Im Fall der Ausfälle

Risiken der Euro-Rettung kosten Deutschland bis zu 95 Milliarden Euro

Das Bundesverfassungsgericht wollte von der Europäischen Zentralbank (EZB) wissen, welche Summe der deutsche Steuerzahler für den Fall berappen müsste, das alle von Draghi großflächig aufgekauften Anleihen wertlos würden. Fast 100 Milliarden wären es!

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Die EZB kauft immer noch kräftig Anleihen. Bis zum Jahresende werden diese Anleihen ein Volumen von 2,3 Billionen Euro (Nennwert) erreicht haben. Das ist mehr als das siebenfache des Bundeshaushaltes für das Jahr 2017. Weil die einzelnen Euro-Mitgliedsländer je nach ihrer Wirtschaftskraft anteilig am Euro beteiligt sind, stehen sie auch je nach dieser Wirtschaftskraft im Risiko, falls eines oder mehrere der angekauften Papiere ihren Wert verlieren. Das Bundesverfassungsgericht wollte nun von der EZB wissen, wie groß die Belastung für den deutschen Staat wäre, falls alle dieser Papiere ihren Wert verlieren. Zu diesem Zweck sandte man einen Katalog mit 43 Fragen an die Draghi-Behörde. Die in den Antworten übermittelten Zahlen sind mehr als ernüchternd.

Nimmt man die theoretische Situation an, dass alle Anleihen ausfielen, so schreibt es der »Tagesspiegel«, beläuft sich die Risikosumme für Deutschland auf 95 Milliarden Euro. Dieser Betrag stellt den Anteil der Bundesrepublik an der Risikoteilung unter den nationalen Zentralbanken dar. 20 Prozent des Gesamtvolumens der erworbenen Papiere aus dem öffentlichen Sektor wird auf die nationalen Zentralbanken verteilt (derzeit rund 380 Millionen Euro). An diesem »Topf« ist die Bundesbank, wie am Euro auch, mit 25 Prozent beteiligt. Daraus resultieren die eingangs erwähnten 95 Milliarden Euro.

Doch das ist noch nicht alles. Denn sollte es auch zu Verlusten bei den anderen 80 Prozent der erworbenen Papieren, die von den jeweiligen Landesbanken erworben wurden, kommen, so hat sich die EZB unter Draghi einen kleinen Trick einfallen lassen. Grundsätzlich haftet die Landesbank, die das Papier erworben hat. Aber: der EZB-Rat kann entscheiden, dass Länder für spezifische Verluste aus währungspolitischen Operationen entschädigt werden können. Soll heißen: fällt eine Anleihe aus, die Portugal gekauft hat, kann die EZB den Verlust auf die anderen EU-Länder verteilen. Und wer wird dann wohl wieder den dicksten Packen abbekommen? Richtig: Malta!

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Jomenk

95 Mrd. Peanuts.
Allein die Forderungen der Deutschen Bundesbank an die Zentralbanken Europas betragen ca. 750 Mrd. Euro (Target 2 ). Ganz einfach gesagt, wir leihen den Staaten das Geld, damit sie unsere Waren kaufen können. Es fliesst kein Geld im eigentlichem Sinne, sondern es ist eine Art Bürgschaft. So funktioniert das deutsche Exportwunder. Und wenn z.B. Italien ( Forderung 360 Mrd ) pleite geht, so müssen wir zahlen. Dann ist auch Deutschland pleite.
Nicht ganz. Da gibt es ja noch den deutschen Bürger. Da gibt es noch einiges zu holen. Häuslebesitzer bekommen dann einen netten Brief vom Staat mit der Aufforderung, mal ihre Hausbank aufzusuchen. Dort sollen sie bitte eine Zwangshypotek auf ihre Bude aufnehmen und das Geld dem lieben Finanzamt überweisen.
Übrigens sollte man sich nicht wundern, wenn sich plötzlich 25% des Spargroschens in Luft aufgelöst haben. Denn da bedient sich der Staat als erstes.
Und wenn jetzt jemand auf die Idee kommt, der Staat dürfe das alles nicht, dann kann ich nur sagen, yes, he can. Man kann das alles wunderbar im Grundgesetz nachlesen.
Zum Schluss noch ein Schmankerl. Dem deutschen Sparer ( Sparguthaben, Lebensversicherungen, etc ) sind seit der Einführung der Niedrigzinsen der ECB über 425 Mrd. an Zinsen verloren gegangen. Auch nicht schlecht, oder?

Und wem haben wir das alles mehr oder weniger zu verdanken. Den Eurorettern Merkel, Schäuble, Gabriel und noch ein paar anderen Politdarstellern.

Aber keine Angst, es gibt noch Hoffnung.
Der nächste Kanzler heisst Merkel.
Na also, alles wird gut!

Gravatar: Gerd Müller

Und dann:
over and out .....

Danke, ihr "Eliten" !

Gravatar: die Vernunft

Herr Draghi, Geld drucken funktioniert nur, solange eine Währung Substanz hat. Die italienische Lira befand sich auf einem ähnlichen Weg, im freien Fall!

Nachdem alle Stabilitätsversprechen des Eurodiktates gebrochen wurden, heißt es für unser Land, schnellstens raus aus dem Euro! Die Deutschen wußten es schon vorher! Doch was hatten die Deutschen in ihrer "Demokrtie" schon je zu entscheiden??

Herr Draghi möchte doch bitte einmal erklären, wie man sein vieles neugedruckte Geld wieder einfangen will, ohne die Eurowährung in die Schwundsucht zu stoßen!
Ach ja, Frau Merkel will Deutschland und den Euro ja in die Schwundsucht stoßen! Nach und Dank ihr kommt der totale Untergang!

Gravatar: Hans von Atzigen

Grundsätzlich sind die Ausführungen im Artikel in der Theoerie richtig.
In der Praxis sieht das dann etwas anders aus.
Wenn das Ding kollabiert, unvermeidlich ab Ausfallvolumen X dann ist die Praxis eine andere= Totalverlust für ALLE.
Die grössten Verlierer sind unvermeidlich die grössten Gläubiger. Das ist ganz klar die BRD.
Das ist doch grundsätzlich identisch mit einer Firmenpleite.
Wo nix anderes als Schrottwert ist, ist auch nix mehr zu erwarten. Na ja Verlustschein= Lachnummer.

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