Moskau belässt seinen Botschafter demonstrativ in Kabul

Russland lobt Taliban: Beginnt schon die nächste Runde?

Während alle westlichen Staaten ihre Botschaften eilig räumen, bleibt der russische Botschafter demonstrativ vor Ort. Wiederholt sich 1978?

RIA Novosti archive, image #58833 / A. Solomonov / CC-BY-SA 3.0
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Während alle westlichen Staaten ihre Botschaften in Kabul eilig räumen, bleibt der russische Botschafter demonstrativ in der afghanischen Hauptstadt. Der Botschafter Moskaus will mit Vertretern der Taliban über die Sicherheit des Geländes sprechen. Man wolle weiterarbeiten, als sei nichts geschehen.

Offenbar hofft Moskau darauf, dass die Taliban vergessen haben, wer Afghanistan vor bald einem halben Jahrhundert ins Unglück gestürzt hat: Die damalige Sowjektunion. Und der Winkelzug scheint erfolgreich zu sein. Laut russischen Medien haben die Taliban für die Sicherheit der Diplomaten garantiert. Ein Sprecher der Islamisten sprach sogar von den "guten Beziehungen zu Russland".

Umgekehrt lobte der Kremel die Taliban. Putins Sondergesandter in Afghanistan, Samir Kabulow, erklärte. die Taliban hätten "im Unterschied zu den Amerikanern, zu der ganzen Nato, auch der geflüchteten afghanischen Regierung", den Islamischen Staat "erbarmungslos" bekämpft. 

Ob nun diplomatisches Geschick mit der Absicht, auf lange Sicht einen Verbündeten zu gewissen oder einfach nur Schadenfreude über die Niederlage des Westens die russischen Reaktionen bestimmen, ist schwer zu sagen. Für Russland bzw. die Sowjetunion gehört der Krieg in Afghanistan, der zwischen 1979 und 1989 etwa 26.000 Soldaten das Leben kostete, zu den historischen Traumta, weil die Niederlage am Hindukusch auch das Ende der Sowjetunion einläutete - Russland Herrschaft über Ost- und Mitteleuropa. 

Zur Sicherheit führt Russland momentan Militärübungen mit Tadschikistan durch. Das Land hat eine lange Grenze mit dem jetzt offenbar wieder islamistischen Nachbarn im Süden. Denn selbstverständlich besteht nun die Gefahr, dass die Taliban Afghanistan zu einem Tummelplatz islamistischer Terrorgruppen werden lassen - so wie bis 2001.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: <Frank>

Putin freut sich wohl über jedes grenznahe Land das nicht vom Westen dominiert und in das Deepstatesystem aus vermeintlicher Demokratie gezogen wird. Da kann es ihm wohl fast egal sein wer dort regiert.

Und nein, keine Armee die ausschließlich aus verdeckten Kämpfern besteht kann jemals vollständig besiegt werden, weil sie sich niemals einem regulärem Kampf auf einem regulärem Schlachtfeld mit einem regulärem Gegner stellt wenn sie ihn nicht gewinnen kann.
Von daher war das gesamte Unterfangen sinnlos und ganz offensichtlich vom Afgahnischem Volk garnicht gewollt.

Bedenkt man das sie Teil der s.g. "Achse des Bösen" waren, was ja an sich schon eine Beleidigung ist, hätte ich es genauso gemacht und mir meinen eigenen Diktator zurück geholt.

Gravatar: Graf von+Henneberg

"Russland lobt Taliban: Beginnt schon die nächste Runde?"

Die "nächste" Runde hat vor ca. 20 Jahren mit dem Einmarsch der Amis und der Deutschen begonnen.

In der Politik passiert nicht durch Zufall.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

„Moskau belässt seinen Botschafter demonstrativ in Kabul
Russland lobt Taliban: Beginnt schon die nächste Runde?“ ...

Welch Frage!

Dies ist selbst aus meiner als einstiger Holzfäller auch dies bzgl. ´sehr beschränkten Sicht` schon darum mehr als offensichtlich, weil sich in Chinas westlicher Nachbarschaft die Machtverhältnisse zu Gunsten Beijings ganz extrem verschieben!

Ein höchst gewichter Grund dafür ist sicherlich auch Bidens weiße Entscheidung, die US-Truppen samt Nato aus Afghanistan abzuziehen!

Nun treibt China den Aufbau wirtschaftlicher Abhängigkeiten selbstverständlich ´erfolgreich` voran und verlässt sich bei der regionalen Sicherheit ´nicht mehr` auf die Russische Föderation“!!!
https://www.baks.bund.de/de/arbeitspapiere/2018/chinas-marsch-nach-westen-aufstieg-in-zentralasien-und-afghanistan

Sollten die Russen deshalb etwa mit Afghanistan brechen???

Gravatar: karlheinz gampe

Die Taliban sollen nun westliche Waffen haben, die von EU und USA bezahlt wurden.

Gravatar: Gerhard G

Der Gewinner wird China sein...Afghanistan...reich an Bodenschätzen (vorläufige schätzungen belaufen sich angeblich aus mehrere Billionen USD/@´€ /???)
Immerhin gab es Verhandlungen mit den Taliban schon vor dem Sturm auf Kabul.
eben bei yuwatch gelesen:
Was Heiko Maas und Annegret Kramp-Karrenbauer, die dilettierenden Todesengel im Kabinett Merkel, in Tateinheit mit ihrer Chefin beim Aghanistan-Abzug und dem nun folgenden Desaster verbockt und an Schuld auf sich geladen haben, bringt das Fass final zum Überlaufen.

Leider keine Entlasungen.... Unser BVG u. Parlament können wir getrost vergessen ... wen wollts denn im September wählen? ....außer AfD bleibt nichts übrig.
Dine Frage hätte ich an die Partei ...können sie auch mit dem Eisernen Besen kehren oder nur Staub wischen mit Wattebällchen ???

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Während alle westlichen Staaten ihre Botschaften eilig räumen, bleibt der russische Botschafter demonstrativ vor Ort. Wiederholt sich 1978?“ ...

Ja mei: Zumindest geht auch mir durch den Kopf:

„Nachdem der Westen in den vergangenen Jahren zuerst Syrien Russland und dem Iran überlassen hat und jetzt Afghanistan fluchtartig den Rücken zukehrt, warum sollte nach all den gebrochenen Versprechungen der letzten 20 Jahre noch irgendjemand Politikern aus Washington, Brüssel, Berlin, London oder Paris Glauben schenken?“??
https://jungle.world/artikel/2021/32/afghanistan-und-die-jahrestage-der-niederlage

Gravatar: Meiko Haas

Mich würde eher mal interessieren ob nach diesem Clusterf*ck unser großes, kleines Arsc***och aus dem Saarland noch Restvorkommen an Charakter hat und zurücktritt.

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