SPD-Kanzlerkandidat verliert immer weiter in Umfragen

Schulz vollzieht Linksruck und wirft Merkel-CDU »Rechtsruck« vor

Ein Bündnis mit der Linkspartei hält SPD-Chef Martin Schulz trotz wachsender Skepsis in der eigenen Partei weiter für möglich. Angesichts sinkender Umfragewerte der SPD gegenüber der Union wirft Schulz jetzt der Merkel-CDU panisch einen »Rechtsruck« vor.

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Der anfängliche Hype um SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ist ins Stocken geraten. In den Umfragen verliert die SPD gegenüber der Union weiter an Boden. Sie rutschte wieder unter die 30-Prozent-Marke. Auch bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen könnten die regierenden Sozialdemokraten nur zweitstärkste Partei werden.

Darum beginnt Schulz jetzt wild um sich zu schlagen. Der SPD-Chef wirft zum Schmunzeln vieler Wähler der Merkel-CDU einen »Rechtsruck« vor, doch offensichtlich vollzieht der frühere EU-Parlamentspräsident tatsächlich vielmehr einen Linksruck, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.

»Die Merkel-CDU macht einen Rechtsruck, um Wähler am rechten Rand an sich zu binden«, lässt uns Schulz wissen. Die Thesen von Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) zur deutschen Leitkultur beispielsweise zielten »ganz klar auf Wähler am rechten Rand«, heißt es dann weiter.

Sein eigenes Handeln stellt Schulz natürlich nicht in Frage. Er nennt den Aufschwung der SPD nach seiner Nominierung als Kanzlerkandidat als »einmalig in der deutschen Parteiengeschichte«. Wenn die Sozialdemokraten in Umfragen »mal unter 30 Prozent liegen, macht das auch keinen nervös«, verbreitet der 61-jährige zuversichtliche Parolen.

Einem Bündnis mit der Linkspartei eine Absage zu erteilen, lehnt Schulz trotz wachsender Skepsis in seiner Partei ab. »Ich will Kanzler werden«, sagte er. Für dieses Ziel wirft Schulz alles über Bord. Und meint offenbar auch in einer Koalition keine Kompromisse eingehen zu müssen. »Wer mit mir nach der Wahl koalieren will, muss sich mein Programm angucken und das unterschreiben«, lässt Schulz wissen.

Doch sogar die Linkspartei-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht macht aus ihrer Enttäuschung über den Überflieger Schulz kein Hehl. »Es gibt vermutlich wenige Politiker, die die Chance hatten und auch genutzt haben, in so so kurzer Zeit so viele Hoffnungen zu enttäuschen«, kritisierte Wagenknecht. Er sei »ein braver Ziehsohn seines Vorgängers Sigmar Gabriel«.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Ermecke

Deutschland steht nicht vor einem Berg, sondern einem Gebirge komplexer Probleme. Fast alle wurden von der Politik der letzten Jahrzehnte selbst gemacht.

Zu deren Lösung bietet uns die SPD ... einen Sitzenbleiber.

Gravatar: Werner

Schulz wäre ein guter Schauspieler geworden. Er hatte in Brüssel einen gut bezahlten Posten, obwohl er von niemand gewählt wurde.
Die Merkl hat die Position von der SPD übernommen und die SPD die Position von den Linksradikalen. Stegner ist ein Paradebeispiel dafür.

Gravatar: HDM

@Dirk S: "Und ... sowenig wie ich Merkel als Kanzler für amtsgeeignet halte ... sowenig sehe ich da jemand anderes als geeigneten Kandidaten."

Sarrazin könnte 'ne hervorragende Option sein. Der ist weder senil noch tot. ;-) Aber davon wären wahrscheinlich seine Parteigenossen nicht gerade begeistert.

Gravatar: Karin Weber

Ich würde bei den Altlastenparteien nicht von Links- oder Rechtsruck sprechen, sondern von einem Abwärtsruck. Bei den geht es doch nie aufwärts, sondern nur abwärts. Wer zudem Links ist, muss nicht mehr von einem Links- oder Rechtsruck fabulieren.

Gravatar: Dirk S

@ Rotwurst

Schulz hat zuerst von der "Alles, nur nicht Merkel"-Stimmung profitiert. Bis die Leute dann gemerkt haben, dass Schulz so ziemlich für die gleiche Beliebingkeit wie Merkel steht, aber dafür weniger berechenbar (weil unbekannter) erscheint. Also wird der Deutsche das wählen, was er kennt und wo er wenig Überraschungen erwartet. Und das ist nun mal die Langeweilerin Merkel, die inzwischen wohl auch ihre Lektion gelernt haben dürfte und in Zukunft Entscheidungen vermeiden wird, schnelle Entscheidungen erst recht. Und damit bekommen die Deutschen wieder das, was sie wollen: Keine Veränderungen.
Dazu noch eine schöne Rentenerhöhung, eine Erhöhung des Mindeslohnes und noch ein paar schnucklige steuerfinanzierte Wohltaten, fertig ist die Wiederwahl. Und ehrlich gesagt, sowenig wie ich Merkel als Kanzler für amtsgeeignet halte (immerhin hat sie Amtserfahrung), sowenig sehe ich da jemand anderes als geeigneten Kandidaten. Die ich als geeignet ansehen würde (egal, ob ich mit denen übereinstimme oder nicht), sind entweder senil oder tot. Bis jetzt ist da nicht geeignetes nachgekommen. Fachkräftemangel eben.

Mangelfreie Grüße,

Dirk S

Gravatar: Rotwurst

Schulz macht eigentlich gar keinen Ruck, es ist nur ein Phänomen der Medien, das sich alle vier Jahre wiederholt.

Indem ein geplantes Bündnis mit der Linken zur Ursache für einen Absturz in der SPD-Wählergunst erklärt wird (immer das gleiche Spiel vor der Wahl), soll die SPD weiterhin auf einen neoliberalen Kurs festgelegt werden. Den jedoch erklären die Medien fast nie zur Ursache, warum die Gunst der Wähler in die SPD sinkt.

Kurzum, hier handelt es sich um Fake-Bewertungen, die einem politischen Zweck dienen, die Linke von der Macht auszuschließen:

Der Schulz-Hype hatte einen anderen Grund, den jeder selbst anhand seines privaten Umfeldes erlebt haben wird: Neuen Gästen ist man umso mehr aufgeschlossen, je weniger interessant eine altbekannte Runde wirkt. Mit der Zeit wirkt dann der neue Gast ähnlich abgeschliffen wie alte Gäste, falls sie sich nicht unterscheiden, was auf Merkel und Schulz wohl sehr zutrifft. Ich bin sicher, würde Schulz einen völlig neuen Kurs glaubwürdig einschlagen, hätte sie SPD auch höhere Werte. Da Schulz jedoch ein neuer Kandidat des Systems ist, sinken seine Werte, da es nun nach und nach jeder begreift.

Gravatar: Blaumann

Ein SPD-Mann, der mehrfacher Millionär ist, ist ein
Widerspruch in sich. Ich meine den Schulz, der sich sein
Amt in der EU selbst geschneidert hat.

Gravatar: HAJO

Diese Dame hat die Schwarzen in zehn Jahren sozialdemokratisiert und das kommt nicht von ungefähr, denn wer innerhalb der sozialistischen Einheitspartei etwas werden wollte, kam nicht umhin, sich einzufügen und sich dann auch im System zurechtzufinden. Wer so sozialisiert wurde ist aufgrund vieler Erfahrenswerte garnicht in der Lage eine dreihundersechziggrad Wende zu vollziehen, denn da sind Gewohnheiten und erworbene Überzeugungen mit im Spiel, die man nicht ablegen kann wie ein schmutziges Hemd. Gerade deshalb wurden die Schwarzen reformiert, bei den Linken, Grünen und Sozis war ja schon eine Seelenverwandschaft vorhanden und durch die Abspaltung der neuen Rechten aus den konservativen Ecken der Schwarzen entstand nun ein neues, nicht erwartetes Menetekel, was es nun mit aller Entschiedenheit zu bekämpfen gilt, denn schließlich hat man ja nicht 10 Jahre umsonst für die Umwandlung in eine neue sozialistische Republik geackert, wo es sich jetzt ein paar freche Gestalten aus der konservativen Ecke erlauben, das Ganze in Frage zu stellen und dagegen massiv opponieren. Diese Aufmüpfigkeit war man in der guten alten DDR auch nicht gewohnt und deshalb wird es höchste Zeit, das Konservative entgültig zu entlarven und den Sozialismus als höchste Form des Menschseins zu propagieren.

Gravatar: Dirk S

Zitat:"Schulz vollzieht Linksruck und wirft Merkel-CDU »Rechtsruck« vor"

Na ja, in Anbetracht der Tatsache, dass Merkel inzwischen klassische sozialdemokratische Positionen besetzt hält und Schulz sie links überholen will (und dabei in die Positionen der Linken reinbrettert), kann man Merkel keinen wie auch immer gearteten "Ruck" vorwerfen, zumal es ohnehin Merkels phlegmatischer Natur widersprechen würde, sich schnell in irgendeine Richtung zu bewegen. Die sitzt auf ihrem Platz im Kanzleramt und harrt der Dinge, die da kommen mögen.
Während die Bevölkerung verzweifelt nach einer moderaten konservativen Alternative sucht, was die Medien dann als Rechtsruck bezeichnen (aber in Wirklichkeit, wie der gute Hadmut Danisch immer so schön beschreibt, eine Linksflucht ist).

Ruckfreie Grüße,

Dirk S

Gravatar: Aufbruch

Die eine zieht nach rechts, der andere zieht nach links um für sich beide das Wählerpotential für eine erneute GROKO zu sichern. Deutschland wird weiter verschaukelt. Nicht nur von Schulz.

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