelten als er in Wien den Anschluß Österreichs an das deutsche Reich proklamierte. Auch heute gibt es viele Deutsche auf beiden Seiten sich die Wiedervereinigung wünschen. Die deutsch-österreichische Grenze ist nichts anderes als eine innerdeutsche Grenze.
Desweiteren empfehle ich als historische Lektüre das Buch " Der Krieg der viele Väter hatte".
Die deutsche Situation ist weder mit der in China noch der in Rußland vergleichbar. Ukrainer und Russen sind Brüdervölker. Die Ukrainer hätten vielleicht gar nichts dagegen Mitglied in der russischen Föderation zu werden, hätten sie nicht so viele schreckliche Erfahrungen mit russischen Regenten gemacht. Privat sind die Verbindungen jedenfalls vielfältig. Man hat auf beiden Seiten Freunde und heiratet auch untereinander. Aus persönlichen Kontakten weiß ich daß sich beide Völker nicht im mindesten feindseelig gegenüber stehen, sondern genau wissen welche Personen ihnen schaden. Und die trifft dann der Hass allerdings.
In Taiwan ist die Sache ähnlich.
Es handelt sich also mal wieder nur um ein Politikum, welches von Strippenziehern im Hintergrund befeuert wird. Leidtragende, wie in allen Kriegen, ist wie üblich die Bevölkerung die eigentlich nur in Frieden leben will.

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