Erschreckende Parallelen zwischen damals und heute

Sebastian Haffner: Wie man eine freie Gesellschaft zerstört

Der Publizist Sebastian Haffner verfasste 1933 einen erst nach seinem Tod veröffentlichten Text über seine Erfahrungen im „Referendarlager Jüterbog“, wo er als Jurist an einer „weltanschaulichen Schulung“ teilnehmen musste.

Foto: Wikipedia / Discography
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[Zuerst erschienen auf Renovatio.org]

Mit psychologisch ausgefeilten Methoden sei dort innerhalb kurzer Zeit ohne die Anwendung von Gewalt aus freien und gebildeten Männern eine passive Masse geformt worden, die sich in den nationalsozialistischen Staat einfügte. Haffner gewährt in seinem Text einen Einblick in diese Methoden und ermöglicht es dadurch, sie zu erkennen, falls sie eines Tages erneut zum Einsatz kommen sollten.

Die Teilnehmer, „Referendare immerhin, Akademiker mit intellektueller Schulung, angehende Richter und gewiß nicht durch die Bank Schwächlinge ohne Überzeugungen und ohne Charakter“ seien durch die angewendeten Methoden „binnen wenigen Wochen zu einer minderwertigen, gedankenlos-leichtfertigen Masse“ gemacht worden, die mit der „der ganzen intellektuellen Feigheit und Verlogenheit des Kollektivwesens“ alles ausblendete, was die innere Einfügung in den totalitären Staat hätte stören können.

Durch zunächst kleine und scheinbar harmlose Forderungen nach Konformität sei man an eine passive Haltung gewöhnt worden, die es dem NS-Staat später leichter gemacht habe, weiterreichende Forderungen durchzusetzen:

  • Eine der ersten Maßnahmen zur Vermassung der Teilnehmer habe darin bestanden, ihnen das „Sie“ zu verweigern und das volksgemeinschaftliche „Du“ unter ihnen durchzusetzen.
  • Durch die Forderung danach, eine bestimmte Sprache zu verwenden oder bestimmte Symbole zu zeigen, habe man jene sichtbar gemacht, die sich nicht konform verhielten. Die Teilnehmer hätten sich gefügt und sich konform verhalten, weil man sich nicht sicher sein konnte, ob das Gegenüber ein Anhänger der Staatsideologie war, der einem Nachteile bereiten konnte.
  • Die eigentliche Schulung habe vor allem darin bestanden, den Teilnehmern sinnlose Aufgaben aufzuerlegen. Durch die „ständige Demütigung, die darin gelegen hatte, den ganzen Tag Dinge zu tun, die überhaupt keinen erkennbaren Sinn und Verstand hatten“, seien die Teilnehmer psychisch erschöpft worden.
  • Als später scheinbar sinnvollere Inhalte vermittelt wurden, die der Einbindung der Teilnehmer in den NS-Staat dienten, sei dies von ihnen als „erlösend“ empfunden worden, und man habe diese Inhalte positiv aufgenommen, ohne sie zu hinterfragen. Durch dieses Vorgehen sei man außerdem psychisch darauf vorbereitet worden, kleine Freiheiten als Privilegien zu empfinden und dankbar anzunehmen.

 

Es sei dieser Art von Schulung insgesamt darum gegangen, freie Männer „wenn nicht in Nazis, so doch in brauchbares Material für die Nazis“ zu verwandeln. Alle hätten sich darauf eingelassen und seien die geforderten Kompromisse eingegangen, um ihr Examen ablegen zu können, in Aussicht gestellte Erleichterungen zu genießen oder persönliche Nachteile zu vermeiden:

„Hätte ich mich vielleicht weigern sollen, gleich am ersten Tag, als die Armbinden ausgehändigt wurden? Gleich erklären: Nein, so etwas trage ich nicht, und es unter dem Fuß stampfen? Aber das wäre wahnsinnig gewesen und noch mehr lächerlich. […] Alle Leute trugen hier die Armbinden, und ich wußte nachgerade, es waren mehr darunter, die ‚privat‘ genau so darüber dachten wie ich. Wenn ich Theater gemacht hätte, sie hätten die Achseln gezuckt. Besser, ich trug jetzt die Armbinde, so blieb ich frei und konnte später meine Freiheit richtig benutzen. […] Schweigen war besser …“.

Eine wesentliche Ursache für die Kollaboration mit totalitären Akteuren sah Haffner auch in einer besonderen Eigenschaft der deutschen Seele:

„Und schließlich gab es da einen seltsamen, sehr deutschen Ehrgeiz, der plötzlich zu spielen begann, ohne daß wir es selbst so recht merkten: nämlich einen abstrakten Tüchtigkeits-Ehrgeiz, den Ehrgeiz, eine Sache, die einem aufgegeben wird, auch wenn sie völlig sinnlos, unverständlich und sogar demütigend ist, so gut wie möglich zu machen, so tüchtig, sachlich und gründlich wie nur denkbar auszuführen …

Hier war unser aller schwache Stelle – ob wir nun im übrigen Nazis oder Nichtnazis waren. Und hier wurden wir mit bemerkenswert psychologisch-strategischem Geschick angepackt.“

Außerdem habe sich unter den Teilnehmern der Schulung der korrumpierte Kameradschaftsbegriff des Nationalsozialismus verbreitet, welcher die Masse verherrlicht, das Individuum abgewertet und keine Diskussion zugelassen habe. Im politischen Klima der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ hätten Diskussionen „sofort die Farbe der Quengelei und Stänkerei“ angenommen, weshalb sie unterblieben seien.

Man habe die Deutschen überwiegend nicht aktiv unterdrücken müssen. Die „Deutschen, mit ihrer geringen Begabung zum individuellen Leben“ seien „willig und gierig“ gewesen, die „Früchte der gefährlichen Freiheit“ gegen „die bequem zur Hand hängende, üppige, saftig-quellende Rauschfrucht“ des „allgemeinen, wahllosen, gemein machenden“ Massenprinzips zu tauschen.1

Quellen

  1. Sebastian Haffner: „Das Gift der Kameradschaft“, Die Zeit, Nr. 21/2002.
  2. Sebastian Haffner: Wie man eine freie Gesellschaft zerstört - Renovatio-Institut

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Fozzibaer

@ Hans Spack 26.04.2021 - 19:47

"Wer soll diesen Wahnsinn noch stoppen? Was Merkel begonnen hat wird Baerbock ..."

... noch'n Gedicht:

Wer soll diesen Wahnsinn noch toppen?
Was Merkel begann, wird Baerbock verbocken.

Gravatar: Hans Spack

Wer soll diesen Wahnsinn noch stoppen? Was Merkel begonnen hat wird Baerbock vollenden und uns ins grüne Chaos stürzen. Wer kann sollte dieses Land so schnell wie möglich verlassen.

Gravatar: Croata

..... man baut ein künstliches Superstaat.
Führt eine "Religion" ein und an die Spitze der Politik stellt die Ideologen an.
Man führt eine Valute ein und verschuldet sich.
Nützt Angst als Mittel-
Reiseverbote (z. B), und Propaganda (der böse/gute XY)
Irgendwann träumt dann über eine eigene Armee....
=
wie man eine freie Gesellschaft zerstört.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Die Teilnehmer, „Referendare immerhin, Akademiker mit intellektueller Schulung, angehende Richter und gewiß nicht durch die Bank Schwächlinge ohne Überzeugungen und ohne Charakter“ seien durch die angewendeten Methoden „binnen wenigen Wochen zu einer minderwertigen, gedankenlos-leichtfertigen Masse“ gemacht worden, die mit „der ganzen intellektuellen Feigheit und Verlogenheit des Kollektivwesens“ alles ausblendete, was die innere Einfügung in den totalitären Staat hätte stören können.“ ...

Wurden die „EU-Umerziehungslager für Andersdenkende“ nicht auch mit diesem Hintergrund so akribische geplant, wobei uns die „totale Orwell-Diktatur im Stil der ehemaligen UdSSR“ droht???
http://der-klare-blick.com/?p=36455

Gravatar: karlheinz gampe

Parallelen zum heutigem roten kriminellem CDU System Merkel und dem ehemaligem rotem DDR System lassen sich in den Ausführungen des Autors erkennen. BRD mutiert zur kriminellem DDR oder Nazi Diktatur?

Keine Freiheit den Feinden unserer Freiheit! Lebenslänglich für jeden kriminellen, antidemokratischen Rotfaschisten CDU merkelscher STASI Prägung.

Gravatar: Werner Hill

Kommt mir irgendwie bekannt vor:

Impfpass statt Armbinde

sinnlose Corona-Schikanen analog "sinnlose Aufgaben"

kleine Lockerungen werden dann als "Erlösung" empfunden - ähnlich den "scheinbar sinnvolleren Aufgaben" im Beitrag

Gendern analog "eine bestimmte Sprache verwenden"

Sich nicht als "Covidiot" outen ("Schweigen war besser").

Völker hört die Signale!

Gravatar: Roland Brehm

Wer sehr sich diese Gegebenheiten gerade wiederholen !
Überall kann man sehen wie sich die Menschen fügen, nur um einige Freiheiten, wie z. B. das Reisen, zurück zu bekommen. Sie stehen Schlange an sogenannten Impfzentren um sich eine die eigenen Gene veränderten Injektionen verabreichen zu lassen.
Viele Menschen sind jetzt schon psychisch erschöpft, wollen nur noch ihre Ruhe haben, um dann bei der nächsten Wahl ihr Kreuz, an welches sie dann geschlagen werden, dort zu machen wo man es ihnen durch Gehirn waschende Medien eingetrichtert hat. Die Leute diskutieren allen Ernstes darüber ob der am Tod zweier Kinder schuldige Laschet oder der skrupelose Karrierist Söder, der tausende Menschen in die Obdachlosigkeit geschickt hat, der bessere Kanzlerkandidat sei. Wenn ich dann bemerke das es auch eine patriotische oder nationale Alternative gibt, blicke ich in leere Augen. Die Leute sind soweit indoktriniert daß sie alles was von der offiziellen Linie abweicht als befremdent ja sogar bedrohlich empfinden.
Selbstreflektion oder die Hinterfragung völlig schwachsinniger Maßnahmen sucht man vergebens.
Merkel und ihre Vasallen wissen um diese Umstände und nutzen sie kaltblütig aus um die eigene Macht und Pfründe zu sichern. Das dabei eine ganze Nation zerstört, ein ganzes Volk versklavt wird, ist denen nicht nur egal sondern trägt noch zu ihrer pervertierten Machtbesessenheit bei.

Gravatar: Ede Wachsam

Was Herr Haffner hier beschreibt ist schlichtweg das "Stockholm Syndrom".
Genau daran leidet heute immer noch die Mahrheit der jetzigen Deutschen. Das einzige Mittel was dagegen m.E. hilft ist ein starker Glaube an Gott, genauer an Jesus Christus und seine Anweisungen in der Bibel. Dies macht immun gegen alle totalitären Ideologien und Manipulationsversuche, weil der Geist Gottes denen gegeben wird die ihr Leben dem Sohn Gottes anvertraut haben. Gottes heiliger Geist lässt uns die faulen Eier sofort erkennen, wenn wir unseren Part der uns aufgetragen ist einfach tun.

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