Auch fast 25 Jahre nach dem Unglück ist die Ursache unbekannt

Schadenersatzaffäre zum Untergang der »Estonia« beginnt in Frankreich

Am 28. September 1994 versank die Autofähre »Estonia« auf ihrem Weg von Tallinn nach Stockholm in der rauen Ostsee. 852 Menschen fanden damals ihr nasses Grab. Bis heute ist die Ursache ungeklärt. Dennoch beginnt jetzt ein Schadenersatzprozess in Frankreich zur Entschädigung der Hinterbliebenen.

Foto: Zmogeliux911 / Wikimedia / CC BY-SA 4.0
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Es war schwerer Seegang in der Nacht zum 28. September 1994 in der mittleren Ostsee südlich der Åland-Inseln. Das Fährschiff »Estonia« der Estline stampfte voll beladen durch die schwere See auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm. Um 01.22 Uhr setzt die »Estonia« den ersten Notruf ab, doch bereits nach nur sieben Minuten riss der Funkkontakt zum Schiff ab. Nur wenig später verschwand das Schiff von den Radarschirmen der umliegenden Schiffe sowie der zahlreichen in der Region installierten Militärüberwachungsanlagen.

Klar ist, dass das Bugvisier des Schiffes den in dieser Nacht bis zu zehn Meter hohen Wellen auf Dauer nicht standhalten konnten, wegbrachen und somit das Wasser der Ostsee in Sekunden ins den Bauch des Schiffes einbrechen konnte. Das führte zum Untergang der Estonia und dem Tod von 852 Menschen.

Aber bis heute ist ungeklärt, warum dieses Bugvisier des damals 14 Jahre alten Schiffes wegbrach. Bis heute streiten sich die Experten über die Ursache. Erschwert wird die Aufarbeitung des Unglücks dadurch, dass fast alle Ostseestaaten auf Betreiben Schwedens eine Bannmeile über das Wrack der Estonia verhängt haben, Untersuchungen am Schiff nicht möglich sind. Das ist aus dem Grund besonders bemerkenswert, da vor allem in Schweden Berichte publik wurden, denen zufolge sich an Bord des Schiffes Militärmaterial aus ehemals sowjetischen Beständen befunden hatte, welches nach Schweden geschmuggelt werden sollte.

Die Ursache ist ungeklärt, dennoch beginnt heute ein Prozess um den Schadenersatz für die Hinterbliebenen der 852 Opfer des Untergangs statt. Die Anwälte der Angehörigen wollen 40 Millionen Euro Schadenersatz fordern. Beobachter gehen davon aus, dass das Gericht diese Summe akzeptieren wird. Fraglich ist bloß, wer sie zahlen soll.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gast

Also man könnte schon annehmen zumindest die Ursache für diese schreckliche Katastrophe ist geklärt, es scheint wohl eher so zu sein, dass die Dienste des Wertewestens sich darin einig sind es bei der Katastrophe zu belassen.
Vielleicht war ja doch die Meyer-Werft mit ihrer Rostschutz-Vorbehandlung schuld. Gehört die eigentlich inzwischen einem Hedgefond ?

https://www.spiegel.de/panorama/untergang-der-estonia-loecher-im-stahl-a-114709.html

Merkwürdig, warum denke ich beim Anblick der zerrissenen, nach außen verbogenen Schiffswand sofort an meine Kindheit zurück als wir in den hinterlassenen Trichtern des WK II jene seltsam verdrehten, scharfkantigen Stahlfragmente fanden welche im Volksmund Bombensplitter genannt werden.

https://www.youtube.com/watch?v=gPx1bA4Y9XY
ab 13:00 min

Ich bitte darum meinen Kommentar nicht allzu ernst zu nehmen denn ich gehöre zu jenem tattrigen ARD-Zuschauerklientel welches familienfreundliche Fernsehkrimis ganz besonders mag wenn sie abstruse, alte Verschwörungen enthalten.

http://www.quotenmeter.de/n/92147/die-kritiker-nord-bei-nordwest-estonia

Gravatar: Alfred

Konstruktionsfehler an der Heckklappe der Es.. Konstruktionsfehler bei Dieselfahrzeugen. Schadenersatzforderungen bei Diesel ja, bei Es. nein. Warum?
Weil mit der Diesel-Kampagne und der Einführung der E-Autos mehr Profit gemacht werden kann.

Der Staat hat seine Kontrollfunktion nicht wahrgenommen. Warum wird der deutsche Staat nicht verklagt?

Gravatar: Rita Kubier

Es ist immer sehr verdächtig, wenn etwas angeblich nicht aufgeklärt werden "kann", was fast immer bedeutet, dass es aus "bestimmten Gründen" nicht aufgeklärt werden soll. Denn würde die Ursache gefunden werden, würde wahrscheinlich damit auch noch etwas anderes ans Tageslicht kommen, was nicht sein soll und nicht sein darf.
Die Ostsee eignet sich daher bestens, nicht nur die Ursache nicht klären zu können bzw. nicht zu wollen, sondern vielleicht auch noch etwas zu vertuschen, was für bestimmte Länder oder Regierungen keine guten Folgen hätte.

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