Wie geht es an der Spitze des russischen Militärs weiter und welche Bedeutung respektive Auswirkungen haben die Vorfälle des vergangenen Wochenendes auf die Entwicklung im Donbas? Über diese Frage streiten sich Militärexperten und Beobachter. Tatsache ist, dass Prigoschin ins Exil nach Weißrussland gegangen ist und das Schoigu endgültig abgetaucht zu sein scheint. Wobei Letztgenannter in den zurückliegenden Wochen ohnehin intensiv durch Abwesenheit glänzte. Zuvor war er mehrfach direkt von Putin wegen seines zögerlichen Vorgehens im Donbas angezählt worden. Denkbar ist, dass Putin die sich nun bietende Gelegenheit nutzt, um einen neuen Verteidigungsminister zu ernennen. Den einen der Streithähne hat er bei Lukaschenko geparkt, dem anderen übergibt er einen »ganz wichtigen« Posten, so etwas wie die Stadtkommandantur von Irkutsk oder ernennt ihn zum Militärattaché der russischen Botschaft in Usbekistan.
Wobei die Spekulationen um Prigoschins Exil in Weißrussland bereits jetzt ins Kraut schießen. Bundeswehr-Ex-General Kanther meint, das sei eine Inszenierung gewesen, eine Finte. Es könnte sein, dass nun Prigoschin in Weißrussland die Wagner-Gruppe neu ordnet und dann von der belarussischen Flanke her angreift, wo die Ukraine ohne Schutz ist. Ganz auszuschließen ist diese These nicht, zumal sämtlichen Wagner-Truppen von höchster Stelle im Kreml Straffreiheit zugesichert wurde. Nicht vergessen werden sollte auch, dass Wagner-Verbände nicht nur im Donbas für Russland kämpfen, sondern auch in Mali und in Syrien eingesetzt sind. Einfach zu ersetzen sind diese Militärverbände nicht. Viel wird wohl davon abhängen, wer Nachfolger von Prigoschin wird und ob die Wagner-Verbände im Donbas das an sie ergangene Angebot, sich als geschlossener Verband als Spezialeinheit der regulären russischen Armee anzuschließen, annehmen und wie viele der kriegserfahrenen Kämpfer möglicherweise auch Prigoschin nach Weißrussland folgen.
Ein solches Szenario wäre dann für den vorschnell voller Schadenfreude frohlockenden Selenskij der schlimmste anzunehmende Fall. Der hat nämlich so ziemlich alles, was irgendwie eine Waffe halten kann, in den Donbas entsendet und seine Nordflanke im Dreiländereck Weißrussland-Russland-Ukraine komplett entblößt. Das ist eine Einladung selbst für eine kleine, hochgerüstete, kampferprobte und motivierte Einheit, wie sie Prigoschin in kürzester Zeit aufstellen könnte. Der Landweg bis Charkow ist kurz, sehr kurz sogar. Und dass die Wagner-Truppen sich auf den Städtekampf verstehen, haben sie in Mariupol und Bachmut nachdrücklich unter Beweis gestellt.
Kommentare zum Artikel
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Eine Spekulation:
Russland hat die USA, die Nato mit einer List hinter die Fichte geführt, vielleicht haben sie Prigoschin "geschmiert"und dachten ein Putsch gegen Putin wäre im Bereich des Möglichen! So kassierten die Wagnerleute noch viele Dollars und die Schläfer für den Fall der Fälle haben sich enttarnt, Chodorkowski sprang auf den "fahrenden" Zug. Erdinger ist nah dran. Dieses trojansiche Pferd ist KI.. und nicht sichtbar und zu betasten. Jetzt ist Kiew stark bedroht- Entfernung?
Genauso wie der "spontane Mauerfall aus Versehen", der sicher auch eine Inszenierung war, gut geplant.
Rochaden sind da,, um Spannungen zu verlagern.. So war Adolf vor Moskau, wollte Stalingrad; die 5. Armee in den Kaukasus. Hier gleiches? Immerhin wissen unsere Ex-Generäle nicht was Putin will. Gut, das sie uns nicht in den Krieg geführt haben. Einfach ins Altenteil wechseln, da gehören die "Fachversteher" hin.
„Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen."
Man ersetze das Wort Mohr durch Prigoschin und schon passt's. Der Mann spielt in Putin's Strategie und Taktik keine Rolle mehr und wurde deshalb seiner "Funktion" enthoben. Man muss nur ein paar Wochen zurückblicken, als man ihn zu "überzeugen" versuchte, seine Wagner-Gruppe dem russischen Militär zu unterstellen - was dieser jedoch ablehnte; und eben dafür jetzt seine "Quittung" erhielt.
Jedem, der die in Wahrheit komplexen Vorgänge rund um den "Putsch" verstehen will, empfehle ich die Lektüre der exzellenten Ausführungen dazu von Max Erdinger.
https://journalistenwatch.com/2023/06/25/russland-putsch-putin-prigoschin-der-tag-danach/