Ein Gastbeitrag von Rocco Burggraf

Neues aus der Pipeline

Nein, das sind keine Zeiten für lange Denkpausen. Ich bin offenbar zu schwach zum Klappehalten. Ein Leck also? Und dann noch eins und noch eins? Betroffen - drei Pipelines der Trassen Nordstream I und II. An einem Tag.

Foto: Verteidigungsministerium Schweden
Veröffentlicht:
von

Bei Bornholm zerbirst gestern gegen 3Uhr nachts plötzlich Nordstream II. Klimaschädliches Methan bahnt sich in erheblichen Mengen seinen Weg an die Meeresoberfläche. Seismographen zeigen signifikante Ausschläge. Eindeutig eine enorme Explosion. Auswirkungen hätte das keine, wird umgehend bekannt gegeben, schließlich flösse derzeit kein Gas, Methan wäre wasserlöslich und eine großzügige Sperrzone für den Seeverkehr (und allzu Neugierige?) bereits eingerichtet. Eine Seite-3-Meldung bisher. Eine der üblichen kindgerechten Betrachtungen öffentlich rechtlicher Befehlsempfänger.

Die zurückhaltende Reaktion der Qualitätsmedien fällt auch sonst auf. Zwar wird in den wenigen lapidaren Kommentaren gar nicht erst der Versuch unternommen, einen koordinierten Sabotageakt anzuzweifeln, aber über dessen Hintergründe und die Folgen werden kaum Betrachtungen angestellt. Das wird der Dimension dieses Terroraktes alles andere als gerecht. Schließlich sprechen wir hier nicht mehr von der kriegsbedingten Nichtnutzung von Versorgungsleitungen sondern von der Zerstörung der Hauptschlagadern für Deutschland, von dem wiederum das Schicksal ganz Europas als global bedeutsamer Wirtschaftsstandort abhängt. Warum also geht die Meldung fast unter?

Die Tatsache, dass hier gleich drei der für Deutschland bedeutendsten Pipelines binnen 24h zerstört werden, spricht nicht dafür, dass sich die Akteure lange mit dem Legen falscher Spuren beschäftigt hätten. Es sieht eher so aus, als ob hier ein unmissverständliches Zeichen gesetzt werden soll. Die wichtigsten Brücken zwischen Russlands Rohstofflagerstätten und den Produktionsstätten des bisherigen Exportweltmeisters wurden vor aller Augen gesprengt. Das klingt eher nach dem soeben von Baerbock verkündetem „Beine wegschlagen“. Von Trampo-Lenchen ist selbstverständlich nicht zu erwarten, dass sie die gemeinte Blutgrätsche gegen Putins Standbein von der Amputation der eigenen Unterschenkel unterscheiden kann. Dazu müsste man erkennen, dass die Reparaturen zumindest an der Ostseeröhre enorm aufwändig werden dürften, dass sich solche Lecks künftig jederzeit mit überschaubarem Aufwand „erneuern“ lassen, und daher wenig Ambitionen zur Wiederherstellung aufkommen werden. Die zu Ende gedachte Botschaft ist also klar: Hier wird, auch im Fall einer eventuellen Friedenslösung im Ukrainekrieg, kein russisches Gas mehr fließen! Ein Zurück zum Status Quo einer führenden Industrienation ist für Deutschland ab jetzt nicht nur moralisch sondern auch physikalisch ausgeschlossen!

Die unmodern gewordene Frage nach den Nutznießern drängt sich auf. „Wir planen eine Pipeline in die Luft zu jagen!“ hatte Luisa Neubauer im Juni in Kopenhagen verlauten lassen. Es erscheint dennoch unwahrscheinlich, dass die Terrorazubis der FFF- oder Extinction Rebellion-Bewegung schon in der Lage wären, eine solche Kommandoaktion zeitgleich in zwei Hoheitsgebieten im 100m tiefen und 8°C kalten Ostseewasser durchzuführen.

Auch das gelegentlich beobachtete Auftauchen Putinscher Atom-U-Boote in der Ostsee dürfte nicht die richtigen Verdachtsmomente liefern. Russland würde wohl kaum sein Pokerblatt dezimieren, ist doch die verbleibende Möglichkeit zum tagesaktuellen Auf- und Zudrehen der Daumenschrauben besser als nichts.

Bleiben noch die stets rohstoffaffinen Geostrategen in den Gedankenpanzern hinterm Atlantik. Schon vor der Fertigstellung wurde Deutschland vom "großen Bruder" mit unmissverständlichen mündlichen und schriftlichen Drohungen vor einer Inbetriebnahme von Nordstream II gewarnt. Nachdem Putin das amerikanische Fracking-Sausen nun mit seinem Überfall bestätigt zu haben scheint, war kaum ein besserer Zeitpunkt denkbar, als genau jetzt die ungeliebte, aber doch noch verbleibende Option einer Wiederannäherung Russlands an Europa faktisch vom Tisch zu wischen. Zeigt sich doch in der Nachkriegsgeschichte unabhängig von der erneuerbaren Konkurrenz, dass die Vormachtstellung in der Welt noch immer auf fossilen und atomaren Brennstoffen gründet. Bedarf ist immer, gelegentlich kann man ihn auch befeuern, worauf es letztlich immer ankommt sind…das Angebot, der Preis und der verbleibende Anbieter.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Sting

Es nützt definitiv den USA und der BRD-Regierung ..z.B. wegen der zunehmenden Forderungen NS2 zu öffnen !!

Gravatar: Hotzenplotz

Für mich ist es recht interessant, dass Scholz und Faeser rechtzeitig in "Corona - Ur Laub" gegangen sind. Somit haben diese sich sowohl als Mitglieder der Regierung, als auch als Kommentatoren, zurück gezogen. Wie pasend.

Gravatar: Werner Hill

Halt! Wir liegen da alle falsch!

In einem Focus-Beitrag zum Thema wird ein gewisser A.P. Nielsen zitiert, für den kommt für den Anschlag nur EINE Partei in Verdacht: "Wenn wir uns anschauen, wer eigentlich von den Umständen profitiert, daß Europas Gasmärkte ins Chaos stürzen: ich denke, da gibt es nur einen Akteur, der von wachsender Unsicherheit profitiert - und das ist Russland."

Ist doch logisch! Oder?

Allerdings wird auch die Möglichkeit angedeutet, daß es "Aktivisten" oder die Ukraine waren.

Von den USA steht da nichts. Und wenn auch die Mainstream-Medien dort mit dem Finger auf Russland zeigen, muß es doch wohl stimmen ...

Gravatar: Sting

US-Truppen in der Ostsee
-
https://philosophia-perennis.com/2022/09/28/polnischer-spitzenpolitiker-bedankt-sich-bei-usa-fuer-zerstoerung-der-nordstream-pipelines/
-
Kurz vor dem Terroranschlag auf die Pipelines fand zudem ein großes US-Truppenmanöver in der Ostsee statt.
-
Beteiligt waren 4.000 Soldaten und zahlreiche Kriegsschiffe. Diese fuhren dabei auch unmittelbar an Bornholm vorbei:
-
„Hat etwa ein Uboot, oder ein Kampftaucher einen „Abstecher“ und sich an Nordstream zu schaffen gemacht?“ fragen nun viele kritische Beobachter in den sozialen Netzwerken.
-
Noch deutlicher wurde Radek Sikorski, der ehemalige Verteidigungs- & Außenminister Polens, aktuell Mitglied des Europäischen Parlaments: der bedankte sich gestern Abend bei den USA für die Gaslecks an NordStream 1 & 2.
-
Damit steht der TÄTER USA fest !!

Gravatar: Sting

Das wurde von einem Spezialkommando gemacht, denn die Leitungen liegen in 40 Meter Tiefe.
-
Dafür braucht man eine U-BOOT und Spezialausrüstung mit für die Tiefe ausgebildeten Tauchern.
-
Publizistin Dagmar Henn schreibt dazu:
-
Die Liste der möglichen Verdächtigen ist also vergleichsweise kurz. Kampfschwimmer besitzen in alphabetischer Reihenfolge Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Norwegen, Österreich, Russland, Schweden, Schweiz, Südafrika und die Vereinigten Staaten.
-
Dänemark besitzt keine U-Boote, hat aber den Vorteil, dass die Orte der Zwischenfälle in der Nähe des eigenen Staatsgebiets liegen, wenn auch außerhalb der Hoheitsgewässer.
-
Auch Finnland besitzt keine U-Boote. Die restlichen Staaten auf der Liste erfüllen beide Kriterien.
-
Wer hätte ein politisches Interesse? Die Vereinigten Staaten und eventuell noch Großbritannien.
-
Man erinnere sich an die Aussage von US-Präsident Joe Biden auf der Pressekonferenz mit Olaf Scholz, es werde im Falle eines russischen Einmarsches kein Nord Stream 2 mehr geben:
-
"Ich verspreche Ihnen, dass wir das tun werden."
-
Der Öffentlichkeit wird jedenfalls ein Drama vorgespielt, in dem eifrig gegen unbekannt ermittelt wird.
-
Eine Inszenierung, die nur deshalb funktionieren kann, weil man auch in Zukunft damit rechnen muss, dass russische Erkenntnisse mit allen Mitteln aus dem deutschen Informationsraum ferngehalten werden, wie man es im Fall der Informationen über US-amerikanische Biolabore ausführlich verfolgen konnte.
-
Es mag sein, dass die Vereinigten Staaten es erforderlich fanden, auf Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Volle-Hosen-Quarantäne zusätzlichen Druck auszuüben.
-
Es mag auch sein, dass Scholz selbst einem solchen Akt zugestimmt hat, weil doch etwas Panik vor der erzürnten Bevölkerung besteht.
-
Im ersten Falle wäre es eine Kriegshandlung innerhalb der NATO durch einen "Partner" gegen einen anderen; im zweiten Falle eine zusätzliche Runde Verrat durch diese Bundesregierung.
-
In beiden Fällen ist es ein massiver Angriff auf die Interessen der deutschen Bevölkerung !!
-
Wenn es jetzt ein funktionsfähiges deutsches Parlament gäbe, das nicht dem NATO-Wahn verfallen ist, müsste es von der Bundesregierung die Offenlegung aller eigenen Erkenntnisse verlangen, sowie die Offenlegung der Einsatzorte sämtlicher von deutscher Seite eventuell in Frage kommender Boote und Einheiten.
-
Da es ein solches Parlament nicht gibt und stattdessen die weit überwiegende Mehrheit den Deutschen viele kalte Winter und eine ruinierte Ökonomie wünscht, werden solche Fragen unterbleiben.
-
Und eines ist mehr als deutlich, mit oder ohne Billigung oder Beteiligung der Bundesregierung, welches NATO-Mitglied auch immer dafür verantwortlich war – wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr !!

Gravatar: spitzbube

moin
mal wieder was zum nachdenken, die pipeline-kriege! schon "alt" aber immernoch aktuell..

das pööse russische methan*hüstelhüstel*
https://de.wikipedia.org/wiki/Erdgasleck_in_der_Nordsee

https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-06/energie-erdgas-israel-aegyten?utm

https://www.dw.com/de/israel-wird-neuer-fl%C3%BCssiggas-lieferant-f%C3%BCr-europa/a-62145404

https://www.srf.ch/news/international/mittelmeer-pipeline-eastmed-eine-gaspipeline-fuer-die-eu

wer sind die akteure in der energieversorgung europas?
https://www.aktiendaten.de/9-11-shanksville/moskau/index.html

mit nachdenklichen grüßen

Gravatar: Lutz

"Die Sabotage der Pipeline ist eine Kriegserklärung an Deutschland. Und diese Kriegserklärung kommt aus den USA."

Das schätze ich auch so ein.

Handeln wir in Bismarckschem Geist und suchen die Nähe zu Rußland und handeln als Erstes einen Friedensvertrag als Grundlage der neuen Beziehung aus.

Bismarck hatte die Notwendigkeit einer guten Partnerschaft mit Rußland völlig richtig eingeschätzt!!!

Frau Marie-Agnes Bonsai-Churchill von der FDP: Ab jetzt heißt es "Slava Rossija"!!!

Gravatar: harald44

Dazu kann ich nur empfehlen von unseren Großvätern bzw. Urgroßvätern zu lernen, um Deutschland energieautark zu machen. Wie machten die das damals (1933-1945): Steinkohle fördern!
Denn aus Steinkohle kann man durch Verkokung Stadtgas gewinnen und dieses als Heizgas in das vorhandene Gasnetz einspeisen, was in meiner Kindheit in den 1950er-Jahren funktioniert hatte und heutzutage mit verbessertem Umwandlungswirkungsgrad erst recht funktionieren würde.
Des weiteren kann man aus Kohle auch Benzin, Diesel und Schmierstoff machen, was ebenfalls vor achtzig Jahren schon funktioniert hatte.
Kohle gibt es im übrigen in ganz Europa immer noch genug, so daß wir nicht einmal auf z. B. australische Kohlelieferungen angewiesen wären.
Übrigens: Weder Deutschland noch die Welt gingen in den 1950er Jahren unter, als JEDE Wohnung mit Koks, Braunkohlebriketts oder Eierkohlen beheizt wurden. Der Ofen stand damals in der Küche einer JEDEN Wohnung und Qualm kam aus JEDEM Hausschornstein.

Gravatar: Angermann

Vorhin auf philosophia perennis als Kommentar gefunden:

"Die Polen verdächtigen Russland! Wie blöde ist das denn? Wohl eher die Methode "Haltet den Dieb!" Wie bei dem AKW Saporischschja, das zwar von den Russen besetzt ist, dass die Russen aber trotzdem selbst beschießen. Die Russen sind ja sowas von dumm und selbstmörderisch!

Listen wir mal auf, wer von der Zerstörung der beiden Pipelines profitiert.

Da ist erst mal die USA. Die hassen die Russen und wollten North Stream 2 sowieso plattmachen. Biden hat dies sogar öffentlich gesagt, dass sie North Stream 2 ein Ende bereiten werden. Und auf Nachfrage, ob das realistisch sei, antwortete er, Glauben sie mir, das können wir! Außerdem schlägt der Ami noch Profit daraus, denn nun sind die Europäer, besonders auch die Deutschen abhängig von Flüssiggas, das die USA irgendwann liefern wollen, zum zehnfachen Preis des Russengases.

Und Surprise, surprise, vor gar nicht langer Zeit waren jede Menge amerikanische Kriegsschiffe vor Bornholm zu sichten, ganz in der Nähe der Stelle, wo jetzt die Lecks aufgetreten sind.

Dann ist da Polen, deren Motivation ist ähnlich der der Amis. Auch die Polen hassen die Russen. Und North Stream 2 war auch ihnen ein Dorn im Auge, denn daran konnten sie keine Durchleitungsgebühren verlangen. Rein zufällig wurde jetzt zeitgleich zu den Lecks die Baltic Pipe eröffnet, die Gas nach Polen bringt, das die Polen sicherlich liebend gerne an Deutschland verkaufen, kontingentiert und zu abnormen Preisen. Schließlich schuldet Deutschland Polen nach deren Lesart sowieso noch Billionen Euro an Reparationen.

Obwohl die Motivlage genauso gelagert ist wie in Polen, glaube ich nicht, dass die Ukrainer direkt daran beteiligt waren. Sie haben keine Flotte in der Ostsee und keinen direkten Zugang zur Ostsee. Gleichwohl profitieren auch sie davon, dass die beiden North Stream-Pipelines nun außer Funktion sind.

Tja, und dann wäre noch last but not least, die deutsche Bundesregierung unter Federführung des Ökoterroristen Habeck. Denen ist leider zuzutrauen, dass sie bei diesem schändlichen Angriff zumindest mitgeholfen haben. Denn ihnen wird der wachsende Protest mit der Forderung von uns Bürgern, North Stream 2 zu öffnen, nicht entgangen sein. Ebenso nicht die logische Forderung, North Stream 2 doch einfach zu öffnen, um zu sehen, ob Putin wirklich kein Gas liefert. Er hätte aber geliefert, mit Sicherheit! Und damit wären die Lügen der deutschen Regierung, das Putin die "Gaswaffe" nutzt, kollabiert. Das ist doch ein Staatsverbrechen wert, oder nicht? Nun können die sich hinstellen und sagen: wir hätten ja, aber nun geht es nicht mehr.

Stattdessen wird jetzt als fauler Kompromiss die Laufzeit zweier AKWs bis März 2023 im Streckbetrieb genehmigt.

Leute: wer solche Freunde, Nachbarn und Regierungen hat, der braucht keine Feinde mehr!" Zitat Ende

Ich füge noch hinzu: Und alle vereint die NATO! Und Polen, Dänemark und Norwegen haben zeitgleich eine eigene Ostseepipeline eröffnet!
https://www.epochtimes.de/politik/ausland/polen-daenemark-und-norwegen-eroeffnen-ostsee-pipeline-baltic-pipe-a3979582.html

Wer laut schreit, die Russen hätten das gemacht (ausgerechnet die, die keinerlei Nutzen davon haben!), hat entweder nicht alle Latten am Zaun oder ist ein krimineller Lügner.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang