Weil keine Abnehmer für gefördertes Gas zu finden sind?

Russland fackelt überflüssiges Gas ab

Russland fackelt im großen Stil Gas ab. Will Moskau die Europäer damit ärgern? Seine Macht demonstrieren? Die Gründe sind wohl andere.

Dirk Ingo Franke, CC BY-SA 2.0
Veröffentlicht:
von

Es ist paradox. Nicht nur Deutschland - auch Russland hat nach den Gas-Sanktionen durch die EU ein ernstes Problem. Während aber Deutschland Gas fehlt, wird Russland nicht alles Gas los. Also wird das überflüssige Gas abgefackelt.

Eine andere Möglichkeit besteht für die russischen Gaslieferanten nicht: Der Verkauf. Zwar heißt es überall, Indien und China stünden als Abnehmer bereit."Bereits im vergangenen Herbst", erklärt Malte Küper, Energieexperte am Institut der deutschen Wirtschaft, IW, "gab es Berichte, dass Russlands Speicher nahezu vollständig gefüllt waren". Das war ein halbes Jahr bevor Moskau seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begann.

Nun bildet sich ein Rückstau, weil nicht weiter nach Europa geliefert werden kann. "Russlands Gasspeicher sind zwar gewaltig", sagt Küper, "aber auch sie kommen angesichts der enormen Mengen, die normalerweise nach Europa fließen würden, an ihre Grenzen."

Ist diese Grenze erreicht und kann das Gas nicht abtransportiert werden, dann bleibt keine andere Wahl, als das überschüssige Gas zu verbrennen. Denn ein Verschließen der Bohrlöcher ist nicht so leicht möglich, da dass Gas unter hohem Druck steht.

Moskau behauptet, das Gas nach China und Indien zu liefern. Was daran stimmt, ist kaum zu überprüfen. Sicher ist aber: Es gibt keine zusätzlichen Lieferkapazitäten. Dafür müssten neue Pipelines gebaut worden sein. Die aber kosten nicht nur enorme Summe. Ihr Bau kostet vor allem Zeit.

Zudem müsste in beiden Ländern überhaupt erst einmal eine Nachfrage nach zusätzlichem Gas bestehen. Niemand kauft Gas, nur weil es billig ist, es sei denn er verfügt über entsprechende Speicher. Und beim verflüssigen von Gas hinkt Moskau hinterher.

Das Abfackeln hat starke Auswirkungen auf die Umwelt im Polargebiet. Nach Berechnungen von Professor Esa Vakkilainen von der Universität Lappeenranta, Finnland, hat Gazprom in den vergangenen zwei Monaten womöglich Gas im Wert von etwa 1000 Euro pro Stunde verbrannt. "Das ist auch ein großes Umweltproblem - vor allem für die Nordpolregion, wo dieser Ruß definitiv einen Einfluss auf die globale Erwärmung hat", erklärte Vakkilainen. "Das Abfackeln ist eine Umweltkatastrophe, bei der täglich rund 9000 Tonnen CO2 freigesetzt werden", erklärte ein Experte vom Berater-Unternehmen Rystadt-Energie.

 

 

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Fritz der Witz

Das von der BRDigung nicht abgenommene Gas ist ja bereits bezahlt bzw. muss bezahlt werden.

Take or Pay

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang