Folgen der Corona-Wirtschaftskrise

Ölpreise fallen ins Negative

Der Lockdown als Folge der Corona-Krise führt zu einer kuriosen Erscheinung: Der Ölpreis fällt unter Null.

Qelle: Bloomberg
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Spekulationen und Wirtschaftskrise sorgen dieser Tage an der Rohstoffbörse für eine kuriose und eigentlich schwer vorstellbare Entwicklung: Der Ölpreis fällt in einen negativen Bereich. Nach vier Wochen Lockdown kostet ein Fass, 159 Liter Öl der US-Sorte WTI am Montagabend in New York kurzzeitig weniger als null Dollar. Wer Öl kaufte, erhielt noch Geld obendrauf. Wer verkaufte, musste zahlen.

Weniger Autoverkehr, kaum Flugzeuge, reduzierte Produktionen – der Bedarf an Öl fällt dank der vielerorts ergriffenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus ins bodenlose. Also fällt auch der Preis.

Und nicht nur das: Da sich die weltweit größten Ölförderer erst vor einer Woche auf eine Reduktion der Förderung einigen konnten, sammelt sich das weiterhin geförderte Öl buchstäblich in Tankern, Pipelines und Raffinerien. Analysten rechnen für Ende April damit, dass 90 Prozent ausgefüllt sind. Wird der Betrieb der jetzt unfreiwillig als Speicher genutzten Anlagen teurer als das Öl, das sie speichern, sind negative Preise nicht nur möglich, sondern so gut wie sicher.

Davon sind viele Spekulanten betroffen. Sie haben Öl gekauft, das im Mai geliefert wird, und müssen dieses Öl nun billig verkaufen, da sie absehbar keinen Abnehmer finden. Andernfalls entstehen ihnen die unter Umständen erheblich höheren Kosten der Lagerung, wenn das Öl im Mai eintrifft.

In den USA sorgt der Markt mittlerweile für eine Reduktion der Ölproduktion: Viele Ölförderer sind einfach pleite. Die Auswirkungen auf die Wirtschaften in Ländern wie Russland und Saudi Arabien dürften durchschlagend und ohne die Regulationsmechanismen eines funktionierenden Marktes äußerst negativ sein.

Für Deutschland bedeutet diese Entwicklung auf dem vom Markt teilweise abgekoppelten Energiemarkt, dass die Kunden weiterhin hohe Preise zahlen, obwohl die Energiepreise als Folge des Überangebots an Rohstoffen zur Energiegewinnung eigentlich sinken sollten.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ernst-Friedrich Behr

Herr Klein, Sie schreiben:

"Wenn Sie uns netterweise mal kurz Ihr Cramersches Patent, oder wie das hieß, erklären,..."

Nein, erkläre ich nicht. Ein Cramersches Patent kenne ich außerdem nicht. Schließlich bin ich auch nicht Ihr Erklärbär. Fragen Sie Professor Google.

Gravatar: Hans-Peter Klein

@ Ernst-Friedrich Behr 23.04.2020 - 19:06

Ach, sieh da, der Herr Behr,
unser aller Erklärbär mit den vielen Fragen aber wenig Antworten.

Eine Steigerung aller EE innerhalb von 10 Jahren seit 2010 von damals um die 1-5% auf heutige Momentanwerte um die 85 % kann man schon als "stolz" bezeichnen, i.S. einer stolzen Leistung.

Der Absturz der Konventionellen von damals (!) stolzen
- Kernenergie bis zu 37 %
- Braunkohle bis zu 35%
- Steinkohle bis zu 20 %

auf Minimalwerte heute 2020 um die 16% insgesamt, kommt demgegenüber eher einem "mickrigen Rest" näher.

Die Zielmarke der EE liegt übrigens bis 2050 bei 90% nicht 100% im Jahresmittel, damit die konventionellen Gaskraftwerke nicht verrosten und verstauben, wie demnächst die Kohlekraftwerke, oder gar ganz abgerissen werden wie die AKWs.

Wenn Sie uns netterweise mal kurz Ihr Cramersches Patent, oder wie das hieß, erklären, eventuell fällt mir dann auch was ein zur systemischen Gesamtbetrachtung, erste Ideen hätte ich bereits.

MfG, HPK
Datenquelle: energy-charts

Gravatar: Ernst-Friedrich Behr

Herr Klein, Sie schreiben:

"Gestern am 22.04.2020 erreichten die EE mittags um 12:45 stolze 83,5 % der bundesweiten Stromerzeugung."

Warum nur 83,5% und nicht 100%? Welchen Grund gibt es, nur 83,5% als "stolz" zu bezeichnen?

Gravatar: Ernst-Friedrich Behr

Herr Klein, Sie schreiben:

"Systemische Gesamtbetrachtung statt Krämerseelen-Ökonomie der alten Schule, muss man lernen, das kann eben nicht jeder."

Bitte definieren und erklären Sie die Begriffe "Systemische Gesamtbetrachtung" und "Krämerseelen-Ökonomie". Ich kann Sie leider nicht verstehen.

Gravatar: karlheinz gampe

Die EEG Umlage verteuert auf jeden Fall den Strom für den Verbraucher und ist ein für den Erzeuger feststehender Betrag pro kw, der 20 Jahre gilt. Sie gewährt Erzeugern gute Ein- oder Nebeneinkünfte ! Wenn sich Solar und Wind rechnen, warum wird diese Umlage nicht gestrichen ? Lobby ?

Gravatar: karlheinz gampe

2 Fonds sollen auch pleite gegangen sein. Deshalb Finger weg von Fonds. Jeder muss sich selbst um sein Kapital (Erspartes)kümmern. Nur Idioten meinen, dass Bankster und Fonds besser Geld an der Börse anlegen können als der Sparer selbst.Es hat sich gezeigt, dass nicht nur Politiker Idioten sind sondern auch Bankster, deshalb muss für Idioten ( Bankenrettung) und Politiker der Steuerzahler aufkommen.

Gravatar: Hans-Peter Klein

@ Ernst-Friedrich Behr 22.04.2020 - 15:30

Ach, der Herr Behr, unser aller Erklärbehr, äh -bär.

Dann erklären Sie uns doch mal, wenn Sie schon dabei sind, wie sich diese vermeintlich hohe EEG-Umlage eigentlich berechnet.
Spielt da der niedrige Börsenpreis ev. eine Rolle, wenn, ja, welche?
Kann es sein, das bei niedrigen Börsenpreisen, gerade dann, die EEG-Umlage hoch ausfällt? Welchen Sinn ergibt das?

Systemische Gesamtbetrachtung statt Krämerseelen-Ökonomie der alten Schule, muss man lernen, das kann eben nicht jeder.

Frage:
Sie gehören hier doch auch zur Fake-Power-Fraktion gegen die Energiewende.
Gestern am 22.04.2020 erreichten die EE mittags um 12:45 stolze 83,5 % der bundesweiten Stromerzeugung.

War das was gestern mittag aus Ihrer Steckdose kam zu 83,5 % Fake-Power, die restlichen 16,5 % jedoch qualitativ hochwertiger Atom-Kohle-Strom?

MfG, HPK

Gravatar: Ernst-Friedrich Behr

Herr Klein, Sie schreiben:

"Obwohl die Erneuerbaren Energien die Strompreise an der Strombörse niedrig halten (Grund: Keine Brennstoffkosten) werden diese niedrigen Börsenpreise nicht an den Stromendkunden weiter gegeben, verdienen tut der Stromhandel, Leidtragende sind die Stromverbraucher."

Falsch, Herr Klein. Der Kunde muss die hohen EEG-Umlagen zusätzlich zum Strompreis an der Börse zahlen, damit die Betreiber von Windmühlen und Solaranlagen immer gleich hohe Preise abkassieren können, unabhängig davon, ob die Börsenpreise hoch oder niedrig sind. Deshalb steigt der Verbraucherpreis gerade dann, wenn die Börsenpreise niedrig sind. Der Stromhandel verdient dagegen nur marginal.

Zusätzlich sind dann noch Stromsteuer zu zahlen sowie die Netzentgelte, die wegen der Wind- und Sonnenstromeinspeisungen weit entfernt von den Verbrauchsschwerpunkten immer weiter steigen.

Sie haben das System nicht verstanden. Kostenrechnung muss man lernen, das kann eben nicht jeder.

Gravatar: Hans-Peter Klein

Entscheidend ist der letzte Satz Ihres Artikels :

" .. dass die Kunden weiterhin hohe Preise zahlen, obwohl die Energiepreise als Folge ... eigentlich sinken sollten. "

Das was Sie hier für den Ölhandel schildern erleben wir auf dem Stromsektor, im Stromhandel an der Strombörse, doch schon seit langem exakt genau so:

Obwohl die Erneuerbaren Energien die Strompreise an der Strombörse niedrig halten (Grund: Keine Brennstoffkosten) werden diese niedrigen Börsenpreise nicht an den Stromendkunden weiter gegeben, verdienen tut der Stromhandel, Leidtragende sind die Stromverbraucher.

Dieses verkorkste System kann man wiederum nicht den Erneuerbaren Energien anlasten, deren reine Herstellungskostem kontinuierlich gesunken sind zu unschlagbar günstigen Angebotspreisen um die 5 ct/kWh, was weder Atomenergie noch fossile konventionelle erreichen.

Diese Konstante wird auch in Zukunft verlässlich bleiben: Keine anfallenden Brennstoffkosten bei den Erneuerbaren Energien, ganz im Gegensatz zu allen anderen konventionellen Primärenergieträgern.

Von den Ewigkeitskosten (Entsorgung) und externalisierten Kosten (Zwischenlagerung, Abriss, Umweltschäden) haben wir noch gar nicht angefangen.

Es ist Zeit das ganze System neu zu überdenken in Richtung:

1. Die Preise müssen wieder die ganze Wahrheit (alle (!) anfallenden Kosten) wieder spiegeln.

2. Die ganze Energieversorgung ist auf ihre Resilienz in Krisenzeiten zu prüfen, das heisst wir erleben momentan einen Stresstest unter den schwierigen Bedingungen einer weltweiten Krise.

MfG, HPK
P.S.: Vorläufiges Fazit, Stand 22.04.2020:
Bisher schlagen sich die EE hervorragend gut (Momentanwerte bis zu 85% der bundesweiten Stromerzeugung), die deutsche Wirtschaft und unser Gesundheitssystem stehen im internationalen Vergleich relativ gut da.

Gravatar: karlheinz gampe

Der Preis ist ins Negative gefallen, weil Spekulanten sich verzockt haben. Sie haben auf steigenden Ölpreis gezockt, wollten dieses Öl auf dem Papier jedoch niemals physisch haben. Nun kam der Liefertermin aber was macht einer der Öl auf dem Papier gekauft hat, es aber gar nicht einlagern kann. Er muss dieses Papier um jeden Preis verkaufen. Also er muss Geld zahlen, dass er dieses Öl auf dem Papier wieder los wird. In Singapure ist ein großer Ölhändler durch die Verwerfungen am Markt pleite gegangen !
https://www.forbes.com/sites/pamelaambler/2020/04/20/coronavirus-casualty-singapore-oil-giant-files-for-bankruptcy-amid-price-war-and-covid-19/#1d6b010113ad

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