Ein Gastbeitrag von Rocco Burggraf

Neues von Villarriba und Villabajo

In Villarriba herrschen seit Wochen Windstille und Kälte. Dunkelflaute. Nachdem schon die angekündigten Herbststürme ausfielen, brennt nun auch die Erde nicht wie prognostiziert, sondern es droht der frostigste Wintermonat seit langem.

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Es ist offenkundig. Höhere Mächte strafen Villarriba für ständigen Fortschritt, Wohlstand, Fleischeslust. Entsetzt stellt man fest, dass ein einziger Spätherbstmontag 1% der gesamten Gasvorräte des Dorfes gefressen hat. In Villabajo (das ist das Gebiet außerhalb von Villarriba) sind diese Sorgen unbekannt. Das tut aber jetzt in Villarriba nichts zur Sache.

Was tun? Die in Villarriba geltende, hochangesehene Wissenschaft verweist auf fast vergessene, heteronormative Grundrechenarten und warnt den Dorfvorstand vor einer baldigen Gasmangellage. Daher warnt dann der in Mathematik nicht so bewanderte Dorfvorstand jetzt alle Bürger vor…? Einer Gasmangellage! Vor der hatte viele Jahre zuvor auch Villabajo schon gewarnt. Das tut aber jetzt nichts zur Sache. "Man muss jetzt nach vorn schauen!", meint der Bürgermeister in Villarriba. Und da droht Gefahr. Zwar, so stellt er fest, seien alle Einwohner im Oktober/November „gut“ gewesen, vor allem das Rathaus...also vor allem das Rathaus...hätte selbstverständlich „ausreichend vorgesorgt“, aber nun müsse man eben „sparen“. Einige besonders misstrauische Villarribianer zischeln jetzt mürrisch, die im Rathaus seien womöglich Schwachköpfe. Denn hätte man dort „vorgesorgt“, müsse man ja jetzt nicht warnen. Und „gut“ seien sie vorher im Dorf auch nicht gewesen. Denn Villarriba sei irgendwie schon lange nicht mehr gut in irgendwas. Nicht in der Schule, nicht beim Digitalen und nicht im Fußball. Auch im Oktober und November beim Sparen nicht. Da war es lediglich wärmer als üblich. Logik, meinen jetzt einige, ist gar nicht so divers wie gedacht sondern mehr so stringent.

Aber die meisten Villarribianer wissen, sie sind selbst schuld. Nein, nicht, weil sie ihre stets verläßlichen modernen Stromfabriken abgeschaltet, durch Ventilatoren und Bioschweinescheiße ersetzt und damit die besten Handwerker aus dem Dorf getrieben haben, sondern weil sie zuvor Jahr um Jahr immer besser, also in Sünde gelebt hatten. Deshalb wechselt sich jetzt die in Villarriba verursachte Wärme mit der in Villarriba verursachten Kälte plötzlich so ab, dass man im Rathaus kaum noch hinterherkommt. Nun ist den meisten Bürgern klar, das Glück hat sie verlassen. Es gilt, das Universum zu besänftigen. In dem man Buße tut. Opfer bringt. Sparen. Noch mehr sparen. An allem! Und vor allem - Zeichen setzen! Fotografen einladen, sich auf dem Marktplatz der Eitelkeiten einfinden, gemeinsam festkleben. Traurig nach oben gucken. Jetzt ist sie da. Die Stunde der bärtigen Propheten und der jungfräulichen Klageweiber. Der Untergang ist sicher. Jedenfalls in Villarriba. Dort war man zuletzt nicht mehr gut. Und damit seiner Zeit weit voraus.

Noch nicht alle haben das verstanden. Während in Villarriba Buße getan, auf Licht, Wind und Ablass gehofft wird, verlässt man sich in Villabajo wie immer auf sich selbst. Unbeirrt bastelt man dort an Wohlstand, Sicherheit, Kleinstreaktoren und Kernfusion, geradeso als ob es ein Morgen gäbe. „Teufelszeug!“, denken die in Villarriba Klebenden im Stillen und „Böse wird’s enden!“. „Böse wird’s enden!“ denken die Villabajo Lebenden. Und meinen Villarriba.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gerhard G.

Heute bei staseve gelesen

Die deutsche Energiesicherheit steht trotz anderslautender Beteuerungen der Politik auf extrem schwachen Füßen. Das wurde jetzt schlagartig am Montag, dem 12. Dezember deutlich. Der bislang kälteste Tag in einem überdurchschnittlich kalten Dezember führte zu einem erheblichen Energieverbrauch.



Der bislang kälteste Tag in einem überdurchschnittlich kalten Dezember….Leute …wir haben Winter …da sind solche Temperaturen normal in D…schon vergessen ???Und wir haben erst Dezember. In den Räumen wo man sich nicht ständig aufhält genügt auch die Frostsicherung…und die tägl. Warmdusche …sollte Weicheiern vorbehalten sein. So wie man die Falten von innen glätten kann …funktioniert auch das Heizen von Innen …mit Kaffee/Brühe oder gar Schto Gramm (ohne Letzteres würde man in Sibirien kaum überleben).Dann gäbe es noch die Grüne Vatiante …den Kältetod sterben.



Das sind Schmerzen….

Gravatar: <Frank>

Und wenn die Villaribianer nicht bald den Schamanen Robert bestellen der um Regen, Wind und Sonne tanzt während sie gemeinsam den Grünen Gott anbeten, wozu sie mangels Arbeit nun glücklicher Weise genügend Zeit finden, dann könnten die Villabajaner Recht behalten was ihrer Meinung nach jedweder Logik entbehrt.

Denn es kann nicht sein was nicht sein darf,
sprach´s und da war´s hin das Schaf.

Gravatar: Dante Werner

Wieso müssen wir für die Ostaggressionen von Übersee die Zeche zahlen?
Hat Joska Fischer nicht mal gesagt und Lafontene auch: Amys go home.
Die Zeit ist längst reif dafür.
Europa könnte allein und ohne Hilfe den Krieg beenden!

Gravatar: Jürgen Kurt Wenzel

Dieser Sumpf wird uns unweigerlich verschlingen !!!Der Putsch , der Hochverrat an der erzwungenen Werteordnung war der ,, Einigungsvertrag" 1990 !!! Jetzt ist das Unheil erwacht !!!LINKS , LINKS der Rote Schakal ist erwacht !!!Doch wartet ! Erst frisst er sich selbst !!

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

… „Teufelszeug!“, denken die in Villarriba Klebenden im Stillen und „Böse wird’s enden!“. „Böse wird’s enden!“ denken die Villabajo Lebenden. Und meinen Villarriba.“

Weil sie realistisch sind und nicht - wie dieses Ukraine-Selenskij – auf den Endsieg einer Anni incl. ihres Roby
& Co. hoffen, welche dieses Phänomen etwa als völlig ´normales Paradoxon` der globalen Klimaerwärmung abtun???

Gravatar: Patrickfeldmann

Sehr gut!
Wenn man es zum Märchen macht und alles genauso erzählt, wie es wirklich abläuft, dann wird das Abergläubische in der Sache so richtig deutlich!

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