Die USA haben Russland provoziert, indem sie die Ukraine als Partner der NATO aufbauten

Noam Chomsky: Wir müssen die Welt vor einem Atomkrieg bewahren

Noam Chomsky verurteilt den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands. Doch die USA haben Russland dazu provoziert. Jetzt müsse mit allen diplomatischen Mitteln eine Ausweitung des Krieges verhindert werden. Anschließend muss die Ukraine neutral werden.

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[Chomskys Stellungnahme kurz vor Beginn des Krieges: Siehe Video HIER]

[Chomskys Stellungnahme Ende März: Siehe Video HIER]

Der mittlerweile 93 Jahre alte Noam Chomsky, Sprachwissenschaftler und der meistzitierte Intellektuelle der Gegenwart, beschäftigt sich seit den 1930er Jahren intensiv mit der Weltpolitik und hat dazu über hundert Bücher publiziert.

Nun hat er sich in Interviews und Videos zum Ukraine-Krieg geäußert. Was hat er zu sagen? Wir fassen seine wichtigsten Stellungnahmen zusammen.

Chomsky verurteilt den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands und die russischen Kriegsverbrechen auf das Schärfste.

Doch die USA haben Russland durch die Bindung der Ukraine an die NATO dazu provoziert.

Darauf geht er ausführlich ein:

Noam Chomsky erinnert daran, dass die USA es andersherum niemals dulden würden, wenn Länder wie Kanada oder Mexiko Bündnisse mit Russland oder China eingingen und deren Waffen an der amerikanischen Grenze stationierten und dort gemeinsame Manöver abhalten würden.

Die USA weiten diesen Anspruch sogar auf die gesamte westliche Hemisphäre aus. Gleichzeitig verlange man von Russland, dass es NATO-Erweiterungen auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR zulassen solle. Dass dieses Missverhältnis zum Konflikt führen werde, sei vorauszusehen gewesen.

!!! Chomsky erinnert an ein offizielles Dokument vom 1. September 2021, bei dem es sich um ein formelles gemeinsames Statement der USA und der Ukraine handelt. Hier wird ausdrücklich formuliert, dass die Ukraine »frei« sein solle, der NATO beizutreten! Daher rührt die massive Überbetonung der USA auf die »Souveränität« der Ukraine. Dieses Dokument wurde von den Mainstream-Medien in den USA weitgehend verschwiegen. In diesem Dokument ist ausdrücklich von der Erweiterung einer US-amerikanisch-ukrainischen strategischen und militärischen Kooperation, von amerikanischen Waffenlieferungen und von Ausbildern die Rede, um die militärische Bereitschaft der Ukraine als strategischen Partner der NATO zu stärken !!!

Chomsky holt historisch weiter aus:

Der Konflikt gehe vor allem zurück auf die Entscheidung der USA, zunächst von Präsident George W. Busch im Jahre 2008, dann bestätigt von Barack Obama, die Ukraine einzuladen der NATO beizutreten.

Die US-Präsidenten taten dies, obwohl klar war, dass kein russischer Staats- und Regierungschef einen solchen Beitritt jemals zulassen würde. Für Russland ist die NATO eine feindliche Militär-Allianz.

Die geo-strategische und historische Bedeutung der Ukraine ist viel zu groß, als dass Russland einen solchen Schritt jemals zulassen würde. Die Amerikaner wissen dies. Trotzdem haben die USA diesen Schritt gewagt.

Dem Vorgehen der USA wurde damals von Frankreich und Deutschland widersprochen. Aber das war für die USA von keiner signifikanten Bedeutung. Die USA haben mit ihren Bemühungen, die Ukraine strategisch an sich zu binden, einfach weiter gemacht.

Eine Rolle spielt auch das Minsk-II-Abkommen, das zwischen Frankreich, Deutschland, Russland und der Ukraine abgeschlossen wurde. Doch weder Russland noch die Ukraine haben das Abkommen umgesetzt. Die USA haben die Ukraine dabei gewähren lassen. Es gebe zahlreiche Studien dazu, die belegen, dass eine Umsetzung des Minsk-II-Abkommens die Krise verhindert hätte. Doch Europa sei nicht dazu in der Lage gewesen, so etwas ohne Unterstützung der USA durchzusetzen.

Eine Umsetzung des Minsk-II-Abkommens hätte nämlich unter anderem zur Folge gehabt, dass die Einladung der USA an die Ukraine, der NATO beizutreten, hätte zurückgenommen werden müssen. Die Ukraine hätte ein neutraler Staat werden müssen (wie Österreich während des Kalten Krieges). Auch die Autonomie der Donbas-Region und die Ent-Militarisierung der Ukraine hätten dann umgesetzt werden müssen.

Doch die USA hatten an all dem kein Interesse. Sowohl Washington als auch Moskau haben zur Intensivierung des Konfliktpotenzials beigetragen, anstatt dies abzubauen. Europa hatte hierbei wenig zu sagen.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist die generelle NATO-Osterweiterung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Es gab damals zu Beginn der 1990er Jahre mehrere Konzepte, wie die Sicherheit Eurasiens neu organisiert werden könne. Michael Gorbatschow und der damalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher unterstützen die Idee, die Sicherheit Eurasiens ohne gegnerische Militärblöcke neu zu organisieren. Es sollte eine gemeinsame Sicherheitsstrategie von Portugal bis Wladiwostok erarbeitet werden. Doch dieser Vorschlag war von den USA ausgeschlagen worden.

Gorbatschow habe mit seiner Bereitschaft, der Wiedervereinigung Deutschlands zuzustimmen, einen großen Schritt in Richtung gesamteuropäischer Zusammenarbeit gemacht. Doch darunter war die Bedingung, dass die NATO sich nicht nach Osten ausweiten sollte. US-Außenminister James Baker hatte Gorbatschow dieses Versprechen gegeben. Daran hat sich die NATO nicht gehalten.

In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre haben sich die USA vor allem an die Clinton-Doktrin gehalten, ihren Einflussbereich immer weiter nach Osten auszudehnen.

Hätten sich die Europäer stärker gegen die US-Interessen behauptet, wäre es vermutlich nicht so weit gekommen. Länder wie Deutschland und Frankreich sollten sich stärker gegen die US-Einflussnahme zur Wehr setzen und für eine eigene stabile Politik in Europa sorgen, findet Chomsky.

Wie geht es weiter?


Noam Chomsky ruft die USA und die Europäer auf, eine Eskalation des Konfliktes zu vermeiden und alle Möglichkeiten auszuloten, eine diplomatische Lösung zu finden, den Krieg in der Ukraine zu beenden, damit weitere Opfer vermieden werden können.

Vor allem muss die Eskalation zu einem offenen Konflikt zwischen der NATO und Russland und somit ein Atomkrieg vermieden werden. Gerade Russland habe, so Chomsky, ein technologisches schlechtes System, atomare Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen und von Nicht-Bedrohungen zu unterscheiden. Es bestehe die große Gefahr, dass ein Missverständnis zwischen der NATO und Russland zu einem ungewollten Atomkrieg führen könnte. Das wäre das Ende der menschlichen Zivilisation.

Noam Chomsky ist besorgt, dass (nach Umfragen) ein Drittel der US-Amerikaner eine militärische Konfrontation in der Ukraine begrüßen würde, selbst wenn dies einen atomaren Schlagabtausch zur Folge hätte. Dies deute darauf hin, dass Millionen Menschen in der westlichen Welt nicht die geringste Idee (mehr) davon haben, was ein Atomkrieg wirklich bedeutet.

Doch Chomsky stellt klar, dass jede Form der Eskalation, sei es der Einsatz von NATO-Truppen in der Ukraine oder die Einrichtung einer Flugverbotszone, zu einem Dritten Weltkrieg führen könne. Um das zu verhindern, müsse man Putin eine Ausweichmöglichkeit lassen, den Krieg zu beenden, bevor es zu spät ist.

Falls das klappt, muss die Ukraine nach dem Ende des Krieges ein neutraler Staat werden. Der Westen muss garantieren, dass die Ukraine kein Mitglied der NATO wird. Auch dürfen in der Ukraine keine Waffen des Westens stationiert werden, die auf Russland gerichtet seien. Nur so sei Russland dazu zu bewegen, die Ukraine in Frieden zu lassen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Sting

DER ANGRIFF RUSSLANDS AUF DIE UKRAINE IST SEITENS DES WESTENS AN HEUCHELEI UND LÜGEN NICHT MEHR ZU ÜBERBIETEN.
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AUSGERECHNET DIE USA + NATO EMPÖREN SICH, DIE KRIEGE WIE AM FLIESSBAND PRODUZIEREN !!
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Wenn der Westen sich ehrlich Sorgen um das Wohlergehen der Menschen in der Ukraine machen würde, würde man sofort die LIEFERUNG von WAFFEN an die Ukraine einstellen und FREIDENSVERHANDLUNGEN starten !!
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Mit Waffen beendet man keinen Krieg, sondern man lässt ihn dadurch eskalieren !!!
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Russland wird systematisch seit 1991 mit immer mehr NATO-LÄNDERN vor seiner Haustüre konfrontiert und jetzt auch noch sozusagen auf der Fußmatte Russlands mit einem Beitritt der Ukraine.
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Hätte umgekehrt Russland in Südamerika Raketen stationiert wäre das Kriegsgeschrei der USA sofort entbrannt.

Gravatar: Müller Milch

Auf ihn habe ich gewartet: Chomsky, die hohe Instanz der Rationalität und Humanität. Leider wird in den USA von den Verantwortlichen niemand auf Chomsky hören. Wie zuvor beim US-Afghanistankrieg, Irakkrieg, Golfkrieg, Vietnamkrieg, Koreakrieg... Chomsky hatte immer recht, aber immer wurde er übergangen, weil er anspricht, was die US-Eliten nicht hören wollen. Er weiß, was passiert, daher haben ihn die US-Medien stets blockiert.

Gravatar: Rasio Brelugi

Da steht dieser üble Linksideologe ja tatsächlich mal auf der rational richtigen Seite. Zufall!
Der Ukraine die Neutralität aufzuzwingen, ist völkerrechtlich wohl kaum möglich. Putin ist zu diesem Schritt aufgrund der russischen Sicherheitsdoktrin gezwungen worden. Diese besagt: Die Umzingelung Russlands Grenze an Grenze durch NATO-Mitglieder wird von Russland als aggressiver Akt der NATO angesehen. Er hat es ja lange genug und oft genug gesagt.
Alles, was nötig ist, ist: Die NATO muss ihre Kriegslüsternheit in den Griff bekommen und in Übereinkunft mit Russland auf NATO-Mitglieder an der direkten Grenze zu Russland verzichten. Auf dieser (konfliktreduzierenden) Grundlage soll die Ukraine ihre Politik machen, wie sie will. Vielleicht kommen sie ja so von alleine drauf, dass man einer unmittelbar angrenzenden, atomar gerüsteten Großmacht nicht unentwegt ans Bein pinkeln kann, ohne dass was passiert.
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Der Ukraine-Konflikt zeigt auch nochmals (!) wie in einem Brennglas die Verlogenheit und Heuchelei der sog. "Grünen" auf. Als die militärische Balance zwischen NATO und Sowjetunion / Russland hinreichend stabil war, haben sie den NATO-Austritt Deutschlands gefordert. Jetzt, wo die NATO uns peu à peu in einen Atomkrieg hineinlaviert, mischen sie kräftig dabei mit, gemeinsam mit der NATO. Denn das war schon immer und ist das Programm der verlogenen und heuchelnden Grünen: Destruktionismus.
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PS: Seit etwa ein oder zwei Wochen denke ich, dass die Wahrscheinlichkeit der Eskalation des Ukraine-Krieges zu einem Atomkrieg größer ist als die diplomatische Beilegung dieses Krieges.

Gravatar: werner S.

Die USA und die Ukraine haben diesen Krieg provoziert. Sie sind für alles und allem was dadurch geschehen ist verantwortlich.
Die USA wollen sich am liebsten auch über Russland ausbreiten, um an die unermesslichen Rohstoffe zu gelangen, die sie wegen ihrem Way of Life brauchen. Das ewig erforderliche Wachstum der USA, um ihre Wirtschaft und ihren Staat am Leben zuerhalten, braucht immer das Verbrechen der Expansion und neue Rohstoffe.
Die Frechheiten von dem ukrainischen Botschafter und den Polen, die den Deutschen die Schuld an dem Krieg in der Ukraine in die Schuhe schieben wollen, darf sich die deutsche Nation auf keinen Fall gefallen lassen.
Die Botschafter dieser beiden Nationen müssen aus Deutschland sofort und rigoros rausgeschmissen werden.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Daher rührt die massive Überbetonung der USA auf die »Souveränität« der Ukraine. Dieses Dokument wurde von den Mainstream-Medien in den USA weitgehend verschwiegen. In diesem Dokument ist ausdrücklich von der Erweiterung einer US-amerikanisch-ukrainischen strategischen und militärischen Kooperation, von amerikanischen Waffenlieferungen und von Ausbildern die Rede, um die militärische Bereitschaft der Ukraine als strategischen Partner der NATO zu stärken!!!“ ...

Um damit zu betonen, dass die amerikanische Politik tödliche Konsequenzen für die Menschen auf der ganzen Welt hat und es die USA sind, welche den größten Lieferanten von Völkermord auf dem Planeten verkörpern???
https://worldbeyondwar.org/de/u-s-largest-purveyor-genocide-planet/

Gravatar: Peter

Die USA will eine Staatengemeinschaft darstellen. Im Gegenzug sollte Rußland die USA als Staat aberkennen.
Die einzelnen nordamerikanischen Bundesstaaten müssen aber anerkannt werden. So werden in Rußland alle USA-Dokumente ungültig.

Gravatar: Fritz der Witz

Hat Herr Chomsky das der Biden-Kamarilla schon erklärt ?

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