Die Amazonas-Synode tagt, gleich nebenan: die Polizei

Razzia im vatikanischen Staatssekretariat

Vatikanische Gendarmen und Feuerwehrleute beschlagnahmten Kisten mit Dokumenten und elektronischen Geräten. Fünf Personen wurden vom Dienst suspendiert.

Foto: Pixabay
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Durchsucht wurden Büros der ersten Sektion des Staatssekretariats und der Finanzaufsicht AIF, wie Roland Juchem auf kath.net berichtete.

Ein »Steckbrief« wurde von der italienischen Zeitung L’Espresso veröffentlicht, indem der vatikanische Sicherheitschef Domenico Giani Dienstanweisung preisgibt. Fünf Personen wurden suspendiert und dürfen den Vatikan nur noch betreten, um die Gesundheitsdienste in Anspruch zu nehmen.

Das vatikanische Pressebüro reagierte lau: in einer Pressemitteilung wurde bestätigt, dass der Durchsuchungsbefehl vom vatikanischen Staatsanwalt Gian Piero Milano und seinem Stellvertreter Alessandro Diddi stammte. Anlass waren Anzeigen der Vatikanbank im Frühsommer.

Zwei Namen stechen dabei besonders in Auge: der Direktor der AIF, Tommaso di Ruzza und Erzbischof Angelo Becciu.

Di Ruzza leitete die AIF, eine von Papst em. Benedikt 2010 ins Leben gerufene Finanzinformationsbehörde, die mit der Kontrolle aller Finanztransaktionen im Staat der Vatikanstadt und der römischen Kurie beauftragt war. Die Kontrollinstanz hatte bisher den Ruf, gute Arbeit zu leisten.

Giovanni Angelo Becciu ist Präfekt für die Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse, hat aber von 2011 bis 2018 im Staatssekretariat als Substitut gearbeitet. Der Substitut des Staatssekretariats gilt als »rechte Hand« des Papstes. Schon im Skandal der Malteserritter hat sich Becciu nicht mit Ruhm bekleckert.

Wer hinter der Aktion steht ist unsicher. Eine Mutmaßung ist, Gianluigi Nuzzi. Nuzzi ist ein Enthüllungsjournalist, der in den kommenden Tagen, während der Synode, sein neues Buch über den Vatikan vorstellen will.

Eine andere Mutmaßung – und eine nur teilweise Erklärung – ist anderorts zu lesen:

Für (mindestens) einige Monate haben Anwälte einige fragwürdige Transaktionen überwacht, die vom Posten des Auditor general [Rechnungshofspräsidenten] als unregelmäßig eingestuft wurden. Der Posten des Auditor general ist derzeit unbesetzt. Der letzte auditor general war Libero Milone, der 2017 zurücktreten musste. Sein Rücktritt wurde vom damaligen Erzbischof Becciu erzwungen. Milone erklärte, dass eine Jagd auf ihn begonnen wurde, nachdem er auf finanzielle Unregelmäßigkeiten gestoßen war – gegen ihn stand das Wort Beccius, der ihn der Spionage verdächtigte.

Die mögliche Erklärung könnte wie folgt lauten: Milone, dessen Arbeit es war, finanziellen Unregelmäßigkeiten auf den Grund zu gehen, wurde misstrauisch, als Unregelmäßigkeiten beim Sostituto – Becciu – zu erkenne waren. Becciu hingegen wusste von den Forschungen Milones und war erbost.

Die Razzi diese Woche deutet also auf ein mögliches Szenario hin: Milone hatte guten Grund, misstrauisch zu sein, Becciu war Teil von Hinterziehung, die er bekämpfen sollte.

Damit verliert der Vatikan einmal mehr Glaubwürdigkeit in Sachen Transparenz. Nachdem Kardinal Pell durch – vermutlich – falsche Anklage unschädlich gemacht wurde und im Gefängnis sitzt, entpuppt sich nun auch Becciu als »Gegenspieler« einer finanziellen Transparenz.

(jb)

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Catilina

@ Thomas Waibel: wer im christlichen Glauben aufgewachsen ist, hat sehr wohl erkannt, daß dieser "Papst" ein Scharlatan ist. Ein in der Wolle gefärbter Kommunist obendrein. Tut mir leid das so sagen zu müssen, aber wonach sieht es denn aus?

Gravatar: Thomas Waibel

Das Schlimmste an der Kirche" von Bergoglio ist, daß sie vortäuscht, die Katholische Kirche zu sein und damit effektiv die Reste von Glauben, die noch existieren, entsorgt.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Giovanni Angelo Becciu ist Präfekt für die Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse, hat aber von 2011 bis 2018 im Staatssekretariat als Substitut gearbeitet. Der Substitut des Staatssekretariats gilt als »rechte Hand« des Papstes. Schon im Skandal der Malteserritter hat sich Becciu nicht mit Ruhm bekleckert.“ ...

Sollte man unter dem scheinbar höchst mafiosen Verhalten des Stellvertreters Gottes incl. seiner „rechten Hand“ etwa die Suche nach neuen Wegen der Evangelisierung verstehen???
https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2018-05/becciu-kardinal-vatikan-staatssekretariat-ernennung-papst.html

Schließlich entdeckte die Polizei die „10 Gebote“ der Mafia schon vor geraumer Zeit!!!
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/fund-bei-verhaftung-polizei-entdeckt-die-zehn-gebote-der-mafia-a-516480.html

Gravatar: Rita Kubier

Die katholische Kirche und der Vatikan selbst sind doch nur ebensolche verruchte und betrügerische Vereinigungen, die sich nicht nur als solche finanziell bereichern, sondern in dem DAS insbesondere einzelne der hohen Würdenträger TUN, wie das in vielen weltlichen Parteien der Fall ist. Die Kirche bzw. deren Kirchenmänner bilden absolut keine Ausnahme, wenn es um Betrug, Korruption und persönliche Bereicherung geht. Abgesehen von sexuellen Straftaten und Kindesmissbrauch insbesondere in der katholischen Kirche, der nie wirklich und konsequent aufgeklärt wird.
Und auch diese wahrscheinlich über Jahre oder gar Jahrzehnte auf krimineller Basis beruhende finanzielle Bereicherung Einzelner wird vermutlich nie gänzlich aufgeklärt werden. Dafür wird schon der Papst mit seinen Beziehungen sorgen.

Gravatar: Fritz der Witz

Beim Vatikan-Establishment handelt es sich um eine kriminelle Vereinigung !

Das ist nicht wirklich neu, aber eben real !

Ein "guter Grund", weiterhin fleißig Kirchensteuern zu bezahlen und zu spenden, liebe "Gläubige".

Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen. Amen.

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